Otto [1]

Otto [1]

Otto (Odo, Otho, Udo, Audo), deutscher Name (v. altd. ot, »Gut«, also soviel wie Herr von Besitztum). Die merkwürdigsten Träger desselben sind:

[Deutsche Könige.] 1) O. I., der Große, Sohn des deutschen Königs Heinrich I. und dessen zweiter Gemahlin Mathilde, geb. 23. Nov. 912, gest. 7. Mai 973, noch bei seines Vaters Lebzeiten, mit Übergehung seines ältern Bruders Thankmar, zum Nachfolger bestimmt, ward 8. Aug. 936 zu Aachen von Vertretern aller deutschen Stämme gewählt und vom Erzbischof von Mainz gekrönt. Entschieden in seinem Wollen, kühn und ausdauernd im Handeln, trug er viel zur Hebung des Ansehens des deutschen Namens und zur Kräftigung des Reiches nach innen und außen bei. Anfangs empörten sich die Böhmen und Wenden, und in Bayern nahmen die Söhne Herzog Arnulfs nach dessen Tod eigenmächtig von der herzoglichen Gewalt Besitz. O. unterwarf die letztern und schlug auch die Erhebung seines Bruders Thankmar, der 938 in der Eresburg getötet wurde, und des Herzogs Eberhard von Franken nieder. Langwieriger war der Kampf gegen seinen jüngern Bruder, Heinrich, der sich gemeinsam mit Eberhard von Franken sowie mit Giselbert von Lothringen und Friedrich von Mainz und auch vom französischen König unterstützt, empörte. O. siegte bei Birthen 939, die beiden Herzoge fanden bei Andernach ihren Untergang, und auch Heinrich unterwarf sich; er machte zwar 941 noch einen Mordversuch, indes erlangte er die Verzeihung des Königs wieder und blieb ihm fortan treu. O. vergab die Herzogtümer an seine nächsten Verwandten, Lothringen an seinen Schwiegersohn Konrad den Roten, Bayern an seinen Bruder Heinrich, Schwaben an seinen Sohn Ludolf, während er Franken und Sachsen, welch letzteres er erst 961 an Hermann Billung abtrat, für sich behielt; sein Bruder Brun ward Erzbischof von Köln. Er waltete als strenger, aber gerechter Richter, machte seinen glänzenden Hof zum Mittelpunkt des Reiches, vermehrte den Besitz der Krone und suchte eine wirksame Stütze in der Geistlichkeit. Auch unterwarf er die Wenden und Böhmen (950) wieder und unternahm 947 einen siegreichen Feldzug gegen die Dänen. Durch Gründung zahlreicher Bistümer befestigte er das Christentum an der Nord- und Ostgrenze Deutschlands. Als er sein Reich zum mächtigsten der Christenheit erhoben, zog er 951, von der Witwe Lothars von Italien, Adelheid, zu Hilfe gerufen, über die Alpen, vermählte sich, da seine erste Gemahlin, die angelsächsische Prinzessin Editha, 946 gestorben war (ihr Grabmal s. Tafel »Grabmäler«, Fig. 10), mit Adelheid und nannte sich König von Italien. Nachdem er eine Empörung seines Sohnes Ludolf und Schwiegersohnes Konrad des Roten 953–954 niedergeschlagen und dieselben ihrer Herzogtümer beraubt hatte, besiegte er 10. Aug. 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg die Ungarn, denen er die bayrische Ostmark entriß. 961 zog er von neuem nach Italien, vertrieb Berengar (s. d. 2), der sich der königlichen Herrschaft bemächtigt hatte, wurde 2. Febr. 962 in Rom zum römischen Kaiser gekrönt und eröffnete damit den Kampf des deutschen Königtums um die Weltherrschaft. Zwei Aufstände der Römer schlug er nieder, entsetzte Johann XII. sowie Benedikt V. der päpstlichen Würde und vereinigte die höchste weltliche und geistliche Gewalt im Abendland in seiner Hand. Dagegen gelang es ihm nicht, Unteritalien zu erobern. Er starb zu Memleben in Thüringen und ward in dem von ihm gegründeten Dom zu Magdeburg beigesetzt, wo ihm ein Reiterstandbild errichtet wurde. Vgl. Vehse, Kaiser O. d. Gr. und sein Zeitalter (3. Aufl., Leipz. 1867); Köpke und Dönniges, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter O. I. (Berl. 1838–39, 2 Bde.); Köpke und Dümmler, Kaiser O. d. Gr. (Leipz. 1876); W. A. Fischer, Das Verhältnis Ottos d. Gr. zu seinem Sohne Ludolf und seiner Gemahlin Adelheid (Innsbr. 1903); Heil, Die politischen Beziehungen zwischen O. d. Gr. und Ludwig IV. von Frankreich (Berl. 1904). Die Urkunden Ottos I. liegen vor in den »Monumenta Germaniae historica, Diplomata«, Bd. 1 (Hannov. 1879).

