Florenz

Florenz

Florenz (ital. Firenze, hierzu der Stadtplan), Hauptstadt der gleichnamigen ital. Provinz (s. oben), bis 1859 Hauptstadt des Großherzogtums Toskana und 1865–71 die des Königreichs Italien, 55 m ü. M., ist reizend im weiten, von Berghöhen umkränzten Tal des 120–160m breiten, von Kais eingefaßten Arno gelegen, eine der interessantesten Städte Italiens, die den Beinamen la bella (»die Schöne«) führt und wegen ihrer hohen geistigen Bedeutung, namentlich für die Kunst, auch das »italienische Athen« genannt wird.

Wappen von Florenz.
Wappen von Florenz.

Das Klima ist großen Temperatursprüngen ausgesetzt; die mittlere Temperatur beträgt im Jahr 14,3°, im Januar 4,8, im Juli 24,6°. Gleichwohl bringen viele Fremde einen Teil des Jahres hier zu. Spätfrühling und Herbst sind die schönste Zeit für F. Die Stadt ist durch Niederreißung der alten Mauer und Errichtung neuer Stadtviertel bedeutend vergrößert und zugleich verschönert, aber auch durch Niederlegung alter Quartiere mancher geschichtlicher Baudenkmäler und malerischer Örtlichkeiten beraubt worden. Sie hat mehrere wohlerhaltene Stadttore aus dem 13. und 14. Jahrh. und zwei Zitadellen, die kleinere (Belvedere) südlich am höchsten Punkte, die größere (Forte da Basso oder San Giovanni Battista) am Nordende. Die schönsten Straßen sind heute die längs den Ufern des Arno führenden Kais, Lungarno genannt, die Via Calzajoli, die belebteste Straße, die den Domplatz mit der Piazza della Signoria verbindet, die Via Porta Rossa, Via Tornabuoni, Via de' Cerretani, Via Martelli und Via Cavour auf dem rechten, die Via Maggio auf dem linken Arno-Ufer. An Stelle der frühern Befestigungsmauer umzieht die Stadt gegenwärtig eine breite Ringstraße (Viale). Unter den zahlreichen Plätzen bildet die Piazza della Signoria seit dem Mittelalter den Mittelpunkt des städtischen Lebens. Hier fanden alle Volksversammlungen, Feste und Kämpfe der republikanischen Zeit statt; hier wurde 1498 Savonarola verbrannt. Auf dem Platze befinden sich der Neptunsbrunnen von Ammanati, die Gruppe des Herkules und Cacus von Bandinelli und die Reiterstatue Cosimos I. von Giov. da Bologna (1594). Andre ältere Plätze sind: der Domplatz, die Piazza dell' Annunziata mit der Reiterstatue Ferdinands I. von Giov. da Bologna (1604) und zwei Brunnen von Pietro Tacca (1629), der jetzt ganz umgewandelte Mercato Vecchio, der älteste Platz der Stadt, mit dem Denkmal Viktor Emanuels (1891), die Piazza di Santa Maria Novella mit zwei Obelisken, die Piazza Santa Trinità mit einer antiken Granitsäule, die eine Porphyrstatue der Gerechtigkeit (von Tadda) trägt, und die Piazza di Santa Croce mit dem Dantedenkmal. Neu angelegt sind außer der Piazza Vittorio Emanuele die Piazza Cavour mit einem Triumphbogen, Piazza Donatello, Piazza d'Azeglio und Piazza dell' Indipendenza. Über den Arno führen vier steinerne Brücken: Ponte alle Grazie (von 1236), Ponte Vecchio (von 1345), die belebteste, mit den Buden der Goldschmiede und einem 1901 errichteten Denkmal Benvenuto Cellinis, Ponte Santa Trinita, die schönste (1570 von Ammanati erbaut), und Ponte alla Carraja (1557 erneuert). Außerdem wird der Arno an beiden Enden der Stadt von zwei eisernen Brücken überspannt.

[Kirchen.] Inmitten des Domplatzes erhebt sich der prachtvolle Dom Santa Maria del Fiore (1296 von Arnolfo di Cambio begonnen, 1425–36 durch Brunellesco mit der berühmten Kuppel versehen), 148 m lang, im Kreuz 94 m breit und bis zur Kuppellaterne 107 m hoch. Von außen sind die Wände mit verschiedenfarbigem Marmor bekleidet; die unvollendet gebliebene Fassade wurde erst 1887 von de' Fabris ausgeführt; die Portale, 1897–1903 durch Passaglia und Cassioli hergestellt, sind mit Statuen (darunter die Madonna del Fiore, s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, Fig. 1), Reliefs und Ornamenten ausgestattet. Das Innere besteht aus dem dreischiffigen Langhaus und dem achteckigen Kuppelraum, an den sich drei große aus dem Achteck gebildete Räume als Querhaus und Chorschluß legen (vgl. Tafel »Baustile II«, Fig 40). Der schöne Fußboden ist in einfachen geometrischen Figuren aus Marmor gefertigt. Die Kirche enthält Bildwerke von Ghiberti, Luca della Robbia, Michelangelo, Jac. Sansovino, Donatello, Ben. da Majano u. a., Fresken und Glasmalereien. Südlich neben der Front erhebt sich der freistehende viereckige Glockenturm (Campanile), von Giotto 1334 begonnen, nach seinem Tode 1387 vollendet, ein zierliches Bauwerk, 84 m hoch, das ebenfalls mit verschiedenfarbigem Marmor bekleidet sowie mit Reliefs (s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, Fig. 2) und Statuen geschmückt ist und von der Plattform eine herrliche Aussicht gewährt. Dem Dom gegenüber steht die Taufkapelle (Battistero), ein achteckiger Kuppelbau, bis 1128 Kathedrale, mit Bildhauerwerken von Donatello, Rustici und Andrea Sansovino (s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, Fig. 10) und Mosaiken aus dem 13. Jahrh. geziert. Berühmt sind die drei Bronzetüren (eine von Andrea Pisano, zwei von Lorenzo Ghiberti, s. Tafel »Bildhauerkunst VII«, Fig. 8). Hinter dem Dom wurde 1887 am ehemaligen Tedaldischen Haus eine Bronzebüste Donatellos angebracht.

