- Marmor
Marmor (Marmelstein, Urkalkstein zum Teil, körniger Kalkstein), kristallinisch-körniges Aggregat von Kalkspat (kohlensaurer Kalk), grob- bis feinkörnig (zuckerartig) und dicht, Härte 3, durchscheinend bis kantendurchscheinend, weiß in allen Nuancen, grau, rot und schwarz, seltener gelb, blau, bald einfarbig, bald bunt, flammig, geädert, wolkig und fleckig, daher der Ausdruck marmoriert. Häufig enthält der M. akzessorische Bestandteile, wie Glimmer, Talk, Chlorit, Serpentin, Graphit, Granat, Vesuvian, Apatit, Spinell, Magneteisen, Eisenkies, Augit, Hornblende, Quarz, Korund, Zirkon, Turmalin etc. Während der Mineralog nur diejenigen Gesteine als M. bezeichnet, die eine kristallinische körnige Struktur besitzen und wesentlich aus kohlensaurem Kalk bestehen, vielleicht auch in geringer Menge noch kohlensaure Magnesia enthalten (alsdann Übergänge in den Dolomit bildend, Dolomitmarmor), werden in der Technik alle Kalksteine, die schön gefärbt sind und wegen ihres dichten Gefüges, ihrer Festigkeit, beim Schleifen eine schöne Politur annehmen, mit dem Namen M. belegt, zuweilen sogar solche Gesteine, die gar keinen kohlensauren Kalk oder solchen nur in verschwindend kleiner Menge enthalten. Sehen wir von den letztern, welche die Bezeichnung M. nicht verdienen, ab, so ergibt sich, daß der M., bisweilen deutlich geschichtet und in der Regel unregelmäßig zerklüftet, besonders häufig als Einlagerung im kristallinischen Grundgebirge vorkommt. Er bildet hier Lager und Stöcke von unregelmäßiger Gestalt, die sich bisweilen gangartig in das umschließende Gestein fortsetzen (so in Schlesien, in Sachsen, im Fichtelgebirge, bei Auerbach an der Bergstraße etc.). Außerdem findet sich M. im Silur (Schlesien, Erzgebirge, Insel Gotland), Devon (Nassau, Westfalen, Harz), Karbon (Belgien etc.), in der Trias (sehr verbreitet in den Alpen), hier zumal da, wo Kalksteine von Eruptivgesteinen durchsetzt werden, wie im Fassatal in Tirol, und oft so mit den dichten Kalksteinen verknüpft, daß man erkennt, daß er aus diesen durch die Einwirkung des Eruptivgesteins entstanden ist. Auch die Jura- und Kreidekalke (Alpen, Apenninen etc.) bieten stellenweise ausgezeichneten M., und selbst im Tertiär kommen hier und da deutlich kristallinisch-körnige Kalksteine vor.
