Koalitionskrieg

Koalitionskrieg

Koalitionskrieg, der von einem Bund (Koalition) mehrerer Staaten gegen einen andern geführte Krieg. So sind die Kriege der europäischen Staaten gegen Ludwig XIV. 1672–79,1688–97 und 1701 bis 1714 Koalitionskriege; die beiden ersten nennt man auch Raubkriege Ludwigs, den letzten den Spanischen Erbfolgekrieg. Besonders aber pflegt man Koalitionskriege die vier Kriege der verbündeten europäischen Staaten gegen das revolutionäre Frankreich (daher auch Revolutionskriege) und gegen Napoleon I. zu nennen.

1) Der erste Koalitionskrieg brach 1792 aus und dauerte bis 1797. Seine Ursache war der schroffe Gegensatz zwischen der französischen Revolution und den Mächten des allen Europa. Die französische Nationalversammlung hatte in Avignon die päpstliche Herrschaft gestürzt und in Elsaß und Lothringen die altverbrieften Rechte und Einkünfte deutscher Fürsten und Reichsstände ohne alle Entschädigung aufgehoben. Die Betroffenen verlangten von Kaiser und Reich Schutz, und Leopold II. wurde auch vom französischen Königspaar sowie von den französischen Emigranten zu einer bewaffneten Intervention in Frankreich gedrängt. Leopold aber verwarf jeden Kriegsplan und begnügte sich auf der Zusammenkunft mit Friedrich Wilhelm II. in Pillnitz 27. Aug. 1791 mit einer allgemeinen Erklärung zugunsten der Monarchie in Frankreich. Indes nach dem Tode Leopolds I. März 1792 bestieg der kriegslustigere Franz II. den Kaiserthron, der den Forderungen der Emigranten und der verletzten deutschen Fürsten willigeres Gehör schenkte. Anderseits reizten eben diese Ränke den Stolz der französischen Republikaner, während zugleich die Girondisten durch die Kriegserklärung in Frankreich selbst die nationale Kraft entfesseln und der Revolution zum Sieg über das Königtum verhelfen wollten. Die französische Regierung richtete 18. März in herausforderndem Ton die Frage an Österreich, ob es sofort entwaffnen und die Bündnisse gegen Frankreich auflösen wolle oder nicht, und als Franz II. dies ablehnte, erfolgte 20. April 1792 die französische Kriegserklärung an Kaiser und Reich.

Die ersten kriegerischen Unternehmungen der Franzosen scheiterten infolge der völligen Zerrüttung der Armee kläglich: ihr Einfall in Belgien wurde von den Österreichern zurückgewiesen, und die Verwirrung, die dadurch entstand, hätte den deutschen Verbündeten einen leichten Sieg ermöglicht, wenn sie nicht mit ihren Rüstungen und militärischen Bewegungen allzu langsam vorgegangen wären. Erst Ende Juli rückten 45,000 Preußen und 6000 Hessen unter dem Befehl des Herzogs Karl Ferdinand von Braunschweig in die linksrheinischen Lande ein, während ein österreichisches Korps an der belgischen Grenze, ein anderes am Oberrhein das Hauptheer unterstützen sollten; 8000 Emigranten folgten, und auf ihren Antrieb erließ der Herzog 25. Juli von Koblenz ein Manifest, worin die Franzosen, namentlich Paris, mit den schärfsten Maßregeln bedroht wurden, falls dem König Ludwig noch ferner Zwang oder Gewalt angetan würde. Die kleinen Grenzfestungen Longwy und Verdun wurden genommen; allein nunmehr ließ der Herzog den Franzosen Zeit, die Pässe des Argonner Waldes zu befestigen, und unternahm schließlich auf deren Stellung keinen Sturm, sondern begnügte sich 20. Sept. mit einer erfolglosen Kanonade auf die Höhen von Valmy, die Kellermann besetzt hatte. Da sie erfolglos verlief, sah er sich schließlich infolge der Verstärkung der französischen Streitkräfte und der Schwächung seiner eignen durch schlechte Nahrung und Krankheiten genötigt, Frankreich zu räumen und sich nach Trier zurückzuziehen. Währenddessen war General Custine mit 18,000 Mann in die linksrheinische Pfalz eingefallen, hatte Speyer und Worms besetzt und war 21. Okt. in Mainz eingezogen, während die Fürsten und Herren, von panischem Schrecken erfaßt, auf das rechte Rheinufer flohen; sogar Frankfurt a. M. wurde von den Franzosen gebrandschatzt. Gleichzeitig eroberte Dumouriez durch den Sieg über die Österreicher bei Jemappes (6. Nov. 1792) ganz Belgien.