Auch von den übrigen größern oder ältern Kirchen, im ganzen über 80, gehören viele zu den hervorragendsten Italiens; so die ehemalige Dominikanerkirche Santa Maria Novella (1278–1357 in toskanisch-gotischem Stil erbaut); die Kirche Santa Croce (1294 von Arnolfo di Cambio im gotischen Stile begonnen, 1442 vollendet), ursprünglich Klosterkirche, später Pantheon ausgezeichneter Florentiner, mit den Grabmälern von Michelangelo, Galilei, Machiavelli, Leon. Bruni, Alfieri, Cherubini, Marzuppini u. a., Ehrendenkmälern Dantes, Rossinis u. a., Marmorkanzel von Benedetto da Majano, Fresken von Giotto, Taddeo Gaddi u. a., im Kreuzgang mit der schönen Cappella dei Pazzi von Brunellesco; die Kirche dell' Annunziata, aus dem 13. Jahrh., mit großem Choranbau von Alberti (1451), zierlicher Vorhalle (1601) und berühmten Fresken von Andrea del Sarto im Vorhof und Kreuzgang (darunter die Madonna del Sacco); die Kirche San Marco, 1436 bis 1442 erbaut, 1588 von Giov. da Bologna im Innern restauriert, und das anstoßende ehemalige Kloster, jetzt Museo Fiorentino di San Marco, in dem seinerzeit Fra Giov. Angelico da Fiesole, Fra Girolamo Savonarola und Fra Bartolommeo della Porta als Mönche lebten; die Kirche Santa Maria del Carmine mit der beim Brand von 1771 verschont gebliebenen Cappella Brancacci, welche die kunsthistorisch wichtigen Fresken von Masaccio und Filippino Lippi enthält; die Kirche Santo Spirito, nach Brunellescos Entwurf gebaut, eine dreischiffige Säulenbasilika mit 38 Kapellen; die Kirche San Lorenzo, schon 390 gegründet, 1425 von Brunellesco neu gebaut, eine flach gedeckte Säulenbasilika mit gewölbten Seitenschiffen und einer kleinen Kuppel, zwei Kanzeln mit Bronzereliefs von Donatello, dem (1896 vollendeten) Grabdenkmal dieses Meisters, der alten Sakristei mit Stuckdekoration von demselben und der berühmten »Biblioteca Laurenziana«. Zu dieser Kirche gehören zwei Kapellen: die Cappella dei Depositi oder neue Sakristei, die im Auftrag Leos X. von Michelangelo erbaut wurde und die Grabmäler des Giuliano und Lorenzo de' Medici, geschmückt mit den allegorischen Gestalten des Tages und der Nacht, des Morgens und des Abends, berühmten Werken von Michelangelo (s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, Fig. 8), sowie dessen unvollendete Madonna mit dem Kind enthält; dann die Cappella dei Principi oder alte Sakristei, 1604 angelegt. Nennenswert sind noch die Kirchen Orsanmichele, 1337–59, ursprünglich als Kornhalle erbaut, mit Statuen von Donatello (s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, Fig. 7, Original jetzt im Bargello), Lorenzo Ghiberti, Andrea del Verrocchio (s. Tafel IX, Fig. 6) u. a. in den Nischen der Außenseite, im Innern mit dem prachtvollen Tabernakel von Andrea Orcagna; la Badia, mit Skulpturen von Mino da Fiesole und schönem Altarbild von Filippino Lippi; Santa Maria Maddalena dei Pazzi, mit Kapitelsaal, enthaltend ein schönes Freskobild von Pietro Perugino; Santi Apostoli, romanische Basilika mit schönem Ciborium von Andrea della Robbia; Santa Trinità, gotische Kirche, 1250 vielleicht von Niccolò Pisano erbaut, mit Fresken von Dom. Ghirlandajo

