Mineralĭen

Mineralĭen

Mineralĭen (v. mittellat. minera, »Bergwerk, Erzgrube«; hierzu die Tafel »Mineralien und Gesteine«, mit Erklärungsblatt), die anorganischen festen oder tropfbarflüssigen Naturkörper von homogener Beschaffenheit. Das Erfordernis der Homogenität, die darin besteht, daß die Körper in ihrer ganzen Ausdehnung die gleichen physikalischen und chemischen Eigenschaften besitzen, sondert von den M. zunächst die zusammengesetzten Massen (s. Gesteine) ab, die sich als Gemenge verschiedener Mineralspezies herausstellen. Die Homogenität der M. in chemischer Hinsicht erfordert, daß sie Elemente oder bestimmte chemische Verbindungen sind.

In morphologischer Beziehung teilen sich die M. in amorphe und kristallinische. Erstere, zu denen (neben den tropfbarflüssigen) nur eine kleine Anzahl fester (z. B. Opal) zählen, besitzen keine ebenflächige Spaltbarkeit und bilden niemals ebenflächig begrenzte gesetzmäßige Gestalten (Kristalle, s. d.), während die kristallinischen M. die Fähigkeit, Kristalle zu bilden, besitzen, jedoch häufiger in einzelnen oder zu Aggregaten aufgehäuften Körnern, Blättchen oder Stengeln auftreten, deren physikalisches Verhalten, wie es sich aus Spaltbarkeit, optischen Eigenschaften etc. ergibt, darauf hindeutet, daß diese Körner, Blättchen, Stengel in der freien Formentwickelung gehemmte Kristalle sind.

Die kristallisierten M. finden sich in einzeln eingewachsenen (Fig. 2 der Tafel), allseitig ebenflächig und gesetzmäßig begrenzten (schwebend gebildeten) oder in ausgewachsenen (sitzend ausgebildeten) Kristallen (Fig. 3 u. 7), die nur noch an ihrem freien Ende ebenflächig begrenzt sind, während ihr unteres Ende sich der zufälligen Unterlage anschmiegt. Mehrere bis viele Kristalle bilden aneinandertretend oder durch Gruppierung um einen Punkt etc. nach Art mancher Konkretionen (s. d.) eine Kristallgruppe (Fig. 1), häufig auch, bei sekretionärer Entstehung (s. Sekretionen) in einem Hohlraum, eine Kristalldruse und besitzen in beiden Fällen nur noch an den frei entwickelten Enden gesetzmäßige Formen, während im erstern Fall ihr inneres, im letztern Fall ihr äußeres Ende ein der ebenen Flächen entbehrendes, kristallinisches Aggregat darstellt. Zwischen den regelmäßig begrenzten Kristallen und einem Haufwerk vieler äußerlich gesetzlos begrenzter Körner, Stengel etc. gibt es demnach die mannigfaltigsten Übergänge. – Körnige Aggregate (Fig. 5) können nach der Größe der einzelnen Körner großkörnig, grobkörnig und feinkörnig, nach ihrer Form eckigkörnig oder rundkörnig sein; stengelige Aggregate (Fig. 4) lassen sich als dickstengelige, dünnstengelige, grobfaserige, feinfaserige, als parallelstengelige, radialfaserige, verworrenfaserige etc., blätterige als großblätterige, kleinblätterige, geradschalige, krummschalige, schuppige unterscheiden, Bezeichnungen, die ohne nähere Definition verständlich sind. Sind die das Aggregat zusammensetzenden Teile so klein, daß ihre Form nicht mehr mit bloßem Auge erkannt werden kann, so heißt das Aggregat dicht (kryptokristallinisch) und bei lockerm Gefüge auch wohl erdig; unter dem Mikroskop erscheinen die dichten Aggregate wieder körnig, schuppig oder faserig. Zuweilen besitzen kristallinische M. eine doppelte Struktur, indem sie neben der körnigen, blätterigen oder faserigen Beschaffenheit noch einen schaligen Aufbau erkennen lassen. So besitzen der braune und rote Glaskopf und der Erbsenstein (Pisolith) neben dem radialfaserigen noch einen konzentrischschaligen Bau (Glaskopfstruktur, Pisolithstruktur). Die kristallinischen M. erscheinen mitunter nach außen hin regelmäßig begrenzt, bald kugelig (z. B. die Erbsensteine, Dolithe), bald nierenförmig und traubig (Brauneisenstein, Psilomelan, Malachit, Fig. 10), bald zylindrisch, zapfenförmig (Tropfstein); auch finden sie sich in krusten- oder schalenartigen Überzügen über andern M. Wo sich die kristallinischen M. im beschränkten Raum (auf Spalten oder in Hohlräumen der Gesteine) bilden, nehmen sie die Form dieser Räume an. Ausfüllungen von Klüften geben Platten, Bleche (Fig. 9) und, wenn sie sehr dünn sind, sogen. Anflüge; die letztern sind oft moos- oder baumförmig gestaltet (dendritisch, Fig. 6) und zeigen nicht selten Übergänge in die zu ästigen und gestrickten Formen (Fig. 8) regelmäßig aneinandergereihten Kristallaggregate. – Die amorphen M. bilden ebenso wie die kristallinischen M. kugelige, nierenförmige, zylindrische, zapfenförmige oder knollige Gestalten und krustenartige Überzüge, oder haben rein zu fällige von ihrer Umgebung abhängige Formen, aber sie besitzen keine Spur von einer körnigen, blätterigen oder faserigen Struktur, auch keine ebenflächige, nach bestimmten Kristallflächen orientierte Spaltbarkeit.