Man hat die in der Technik verwendeten zahlreichen Marmorarten je nach ihrer Farbe, Äderung, ihrem Gefüge, ihrem Gehalt an organischen Resten, ihren Beimengungen etc. mit verschiedenen Namen belegt. Doch ordnen sich alle diese Arten in einige wenige Abteilungen. Man unterscheidet gewöhnlich die einfachen Marmore (einfarbig und geädert), die Breccienmarmore, die zusammengesetzten Marmore und die Muschelmarmore. Zum einfachen M. gehört der reinweiße, stark durchscheinende M., der sogen. Statuenmarmor (Statuario), wie ihn schon die Alten auf Paros, Naxos, am Pentelikon, Hymettos, in Laurion und bei Carrara, wo noch jetzt ausgedehnte Steinbrüche (bei dem alten Luna, daher Lunensischer M.) sich befinden, gewonnen haben. Der parische M. (ital. Greco duro) besitzt in seiner geschätztesten Varietät ein gleichmäßiges, ziemlich grobes Korn, eine reinweiße Farbe und lebhaften Glanz. Er liegt, etwa 2–4 m mächtig, in gewöhnlichem M. und mit diesem in Gneis und wurde in unterirdischen Brüchen bei Lampenlicht (daher der Name Lychnites Lithos, Lampenstein) gewonnen. Da er eine verhältnismäßig große Durchsichtigkeit besitzt (Platten bis zu 35 mm Dicke sind noch durchscheinend), war er der geschätzteste Statuenmarmor des Altertums; aus ihm sind z. B. der Hermes des Praxiteles und die Skulpturen am Parthenon gemeißelt. Der pentelische M. (ital. Greco fino, auch Caldo, Caldomarmor), der mächtige Lagen im Glimmerschiefer des Pentelikon bei Athen bildet und noch heute in Steinbrüchen gewonnen wird, zeigt ein feineres Korn, ähnlich dem unsers gewöhnlichen Rübenzuckers, ist blendendweiß und leicht kenntlich an seinen Glimmerschüppchen, die, auf einzelne Lagen verteilt, ihn durchziehen und ein leichtes Spalten, aber auch ein leichtes Verwittern und Abblättern nach diesen Lagen begünstigen. Dabei besitzt er einen geringen Eisengehalt; die schöne goldbraune Patina auf den Säulen und Werkstücken des Parthenon, der Propyläen, des Theseion, des Olympieion und aller der vielen, dem Wetter ausgesetzten athenischen Bauwerke aus pentelischem M. rührt davon her, daß das in geringer Menge im M. enthaltene gelbe oder schwarze Eisenerz sich an der Luft allmählich in braunes Eisenhydroxyd verwandelt. Der laurische M., aus dem der Tempel auf Sunion gebaut ist, ist dem pentelischen ähnlich, aber ärmer an Eisen, während der hymettische M., der besonders zur Kaiserzeit bei den Römern sehr beliebt war und auch zu den heutigen Bauten Athens viel benutzt wird, durch seine kohligen Substanzen und dunkeln Eisenkörnchen eine blaugraue Farbe besitzt. Sehr geschätzt waren im Altertum auch der skyrische M. (Freddo, Freddomarmor) von der Insel Skyros, der thasische M. von der Insel Thasos, der blaugraue M. von Doliana im Peloponnes, der M. von Chios, der grobkörnige M. von Naxos und der stark durchscheinende kappadokische M., den man in dünnen Platten nach Art des Fensterglases benutzte. Alle diese letztgenannten Marmorarten kennen wir namentlich aus den alten Kunstwerken; daher die Bezeichnung antiker M. im Gegensatz zu dem modernen M., der größtenteils aus Italien stammt. Jetzt wird der meiste zu Statuen verwendete M. in Carrara gewonnen. Dort gibt es an 600, bei dem benachbarten Massa an 180 Marmorbrüche; der geschätzteste Stein ist der Statuario de Falcovaja (vom Monte Altissimo), aber er findet sich nur linsenförmig im gewöhnlichen M. und bildet nur etwa 5 Proz. der Gesamtmasse; herrschend ist vielmehr der bläulichweiße Bianco und der graublaue Bardiglio. Andre einfache Marmorarten sind rot oder gelb durch Eisenoxyd und Eisenhydroxyd, blau oder schwarz durch bituminöse oder kohlige Substanzen. Der berühmteste einfarbige rote M. ist der dunkelrote, schwarz punktierte Rosso antico, dessen