- Träger [1]
Träger, wagerechter, zum Tragen von Lasten bestimmter Bauteil aus Stein, Holz, Eisen oder Holz und Eisen, der auf zwei (abgesetzter T.) oder mehreren (fortgesetzter, kontinuierlicher T.) Stützen ruht oder nur an einem Ende befestigt ist (Krag- oder Konsolträger). T. aus Stein sind gewöhnlich vierkantige prismatische Werkstücke. Bei den Trägern aus Holz unterscheidet man einteilige und mehrteilige. Letztere sind verzahnte (Fig. 1) oder verdübelte T. (Fig. 2). Diesen Trägern mit rechteckigem Querschnitt stehen gegenüber die gespreizten (Fig 3), die aufgeschlitzten Lavesschen Balkenträger (Fig. 4) und die aus Gefachen bestehenden T. (Fachwerk-, Netzwerk-, Gitterträger, Fig. 5). T. aus Eisen zeigen mannigfaltigste Ausbildung. Nach ihrer Form unterscheidet man der Hauptsache nach vollwandige T. und Fachwerkträger. Die erstern können, von den selten vorkommenden Gußeisenträgern abgesehen, gewalzte T. oder Blechträger sein. Die Walzeisenträger bezeichnet man nach dem Querschnitt als T-T. (⊤) und I- oder Doppel-T-T. (⌶). Blechträger werden aus Blechen, Flach- und Winkeleisen zusammengenietet und zeigen die Formen der Walzeisenträger (z. B. Fig. 16) oder ein kastenförmiges Profil (Fig. 17, Kastenträger). Fachwerk- (oder Gefach-)träger bestehen aus oberer und unterer Gurtung, Streben und Vertikalen; die letztern fallen unter Umständen fort. Sie sind entweder T. mit geraden oder mit polygonalen Gurtungen. Zu jenen gehören die Dreieckträger (Fig. 8), die Trapezträger (Fig. 9) und die Parallelträger, welche Fachwerkträger (Fig. 10) oder Netzwerkträger (Fig. 11) sein können. Beide letztgenannten Trägerarten können einfaches (wie die Figuren zeigen) oder mehrfaches Fach-, bez. Netzwerk enthalten. Die mehrfachen Netzwerkträger werden auch Gitterträger genannt und sind, von den hölzernen Gitterträgern abgeleitet, die ältesten Eisenträger. Die T. mit polygonalen Gurtungen sind Parabelträger (Fig. 12), Halbparabelträger (Fig. 13), Hyperbel- und Ellipsenträger (Fischbauch- und Fischträger, Linsenträger, Fig. 14 u. 15). Die T. mit schwebenden Stützen (Gerberträger, Kragträger, kontinuierliche Gelenkträger, Kantileverträger, Konsolträger) sind Kombinationen aus den vorgenannten Trägerarten, ebenso die T., aus denen heutzutage die versteiften Hängebrücken gebildet werden. Überhaupt bietet der Brückenbau Gelegenheit zur Verwendung aller Trägerarten; im Hochbau werden T. zur Unterstützung, vorzugsweise der Decken, und zwar als hölzerne oder eiserne Unter- oder Oberzüge (vgl. Hängewerk und Sprengwerk), ferner zur Unterstützung von Balkonen, Galerien und Erkern als Konsolträger verwendet.
T., die man gekuppelt, d. h. dicht nebeneinander liegend, verwendet, nennt man, besonders wenn sie aus Walzeisen bestehen, Zwillingsträger. Armierte T. sind hölzerne oder eiserne Balken, die zur Erhöhung ihrer Tragfähigkeit künstlich, z. B. durch einfache Häng- oder Sprengwerke (Fig. 6 u. 7), verstärkt werden.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.