2) O. II., der Rote, Sohn des vorigen und seiner zweiten Gemahlin, Adelheid, geb. 955, gest. 7. Dez. 983, von kleiner, zierlicher Gestalt, seiner Bildung, ritterlichem Wesen und kriegerischer Tüchtigkeit, doch jugendlichem Ungestüm, ward noch bei seines Vaters Lebzeiten 961 zum deutschen König und 967 zum römischen Kaiser gekrönt und trat nach seines Vaters Tode 973 die Regierung an. Als er seinem Neffen Otto das Herzogtum Schwaben und den Babenbergern die Mark Österreich verlieh, verschwor sich Herzog Heinrich der Zänker von Bayern gegen ihn, doch unterlag er und ward 978 gefangen; auch der König von Dänemark und der Herzog von Böhmen wurden besiegt. Währenddessen war König Lothar von Frankreich in Lothringen eingefallen, ward auch von O. zurückgeworfen und 978 bis Paris verfolgt. In dem darauffolgenden Frieden von Chiers 980 entsagte Lothar allen Ansprüchen auf Lothringen. In Rom und Mailand entstandene Unruhen dämpfte O. durch sein bloßes Erscheinen; in Unteritalien entriß er Apulien und Kalabrien den Griechen und brachte auch die Städte Neapel und Salerno, 982 sogar Tarent in seine Gewalt. Als aber der griechische Kaiser die Araber aus Sizilien zu Hilfe rief, wurde O. durch einen Hinterhalt am Capo di Colonne südlich von Cotrone in Kalabrien 15. Juli 982 völlig geschlagen und rettete sich selbst nur mit Mühe auf einem griechischen Schiff nach Rossano. Zwar ward auf dem Reichstag zu Verona ein neuer Feldzug gegen die Griechen und Araber und sogar die Eroberung von Sizilien beschlossen; ehe es aber soweit kam, starb O. in Rom und wurde in der Vorhalle der Peterskirche beigesetzt. Er war vermählt seit 972 mit der griechischen Prinzessin Theophano. Vgl. Uhlirz, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter O. II. und O. III., 1. Bd. (Leipz. 1902); Detmer, O. II. bis zum Tod seines Vaters (das. 1878); Matthäi, Die Händel Ottos II. mit Lothar von Frankreich (Halle 1882); die Urkunden Ottos II. in den »Monumenta Germaniae historica, Diplomata«, Bd. 2 (Hannov. 1888); Kaufmann, Das Kaisergrab in den vatikanischen Grotten etc. (Münch. 1902).