Brüche zwischen dem Nil und dem Roten Meer liegen; andre rote Marmore sind der M. vom Taygetos in der Maina, der Griotte (Griotte d'Italie), feuerrot mit ovalen hellern Flecken und schwarzen Spirallinien, die von eingeschlossenen Versteinerungen herrühren (s.Griotte), aus der Devonformation von Caunes bei Narbonne, der Rouge sanguin, blutrot, und Beau Languedoc, die beiden letztern vom Depart. Hérault, obere Garonne, in Frankreich. Gelber M., goldgelb und strohgelb (Giallo, s. d., auch Jaune genannt), findet sich unter anderm in den Brüchen von Siena, grauweißer, hellbrauner und bräunlichgelber M. (Napoléon) bei Marquise, Depart. Pas-de-Calais; schwarzer M. (Nero antico) von rein schwarzer Farbe kam aus Oberägypten und wurde, weil ihn Lucullus vor allem liebte, Lucullan genannt; auch in Eleusis, am Hymettos, Tänaron sind antike Brüche in schwarzem M.; heute bricht schwarzer M. besonders in Belgien (Kohlenkalk, Noir belge), auch bei Saalburg in Reuß (sogen. Nero lucente). Auch grauer M. ist sehr verbreitet, zumal im Kohlenkalk bei Joinville, Depart. Pas-de-Calais, und im Mitteldevon der Lahngegend (Nassauischer M.). – Häufiger ist der einfache M. geädert und gefleckt und erscheint dann nicht selten breccienartig. Es gibt weißen M. mit grauen, bläulichen oder rötlichen Adern; der geschätzte Pfauenmarmor (Pavonazzo, Pavonazetto) ist ein weißer M. mit dunkelvioletten Adern und Flecken aus Phrygien (phrygischer M., nach der Stadt Synnada auch synnadischer M. genannt) und von Carrara. Der Portor, auch Porte d'or (von Porto Venere bei Spezia, Troubat etc. in den Pyrenäen, St. Florent auf Korsika etc.), ist ein prachtvoller schwarzer M. mit leuchtenden gelben Adern, der Bianco e nero der Italiener weiß mit schwarzen Adern (ebenso der antike prokonnesische M. von der Insel Marmara), der Giallo e nero gelb mit schwarzen Flecken (von der Insel Rhodos), der Africano schwarz mit weißen und roten Flecken (von der Insel Chios) und oft von breccienartigem Ansehen; durch dunkelschwarzen Grund und weiße Adern ausgezeichnet ist der große antike M. Andre Varietäten mit schwarzem Grund und grau und weiß geädert und gefleckt kommen aus Belgien, Frankreich und von Blankenburg am Harz als St. Annen-M. (Sainte-Anne), solche mit blaugrauem Grund als Blaustein (Rärener M.) von Rären bei Aachen in den Handel. Einen bläulichen Grund besitzen auch manche Arten von Carrara und Massa; der antike blaue M. zeigt einen hellern Grund mit schieferblauen Adern und Streifen in ununterbrochenen Zickzacks; der kleine antike M. (von Staremma in Toskana) ist weiß, blau oder grau geädert. Mandelförmige Flecke auf hellrotem Grunde zeigt der Mandelmarmor (Marmo mandolato, sogen. sardinischer Granit) von Lugezzana bei Verona und der Hortensia (ein Flaserkalkstein) von Jurvielle im französischen Depart. Haute-Garonne; grüne und rote mandelförmige Zeichnungen auf rötlichem oder isabellfarbenem Grunde der Campaner M. (Campan vert et mélangé, auch Griotte genannt, s. oben) aus dem Campanertal in den französischen Pyrenäen, breite, bandförmige, weiße und grüne Zickzackstreifen auf hellrotem Grunde der sogen. sizilische Jaspis (Marmo Jaspis) von Sizilien, weiße Blumen und Flecken auf bräunlichrotem Grunde der Rouge royal aus Belgien. Weiß und rot gefleckt ist ein M. von Iassos in Kleinasien (Portasantamarmor, s. d.); verschieden geädert sind die roten Marmore von Languedoc (Caunes bei Narbonne), der heilige Balsam (Var), der große rote M. (Mont Ferrier, Arriège), der Inkarnat (Valmiger im Depart. Aude). Zu Siena und bei Aveyron und Valmiger in Frankreich gibt es auch geäderten M. von gelbem Grund (Saint-Rémy, Nanquin). Eine regelmäßige Bänderung zeigt auch der Onyxmarmor (s. d.) oder Alabaster.