[Weltliche Gebäude.] Der florentinische Palastbau des 13.–15. Jahrh. hat einen ernsten, festungsartigen Charakter. Auch die Renaissancepaläste mit ihren kolossalen Rustika-Erdgeschossen, die nur von den riesigen Portalen und kleinen vergitterten Fenstern durchbrochen werden, haben ein strenges Gepräge. Die Anmut kommt in den schönen Hallenhöfen der Innenseite zur Geltung. Auf der Piazza della Signoria erhebt sich der Palazzo Vecchio oder della Signoria, ein ernster, burgartiger Palast, 1298 von Arnolfo di Cambio als Residenz der Signoria begonnen, mit einem schlanken, 94 m hohen Zinnenturm. Der schöne achteckige Säulenhof wurde von Michelozzo 1434 erneuert und enthält einen Brunnen mit Schale, dessen Spitze ein Knabe mit Delphin von Andrea del Verrocchio ziert. Der große Hauptsaal, 1495 erbaut, wurde später durch G. Vasari umgestaltet und mit Malereien geschmückt. An demselben Platze steht die anmutige Loggia dei Lanzi, eine offene, aus Rundbogen gebildete Halle, seit 1376 nach dem Plan des Andrea Orcagna erbaut; sie erhielt ihren Namen als Standort der deutschen Wache der Landsknechte, diente aber dann als Festhalle der Signoria. Sie enthält ausgezeichnete Skulpturwerke: die Bronzestatue des Perseus mit dem Haupte der Medusa von Benvenuto Cellini; den Raub der Sabinerinnen (Marmorgruppe) von Giov. da Bologna (s. Tafel »Bildhauerkunst X«, Fig. 1 u. 7); die antike Gruppe des Menelaos mit dem Leichnam des Patroklos; die Bronzegruppe der Judith und des Holofernes von Donatello; die in Marmor ausgeführte Kolossalgruppe des Raubes der Polyxena durch Pyrrhos von Fedi (Tafel XIV, Fig. 8) etc.

Zwischen dem Palazzo Vecchio und dem Arno liegt der Palazzo degli Uffizi, ein 1560–74 von Vasari für die Verwaltungsbehörden ausgeführtes Gebäude von drei Geschossen, mit offener Erdgeschoßhalle, die 1842–56 mit Marmorstatuen berühmter Toskaner geschmückt ist. Das Gebäude enthält das reichhaltige Staatsarchiv, die berühmte Magliabecchianische Bibliothek, die 1862 mit der königlichen Bibliothek des Palazzo Pitti (der sogen. palatinischen) zur Nationalbibliothek vereinigt wurde, die nun 378,000 Bände (darunter wertvolle Inkunabeln) und 16,500 Manuskripte zählt, ferner die berühmte Gemälde- und Skulpturengalerie der Uffizien, die den Mediceern und den Großherzogen ihren Reichtum verdankt. Sie nimmt zwei Vestibüle, zwei 150 m lange Korridore, einen kürzern Querkorridor und 24 Säle ein; darunter ist die berühmte Tribuna, ein kleiner achteckiger Saal mit antiken Skulpturen und Gemälden ersten Ranges: den antiken Marmorskulpturen der Niobegruppe (s. Tafel »Bildhauerkunst III«, Fig. 10), des Dornausziehers, des Apollino, der mediceischen Venus (Tafel V, Fig. 7), der Ringergruppe (Tafel VI, Fig. 2), des Schleifers, nebst dem Kopf des sterbenden Alexander; dazu vorzügliche Gemälde von Fiesole, Lionardo da Vinci, Botticelli, Dom. Ghirlandajo, Mantegna, Filippo und Filippino Lippi, Fra Bartolommeo, Albertinelli, Soddoma, Michelangelo, Sebastiano del Piombo, Raffael, Correggio, Giorgione, Tizian, Morone, Dürer, Holbein, Rubens, van der Goes u. a.

Auf dem linken Arno-Ufer liegt der herrliche Palazzo Pitti. Er wurde von Brunellesco um 1440 für Luca Pitti entworfen und begonnen, später von der Familie Medici gekauft und war seit 1549 Residenz der Großherzoge von Toskana (jetzt königliches Schloß). Der Palast ist im Rustikastil ausgeführt und bildet ein Muster für den florentinischen Palaststil, das an majestätischer Wirkung nicht wieder erreicht worden ist. Die Fassade ist 145 m lang, der Mittelbau 34,8 m hoch; insgesamt deckt er eine Fläche von 32,000 qm. Im linken Flügel befindet sich die berühmte Galleria Pitti, die in 15 Sälen ca. 500 Gemälde umfaßt. Sie enthält unter andern Meisterwerken aller Kunstschulen: von Pietro Perugino eine Kreuzabnahme; von Sebastiano del Piombo die Marter der heil. Agatha; von Fra Bartolommeo Madonna mit der Verlobung der heil. Katharina, den auferstandenen Christus mit den Evangelisten, eine Kreuzabnahme und einen St. Markus; von Andrea del Sarto die Verkündigung und acht andre Bilder; von Raffael Madonna del Granduca, Madonna del Baldacchino, Madonna della Sedia, heilige Familie dell' Impannata, Vision des Hesekiel, Papst Julius II. und Leo X. mit zwei Kardinälen; von Tizian eine Magdalena, Bildnis des Pietro Aretino und Frauenbildnis (»la bella di Tiziano«); von Crist. Allori eine Judith; von Rubens den heil. Franziskus, die vier Philosophen, die Folgen des Krieges und zwei Landschaften; von van Dyck den Kardinal Bentivoglio etc. Hinter dem Pittipalast dehnt sich der 1550 angelegte königliche Garten, Giardino Boboli, aus, der mit vielen Statuen und Fontänen geziert ist und herrliche Aussichtspunkte bietet. Hervorragende Paläste sind außerdem: der Palast Bargello (1255 und 1333–1345), sonst Residenz des Podestà, seit 1859 Nationalmuseum, reich an Skulpturwerken der Renaissance (von Michelangelo, Ghiberti, Brunellesco, Donatello, Luca della Robbia, I. Sansovino [s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, Fig. 12], Giovanni da Bologna [s. Tafel X, Fig. 9] u. a.); der Palazzo Riccardi (von 1430), ehemals Palast der Medici, Meisterwerk Michelozzos, mit der alten Hauskapelle der Mediceer (Fresken von Benozzo Gozzoli) und Bibliothek; der Palazzo Strozzi (s. Tafel »Architektur X«, Fig. 1), 1489 von Benedetto da Majano entworfen, den Höhepunkt des Palastbaues der Frührenaissance bezeichnend, mit schönem Kranzgesims von Cronaca; das Rathaus (früher Palazzo Spini); die Paläste Rucellai (von L. Alberti, 1451), Nencini (sonst Pandolfini, nach Raffaels Entwurf gebaut), Corsini (mit Gemäldesammlung), Buonarroti (von Michelangelo gekauft, seit 1858 Eigentum der Stadt, mit Galerie, enthaltend Reliefs, Zeichnungen, Modellierungen von Michelangelo u. a.), Uguccioni (von 1550), Guadagni (1490 von Cronaca ausgeführt), Gondi (1490 von Giul. da Sangallo begonnen, mit schönem Säulenhof) und Torrigiani (mit Gemäldesammlung).

