Herzog [1]

Herzog [1]

Herzog (lat. Dux) hieß bei den alten Germanen derjenige, der an der Spitze des Heeres zieht. Tacitus nennt jene, in denen er die eigentlichen Häupter der Volksstämme sah, Könige (reges), die Herzoge aber Heerführer (duces) Als die germanischen Stämme nach der Völkerwanderung seßhaft wurden, blieben die siegreichen Herzoge Oberhäupter ihrer Völker. Im Langobarden- und im Frankenreich wurden auch königliche Beamte mit dem Titel H. eingesetzt; diese hatten die Rechte und Befugnisse der Grafen (s. Graf, S. 209), doch über ein größeres Gebiet zum Zweck einer bessern Landesverteidigung oder zur Erhaltung des Landfriedens. In den Zeiten der Schwäche des merowingischen Königtums erlangten diese Herzoge bald größere Selbständigkeit; so kam es, daß schon in den letzten Zeiten der Merowinger die Herzoge in Bayern, Alemannien, Thüringen und Friesland ihre Herzogtümer erblich regierten und mitunter sogar unabhängig zu machen suchten. Es war deshalb seit Karl d. Gr. das Bestreben der Könige und Kaiser, die Macht der Herzoge einzuschränken und ihre Zahl zu verringern. Unter der Regierung Heinrichs IV. gewann jedoch die herzogliche Gewalt wieder festern Boden, so daß damals in Deutschland sieben Herzogtümer: Sachsen, Franken, Bayern, Kärnten, Schwaben, Ober- und Niederlothringen, bestanden, die allmählich aber bis auf das jetzige Königreich Bayern unter den Wittelsbachern verschwanden. Dagegen entstanden durch Erbteilungen herzoglicher Häuser sowie durch Erhebung von Fürsten zu Herzogen neue Herzogtümer, die mit der Zeit und nach der Auflösung des Deutschen Reiches die volle Souveränität erlangten, während in den nicht germanischen Ländern Europas aus dem Kampf mit dem Königtum ein entgegengesetztes Ergebnis (die Umbildung der Herzogswürde in einen bald erblichen, bald bloß persönlichen Titel [in Frankreich duc, in Italien duca, in Spanien duque] mit den Vorrechten des hohen Adels) hervorgegangen ist. Auch in Deutschland kommt gegenwärtig der Herzogstitel in den königlichen Häusern von Bayern und Württemberg vor. Das Haus Österreich hat für seine Prinzen und Prinzessinnen den Titel Erzherzog und Erzherzogin beibehalten. Mehreren ältern Herzogtümern Deutschlands ist durch die Restauration von 1814 der bereits von Napoleon I. verliehene Name Großherzogtum mit königlichen Ehren für deren Landesfürsten teils bestätigt, teils neu gewährt worden. Gegenwärtig führen den Titel H. in Deutschland Anhalt und die sächsischen Herzogtümer Ernestinischer Linie mit Ausnahme von Weimar, das die Großherzogswürde hat. Dazu kommt noch das Herzogtum Braunschweig (s. d.), das seit 1885 unter einem Regenten steht. Der Titel der souveränen Herzoge in Deutschland ist seit 1844 Hoheit (früher Durchlaucht), der Titel der mediatisierten und Titularherzöge Durchlaucht. Das Wappen der Herzoge war früher zur Bezeichnung ihrer Würde mit einem Fürstenhut versehen, später aber haben die souveränen Herzoge Königskronen über ihren Wappen angenommen (vgl. Krone).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Herzog — may refer to:* Herzog (name), German noble title and surname. * Herzog (novel), novel by Saul Bellow * Herzog (game) and Herzog Zwei , computer games by TechnoSoftPeople* Andreas Herzog (born 1968), Austrian soccer player * Chaim Herzog… …   Wikipedia

  • Herzog — puede referirse a: Herzog (novela): novela de Saul Bellow. Un título nobiliario alemán equivalente a duque. Originalmente era un jefe militar electo de los germanos. Hoy en día es un apellido. Personas apellidadas Herzog o Hertzog Johann Jakob… …   Wikipedia Español

  • Herzog — Sm erw. obs. (8. Jh.), mhd. herzoge, ahd. herizogo, as. heritogo Stammwort. Aus wohl schon gemein g. * harja tug(ōn) m. Heerführer , auch in anord. hertogi, hertugi, ae. heretoga, afr. hertoga (zu Heer und ziehen). Das Wort dürfte eine… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Herzog — Herzog: Mhd. herzoge, ahd. herizogo, asächs. heritogo, aengl. heretoga beruhen wahrscheinlich auf einem got. *harjatuga »Heerführer«, das in byzantinischer Zeit dem griech. stratēlátēs »Heerführer« nachgebildet worden sein muss. Die… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Herzog — Her zog, n. [G., akin to AS. heretoga, lit., army leader. See {Harry}, and {Duke}.] A member of the highest rank of nobility in Germany and Austria, corresponding to the British duke. [Webster 1913 Suppl.] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Herzog [1] — Herzog, ursprünglich der für die Dauer des Krieges gewählte Heerführer (lat. Dux) bei den Germanen. Nach der Völkerwanderung blieben die Herzöge, wo sich. Stämme niedergelassen hatten, deren Oberhäupter unter der Hoheit der Könige; so kommen seit …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Herzog [2] — Herzog, geb. 1773 zu Essingen bei Brugg im Canton Aargau, ging nach Meudon u. Montpellier, um sich auszubilden; war 1792 Berner Offizier während der Unruhen im Canton Waadt u. folgte 1810 als helvetischer Kriegscommissär der Armee Moreaus nach… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Herzog [2] — Herzog, 1) Johann Jakob, reform. Theolog, geb. 12. Sept. 1805 in Basel, gest. 30. Sept. 1882 in Erlangen, wurde 1830 Professor in Lausanne, 1847 in Halle, 1854 in Erlangen, wo er 1877 in den Ruhestand trat. Unter seinen zahlreichen Schriften sind …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Herzog — (lat. dux), bei den alten Deutschen der für die Kriegsdauer gewählte Anführer, im Fränk. Reich königl. Beamter über mehrere Gaue, später zum Teil erbliche Würde, von der karoling. Monarchie überall beseitigt, seit dem 9. Jahrh. wieder mächtiger… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Herzog [2] — Herzog, Eduard, altkath. Bischof der Schweiz, geb. 1. Aug. 1841 in Schongau (Kanton Luzern), 1868 Prof. in Luzern, bestritt 1870 das Unfehlbarkeitsdogma, 1872 Pfarrer der altkath. Gemeinde in Krefeld, 1873 in Olten ( …   Kleines Konversations-Lexikon

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