3) O. III., das Wunder der Welt (Mirabilia mundi) genannt, einziger Sohn des vorigen, geb. im Juli 980, gest. 23. Jan. 1002, ward schon auf dem Reichstag zu Verona zum Thronerben bestimmt, nach seines Vaters Tode (7. Dez. 983), erst drei Jahre alt, 25. Dez. in Aachen zum König gekrönt, entwickelte sich unter des Bischofs Bernward und später des berühmten Gerbert Leitung körperlich wie geistig glänzend, während seine Mutter Theophano, seine Großmutter Adelheid und die staatskluge Äbtissin von Quedlinburg, Mathilde, Ottos II. Schwester, unter dem Beistand des Erzbischofs Willigis von Mainz ihm die Krone gegen Heinrichs des Zänkers Umtriebe retteten und mit Einsicht und Glück das Reich regierten. Lothar von Frankreich, der aufs neue die Eroberung Lothringens versuchte, ward zurückgetrieben, die Aufstände der Wenden wurden mit Erfolg bekämpft, und O. nahm an den Feldzügen von 986 und 991 persönlich teil. 996 von Papst Johann XV. nach Italien eingeladen, stellte er dort die Ordnung wieder her und ward durch den von ihm ernannten Papst Gregor V. 21. Mai 996 in Rom zum Kaiser gekrönt. Neue, von dem römischen Senator Crescentius veranlaßte Unruhen riefen O. 998 zum zweitenmal über die Alpen. Im Februar zog er an der Spitze des deutschen Heeres in Rom ein. Die stolzesten Pläne: das alte römische Reich in seinem Glanz wiederherzustellen und Rom zum Mittelpunkt der Weltherrschaft zu machen, erfüllten seine Seele. Mit Strenge stellte er die Ruhe wieder her und erhob 999 seinen Lehrer Gerbert unter dem Namen Silvester II. auf den päpstlichen Stuhl. Asketische Neigungen, die neben den Weltherrschaftsplänen die Seele des jungen Kaisers erfüllten und ihn zu Wallfahrten und strengen Bußübungen antrieben, bewogen ihn 1000 zu einem Besuch des Grabes des heil. Adalbert in Gnesen, wo er ein polnisches Erzbistum gründete, und desjenigen Karls d. Gr. in Aachen, das er öffnen ließ. Nach Rom zurückgekehrt, ward er 1001 von dem Volk in seinem eignen Palast belagert, entfloh nach Ravenna, um hier die Ankunft eines deutschen Heeres abzuwarten, starb aber bald darauf in Paterno unweit Viterbo. Er wurde in Aachen beigesetzt. O. war unvermählt. Ihm folgte in der Regierung Heinrich II. Vgl. Wilmans, Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Kaiser O. III. (Berl. 1840); Dondorff, Kaiser O. III. (Hamb. 1885); Bentzinger, Das Leben der Kaiserin Adelheid während der Regierung Ottos III. (Bresl. 1883); Kehr, Die Urkunden Ottos III. (Innsbr. 1890); Lux, Papst Silvesters II. Einfluß auf die Politik Kaiser Ottos III. (Bresl. 1898). Die Urkunden Ottos III. liegen in den »Monumenta Germaniae historica, Diplomata«, Bd. 2 (Hannov. 1888) vor.

4) O. IV., zweiter Sohn Heinrichs des Löwen und der Mathilde, Tochter König Heinrichs II. von England, geb. 1182, gest. 19. Mai 1218 auf der Harzburg, führte nach der Ächtung seines Vaters (1180) nach den den Welfen gehörenden Allodialgütern den Namen O. von Braunschweig, wurde am Hofe seines Oheims, des Königs Richard Löwenherz, erzogen und erhielt von ihm für seine Teilnahme an dem Kriege gegen Philipp II. August von Frankreich die Grafschaft Poitou und das Herzogtum Aquitanien. Er war ein stattlicher Kriegsmann, kühn und tapfer, aber leidenschaftlich und roh, wenn auch französisch gebildet. Nach dem Tode Kaiser Heinrichs VI. ward er 9. Juni 1198 in Köln von der welfischen Partei dem Hohenstaufen Philipp von Schwaben als Gegenkönig entgegengestellt, unterlag aber, wiewohl von England, Dänemark und dem Papst, mit dem er 8. Juni 1201 das demütigende Konkordat von Neuß schloß, unterstützt, in dem ausbrechenden Krieg und floh 1207 nach England; indes verweigerte er hartnäckig jede Versöhnung. Erst nach Philipps Ermordung 1208 allgemein als deutscher König anerkannt und in Frankfurt nochmals gewählt, ward er vom Papste, dem er das Investiturrecht und das Recht der Berufung in allen geistlichen Angelegenheiten bewilligt hatte, 4. Okt. 1209 in Rom zum Kaiser gekrönt. Als er aber sein Versprechen nicht hielt, vielmehr die kaiserlichen Hoheitsrechte über Italien in Anspruch nahm, ward er im November 1210 gebannt, während der Papst 1212 den Hohenstaufen Friedrich II. für den rechtmäßigen König Deutschlands erklärte, dem ganz Süddeutschland zufiel. In dem nun beginnenden Kampf unterlag O., 27. Juli 1214 auch von dem französischen König bei Bouvines geschlagen, zog sich nach Friedrichs II. Krönung in Aachen 1215 in seine Erbländer zurück und kämpfte von da aus noch mit dem Dänenkönig Waldemar und dem Erzbischof von Magdeburg. Er war seit 1212 mit Beatrix, der Tochter seines Rivalen Philipp von Schwaben, in zweiter Ehe mit Maria, Tochter des Herzogs Heinrich IV. von Brabant, vermählt. Vgl. O. Abel, Kaiser O. IV. und König Friedrich II. (Berl. 1856); Langerfeldt, Kaiser O. IV. (Hannov. 1872); Winkelmann, Philipp von Schwaben und O. IV. von Braunschweig (Leipz. 1873–78, 2 Bde.).