Von den physikalischen Eigenschaften der M. ist die Spaltbarkeit (s. d.) in einem besondern Artikel behandelt. Unter Bruch versteht man die Form der beim Zerbrechen oder Zerschlagen der M. entstehenden Trennungsflächen (Bruchflächen) und unterscheidet außer dem regelmäßigen ebenflächigen Blätterbruch (s. Spaltbarkeit) je nach der Form und der Beschaffenheit der Bruchflächen (ob mit muschelähnlichen oder regellosen Vertiefungen versehen oder frei von solchen, oder ob frei von Rauheiten oder mit kleinen. halb abgelösten Splittern, oder mit hakenartig gekrümmten Spitzen oder lauter sandartigen Teilchen bedeckt) einen muscheligen, unebenen, ebenen, glatten, splitterigen, hakigen und erdigen Bruch. – Das spezifische Gewicht der M. schwankt zwischen weiten Grenzen (Iridium 21–23, Erdöl und Erdwachs 0,6–0,9), jedoch ist bei den weiter verbreiteten Arten, so namentlich bei den gesteinsbildenden, ein spezifisches Gewicht von 2,5–3,5 das häufigste. – Über die Härte der M. s. d.; über die optischen, elektrischen und thermischen Eigenschaften, die in direktem Zusammenhang mit den Kristallgestalten stehen, vgl. Kristalloptik und Kristall. – Die Farbe der M. kann, wie bei der blauen Kupferlasur, dem grünen Malachit, dem roten Zinnober und dem gelben Auripigment, eine wesentliche, der chemischen Substanz entsprechende sein (farbige, idiochromatische M.), oder sie kann von einem beigemengten fremden Pigment (Verunreinigung) herrühren, das an sich farblose M. in gefärbte (allochromatische) umwandelt. Häufig ist die Farbe durch das ganze Mineral hindurch gleichmäßig verteilt; zuweilen finden sich aber auch an ein und demselben Mineral verschiedene Färbungen; so gibt es z. B. im Innern rot und außen grün gefärbte Turmalinkristalle, Diopsidkristalle, die an dem einen Ende grün, an dem andern farblos sind, und viele M., die, wie die Achate (Fig. 12), gebändert, geflammt, gestreift, geädert, wolkig, gefleckt, punktiert etc. erscheinen. Bei vielen dieser gefärbten M. läßt sich das färbende Prinzip seiner Natur nach bestimmen; so sind rote Färbungen, wie am Eisenkiesel, häufig durch Eisenoxyd, gelbe und braune durch Eisenhydroxyd, smaragdgrüne, wie an der als Smaragd bezeichneten Varietät des Berylls, durch Chromoxyd, viele dunkle durch organische Substanzen bedingt; andre M., wie der Hypersthen, der Sonnenstein, der Saphirquarz, der Moosachat etc., enthalten fremde Körper in feinster Verteilung, welche die ihnen eigentümliche Farbe auf den Wirt übertragen. Bei der Mehrzahl der gefärbten M. läßt sich aber die Ursache der Färbung selbst bei Anwendung der schärfsten Untersuchungsmethoden nicht ermitteln. und zumal bei den auffallend gefärbten Flußspat-, Apatit- und Quarzkristallen, von denen man, weil sie den Farbstoff oft so gleichmäßig wie in einer Lösung verteilt enthalten, auch wohl zu sagen pflegt, daß sie eine dilute Färbung besäßen. Diese dilut verteilten Farbstoffe werden zum Teil schon durch das Licht zerstört, z. B. der Smaragd, der apfelgrüne Chrysopras, der rote Vanadinit etc., verblassen nach längerm Liegen im Sonnenlicht; andre, wie blaues Steinsalz, violetter Flußspat und Amethyst, verlieren ihre Farbe schon bei einer Erwärmung bis 200 oder 300°. Da nun auch selbst die aufmerksamste chemische Untersuchung in der Regel nicht imstande ist, Ausschluß über die chemische Beschaffenheit des dilut verteilten Farbstoffes zu geben, lag die bisher gemachte Annahme nahe, daß organische Stoffe die Ursache jener Färbung seien, zumal man eine so große Menge verschiedenartiger organischer Farbstoffe kennt, die bei einer sehr geringen Beständigkeit gegen Licht und Temperaturerhöhung ihren Lösungen selbst in kaum merkbaren Spuren eine lebhafte Färbung erteilen. Indessen spricht das Vorkommen der meisten auffallend gefärbten M. in der Natur gegen eine Färbung durch organische Substanzen. Die schönfarbigen Kristalle von Flußspat, Apatit, Beryll, Quarz etc. finden sich auf den Gängen der Zinnerz- und Titanformation, in den großkörnig ausgebildeten Ganggraniten (Pegmatiten) und auch sonst vielfach innerhalb massiger, aus glutflüssigem Magma erstarrter Gesteine, während dieselben Kristalle da, wo sie innerhalb kohlenstoffhaltiger Schichten entstanden sind, in der Regel farblos erscheinen. Daraus scheint mit Gewißheit hervorzugehen, daß es auch anorganische Stoffe gibt, die, in geeigneten Lösungsmitteln dilut verteilt, intensiv zu färben imstande sind. Da auffallend gefärbte M. gewöhnlich in Gesellschaft von Zinn-, Zirkon- und Titanverbindungen, auch mit Cer-, Lanthan-, Didym-, mit Niob-, Tantal- und Beryll-haltigen M. auftreten, liegt es nahe, in Verbindungen dieser Elemente den Grund ihrer Färbung zu vermuten und bei der Analyse nach diesen Stoffen zu forschen; indessen lassen sich in den meisten Fällen in den geringen, zur Analyse zur Verfügung stehenden oder verwendeten Mengen die betreffenden Elemente überhaupt nicht nachweisen.