Erst jetzt ließen Preußen und Österreich ihre durch die polnische Frage veranlaßten lähmenden Eifersüchteleien für einige Zeit fallen. Außer Sardinien, dem die Franzosen Savoyen und Nizza entrissen hatten, traten nun auch die Niederlande, Spanien und vor allem England der Koalition gegen Frankreich bei. Nachdem die preußischen Truppen noch vor Ende 1792 Frankfurt wieder besetzt hatten, eroberten sie nach längerer Belagerung 12. Juli 1793 Mainz und drangen in die Pfalz ein. Die Österreicher unter dem Prinzen von Koburg besiegten 18. März 1793 Dumouriez bei Neerwinden, brachten Belgien wieder unter ihre Herrschaft und eroberten Condé und Valenciennes. An der Küste der Niederlande landele der Herzog von York und vereinigte seine englisch-hannoverschen Truppen mit den Holländern. Aber er ward von Houchard bei Hondschoote (7. und 8. Sept.) von den Franzosen geschlagen. Die Österreicher gaben nach der unentschiedenen Schlacht, die Jourdan 15. und 16. Okt. dem Prinzen von Koburg bei Wattignies lieferte, die Belagerung von Maubeuge und damit die Absicht weitern Vordringens in Frankreich auf. Der Herzog von Braunschweig besiegte 14. Sept. 1793 die Franzosen bei Pirmasens und eroberte im Verein mit Wurmser 13. Okt. die Weißenburger Linien. Der Angriff Hoches auf die preußische Armee wurde 28.–30. Nov. in der blutigen Schlacht bei Kaiserslautern zurückgeschlagen. Jedoch noch vor Ende des Jahres zwang Hoche mit seinen zahlreichen neugebildeten Truppen die Österreicher und Reichstruppen unter Wurmser, auf das rechte Rheinufer zurückzugehen, wodurch sich auch der Herzog von Braunschweig genötigt sah, die Belagerung von Landau aufzugeben. Preußen verpflichtete sich 19. April 1794 durch den Haager Vertrag mit den Seemächten, gegen Subsidien 62,000 Mann am Rhein stehenzulassen und den Interessen der Seemächte gemäß zu verwenden. Der neue preußische Befehlshaber, Feldmarschall v. Möllendorff, drängte noch einmal 23. Mai 1794 bei Kaiserslautern die Franzosen bis zum Wasgau zurück. Da er aber den Marsch nach den Niederlanden, den die Seemächte forderten, für unmöglich erklärte und diese daher die Hilfsgelder nicht mehr zahlten, ward der Haager Vertrag hinfällig, und die preußische Armee blieb untätig. In Belgien wurden 18. Mai die englisch-hannoverschen Truppen unter York bei Tourcoin von Pichegru geschlagen, und 26. Juni errang Jourdan den Sieg von Fleurus über den Prinzen von Koburg und den Erzherzog Karl. Belgien, das der ränkesüchtige österreichische Staatsmann Thugut freiwillig preisgab, um Bayern oder Polen dagegen einzutauschen, fiel in die Hände der Franzosen. Darauf räumten auch die Preußen, nachdem sie 18.–20. Sept. zum drittenmal bei Kaiserslautern mit den Franzosen rühmlich gestritten hatten, das linke Rheinufer. Schon im Herbst 1794 eroberten die französischen Generale die holländischen Grenzfestungen, und als im Dezember ein starker Frost alle Gewässer mit einer Eisdecke überzog, rückte Pichegru, von der republikanischen Partei der Patrioten mit offenen Armen empfangen, in die Niederlande ein; die Engländer schifften sich auf ihre Inseln ein, der Erbstatthalter floh. Darauf wurden die Niederlande in die Batavische Republik verwandelt, die mit Frankreich ein Schutz- und Trutzbündnis einging.