[Bayern.] 5) O. von Northeim, Herzog von Bayern, aus einer alten sächsischen, bei Göttingen begüterten Familie gebürtig, kriegerisch und rücksichtslos in der Wahl seiner Mittel zur Befriedigung seines Ehrgeizes, erhielt 1061 von der Kaiserin Agnes das Herzogtum Bayern, verschwor sich 1062 mit Anno von Köln und Ekbert von Meißen zum Raub des jungen Heinrich IV. in Kaiserswerth, befehligte 1063 den Feldzug gegen Ungarn, half 1066 in Tribur Adalbert von Bremen stürzen, erlangte maßgebenden Einfluß auf die Reichsregierung und war einer der hartnäckigsten Widersacher Heinrichs IV. Als er, eines Mordanschlags gegen den König beschuldigt, sich weigerte, durch ein Gottesurteil seine Unschuld zu beweisen, wurde er 1070 geächtet und verlor sein Herzogtum. Er versuchte bewaffneten Widerstand, mußte sich indes 1071 unterwerfen und erhielt seine Allodial güter zurück. 1073 stellte er sich an die Spitze des Aufstandes der Sachsen, erzwang im Frieden von Gerstungen (2. Febr. 1074) die Rückgabe Bayerns, wurde aber 9. Juni 1075 bei Langensalza von Heinrich IV. geschlagen und unterwarf sich 26. Okt. zum zweitenmal dem König. Er fand Gnade und erwarb sich so sehr das Zutrauen Heinrichs, daß dieser ihm die Verwaltung Sachsens übertrug. Aber O. fiel 1076 von neuem ab; er trug am meisten zur Absetzung Heinrichs IV. in Tribur und zur Wahl Rudolfs von Schwaben zum Gegenkönig 1077 in Forchheim bei. führte dann in den Kämpfen zwischen den beiden Königen den sächsischen Heerbann bei Melrichstadt (1078), Flarchheim und Hohenmölsen (1080), wo er den Sieg entschied, und setzte auch nach Rudolfs Tode den Widerstand fort, bis er 11. Jan. 1083 starb. Vgl. Mehmel, O. von Northeim (Götting. 1870); Vogeler, O. von Northeim (Minden 1880).

6) O. I., Graf von Wittelsbach, Herzog von Bayern, geb. um 1120, gest. 11. Juli 1183 in Pfullendorf, begleitete als Bannerträger Friedrich I. auf seinem ersten Römerzug 1154, erzwang 1155 durch kühne Eroberung einer Felsenburg den Durchzug durch die Veroneser Klause für das kaiserliche Heer, ward dafür Pfalzgraf von Bayern und erhielt für seine Verdienste um den Kaiser in Deutschland und Italien 24. Juni 1180 auf dem Reichstag in Regensburg das Heinrich dem Löwen aberkannte Herzogtum Bayern übertragen; er wurde 10. Sept. in Altenburg feierlich damit belehnt. Vgl. Heigel und Riezler, Das Herzogtum Bayern zur Zeit Heinrichs des Löwen und Ottos von Wittelsbach (Münch. 1867).

7) O. VII., Graf von Wittelsbach, Pfalzgraf von Bayern, ein heftiger, jähzorniger Mann, ermordete, vermutlich um eine empfangene Ehrenkränkung zu rächen, 21. Juni 1208 in Bamberg den König Philipp von Schwaben, ward dafür von Otto IV. geächtet und 1209 von dem Reichsmarschall v. Pappenheim in der Nähe von Regensburg erschlagen.

8) O. II., der Erlauchte, Herzog von Bayern, geb. 1206, gest. 29. Nov. 1253 auf der Burg Trausnitz bei Landshut, Sohn Ludwigs des Kelheimers, erhielt nach seiner Verlobung mit Agnes, der Schwester des rheinischen Pfalzgrafen Heinrich II., 1214 von Friedrich II. die Pfalz, die er seit 1228 regierte, und folgte seinem Vater nach dessen Ermordung 1231 als Herzog von Bayern. Obwohl von der päpstlichen Partei versucht wurde, ihn Friedrich II. abspenstig zu machen, vermählte er in der Zeit der höchsten Gefahr (1246) seine Tochter Elisabeth mit dem König Konrad IV. und stand ihm im Kampf gegen Heinrich Raspe und Wilhelm von Holland treulich bei, wofür er gebannt und sein Land mit dem Interdikt belegt wurde. Als Konrad IV. 1251 nach Italien zog, ernannte er ihn zum Reichsverweser.

