- Mantegna
Mantegna (spr. -tennja), Andrea, ital. Maler und Kupferstecher, geb. 1431 in Vicenza, gest. 13. Sept. 1506 in Mantua, wurde 6. Nov. 1441 von dem Maler Francesco Squarcione in Padua als Pflegesohn angenommen und dessen Schüler und bildete sich dann weiter durch das Studium der Antike, der Werke Donatellos und seines spätern Schwiegervaters Jacopo Bellini. Er trat bereits in seinem 17. Jahr als selbständiger Künstler auf. Über dem Hauptportal von Sant' Antonio in Padua malte er die Heiligen Bernardin und Antonius (1452) in Fresko. Die frühesten Beispiele seiner Staffeleimalereien sind der Lukasaltar für Santa Giustina in Padua (jetzt in der Brera zu Mailand) und die heil. Eufemia im Museum zu Neapel, beide von 1454. In jene erste Epoche fallen auch die Wandmalereien in der Eremitenkirche zu Padua aus der Geschichte des heil. Jakobus und des heil. Christophorus. Am Ende der 50er Jahre entstand das großartige Altarwerk in San Zeno zu Verona: Maria mit dem Kind, von Engeln und acht Heiligen verehrt. Um dieselbe Zeit (1460) ließ er sich auf Andringen des Markgrafen Lodovico Gonzaga in Mantua nieder, womit eine zweite Periode seiner Tätigkeit begann. Um das Jahr 1464 vollendete er für die Kapelle des Palastes zu Mantua die Anbetung der heiligen drei Könige (in den Uffizien zu Florenz). 1474 beendete er die Wand- und Deckenmalereien in einem Raum des Castello di Corte zu Mantua, überlebensgroße Familienbilder vom Hof der Gonzaga und mythologische Szenen und Genien darstellend. Zwischen 1485 und 1488 begann M. einen großen Zyklus von den Triumph Cäsars darstellenden Bildern; doch wurde dessen Vollendung durch seinen Aufenthalt in Rom von 1488–90 unterbrochen, und erst Anfang 1492 ward er fertig. Es sind neun Bilder in Leinfarbe auf Papier, das auf Leinwand gezogen ist, jetzt im Schloß Hamptoncourt bei London. In jene Epoche dürften auch die beiden Tafelbilder des Louvre: der Parnaß und die Vertreibung der Laster, gehören. Die Madonna mit dem Herzog Francesco Gonzaga derselben Sammlung, die sogen. Madonna della Vittoria, zur Erinnerung an einen Sieg des Herzogs über die Franzosen gemalt, wurde 1496 beendigt. In seinen letzten Lebensjahren malte M. den Triumph des Scipio grau in grau, in der Nationalgalerie zu London. Von seinen übrigen Werken sind noch zu nennen: eine Pieta (Mailand, Brera), Bildnis des Kardinals Mezzarota und Darstellung im Tempel (Berlin, Kaiser Friedrich-Museum), heil. Sebastian (Wien, Hofmuseum), Madonna zwischen Johannes dem Täufer und der heil. Magdalena, die Einführung des Kybelekultus in Rom (London, Nationalgalerie), heilige Familie (Dresden). M. hatte namentlich antike Skulpturen studiert, in deren Geist er so tief eingedrungen war wie kein andrer Maler seiner Zeit, und deren Reliefstil er auf die Malerei übertrug. Freilich übernahm er von der Skulptur auch die statuarische Herbheit seiner Gestalten und eine strenge, harte Behandlung des Faltenwurfs. Er war auch Kupferstecher und stach unter anderm den genannten Triumphzug Cäsars. Hervorragend sind noch die Stiche: Kreuzabnahme, Grablegung, Tritonenkampf, Bacchanal. Diese Blätter sind in einer derben, ursprünglichen Technik ausgeführt, machen aber durch die Kraft ihrer Darstellung einen imponierenden Eindruck und übten einen großen Einfluß auf die Kunst in Italien und jenseit der Alpen (Dürer) aus. Vgl. Thode, Mantegna (Bielef. 1897); Kristeller, Andrea M. (Lond. 1901; deutsch, Leipz. 1902); Yriarte, M., sa vie, sa maison, son tombeau, son œuvre (Par. 1901); Maud Cruthwell, Andrea M. (Lond. 1901).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.