Die Breccienmarmore (Breccia, Brecciato) sind teils wirkliche Breccien, durch Verkittung eckiger, verschieden gefärbter Bruchstücke entstanden, teils Puddingmarmore, bei denen die Bruchstücke abgerundet sind. Die Farben der Breccien sind ungemein mannigfaltig; sehr bunte Arten, mit gelben und violetten Bruchstücken, verkittet durch ein rötliches, graues oder violettes Bindemittel, finden sich zu Alet und Tolonet im Rhonedepartement. Sind die Fragmente sehr klein, so nennt man den M. Broccatello (Brokatmarmor); der bekannteste Broccatello ist der spanische von Tortosa; er hat eine grünliche oder rötliche, weißgeäderte Grundmasse, in der kleine runde, isabellgelbe Körner liegen. Von zahlreichen Adern durchzogene dichte Kalksteine werden wegen ihres breccienartigen Aussehens zuweilen (unrichtigerweise) auch als Breccien bezeichnet, so der von glänzenden Blättern und Streifen von Talk durchzogene M. (Brecciato oder Mischio) von Serravezza. Auch der Florentiner oder Ruinenmarmor (Bildermarmor) aus der Kreideformation bei Florenz, und ähnlich aus dem Wiener Sandstein von Klosterneuburg etc. im Wiener Wald, ist keine eigentliche Breccie, da die ruinenähnlichen Zeichnungen durch seine, das Gestein durchsetzende Risse und Verschiebungsklüfte, auf denen sich Brauneisen ausgeschieden hat, hervorgerufen werden. – Die zusammengesetzten Marmore bestehen aus Kalkstein, der fremdartige glimmerige und serpentinartige Mineralien in Schnüren oder in größern oder kleinern Nestern einschließt und dadurch oft ein breccienartiges Aussehen erhält. Hierher gehören der grüne antike M. (Verde antico, V. di Prato, di mare etc., Ophicalcit, Serpentinmarmor), ein weißer M. mit Adern und Stücken von grünem Serpentin (Mazedonien, Tinos, Pyrenäen), der Levantemarmor von Spezia etc. (Rosso di Levante, Rouge de Gênes) mit grünen und roten Zeichnungen, der gelbrote, etwas gefleckte und von dunkeln Adern durchzogene Rosso di Verona, ferner der Calciphyr, durch Granat, Vesuvian, Augit auffallend porphyrartig, sodann der Cipollino (Zwiebelmarmor, phrygischer M. der Römer, s. Kalkglimmerschiefer) mit Glimmer-, Chlorit- oder Talklagen, die bei meist lichten, grauen, gelblichen und grünlichen Farben eine schalige Absonderung (der Zwiebel, cipolla, vergleichbar) und schieferige Struktur bedingen (Altenberg in Sachsen, Salzburger Alpen, Savoyen, Piemont, Korsika, Pyrenäen und besonders Karystos auf Euböa; nach letzterm Fundort, von wo zur Kaiserzeit in Rom viel schön grün gestreifter M. bei den Prachtbauten zu Säulen, Stufen und Wandbekleidung verwendet wurde, auch karystischer M. genannt). – Die Muschelmarmore (Lumachellmarmor, von lumaca, Schnecke) enthalten Versteinerungen oft in großer Menge, bald nur Schnecken und Zweischaler, bald auch Klymenien und Goniatiten, Orthoceratiten (so im nordischen silurischen roten Übergangskalk), Ammoniten (z. B. in den schwarzen und roten Trias- und Liaskalken von Altdorf in Franken und Adneth bei Salzburg etc.). Berühmt durch den prachtvollen Perlmutterglanz seiner Schneckenschalen ist der opalisierende Muschelmarmor (Helmintholith) von Bleiberg in Kärnten und vom Lavetscher Joch bei Hall in Tirol. Andre Varietäten sind der Lumachell von Astrachan, von brauner Farbe mit orangegelben Muschelschalen, der rötliche Lumachell von St.-Amour (Juradepartement) und von Brest, mit Enkriniten, der Leichentuchmarmor (drap mortuaire), ein schwarzer Hippuritenkalk mit weißen Muscheln, der Lumachell von Narbonne, schwarz mit weißen Belemniten, der Lumachell von Lucy-le-Bois etc. Erfüllt von kleinen Bryozoen und Foraminiferen sind die schönen grauen, granitähnlichen Marmore, der Granitello di Masciano aus Toskana und der in München viel verwendete Granitmarmor aus dem Nummulitengebirge von Neubeuern südlich von Rosenheim, und der Enzenauer M. vom Grünten bei Sonthofen und von Enzenau in Bayern (letzterer von roter Farbe). Hierher gehört auch der sogen. kleine Granit (petit granit, Granit belge, pierre bleue), ein schwarzer M. mit zahlreichen Enkriniten, von Ecaussines bei Mons etc. in Belgien.