9) O. I., König von Bayern, zweiter Sohn des Königs Maximilian II., geb. 27. April 1848 in München, trat in das Heer ein und war 1866 im Hauptquartier des Prinzen Karl von Bayern, 1870/71 im Hauptquartier des Königs Wilhelm in Versailles, verfiel aber bald in Geisteskrankheit und wurde zuerst nach Schloß Nymphenburg, 1878 nach Schleißheim, später nach Schloß Fürstenried gebracht. Nach seines Bruders Ludwig II. Tode (13. Juni 1886) wurde er zum König proklamiert; doch da er gänzlich regierungsunfähig ist, führt sein Oheim, Prinz Luitpold, seit 14. Juni 1886 für ihn die Regentschaft.

[Brandenburg.] Markgrafen von B.: 10) O. I., 1170–84, Sohn Albrechts des Bären, erwarb die Lehnshoheit über Mecklenburg und Pommern.

11) O. II., 1184–1205, Sohn des vorigen, geriet in Streit mit dem Erzbischof von Magdeburg, der über ihn den Bann aussprach, und mußte, um sich von diesem zu lösen, alle seine Allodien in der Altmark vom Erzstift zu Lehen nehmen.

12) O. III., jüngerer Sohn Albrechts II., regierte gemeinschaftlich mit seinem Bruder Johann I. 1220 bis 1267, erwarb die Ukermark, Lebus, die Neumark und die Oberlausitz und beförderte die Kultur durch Kolonisationen sowie Anlage von Städten (Berlin und Kölln a. d. Spree) und Klöstern. Vgl. Bauch, Die Markgrafen Johann I. und O. III. von Brandenburg in ihren Beziehungen zum Reich (Bresl. 1886).

13) O. IV., »mit dem Pfeil«, 1266–1309, Sohn Johanns I., wurde 1278 von den Magdeburgern in der Schlacht bei Frohse gefangen und befreite sich, als ihm sein Rat Johann v. Buch das Geheimnis eines von seinem Vater in Angermünde hinterlegten Schatzes enthüllte, durch ein Lösegeld von 4000 Mk. Silbers. Im weitern Kriege wurde er 1280 bei Staßfurt durch einen Pfeil getroffen, den er ein Jahr lang im Kopfe herumtrug. Er erwarb die Mark Landsberg, die Pfalz Sachsen und die Niederlausitz; auch als Minnesinger berühmt. Vgl. O. v. Golmen (Richter), O. IV., mit dem Pfeile (Hannov. 1895).

14) O. der Faule, geb. 1341 als jüngster Sohn Kaiser Ludwigs des Bayern, gest. 1379 in Bayern, wurde 1351 Markgraf von Brandenburg zusammen mit seinem Bruder Ludwig dem Römer (s. Ludwig 14), schloß gemeinsam mit diesem 1363 eine Erbverbrüderung mit Kaiser Karl IV., wurde durch den Tod des Bruders 1365 Kurfürst und verkaufte im Vertrag von Fürstenwalde 1373 die Mark an Karl IV. für 500,000 Goldgulden (vgl. Brandenburg, S. 316). S. Tafel »Berliner Denkmäler II«, Fig. 6.

[Braunschweig.] 15) O. das Kind, Herzog von Braunschweig-Lüneburg, Sohn des Grafen Wilhelm, des jüngsten Sohnes Heinrichs des Löwen und der dänischen Prinzessin Helene, geb. 1204, gest. 9. Juni 1252, folgte seinem Oheim O. IV. 1218 im Besitz von Lüneburg, unterstützte 1226 seinen Oheim, König Waldemar von Dänemark, im Kampf gegen die norddeutschen Fürsten, ward 22. Juli 1227 bei Bornhövede gefangen und erst 1230 entlassen, nachdem er 1227 von seinem Oheim Heinrich auch Braunschweig ererbt hatte. Er versöhnte sich auf dem Reichstag zu Mainz 1235 mit Kaiser Friedrich II. und erhielt für seine Lande die Herzogswürde. Er ist der Stammvater des Hauses Braunschweig-Lüneburg. Vgl. Michels, Leben Ottos des Kindes (Einbeck 1891).

