Apulĭen

Apulĭen

Apulĭen (Apulia, ital. le Puglie, spr. pūlje), ital. Landschaft, die den südöstlichsten Teil der Halbinsel (vom Fluß Fortore bis zum Kap Santa Maria di Leuca) umfaßt und in die drei Provinzen Foggia, Bari delle Puglie und Lecce zerfällt, 19,109 qkm (347 QM.) groß mit (1901) 1,959,668 Einw. Näheres in den Artikeln über die einzelnen Provinzen.

Geschichte. Die ältesten Einwohner des Landes (s. Karte bei Artikel »Italia«), das bei den Griechen Japygia hieß, waren illyrischen Stammes und bildeten die Reiche der Daunier im Nordwesten und der Peuketier (Pödikuler) im Südosten. Im Samnitenkrieg standen die Stämme Apuliens zuerst auf seiten der Römer, dann der Samniten und wurden bis 317 der römischen Herrschaft unterworfen. Damals, noch mehr im zweiten Punischen Kriege, wo die Apulier Hannibals Partei ergriffen, und im Bundesgenossenkrieg (90–88) wurde das blühende Land furchtbar verwüstet. Die Römer nannten A. nur das Land bis Tarent und Brindisi, die alten Landschaften Daunia und Peucetia; der östliche Strich (Terra d'Otranto). das alte Messapia, hieß bei ihnen Kalabrien. Nach dem Untergang des weströmischen Reiches kam A. unter ostgotische, dann unter oströmische Herrschaft. Seit 568 gehörte der nördliche Teil des Landes zu dem langobardischen Herzogtum Benevent, der südliche blieb den Oströmern. Eine neue Periode für A. begann mit den Normannen. Schon bei dem Aufstande des Barensers Melus gegen die griechische Herrschaft leistete diesem eine Schar der seit 1016 in Unteritalien eingewanderten Normannen Beistand. Nach Melus' Niederlage bei Cannä (1019) wurden die Normannen zwar aus A. wieder verdrängt, setzten sich aber in Süditalien fest und begannen 1041 die Eroberung Apuliens; erster normannischer Graf von A. war Wilhelm Eisenarm, Sohn Tancreds von Hauteville. Dessen Bruder Drogo belehnte 1047 Heinrich III. mit A.; sein zweiter Nachfolger, Robert Guiscard, ließ sich aber 1059 von Papst Nikolaus II. mit A. belehnen, nahm den Herzogstitel an und vollendete die Eroberung des Landes 1071 durch die Einnahme von Bari. Ihm folgte 1085 sein Sohn Roger, der 1089 von Urban II. belehnt wurde, aber seine Herrschaft nur mit Mühe behauptete. Nach dem Tode seines Sohnes Wilhelm II. (1100–1127) besetzte dessen Oheim Roger II. von Sizilien A. und Kalabrien, zwang die Barone und Städte zur Unterwerfung und nötigte auch den Papst Honorius II., ihn als Herzog von A. und Kalabrien zu belehnen (1128). So wurden A. und Kalabrien mit Sizilien vereinigt, das durch Roger zum Königreich erhoben wurde (1130). Vgl. Gregorovius, Apulische Landschaften (4. Aufl., Leipz. 1897).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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