- Krönung
Krönung, die feierliche Einsetzung eines Monarchen in die Regierung unter Zeremonien, deren wichtigste die öffentliche Aussetzung der Krone (s. d.) ist. Das Vorbild der meisten spätern Krönungsweisen gaben die Israeliten, deren Könige vor ihrer Thronbesteigung feierlich gesalbt wurden. Seit Joas ward es Sitte, daß der Hohepriester dem König die Krone (Tiara) aufsetzte, den Herrscherstab (Zepter) in die Hand gab und das Schwert umgürtete. Bei den griechischen und römischen Königen und später bei den römischen Kaisern war eine feierliche K. nicht gebräuchlich. Die byzantinischen Kaiser dagegen haben die feierliche K. eingeführt. Unter den germanischen Völkerschaften geschah die Einsetzung in die Herrschaft nicht durch die K., sondern die Erhebung auf den Schild (elevatio) und das Umhertragen auf demselben (gyratio). Die christlichen Könige der Franken wurden in Reims vom Bischof mit Öl aus einem Fläschchen gesalbt, das zur Salbung des bekehrten Chlodwig durch eine Taube vom Himmel gebracht worden sein sollte (s. Ampulla). Die Könige andrer deutscher Stämme ahmten die fränkische und byzantinische Sitte nach. Die Könige der Langobarden ließen sich in Pavia, Mailand oder Monza krönen. 800 setzte Papst Leo III. in Rom Karl d. Gr. die kaiserliche Krone auf das Haupt. Die deutschen Könige wurden als solche in Aachen gekrönt (über die hierbei verwendeten Insignien vgl. Artikel »Deutsche Reichskleinodien«, mit der gleichnamigen Tafel, in Bd. 4), hatten aber seit Otto I. (962) auch ein Anrecht auf die römische Kaiserkrone, erhielten sie aber nur in Rom vom Papst aufgesetzt. Friedrich III. war der letzte deutsche König, der 1452 in Rom, Karl V. der letzte, der 1530 vom Papst und zwar in Bologna gekrönt wurde. Maximilian I. bereits hatte 1508 auch ohne K. den Titel »Erwählter römischer Kaiser« angenommen. Auch die K. mit der Eisernen Krone der Lombarden fiel weg (mit der burgundischen haben sich bloß fünf deutsche Könige, zuletzt Karl IV., krönen lassen), und die spätern deutschen Kaiser wurden daher nur einmal gekrönt. Ferdinand I. war der letzte, der 1531 in Aachen als deutscher König gekrönt wurde. Seitdem wurde Frankfurt a. M. der Krönungsort. Bei der K. des ersten Königs von Preußen 18. Jan. 1701 ist bemerkenswert, daß der König sich selbst und dann auch der Königin die Krone aufsetzte. Auch Napoleon I. setzte sich 2. Dez. 1804 in der Notre Dame-Kirche zu Paris die Kaiserkrone selbst auf und ließ den Papst nur die übrigen Zeremonien verrichten. In neuerer Zeit ist die Sitte der K. in Deutschland in Abnahme gekommen; an ihre Stelle trat die Huldigung (s. d.). Doch setzte sich wiederum König Wilhelm I. von Preußen, der einzige seu Friedrich I., dem ersten König, 18. Okt. 1861 in Königsberg die Krone selbst auf. Mit besondern Zeremonien ist die K. der Könige von Ungarn verbunden, denen sich noch Kaiser Franz Joseph von Österreich 8. Juni 1867 unterzog. Äußerst glanzvoll ist die K. der Kaiser von Rußland in Moskau und sehr eigentümlich die K. der Könige von Norwegen in der alten Krönungsstadt Drontheim. Vgl. Waitz, Die Formeln der deutschen Königs- und der römischen Kaiserkrönung vom 10. bis zum 12. Jahrhundert (Götting. 1873); Kriegk, Die deutsche Kaiserkrönung (Hannov. 1872); Diemand, Das Zeremoniell der Kaiserkrönungen von Otto I. bis Friedrich II. (Münch. 1894); Kroener, Wahl und K. der deutschen Kaiser und Könige in Italien (Freiburg 1901).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.