Charakteristisch ist für manche farbige M. auch die Farbe (Strichfarbe, Strich) des seinen Pulvers (Strichpulvers), das man durch Anfeilen oder durch Reiben oder Streichen der M. auf einer rauhen Platte (Strichtafel) von Porzellan (Biskuit) erhält. So besitzt der eisenschwarze Eisenglanz einen kirschroten Strich; das Pulver des speisgelben Eisenkieses ist bräunlich schwarz. Gefärbte M. haben meist einen weißen oder hellgrauen Strich. Durch oberflächliche chemische Veränderung können sich die Farben mancher M. ändern, die M. können »anlaufen«. Die entstehenden Farben (Anlauffarben) sind dann entweder auf der ganzen Oberfläche gleich oder an verschiedenen Stellen verschieden; im letztern Fall erhalten die M. ein buntes Aussehen (pfauenschweifig, taubenhälsig, regenbogenartig). – Nach dem Grade der Fähigkeit, das Licht durchzulassen (Pelluzidität), unterscheidet man die M. als durchsichtig, halbdurchsichtig, durchscheinend, kantendurchscheinend und undurchsichtig (opak). Auch die Durchlässigkeit für Röntgenstrahlen ist bei verschiedenen M. verschieden und für die Unterscheidung mancher Edelsteine von Wichtigkeit. Speziell läßt sich wasserheller Diamant infolge seiner vollkommenen Durchlässigkeit für Röntgenstrahlen leicht von dem nur wenig durchlässigen weißen oder gelblichen Topas, Bergkristall, Phenakit, weißen Saphir, Spinell und geglühten Hyazinth, und grün, blau und rosa gefärbter Diamant leicht von Chrysoberyll, Saphir, Aquamarin, Rubin, Spinell und Hyazinth unterscheiden; ebenso Rubin von Spinell, Granat und Turmalin; Saphir von Cordierit, Turmalin und Cyanit; gelber Saphir von Goldberyll, Topas, Citrin, Chrysoberyll und Chrysolith; grüner Korund von Smaragd; Spinell von Granat; Chrysoberyll von Sphen, Chrysolith und Andalusit; Hyazinth von Hessonit etc. Und, was besonders wichtig ist, die Untersuchung kann an gefaßten Steinen vorgenommen werden, ohne daß dieselben in irgend einer Weise verletzt werden. Der Glanz (s. d.) ist seiner Qualität nach Metallglanz (an undurchsichtigen, sogen. metallischen M.), Diamant glanz (an durchsichtigen M. von hoher Brechung), Glasglanz, Fettglanz, Perlmutterglanz, Seidenglanz (dieser besonders an faserigen M.). Nach der Stärke des Glanzes unterscheidet man die M. als stark glänzend, wenig glänzend und als matt.