[Bevölkerung, Verkehr etc.] Die Bevölkerung betrug 1901 ca. 165,000 (als Gemeinde 205,589) Seelen. F., im Mittelalter eine der ersten Manufaktur- und Handelsstädte, zeichnet sich heute noch durch die Pflege einiger Industriezweige, besonders im Kunsthandwerk, aus. In größerm Maßstab werden betrieben die Industrie in Seide, Tapeten, Borten, Strohhüten, Wachspräparaten, Chemikalien, Musikinstrumenten, Luxusmöbeln und Holzschnitzereien, in Gold, Mosaik (aus harten Steinen, pietra dura, wofür eine Staatswerkstätte besteht), Alabaster, Marmor, Majolika, endlich die Buchdruckerei und Metallarbeit. In F. befindet sich eine staatliche Tabakfabrik, in der Nähe (La Doccia) eine hervorragende Porzellanfabrik. Die hauptsächlichste Einnahmequelle von F. ist der Handel mit Kunstgegenständen. In der Umgegend sind Hunderttausende mit der Strohflechterei beschäftigt. Von landwirtschaftlichen Produkten wird viel Wein, Öl und immergrünes Laub ausgeführt, außerdem getrocknete Iriswurzeln, Seidenkokons, Häute und Felle. Mehrere Institute zur Förderung des Handels und Verkehrs haben in F. ihren Sitz, so die Toskanische Nationalbank, die Toskanische Kreditbank u. a. F. liegt an den Eisenbahnen F.-Pisa-Livorno, Bologna-F.-Arezzo-Rom und F.-Faenza-Rimini sowie mehreren Dampfstraßenbahnen und hat zwei Bahnhöfe: den Zentralbahnhof im N. und den Bahnhof Porta alla Croce im O. der Stadt. Der Arno ist bei F. nur im Winter und zur Regenzeit für Barken fahrbar. Unter den zahlreichen Wohltätigkeitsanstalten verdienen Erwähnung: das Hospital von Santa Maria Nuova (von 1388, für 2000 Kranke) mit einer Galerie sehenswerter Gemälde, darunter das Jüngste Gericht, Fresko von Fra Bartolommeo, das Findelhaus (1421 von Brunellesco begonnen, mit schöner Säulenhalle), das Irrenhaus, das Taubstummeninstitut, das Arbeitshaus, das Leihhaus und die 1244 gestiftete Compagnia della misericordia (Begräbnisbruderschaft).

[Bildungswesen.] An höhern Unterrichtsanstalten besitzt F. ein königliches höheres Studieninstitut mit drei Sektionen (für philologisch-philosophische Wissenschaften, Naturwissenschaften, Medizin) und 1896: 587 Hörern, eine Lehranstalt für Sozialwissenschaften, 2 Lyzeen, 4 Technische Schulen, ein Technisches Institut, ein höheres Lehrerinnenseminar, ein Institut der schönen Künste, eine Kunstgewerbeschule, ein Institut für Musik, eine Deklamationsschule, eine Schule für Militärärzte, eine Obst- und Gartenbauschule, das deutsche Kunsthistorische Institut (s.d.) u. a. Sehr zahlreich sind die gelehrten Gesellschaften, die in F. ihren Sitz haben, darunter die 1582 gegründete Accademia della Crusca (s. Akademie, S. 217), die Accademia dei Georgofili zur Beförderung des Ackerbaues, ein Historischer und ein Philologischer Verein; das Ateneo italiano; ein 1735 gestifteter Verein für Vaterlandskunde etc. In F. befinden sich ferner ein Staatsarchiv (mit 140,000 Urkunden) und zahlreiche Bibliotheken, worunter die oben erwähnte National- und die Laurenzianische Bibliothek, die Biblioteca Marucelliana (140,000 Bände) und die Riccardiana die bedeutendsten sind, dann ein Militärgeographisches Institut. Andre wissenschaftliche Sammlungen sind ein Museum der Naturwissenschaften, das unter anderm eine Sammlung anatomischer Wachspräparate enthält und mit einem astronomischen und meteorologischen Observatorium versehen ist, ein zoologischer und botanischer Garten. Außer den erwähnten Kunstsammlungen sind noch zu nennen; die Akademie der bildenden Künste mit einer bedeutenden Galerie von Skulpturen (darunter der David von Michelangelo s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, Fig. 9) und Gemälden (Frühling von Botticelli, Taufe Christi von A. del Verrocchio), Handzeichnungen und einer Bibliothek, dann das archäologische Museum im Palazzo della Crocetta, enthaltend eine ägyptische und etruskische Antiquitätensammlung, verbunden mit einer 1883 begründeten Sammlung von Teppichen und Stoffen, und das Museo di Santa Maria del Fiore in der ehemaligen Bauhütte des Doms mit Bildwerken von Brunellesco, Donatello, Luca della Robbia (s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, Fig. 4) u. a. Unter den 13 Theatern sind das 4000 Zuschauer fassende, zu den größten und schönsten Opernhäusern Italiens gehörende Teatro Pagliano und das Teatro Niccolini (für das Schauspiel) die vorzüglichsten. Die berühmte Pergola hat nur noch für Galavorstellungen und als vornehmes Faschingsballokal Bedeutung. Im Rufe der Eleganz steht das erneuerte Teatro Alfieri; die Volkskomödie mit der toskanischen Stenterellomaske findet im Teatro Nazionale Pflege; ein Volkstheater ist die Arena Nazionale. – F. ist der Sitz der Präfektur, eines Erzbistums (seit 1420), eines Appell- und Assisenhofs, eines Zivil- und Korrektionstribunals, des 8. Armeekorpskommandos, ferner einer Handels- und Gewerbekammer und mehrerer Konsulate fremder Staaten. darunter auch Deutschlands, und besitzt ein Männer- und ein Frauenzuchthaus.