[Griechenland.] 16) O. 1., König von Griechenland, zweiter Sohn König Ludwigs I. von Bayern, geb. 1. Juni 1815 in Salzburg, gest. 26. Juli 1867 in Bamberg, wurde in München durch Schelling, Thiersch u.a. unterrichtet und förderte seine Bildung durch Reisen in Deutschland und Italien. Von der Londoner Konferenz 7. Mai 1832 zum König von Griechenland gewählt und als solcher 8. Aug. von der griechischen Nationalversammlung anerkannt, nahm er 5. Okt. die königliche Würde an und bestieg 6. Febr. 1833 den Thron Griechenlands. Vorläufig ward ihm ein aus drei Mitgliedern bestehender Regentschaftsrat an die Seite gegeben, bis er 1. Juni 1835 selbst die Regierung übernahm. Es fehlte ihm eine höhere staatsmännische Begabung; er vermochte sich nicht der fremden Einflüsse, namentlich des russischen, zu erwehren und das Vertrauen der Nation zu gewinnen, obwohl er den besten Willen bewies, ihren Wünschen entgegenzukommen, für die Bildung durch Schulen und Universitäten sorgte und uneigennützig, versöhnlich und gerecht regierte. Seinem Mangel an militärischen Gaben und ehrgeizigem Unternehmungssinn gaben die Griechen die Schuld, daß keine Gelegenheit benutzt wurde, das Land auf Kosten der Türken zu vergrößern, namentlich nicht während des Krimkrieges. Auch verhinderte die Kinderlosigkeit seiner Ehe (seit 1836) mit der Prinzessin Amalia (s. d. 5) von Oldenburg eine Befestigung seiner Herrschaft. Durch die griechische Revolution im Oktober 1862 seines Thrones beraubt, kehrte er in sein Vaterland zurück und lebte seitdem in Bamberg. Vgl. »La Grèce du roi Othon. Correspondance de M. Thouvenel« (Par. 1890).

[Meißen.] 17) O. der Reiche, Markgraf von Meißen, ältester Sohn des Markgrafen Konrad d. Gr. aus dem Hause Wettin, geb. 1125, gest. 18. Febr. 1190, erhielt 1156 bei der Teilung der väterlichen Besitzungen die Markgrafschaft Meißen. Unter ihm wurden die Freiberger Silbererzadern entdeckt; den ihm aus dem sofort begonnenen Silberbergbau zufließenden Reichtum benutzte O., um das bereits vor 1170 gegründete Freiberg und Eisenberg zu befestigen, auch in Thüringen Grundbesitz zu kaufen, worüber er mit dem Landgrafen Ludwig in Streit und in dessen Gefangenschaft geriet. Leipzig verlieh O. hallisch-magdeburgisches Stadtrecht. Seit 1166 beteiligte er sich gleich den übrigen Wettinern an den Kämpfen gegen Heinrich den Löwen, ließ sich von seiner Gemahlin Hedwig, Tochter Albrechts des Bären, bereden, seinen jüngern Sohn, Dietrich, zum Erben der Mark zu bestimmen, und wurde von dem ältern, Albrecht, deshalb befehdet und 1189 auf Schloß Döben bei Grimma gefangen gesetzt. Auf des Kaisers Befehl freigelassen, erneuerte er den Kampf gegen Albrecht, starb aber darüber und wurde in dem von ihm gestifteten Cistercienserkloster Altzelle beigesetzt. 1897 ward ihm in Freiberg ein Brunnendenkmal errichtet.

[Pfalz.] 18) O. Heinrich (»Ottheinrich«), Kurfürst von der Pfalz, geb. 10. April 1502, gest. 12. Febr. 1559, Sohn des Pfalzgrafen Ruprecht, erbte zuerst mit seinem Bruder Philipp die junge Pfalz oder Neuburg, trat 1542 zum Luthertum über, verlor deswegen im Schmalkaldischen Krieg sein Land, erhielt es erst 1552 wieder und ward 1556 nach dem Tode seines Oheims Friedrich Kurfürst von der Pfalz. Er reformierte die Universität Heidelberg, vermehrte die Bibliothek und baute einen Teil des Schlosses (Otto Heinrichs- Bau), ließ in Neuburg prächtige Bauten im Renaissancestil ausführen und pflegte auch die andern Künste. Vgl. Salzer, Beiträge zu einer Biographie Ottheinrichs (Heidelb. 1886); Rott, Ott Heinrich und die Kunst (das. 1905).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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