Einen sehr wertvollen Anhaltspunkt zur Bestimmung der M. bietet ihr Verhalten vor der Lötrohrflamme, vor der sie sich als unschmelzbar, schwer oder leicht schmelzbar erweisen oder sich verflüchtigen. Kobell hat für die schmelzbaren M. eine Schmelzbarkeitsskala aufgestellt, mittels deren man, ähnlich wie bei der Härteskala, den Grad der Schmelzbarkeit eines Minerals durch Vergleich bestimmen kann. Die sechs Schmelzgrade sind, von dem am leichtesten schmelzbaren Mineral anfangend: 1) Antimonglanz (etwa 520°), 2) Natrolith, 3) Almandin, 4) Strahlstein, 5) Orthoklas, 6) Bronzit (etwa 1300°). – Magnetismus besitzen nur wenige Mineralspezies. Polaren Magnetismus zeigen manches Platin und mancher Magnetkies, besonders aber manches in Zersetzung begriffene Magneteisen (natürlicher Magnet); einfach magnetisch, indem sie vom Magneten angezogen werden, sind namentlich Eisen, Magneteisen, Magnetkies und noch einige viel Eisen enthaltende M., manche von diesen allerdings erst nach dem Glühen oder Schmelzen. – Als physiologische Merkmale endlich werden auf Geschmack, Geruch und Gefühl wirkende Eigenschaften der M. bezeichnet, unter ihnen einige zur rohen Bestimmung recht nützliche, wie der Geschmack des Steinsalzes, des Sylvins, der eigentümliche Geruch, den tonige M., namentlich nach dem Anhauchen, zeigen, ferner der bituminöse, der entweder direkt oder noch häufiger nach dem Anschlagen oder Reiben wahrgenommen wird, endlich das eigentümlich fettige Gefühl bei Berührung z. B. des Talks und des Graphits. Auch das Adhärieren an befeuchteter Lippe (hygroskopische M.: Tone, Meerschaum, Hydrophan) gehört hierher.