[Umgebung.] Nordwestlich grenzen an die Stadt die Cascinen, der große, vom Arno und Mugnone eingeschlossene Stadtpark, wo nachmittags die Korsofahrten stattfinden. Eine schöne Promenade bildet ferner der Viale dei Colli, eine 53/4 km lange, 1868 angelegte, von der Dampfstraßenbahn befahrene Kunststraße an den Hügeln im S. der Stadt, mit den prachtvollsten Ausblicken, insbes. vom Piazzale Michelangelo. Oberhalb der Straße liegt die Franziskanerkirche San Salvatore del Monte, nach den Plänen Cronacas 1504 erbaut, und weiter südlich die von einem Festungswall aus dem 16. Jahrh. umgebene schöne Kirche San Miniato aus dem 12. Jahrh., mit inkrustierter Marmorfassade. Noch weiter südlich von F., bei dem Flecken Galluzzo (1901 mit ca. 8000, als Gemeinde 18,770 Einw.), erhebt sich die Certosa, ein ehemaliges Kartäuserkloster, festungsartig auf einer Anhöhe über der Mündung der Ema in den Greve thronend; ferner östlich das Kloster San Salvi mit berühmtem Abendmahl von Andrea del Sarto im Refektorium und nordöstlich Fiesole (s.d.) mit seinen Klöstern.

Geschichte.

Florenz, das alte Florentia, wurde vermutlich im 2. Jahrh. v. Chr. gegründet, aber schon 82 v. Chr. von Sulla zerstört. Um 59 v. Chr. richtete Cäsar die Stadt als römische Kolonie wieder auf. Im 4. Jahrh. n. Chr. war sie Bischofssitz; die älteste christliche Kirche, von der wir Kunde haben, San Lorenzo, wurde 393 vom heil. Ambrosius geweiht. Unter den Langobarden war F. Hauptort eines Herzogtums; in der Zeit der deutschen Könige Italiens tritt es erst im 11. Jahrh. bedeutender hervor; es war während des Investiturstreits ein Hauptstützpunkt der päpstlichen Partei in Tuscien und wurde, wahrscheinlich 1082, von Heinrich IV. vergeblich belagert. 1125 zerstörten die Florentiner das benachbarte Fiesole, was seiner spätern Entwickelung sehr zu statten kam; im 12. Jahrh. bildete sich die Konsulatsverfassung in der Stadt fest aus. Zwar entzog Friedrich I. 1185 den Florentinern die Grafschaftsrechte außerhalb ihrer Mauern; doch erhielten sie 1187 wenigstens in einem beschränkten Umkreis die Gerichtsbarkeit zurück. 1197 trat F. dem gegen die deutsche Herrschaft gerichteten Tuscischen Bunde bei und eignete sich demnächst die Herrschaft über die ganze Grafschaft wieder an. Inzwischen wuchsen Handel und Industrie; die Fabrikation von Wollenzeug und das Bankiergeschäft, das besonders seit der von hier ausgehenden Prägung von Goldgulden (1252; Florene, ital. fiorini) aufblühte, brachten reichsten Gewinn. Die Gewerbtreibenden waren schon 1193 in sieben Zünften organisiert, deren Vorsteher dem Podestà als Oberhaupt der Stadt zur Seite standen; 1250 kam es zu einer völligen Umgestaltung der Verfassung; neben dem Podesta standen fortan der Capitano del popolo, als Vertreter der Volksrechte im Gegensatz zum Adel und Führer der bewaffneten Bürgerschaft, und das Kollegium der zwölf Ältesten (anziani), je zwei aus jedem der sechs Quartiere (sestieri) der Stadt. Die Bürgerschaft zerfiel in 20 Kompagnien mit je einem Bannerherrn (gonfaloniere) an der Spitze, die waffenfähige Mannschaft des Gebiets war nach Kirchspielen eingeteilt. Im folgenden Jahre kehrten die durch Friedrich II. vertriebenen Guelfen nach F. zurück, worauf die angesehensten ghibellinischen Geschlechter verbannt wurden. Diese traten nun mit König Manfred in Verbindung und kehrten nach der furchtbaren Niederlage, welche die Florentiner 4. Sept. 1260 bei Montaperti durch Truppen Manfreds und der Sienesen erlitten, in die Stadt zurück, wo alsbald die Verfassung von 1250 umgestürzt wurde. Allein nach Manfreds Tod erlangten die Guelfen mit Unterstützung des Papstes und Karls von Anjou wiederum das Übergewicht; in der Nacht vom 16. auf den 17. April 1267 verließen die Ghibellinen die Stadt und durften erst 1280 infolge eines von dem päpstlichen Legaten Kardinal Latino vermittelten Friedens zum größten Teil zurückkehren. Die von dem Kardinal gegebene Verfassung wurde 1282 wieder aufgehoben, indem nunmehr die Regierungsgewalt auf die Zünfte, und zwar zunächst die obern Zünfte (d. h. den popolo grasso, im Gegensatz zu den niedern Zünften, dem popolo minuto) übertragen wurde, die sie, später unter Hinzuziehung der mittlern Zünfte, durch die von ihnen gewählten Prioren der Zünfte (priori delle arti), ausübten. Zunächst behauptete freilich der guelfische Adel in Verbindung mit der sich ihm anschließenden Geldaristokratie immer noch einen erheblichen Einfluß und befestigte diesen durch den glänzenden Sieg. der 1289 von F. über die tuscischen Ghibellinen erfochten wurde; allein bald riefen der hierdurch gesteigerte Übermut und die Gewalttätigkeiten der Großen neue Maßregeln gegen diese hervor. Durch eine Verbindung des Giano della Bella, der aus einem der ältesten Adelsgeschlechter der Stadt stammte, mit der Volkspartei kam es dahin, daß im Januar 1293 die sogen. Ordnungen der Gerechtigkeit erlassen wurden, die den Adel von dem Regierungskollegium der Prioren, dem jetzt ein besonderer Bannerherr der Gerechtigkeit (gonfaloniere della giustizia) hinzutrat, ausschlossen, alle Gewalttaten der Magnaten gegen Angehörige des Volkes mit den schwersten Strafen bedrohten und sie der schärfsten Überwachung unterwarfen. Giano selbst wurde zwar schon 1295 gestürzt und verbannt, aber die Ordnungen der Gerechtigkeit blieben in Kraft.

