- Korúnd
Korúnd, Mineral, besteht aus Tonerde Al2O3, findet sich in rhomboedrischen Kristallen und derb in großkörnigen bis feinkörnigen Aggregaten, Härte 9 (also nächst dem Diamant das härteste Mineral), spez. Gew. 3,9–4, eingewachsen in Granit, Syenit, Basalt, Gneis, Glimmerschiefer, auch in körnigem Kalk und Dolomit sowie lose in Kristallen und kleinen Geröllen in den Edelsteinseifen. Man unterscheidet mineralogisch drei Varietäten:
1) Edler K. ist durchsichtig, glasglänzend, farblos oder (durch Chromoxyd und Eisen) blau (Saphir, Salamstein) oder rot (Rubin, s. Fig. 12 u. 13 der Tafel »Edelsteine«), auch gelb und grün. Die Kristalle zeigen bisweilen verschiedene Farben. Weiße Flecke des Rubins kann man durch vorsichtiges Glühen beseitigen. Manche Rubine, besonders die bläulichroten, werden bei hoher Temperatur grün, beim Erkalten wieder rot. Blauer Saphir kann durch starke Hitze im Luft- oder Sauerstoffstrom entfärbt werden und steht dann im Glanz dem Diamanten am nächsten; doch besitzt er ein viel geringeres Brechungsvermögen als der Diamant und nur eine schwache Dispersion, es fehlt ihm also das schöne Farbenspiel des Diamanten. Man unterscheidet im Handel die dunkler gefärbten Saphire und Rubine als männliche von den heller gefärbten weiblichen. Der dunkel karmesinrote ist der eigentliche Rubin (orientalischer Rubin, wahrscheinlich der Anthrax des Theophrast und der indische Carbunculus des Plinius), der dunkel- bis hellblaue der Saphir (orientalischer Saphir, angeblich nach der Insel Sapphirine im Arabischen Meere, Cyanus des Plinius; Griechen und Römer verstanden unter Saphir den Lasurstein); sehr hellblauer Saphir heißt weiblicher oder Wassersaphir, schwärzlich- oder grünlichblauer Indigo-, Katzen- oder Luchssaphir (indessen vgl. Cordierit). Der hochgelbe bis bräunlich strohgelbe K. ist der orientalische Topas (Topas-Saphir, gelber Saphir), der den eigentlichen Topas durch sein schönes Feuer weit übertrifft; der hell grünlichblaue, undurchsichtige K. ist der orientalische Aquamarin, durch Glanz und Härte vor dem eigentlichen Aquamarin ausgezeichnet; der schwach violblaue K., der orientalische Amethyst (Amethyst-Saphir, Violett-Rubin), ist durch Glanz und seines, feuriges Farbenspiel vor dem gewöhnlichen Amethyst ausgezeichnet; der grüne K. (gewöhnlich mit einem Stich ins Gelbe) ist der orientalische Smaragd, der seltenste aller Edelsteine, weniger schön von Farbe als der eigentliche Smaragd, aber glänzender. Ebenso ist der gelblichgrüne K. (orientalischer Chrysolith) dem Chrysoberyll in der Farbe sehr ähnlich, besitzt aber höhern Glanz. Morgenroter K. mit einem Stich ins Gelbliche oder Weißliche ist der orientalische Hyazinth oder Vermeille. Weißer Saphir (Leukosaphir) ist wasserhell, durchsichtig, fast diamantartig glänzend. Die vier zuletzt genannten Varietäten sind äußerst selten. Manche durchscheinende Saphire und Rubine zeigen, besonders wenn sie en cabochon geschliffen sind und die Hauptachse des Kristalls senkrecht auf der Grundfläche des geschnittenen Steines steht, im auffallenden Licht einen sechsstrahligen Lichtstern (Sternsaphir, Sternrubin, Sternstein, opalisierender Saphir oder Rubin, Asterie und zwar Rubin-, Saphir-, Topasasterie je nach der Grundfarbe). Orientalischer Girasol (Saphir- oder Rubinkatzenauge) besitzt einen bläulichen, rötlichen oder gelblichen, auch grünlichen