Die Mineralspezies sind, wie schon hervorgehoben, bestimmte chemische Verbindungen. Chemisch analog zusammengesetzte M. zeigen häufig ähnliche Kristallformen, sind isomorph (s. Isomorphie); anderseits können aber auch in verschiedenen Kristallsystemen kristallisierende M. die gleiche chemische Zusammensetzung besitzen (Polymorphie, Heteromorphie, s. d.). Die Wichtigkeit der chemischen Zusammensetzung findet ihren Ausdruck auch darin, daß die systematische Anordnung der Mineralspezies jetzt allgemein nach chemischen Prinzipien erfolgt. Man gliedert die M. wie folgt:


I. Klasse. Elemente und deren isomorphe Mischungen; mit den Ordnungen der Metalloide und der Metalle.

II. Klasse. Schwefelverbindungen (Inflammabilien der alten Mineralogen zum Teil) und Verbindungen des Selens, Tellurs, Arsens, Antimons und Wismuts; mit den Ordnungen der einfachen Sulfide (Selenide etc.), der Sulfosalze und der Oxysulfuride.

III. Klasse. Oxyde; mit den Ordnungen der Anhydride und der Hydroxyde.

IV. Klasse. Haloidsalze; mit den Ordnungen der einfachen Haloidsalze und der Doppelchloride und -Fluoride sowie einem Anhang: Oxychloride und Oxyfluoride.

V. Klasse. Sauerstoffsalze (Oxysalze); mit den Ordnungen der Aluminate und Ferrate, Borate, Nitrate, Karbonate, Selenite, Arsenite und Antimonite, Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate und Uranate, Tellurate, Phosphate, Arseniate, Antimoniate, Vanadinate, Niobate und Tantalate, Silikate, Titanate, Zirkoniate, Thorate, Stannate, Verbindungen der Silikate mit Titanaten, Zirkoniaten, Niobaten und Vanadinaten und Verbindungen der letztgenannten Salze untereinander. Von diesen Ordnungen zerfallen die meisten in zwei Unterordnungen, je nachdem die betreffenden Verbindungen wasserfrei oder wasserhaltig sind. Bei den Silikaten werden namentlich folgende »natürliche Gruppen« unterschieden: Gruppen des Andalusit, Turmalin, Epidot, Olivin, Willemit, Granat, Nephelin, Glimmer, Chlorit, Talk und Serpentin, Augit und Hornblende, Cordierit, Feldspat, Skapolith, Zeolithe.

VI. Klasse. Organische Verbinbungen (Inflammabilien der alten Mineralogen zum Teil); mit den Ordnungen der Salze der organischen Säuren, Kohlenwasserstoffe und Harze sowie einem Anhang: Kohlen.