Nichtsdestoweniger bildeten sich in der Stadt bald zwei neue Parteien, die mit den aus Pistoja herübergekommenen Namen der Neri (Schwarzen) und Bianchi (Weißen) bezeichnet wurden; an der Spitze jener, die durchaus guelfisch gesinnt waren, standen die Donati, an der der Weißen, die mehr zum Ghibellinentum neigten, die Cerchi. Durch Karl von Valois, den Bruder König Philipps IV. von Frankreich, der am 1. Nov. 1301 als päpstlicher Friedensstifter in F. einzog, erhielten die Schwarzen das Übergewicht, und 1302 wurden die hervorragendsten Führer der Weißen, darunter Dante, aus der Stadt verbannt. Neben einigen zum Bürgerstand übergetretenen Adelsgeschlechtern regierten die reichen Kaufleute F., unter denen die Familien der Acciaiuoli, Aldobrandini, Altoviti, Magalotti, Mancini, Peruzzi, Ricci, Strozzi u. a. hervorragten. Unter ihrer Leitung blieb F. das Haupt der guelfischen Partei in Mittelitalien und bekämpfte Kaiser Heinrich VII. auf dessen Zuge nach Italien auf das hartnäckigste. Von ihm geächtet, übertrugen die Florentiner die Signorie der Stadt 1313 an König Robert von Neapel, dessen Vikare sie bis 1321 regierten. Durch den Ghibellinen Castruccio Castracani bedrängt, übertrug sodann F. 1326 die Signorie an Roberts Sohn, den Herzog Karl von Kalabrien, der jedoch schon 1328 starb. Bis 1341 regierte sich die Stadt nun wieder in demokratischer Verfassung, dann aber verlieh sie, in einen Krieg mit Pisa verwickelt, die Herrschaft dem Herzog von Athen, Walter von Brienne, der sich früher als Statthalter Karls von Kalabrien viele Anh änger verschafft hatte, aber infolge seines tyrannischen Regiments schon im Juli 1343 wieder vertrieben wurde. Noch im Herbst desselben Jahres kam es zu einer Neuordnung der Verfassung, durch welche die Gewalt auf den Popolo minuto überging. Allmählich jedoch gewannen der Adel und die reichen Familien des Popolo grasso, gestützt auf die 1267 geschaffene Guelfengesellschaft (parte guelfa), wieder die Oberhand und bildeten eine Oligarchie, die sich durch die Verfolgung aller wirklichen und angeblichen Ghibellinen und durch ein ausgebildetes Denunziationssystem, das »ammonire« (Verwarnen) mißliebiger Bürger, behauptete. Zwar führte 1378 ein Aufstand des niedern Volkes unter Führung des Wollkämmers Michele di Lando, die sogen. Revolution der Ciompi (»Wollkämmer«), abermals einen demokratischen Umschwung der Verfassung herbei; aber Lando erleichterte durch sein unkluges Verhalten der oligarchischen Partei die Wiederherstellung der alten Verhältnisse und wurde 1382 aus der Stadt verbannt. Auch gegenüber weitern Bewegungen der Jahre 1387,1393,1397,1400 behauptete sich die kaufmännische Oligarchie, unter deren Herrschaft übrigens F. seine Vorherrschaft in Tuscien immer mehr erweiterte; 1405 erkaufte es von Gabriele Visconti für 200,000 Goldgulden die Stadt Pisa, die 1406 mit Gewalt unterworfen wurde, und 1421 von den Genuesen den Hafen von Livorno.