Lichtschimmer auf der konvexen Oberfläche. Diese verschiedenen Edelsteine werden nächst dem Diamanten am höchsten geschätzt, und orientalische Rubine und Smaragde sind, wenn ihr Gewicht 3 Karat übersteigt, öfters teurer als Diamanten von gleichem Gewicht. Der größte bekannte Rubin hat geschliffen die Größe eines Taubeneies, der größte Saphir soll 951 Karat wiegen. Rubine von mehr als 12–15 Karat gehören zu den Seltenheiten. Man hat Saphir auch zu Linsen für Mikroskope geschliffen und benutzt Rubine zu Achsenlagern in Uhren und zum Ziehen seiner Drähte. Rubin und Smaragd dienten früher als Arzneimittel; jener sollte Gegenliebe erzeugen, dieser dem Beherzten noch mehr Mut machen, vor Bezauberung schützen etc. Rubin und Saphir lassen sich auch künstlich darstellen, am leichtesten durch Schmelzen von Aluminiumfluorid mit Borsäure (so stellten Deville und Caron bereits 1858 bis 1 cm große, aber sehr dünne Rubine dar). Größere, praktisch brauchbare Kristalle erhält man nach Frémy beim Schmelzen von kalihaltiger Tonerde mit Fluorcalcium bei Zutritt feuchter Luft; bei Zusatz von etwas chromsaurem Kali erhalten sie vorwiegend die Farbe des Rubins, selten die des Saphirs, bei Zusatz von etwas Kobalt die des Saphirs. Rubin findet sich besonders in Birma im Flußgebiet des Irawadi bei Mogouk sowohl in Seifen (Edelsanden) als auch eingewachsen in körnigem Kalk, ferner in Siam, in Badakschan (Mongolei), spärlich in Ceylon und in Nordamerika. Saphir kommt besonders in Siam und auf Ceylon in Edelsanden vor, außerdem als Einschluß in größern unreinen Stücken von K. in einem Olivingestein in Nord- und Südcarolina und in Goldsanden in Montana, ferner in kleinen Körnern lose im Granitgrus der Iserwiese in Böhmen und eingewachsen im Basalt von Unkel u. a. O. (der sogen. brasilische Saphir aus Brasilien ist kein K., sondern bläulicher Topas oder Turmalin).
2) Gemeiner K. findet sich in Kristallen mit meist rauhen Flächen und in großkörnigen bis grobkörnigen Massen (Demantspat, Diamantspat), auch in Geschieben und Körnern; er hat meist graue, rötliche und bräunliche Farben und ist nur durchscheinend. Fundorte: im Dolomit von Campolongo, im Syenit von Biella in Italien, im Chloritschiefer von Kuschwa und Barsowskoi im Ural, im Glimmerschiefer von Chester in Massachusetts, auf der Culsageegrube in Nordcarolina in über 150 kg schweren Kristallen, in den Edelsanden von Ceylon etc. Er dient, wie auch die schlechten Stücke des Saphirs und Abfälle von der Bearbeitung desselben, zum Schleifen und Polieren andrer Edelsteine, des Glases und der Metalle.
3) Schmirgel, feinkörnige Massen von indigblauer bis schwarzer Farbe, fast stets mit Magneteisen und Eisenglanz innig verwachsen, so daß der Korundgehalt oft nur zwei Drittel des Gemenges beträgt. Wegen der Beimengung der weniger harten Mineralien steht die Härte des Schmirgels hinter derjenigen der andern Korundvarietäten zurück. Der Schmirgel bildet Lager im Glimmerschiefer und körnigen Kalk, so bei Schwarzenberg in Sachsen, in Kleinasien, am Ural, in Massachusetts, auf Naxos etc. Seine große Härte macht ihn zu einem gesuchten Schleifmaterial; namentlich der Naxosschmirgel wird in der Technik viel benutzt. Er wird auf Schmirgelmühlen gemahlen, gesiebt, auch geschlämmt und in verschiedenen Feinheitsgraden in den Handel gebracht.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.