Für die chemische Untersuchung bedient sich die Mineralogie im allgemeinen der gleichen Methoden wie die anorganische Chemie, und nur für eine schnelle Bestimmung wird mit Vorliebe der sogen. trockne Weg unter Benutzung des Lötrohrs behufs Vornahme von Schmelzversuchen, Färbungen von Glasflüssen (Borax-, Phosphorsalzperlen) etc. gewählt; auch die äußern Kennzeichen (Glanz, Farbe, Härte, Spaltbarkeit, Kristallform etc.) werden zur Bestimmung mit Vorteil verwertet. Weisbach, Fuchs, Kobell u. a. haben Anleitungen zur Bestimmung der M. auf Grund einfacher chemischer Prüfungen und nach äußern Kennzeichen gegeben. Wo nur sehr kleine Mengen eines näher zu bestimmenden Minerals zur Verfügung stehen, wie das bei Gesteinsuntersuchungen öfter der Fall ist, bedient man sich auch wohl mikrochemischer Reaktionen und Analysen. Man prüft zunächst das zu untersuchende Material auf seine Löslichkeit in Wasser und Säuren und sucht dann aus Tröpfchen der erhaltenen Lösung, eventuell unter Zusatz eines weitern Reagens, Kristallisationen darzustellen, die durch Form und optisches Verhalten so gut charakterisiert sind, daß man sie mit Leichtigkeit erkennen kann und eine Verwechselung mit andern Kristallen ausgeschlossen ist. Wegen der geringen Größe der entstehenden Kristalle und, weil eine optische Prüfung derselben in der Regel unerläßlich ist, bedient man sich bei der Untersuchung eines Mikroskops mit Polarisationsvorrichtung. Z. B. bei in Wasser oder Säuren löslichen M. stellt man sich aus einem Körnchen des Minerals eine Lösung her und prüft einzelne Tropfen derselben auf dem Objektträger der Reihe nach auf Natrium, Tonerde, Calcium, Magnesium, Phosphorsäure etc. Bei Anwesenheit von der geringsten Menge (schon von 0,0008 mg) von Natrium in der Lösung erhält man bei Zusatz eines Tropfens einer Lösung von essigsaurem Uranoxyd scharf ausgebildete, tetraedrische Kristalle von essigsaurem Uranylnatrium; Tonerde wird am besten bei Zusatz von etwas Cäsiumsulfat erkannt, mit dem sie die schwer löslichen oktaedrischen Kristalle von Cäsiumalaun bildet; aus einem Tropfen schwefelsaurer Lösung scheiden sich bei Anwesenheit von Calcium nadelförmige Gipskristalle aus, Phosphorsäure verrät sich dadurch, daß die Lösung mit molybdänsaurem Ammoniak, gelöst in Salpetersäure, einen gelben Niederschlag von phosphormolybdänsaurem Ammon gibt. Gute Zusammenstellungen der wichtigsten Reaktionen für die verschiedenen Elemente haben Haushofer (»Mikrochemische Reaktionen«, Braunschw. 1885), Klément u. RenardRéactions microchimiques à cristaux«, Brüssel 1886) und besonders Behrens (»Anleitung zur mikrochemischen Analyse«, Hamb. 1895) gegeben.