Unter den Familien, die Popularität und Einfluß beim niedern Volk besaßen, trat mehr und mehr die der Medici hervor. Schon bei dem Aufstand von 1378 hatte ein Salvestro de' Medici sich hervorgetan. Ein Verwandter von ihm, Giovanni de' Medici (gest. 1429), der als Bankier großen Reichtum erworben hatte, spielte in der Republik, um die er sich durch gerechtere Ordnung des Steuerwesens verdient machte, bereits die erste Rolle; sein Sohn Cosimo de'Medici vollendete als Haupt der Volkspartei sein Werk und brachte es, nachdem 1434 die Macht der Oligarchie zersprengt war, dahin, daß, während die republikanischen Formen bestehen blieben, die Besetzung aller Staatsämter im wesentlichen von ihm abhing. Damit beginnt für F. das Mediceische Zeitalter, eine Zeit hoher Blüte und großen Glanzes. Die Medici waren nicht nur auf Erhaltung der Hegemonie von F. in Toskana bedacht, sondern sie erwarben sich auch um Handel und Industrie, Kunst und Wissenschaft die größten Verdienste. Cosimos Sohn Piero (1464–69) behauptete seine Stellung gegen eine Verschwörung verschiedener mächtiger Familien unter Führung des Luca Pitti. Unter Pieros Sohn Lorenzo dem Prächtigen (il Magnifico, 1469–92), dessen Bruder Giuliano sich an den Regierungsgeschäften wenig beteiligte, wurde die Verfassung der Republik immer mehr in eine monarchische umgewandelt, und er übte, wenn auch noch ohne Titel, tatsächlich die Macht eines Herrschers aus. Eine vom Papst Sixtus IV. begünstigte Verschwörung gegen die Medici, an deren Spitze die Familie der Pazzi und der Erzbischof von Pisa standen, wurde 1478 niedergeschlagen, nachdem Giuliano ermordet, Lorenzo aber gerettet war. Von Sixtus IV. wegen der Hinrichtung des Erzbischofs gebannt und von ihm sowie von dem König Ferdinand 1. von Neapel mit Krieg überzogen, geriet F. in schwere Bedrängnis; Lorenzo bewog aber durch eine Reise nach Neapel 1480 Kön ig Ferdinand zum Frieden und söhnte sich darauf auch mit dem Papst aus. Nach dem Frieden befestigte Lorenzo seine Herrschaft durch die Erricht ung einer neuen permanenten Ratsbehörde von 70 Bürgern, die alle Ämter besetzten und die öffentlichen Angelegenheiten leiten sollte. Ihm selbst aber blieb in allen Dingen die oberste Entscheidung, und Räte und Beamte waren nur das Werkzeug seiner Regierung.

Lorenzos Sohn Piero II. (1492–94) wußte die Stellung seines Vaters nicht zu behaupten und rief durch sein unentschlossenes und mutloses Verhalten gegenüber dem in Italien eingerückten König Karl VIII. von Frankreich so große Unzufriedenheit hervor, daß er 8. Nov. 1494 mit seinen Brüdern vertrieben wurde. Karl, der am 17. Nov. in F. einzog, verlangte anfangs seine Rückberufung, verzichtete aber angesichts der festen Halt ung der Bürgerschaft darauf und schloß eine enge Verbindung mit ihr. Nun wurde 23. Dez. 1494 eine neue republikanische Verfassung eingeführt; den maßgebenden Einfluß auf die Geschäfte übte aber ein schwärmerischer Reformator, der Dominikaner Girolamo Savonarola (s.d.) aus, der 1482 aus Ferrara nach F. gekommen war und durch seine Predigten das Volk begeisterte. Freilich aber gab es eine starke Gegenpartei gegen den Mönch, der an dem Bündnis mit Frankreich auch unter veränderten politischen Verhältnissen festhielt; und nachdem er vom Papst Alexander VI. mit dem Bann belegt war, fand er 1498 seinen Untergang. Darauf folgten neue innere Wirren, bis 1502 Piero Soderini als lebenslänglicher Gonfaloniere an die Spitze des Staates gestellt wurde. Unter ihm wurde 1509 das abgefallene Pisa wieder unterworfen. Da aber auch Soderini französisch gesinnt war, erzwangen Papst Julius II. und die Liga 1512 seinen Sturz und die Rückberufung der Medici. An die Spitze des Staates traten der Kardinal Giovanni de' Medici und sein Bruder Giuliano, dann, als Giovanni unter dem Namen Leo X. den päpstlichen Stuhl bestieg und Giuliano ihm nach Rom folg ke, ihr Neffe Lorenzo II., der Sohn Pieros II. (1513–19). F. nahm nun teil an den Kämpfen der päpstlich-kaiserlichen Liga gegen Frankreich. Auf Lorenzo II. folgte der Kardinal Giulio Medici, Erzbischof von F., ein natürlicher Sohn des 1478 ermordeten Giuliano, der 1523 als Clemens VII. Papst wurde und die Herrschaft über F. zwei Bastarden seines Hauses, Ippolito und Alessandro, natürlichen Söhnen Giulianos II. und Lorenzos II., übertrug. Diese wurden nach der Einnahme Roms durch die Truppen Karls V. durch eine Erhebung der republikanischen Partei unter Filippo Strozzi gestürzt und vertrieben (im Mai 1527). Aber die noch einmal hergestellte Republik hielt sich nur kurze Zeit. Im Frieden von Barcelona (1529) gestand Karl V. dem Papst die Zurückführung der Medici zu, und ein kaiserliches Heer zwang F. im August 1530 nach tapferer Gegen wehr zur Kapitulation, in der dem Kaiser das Recht gegeben wurde, mit Vorbehalt der Freiheit der Stadt über ihre Regierung zu verfügen, worauf Karl den Herzog Alessandro zum erblichen Oberhaupt ernannte.