In der Baukunst und Plastik fand der M. seit den ältesten Zeiten vielfache Verwendung bei Ägyptern, Hebräern, Phönikern; Homer besingt ihn, und von den Griechen lernten die Römer seine Benutzung. Die Karier sollen das Schneiden des Marmors in Platten erfunden und ihn in dieser Form zuerst beim Bau des Mausoleums in Halikarnassos verwendet haben. In Rom fand erst unter Augustus die Anwendung des Marmors allgemeine Verbreitung. Der Tempel der Vesta und mehrere andre, die Trajanssäule, der Triumphbogen des Titus und des Konstantin waren ganz aus M. erbaut, der zumeist aus den entferntesten Gegenden herbeigeschafft wurde. Bald waren in Rom kolossale Massen von M. angehäuft, und so groß blieb die Nachfrage, daß Nero die Marmorbrüche für Staatseigentum erklären und durch kaiserliche Kommissare verwalten ließ. Später wurde viel M. aus Rom nach Konstantinopel geschleppt und die Stadt fast wie ein Steinbruch behandelt. Dennoch besitzt das moderne Rom noch mehr als 7000 Marmorsäulen. Im 13. Jahrh. blühte der Marmorbau in Norditalien und erhielt sich bis zur Zeit der Renaissance. Im 17. Jahrh. schnitt man Ornamente aus M., und so fand er auch in Frankreich und Deutschland Eingang. Ludwig XIV. bemühte sich vergebens, die Marmorindustrie zu heben; erst in neuester Zeit schenkt man dem edlen Gestein wieder größere Aufmerksamkeit.
In Deutschland haben besonders die Umgegend von Füssen, Tegernsee, Neubeuern bei Rosenheim (Granitmarmor, s. oben), Berchtesgaden (hell- bis dunkelrote, auch gelbliche und braune, zum Teil buntgescheckte Kalksteine des Lias und des Räts), Untersberg (hier gelblicher und rötlicher Hippuritenkalk), Kelheim (weißer oder gelblich-rötlicher Jurakalk) sowie der Frankenjura und das Fichtelgebirge einen Reichtum schöner Gesteine geliefert, die größten Werkstücke für die Walhalla ein Bruch am Untersberg. Das Fichtelgebirge besitzt bei Wunsiedel schönen weißen, fleischroten und grauen M., bei Hof dichte, dunkle oder rot, auch graugrün gefärbte devonische Marmore. Der sächsische M. vom Fürstenberg bei Schwarzenberg ist dem Wunsiedler ähnlich. Schlesien besitzt grauen M. zu Prieborn bei Strehlen, hellgrauen bis rötlichen, auch schwarzen M. am Kitzelberg bei Kauffung, weißen bis blaugrauen M. bei Groß-Kunzendorf, rötlichen M. bei Seitenberg, rosa und gelblichen M. bei Wolmsdorf und Kunzendorf, weißen, gelblichen und rötlich geäderten M. zu Rotenzechau. Das Übergangsgebirge des Thüringer Waldes (Döschnitz und Garnsdorf sowie Saalburg in Reuß), des Harzes (Rübeland, Elbingerode, Grund) und des Rheinischen Schiefergebirges (Mecklinghausen, Brilon, Weilburg, Villmar, Diez etc.) liefern schöne schwarze, graue und rote, meist stark geflammte und geäderte Marmore. In Österreich wird der M. noch wenig ausgebeutet; doch sind wichtige Brüche in Tirol (Laas, Sterzing, Ratschings, Latsch, Tarsch), Kärnten (Muschelmarmor vom Bleiberg etc.), Vorarlberg, Istrien, Salzburg (Adnet, Untersberg etc.) und im Küstenland bei Tolmein vorhanden. Auch die Schweiz ist reich an M. Ausgezeichneten M., besonders auch rotgefärbten, sowie zitronengelben, besitzt Norwegen in seinen nördlichen Provinzen (Velfjorden, Ranen, Salten, Ofoten etc.), auch Schweden besitzt in Norbotten und in den südlichen Provinzen vielfach M.; von dort kamen auch die viel über Norddeutschland verbreiteten und hier verarbeiteten erratischen Kalkblöcke. England hat, vorzüglich in seinem Kohlenkalk, ausgedehnte Brüche auf schwarze, schwarz-weiß gefleckte und geäderte, auch bunte Marmore. Der Schildkrötenmarmor (Turtle-marble) von Weymouth und Malburg besteht aus großen Septarien im Oxfordton, die zu Platten verarbeitet werden. In Schottland bildet bei Assynt in Sutherlandshire ein sehr schöner weißer M. außerordentlich ausgedehnte Lager. Sehr schön ist der hell blutrote oder fleischrote oder rötlichweiße, dunkelgrün gefleckte M. von Tiree, einer der Hebrideninseln. Aus Irland ist zu erwähnen der Kilkennymarmor von schwarzer Farbe mit weißen oder grünlichen Petrefakten und ein schön purpurfarbiger M. von Tipperary. Unter den zahlreichen französischen Marmorsorten sind die bekanntesten die aus den Pyrenäen und der Gegend von Narbonne (Campan, Noir, Griotte, Rouge, Lumachelle, Languedoc etc.), aus dem Jura (Jaune), aus den Westalpen und aus den Ardennen (von Charleville). Belgien liefert viele, zum Teil sehr schöne Marmorsorten, die hauptsächlich dem Kohlenkalk, aber auch dem Devon, angehören und meist durch eingeschlossene Korallen sehr gefällige Farbenzeichnungen tragen. Auch Italien (die Gegend von Carrara, von Padua, Pisa, Verona und Florenz sowie Elba und Sizilien) und Griechenland sind reich an M., dessen bekannteste Arten oben bereits erwähnt worden sind; ebenso kommt in Spanien, Portugal, Rußland und in den Vereinigten Staaten, zumal in Vermont, schöner M. an verschiedenen Stellen vor. Der Wert des jetzt jährlich gewonnenen Marmors beträgt etwa 40 Mill. Mk. (Italien etwa 20 Mill. Mk., Vereinigte Staaten 13 Mill. Mk., Belgien 2 Mill. Mk.). Vgl. Violet, Les marbres et les machines à travailler le marbre (Ausstellungsbericht, Par. 1879); Kosmann, Die Marmorarten des Deutschen Reiches (Berl. 1888); Lepsius, Griechische Marmorstudien (das. 1890); Vogt, Norsk marmor (Christiania 1897); H. Schmid, Die modernen Marmore und Alabaster (Wien 1897); Herrmann, Steinbruchindustrie und Steinbruchgéologie (Berl. 1899); Weber, Das Schleifen, Polieren, Färben und künstlerische Verzieren des Marmors (4. Aufl., Weim. 1895); Soxhlet, Die Kunst des Beizens und Färbens von M. etc. (Wien 1899).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.