Die Bildung der M. erfolgt wie die der Kristalle (s. d.) auf dreierlei Weise; entweder entstehen sie durch Erstarrung von Schmelzflüssen (wie viele Gemengteile der Laven, z. B. Feldspat, Leucit, Augit, Biotit, Apatit, Magneteisen), oder durch Ausscheidung aus wässerigen Lösungen (z. B. Steinsalz, Gips) oder durch Sublimation aus dem dampfförmigen Zustand (z. B. Salmiak, Schnee). Die aus Schmelzflüssen erstarrten M. führen nicht selten neben kleinen rundlichen und schlauchförmigen Einschlüssen von Gas und Flüssigkeiten, die in den Schmelzflüssen absorbiert waren, als besonders charakteristisch, weil ihre Entstehung verratend, Einschlüsse von Glas. Die aus wässerigen Lösungen auskristallisierten M. enthalten häufig und oft in regelmäßiger Anordnung, bald mehr in den zentralen, bald mehr in den peripherischen Teilen gehäuft, Flüssigkeitseinschlüsse, die, wenn sie den oft ebenflächig begrenzten Raum (negativen Kristall) nicht ganz erfüllen, eine bewegliche Gasblase (Libelle) enthalten. Gaseinschlüsse (sogen. Gasporen) kommen namentlich bei den sublimativ gebildeten M. häufig vor. Die Ausscheidung von M. aus wässerigen Lösungen und Dämpfen ist nicht selten eine Folge ziemlich komplizierter Vorgänge; so kann z. B. Eisen glanz aus sublimierendem Chloreisen durch die Einwirkung von Wasserdampf, Gips durch Einwirkung oxydierenden Eisenkieses auf kohlensaures Calcium entstehen; Zeolithe können sich aus Feldspaten bilden etc. Die unter dem Einfluß von vulkanischen Dämpfen gebildeten und zumal aus andern M. durch Umbildung entstandenen M. werden kurz als pneumatolytische und die unter gleichzeitigem Einfluß von Wasser oder Wasserdampf gebildeten M. als pneumatohydatogene bezeichnet. Viele M., die sogen. Kontaktmineralien, entstehen durch den Einbruch eines Eruptivgesteins in andre Gesteine an den Berührungsstellen beider (s. Metamorphismus der Gesteine). Endlich können Organismen einen hervorragenden Anteil an der Bildung von M. nehmen. die neben organischen Substanzen aus Kieselsäure oder aus Calciumkarbonat bestehenden innern oder äußern Skelette von Tieren oder Pflanzen (Diatomeen), die Holzfasern der Pflanzen gehen gelegentlich durch Umwandlungsprozesse in rein mineralische Substanzen über (Polierschiefer aus Diatomeen bestehend, Verkohlungsprozeß). Über die große Bedeutung, welche die sogen. Pseudomorphosen als Anzeichen bestimmter natürlicher Bildungs- und Umbildungsprozesse besitzen, vgl. Pseudomorphosen. Von vielen M. wissen wir nicht, wie sie sich gebildet haben; zur Erklärung ihrer mutmaßlichen Bildungsweise können dann aber synthetische Arbeiten dienen, durch die mit den natürlich vorkommenden identische chemische Verbindungen erzeugt werden. Man hat bereits eine größere Zahl von M. künstlich dargestellt, z. B. Diamant, Rubin, Spinell, Quarz, Tridymit, Feldspat, Augit, Olivin, Nephelin, Analcim, Natrolith, Biotit, Zinnstein, Eisenglanz u. v. a., aber noch nicht Hornblende, Muskovit etc. Die umfangreiche Literatur über solche Darstellungen und Versuche findet sich in Meuniers »Les méthodes de synthèseen minéralogie« (Par. 1891) übersichtlich zusammengestellt. Der Verallgemeinerung der dabei gewonnenen Resultate steht die Tatsache gegenüber, daß sich die Natur in vielen Fällen nachweisbar verschiedener Wege bedient, um dasselbe Mineral hervorzubringen. So ist der Feldspat in den Laven eruptiver Entstehung, in den Kristallkellern der Alpen (als Adular, Albit, Periklin) wässeriger Bildung, der Quarz in den Quarzporphyren und Lipariten eine Ausscheidung aus feurigem Schmelzfluß, aber als Versteinerungsmittel von fossilen Baumstämmen entschieden aus wässeriger Lösung abgesetzt.

Hinsichtlich der Häufigkeit und der Art ihres Vorkommens unterscheiden sich die M. auffallend voneinander. Unter den etwa 800 Spezies, die man kennt, sind nur gegen 40 als wesentliche Bestandteile der Gesteine (vgl. Gesteine, S. 744) weit verbreitet, alle übrigen kommen nur als zufällige Beimengungen entweder in kristallinischen Aggregaten (derb, eingesprengt, Fig. 11) und in Kristallen in den Gesteinen eingewachsen vor, oder in Hohlräumen derselben, als Ausfüllungen ehemaliger Blasenräume (Mandeln) und auf Gängen und Lagerstätten besonderer Art (s. Erzlagerstätten). – Über die Benennung der einzelnen Spezies vgl. Mineralnamen. – Das beste Hilfsmittel zum Studium der M. bieten die Mineraliensammlungen, wie sie die Universitäten und andre Lehranstalten besitzen. Die Anlage eigner Sammlungen ermöglichen die Mineralienhandlungen (in Bonn, Heidelberg, Freiberg, Dresden, Wien), von denen man sowohl einzelne Stücke als ganze Zusammenstellungen beziehen kann. Auch sind Etiketten für Mineraliensammlungen käuflich. Über Lehrbücher s. Mineralogie.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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