Zwar wurden dem Herzog zwei seine Gewalt einschränkende Ratsversammlungen von 48 und 200 Mitgliedern zur Seite gestellt; allein jener band sich an diese Schranken nicht, entwaffnete die Bürger, legte eine Zitadelle an und führte ein strenges Regiment, wurde aber 5. Jan. 1537 von einem Verwandten, Lorenzino Medici, ermordet. Sein Nachfolger wurde der junge Cosimo, der einzige noch übrige Sprößling der Medici aus einer Nebenlinie des Hauses. Karl V. erkannte ihn an, und mit Hilfe der kaiserlichen Besatzung der Zitadelle von F. wurde ein unter Führung der Strozzi gemachter Versuch, den neuen Herzog zu stürzen, vereitelt. Von nun an herrschte Cosimo unumschränkt, eroberte 1555 Siena und wurde 1569 von Papst Pius V. zum Großherzog von Toskana (s.d.) ernannt. In F., das die Hauptstadt des neuen Großherzogtums blieb, schwand wie in ganz Italien unter politischem und kirchlichem Druck die Blüte von Kunst und Wissenschaft allmählich dahin. Ein regeres geistiges Leben erwachte erst wieder unter der Herrschaft der Lothringer, namentlich des Großherzogs Leopold I. (1765–90). 1801 wurde F. Hauptstadt des Königreichs Etrurien; von 1808 bis zum Sturz der Napoleon ischen Herrschaft war es mit Frankreich vereinigt und Hauptort des Departements Arn o. 1860 dem neuen Königreich Italien einverleibt, wurde F. durch die Septemberkonvention von 1864 Hauptstadt desselben. Viktor Emanuel siedelte mit der Regierung im Februar 1865 nach F. über und residierte im Pal ast Pit u. Obwohl F. nur vorübergehend Residenzstadt blieb, so unternahmen die städtischen Behörden doch großartige Bauten und Anlagen für die Erwei terung und Verschönerung der Stadt, die dadurch mit einer Schuld von 160 Mill. belastet wurde. Als schon nach 6 Jahren (1871) Rom zur Hauptstadt erklärt wurde, geriet F., dessen Einwohnerzahl und Einkünfte sich beträchtlich verminderten, in große finanzielle Bedrängnis und wurde nur dadurch vom Bankrott gerettet, daß die Regierung von den Schulden 49 Mill. übernahm.

Vgl. Villani (s.d.), Annali; Machiavelli, Florentinische Geschichten (dem jch von A. v. Reumont, Leipz. 1846, 2 Bde.); A. v. Reumont, Tavole cronologiche e sincroniche della storia fiorentina (Flor. 1841); Capponi, Storia della repubblica di Firenze (das. 1875, 2 Bde.; deutsch von Dütschke, Leipz. 1876); A. Trollope, History of the commonwealth of Florence (Lond. 1865, 4 Bde.); Perrens, Histoire de Florence (Par. 1877–90, 9 Bde., bis 1531 reichend); Scheffer-Boichorst, Florentinische Studien (Leipz. 1874); Hartwig, Qu ellen und Forschungen zur ältesten Geschichte der Stadt F. (2 Tle., Marb. 1875 u. Halle 1880); Thomas, Les révolutions politiques de Florence, 1177–1530 (Par. 1887); Corazzini, Sommario di storia fiorentina (Flor. 1891); Villari, I primi due secoli della storia di Firenze (Mail. 1893–94, 2 Bde.); Davidsohn, Geschichte von F. (Bd. 1, Berl. 1896), dazu desselben »Forschungen zur ältern Geschichte von F.« (das. 1896–1901, 3 Bde.); Conti, Firenze vecchia, 1799–1859 (Flor. 1899); Piccini (Jarro), Firenze sotterranea (das. 1899); Heyck, F. und die Mediceer (Bielef. 1902); Hyett, Florence; her history and art to the fall of the republic (Lond. 1903); Kleinpaul, F. in Wort und Bild (Leipz. 1886). – Zur Kunstgeschichte: Müntz, Florence et la Toscane. Paysage et monuments (2. Aufl., Par. 1901); Philippi, Florenz (Bd. 20 der »Berühmten Kunststätten«, Leipz. 1903); Niké, Florence historique, monumentale, artistique (2. Aufl., Par. 1902); »Il Centro di Firenze« (hrsg. von der kunsthistorischen Kommission der Stadt, Flor. 1900); Cocchi, Le chiese di Firenze (das. 1903); Amelung, Führer durch die Antiken in F. (Münch. 1897); Reymond, La sculpture florentine, XV. siècle (Par. 1898, 2 Bde.); Bode, Florentiner Bildhauer der Renaissance (Berl. 1902); Berenson, Die florentinischen Maler der Renaissance (a. d. Engl., Oppeln 1898); Schubring, Die Gemäldegalerien der Uffizien und des Palazzo Pitti (Stuttg. 1902); Brockhaus, Forschungen über Florentiner Kunstwerke (Leipz. 1902); Bigazzi, Firenze e contorni (Bibliographie, Flor. 1893).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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