Magma

Magma

Magma (griech.), knetbare Masse, Salbe etc., in der Petrographie die glutflüssige Schmelze eines Silikatgesteins, die Gase und Dämpfe in großer Menge absorbiert enthalten kann. Das M. liefert je nach den bei der Erstarrung obwaltenden physikalischen Verhältnissen entweder ein nur aus kristallinischen Teilen bestehendes (holokristallines), oder ein rein glasiges (hyalines), oder ein halbkristallinisches, aus kristallinischen Teilen und einer amorphen Basis (s. d.) bestehendes Gestein. Unter besondern Verhältnissen kann auch eine Spaltung des Magmas eintreten, indem sich kieselsäureärmere (basischere) und kieselsäurereichere (saurere) Ausscheidungen oder Gesteine aus ihm entwickeln. Für die Spaltung eines ursprünglich einheitlichen Magmas in verschiedenartige Teilmagmen oder Gesteine spricht einmal das Auftreten verschiedenartiger, durch Übergänge miteinander verbundener Eruptivgesteine nebeneinander innerhalb desselben geologischen Raumkörpers, von denen die einen die zentralen, die andern die peripherischen Teile (die sogen. Randfazies) zusammensetzen (soz. B. Granit, Syenit, Diorit und Gabbro, durch alle Übergänge miteinander verbunden, innerhalb desselben Massivs), dann aber besonders auch das Vorkommen von zwei oder drei verschiedenen Gesteinstypen auf ein und derselben Gangspalte. Die verschiedenen Eruptivgesteine sind auf diesen, besonders im Thüringer Wald recht zahlreichen, sogen. gemischten Gängen von beiden Salbändern aus nach der Mitte hin derart symmetrisch gelagert, daß die frühere Erklärung der Erscheinung durch wiederholtes Ausreißen der Gangspalte und damit verbundene Injektion mit jedesmal anders zusammengesetztem M. ganz unhaltbar ist. Wenn somit die Annahme, daß die Eruptivgesteine Spaltungsprodukte eines Magmas sind, die richtige ist, so liegt es nahe, sie in ihrer Gesamtheit auf ein ursprünglich vorhandenes einheitliches Urmagma zurückzuführen. Aus diesem würden nach der Ansicht von Rosenbusch durch die ersten Hauptspaltungen chemisch voneinander verschiedene Teilmagmen entstanden sein, etwa von der Zusammensetzung, wie solche in den ältesten plutonischen Gesteinen (Granit, Diorit etc.) vorliegen. Derartige Teilmagmen können sich dann wieder weiter gespalten haben, und es können schließlich auch solche Magmen entstanden sein, die nicht mehr weiter spaltungsfähig sind. Wo im tiefen Schoß der Erde spaltungsfähige Magmen (dahin gehören besonders die alkalireichen, zumal die viel Natron enthaltenden) vorhanden sind und durch geotektonische Vorgänge zu geologischer Gestaltung gelangen, da werden sich im Gebiete desselben Eruptivzentrums mannigfache Gesteinsbildungen vollziehen. Wo dagegen sehr reine und dadurch spaltungsunfähige Magmen in der Tiefe vorhanden sind, da werden allenthalben innerhalb desselben Eruptivgebiets und in jedem Zeitpunkte derselben Eruptivperiode stets die gleichen Gesteinsmassen gefördert werden. Mit der Spaltungsfähigkeit des eruptiven Magmas hängt es zusammen, daß die meistens Klüfte ausfüllenden und Apophysen im Nebengestein bildenden Gesteine (Ganggesteine), die als Nachschübe der erstarrenden schmelzflüssigen Massen in der Tiefe angesehen werden müssen, je nach der Natur der letztern andern Charakter besitzen. Man unterscheidet unter dem »Ganggefolge« dieser schmelzflüssigen (zu Lakkolithen und Massiven erstarrenden) Massen gewöhnlich die granitporphyrischen Gesteine von der (normalen) Zusammensetzung des ungespaltenen Magmas (aschiste Gänge), und die Spaltungsgesteine (Schizolithe), die sich als kieselsäurereichere, hellgefärbte (Aplite) oder als kieselsäureärmere oder basische, dunkelfarbige (Lamprophyre) darstellen. Unter diesen sind die granitporphyrischen Gesteine meistens die zuerst und die Lamprophyre die zuletzt gebildeten. Daß die Spaltung im M. nach bestimmten chemisch-physikalischen Gesetzen erfolgt, ist unzweifelhaft; aber über die Ursachen und den Verlauf der Spaltung sind wir ebensowenig orientiert wie über die physikalisch-chemische Beschaffenheit der Magmen, ob dieselben etwa als Mischungen von Lösungen verschiedener gesteinsbildender Mineralien oder als Gemenge bestimmt konstituierter Flüssigkeiten, die sich durch Spaltung (etwa durch eine Art von Seigerung) wiederum entmischen können, angesehen werden müssen. Auch mit der experimentellen Untersuchung künstlich hergestellter Schmelzflüsse hat man noch keine Ergebnisse erzielt, aus denen man sichere Schlüsse auf die natürliche Magmaspaltung ziehen könnte. Vgl. Bücking, Eruptivgesteine der Sektion Schmalkalden, Thüringen (Berl. 1887); Lagorio, Über die Kristallisationsvorgänge im eruptiven M. (Tschermaks »Mineralogische Mitteilungen«, 1887); Iddings, Origin of igneous rocks (Washington 1892); Brögger, Die Eruptivgesteine des Kristianiagebietes (Christ. 1894); Löwinson-Lessing, Studien über die Eruptivgesteine (Petersb. 1899); Morozewicz, Experimentelle Untersuchungen (Tschermaks »Mineralogische Mitteilungen«, 1898); Rosenbusch, Elemente der Gesteinslehre (2. Aufl., Stuttg. 1901). Vgl. Gesteine und Eruptivgesteine.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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