Preußen schloß, durch Finanznot gedrängt und von Rußland und Österreich in Polen bedroht, 5. April 1795 mit der französischen Republik den Separatfrieden von Basel, in dem es das linke Rheinufer den Franzosen überließ und durch eine Demarkationslinie die Neutralität Norddeutschlands rechts vom Rhein sicherte. Im Juli trat Spanien, dessen unfähige Generale nicht einmal die Pyrenäenlinie gegen die Franzosen hatten schützen können, dem Baseler Frieden bei, so daß außer England nur noch Österreich und die italienischen Staaten der Koalition angehörten. Während die Engländer mit ihrer Flotte 1795 eine Landung der Emigranten an der Küste der Bretagne unterstützten, die aber schließlich scheiterte, drangen Pichegru vom Oberrhein, Jourdan vom Niederrhein in das rechtsrheinische Deutschland ein; die pfälzischen Minister überlieferten ihnen Düsseldorf, Mannheim und Heidelberg. Doch vertrieb Clerfait die Franzosen vom rechten Rheinufer, rettete durch einen glänzenden Sieg 29. Okt. die Festung Mainz und entriß den Franzosen auch Heidelberg und Mannheim wieder. 1796 erhielt Erzherzog Karl den Oberbefehl über die Österreicher in Süddeutschland, in das Jourdan mit der Maas-Sambre-Armee vom Mittelrhein und Moreau, bei Kehl den Rhein überschreitend, einfielen. Baden und Württemberg wurden zum Frieden genötigt. Der Erzherzog Karl mußte bis in die Oberpfalz zurückweichen, wohin ihm Jourdan folgte, um sich mit Moreau zu vereinigen. Plötzlich ward Jourdan bei Amberg vom Erzherzog angegriffen, nach mehrtägigen Gefechten zurückgedrängt und durch die schwere Niederlage bei Würzburg (3. Sept.) zum Übergang auf das linke Rheinufer genötigt. Jetzt mußte auch Moreau, der den österreichischen General Latour am Lech in mehreren Gefechten geschlagen und die bayrische Regierung zu dem schmählichen Waffenstillstand von Pfaffenhofen (7. Sept. 1796) bewogen hatte, den Rückzug durch den Schwarzwald antreten, den er mit großem Geschick ohne erhebliche Verluste ausführte.

Inzwischen hatte General Bonaparte (s. Napoleon I.) im März 1796 den Oberbefehl über die französische Armee in Nizza übernommen. Im April 1796 überschritt er von der Riviera aus den Col di Tenda, trennte durch die Gefechte von Millesimo (13. April) und Dego die Österreicher und Sardinier, schlug die letztern bei Ceva und Mondovi (20. u. 21. April) und zwang den König von Sardinien zum Waffenstillstand von Cherasco (26. April), dem am 15. Mai der Friede folgte; auch die Herzoge von Parma und Modena mußten den Frieden mit großen Opfern erkaufen. Nachdem Bonaparte die Addabrücke bei Lodi (10. Mai) erstürmt hatte, zog er 14. Mai in Mailand ein, drängte die Österreicher Ende Mai bis hinter die Etsch zurück und schloß Mantua ein; seinen Rücken sicherte er sich durch Besetzung der Romagna, einen Einfall in Toskana und einen Friedensvertrag mit Neapel. Als die Österreicher unter Wurmser Italien wiederzuerobern unternahmen, schlug sie Bonaparte 5. Aug. bei Castiglione und 8. Sept. bei Bassano, worauf sich Wurmser mit dem Rest seines Heeres nach Mantua warf. Die Versuche der Österreicher, Mantua zu entsetzen, wies Bonaparte durch die Siege bei Arcole (15.–17. Nov.) und bei Rivoli (14. Jan. 1797) zurück, worauf sich Mantua 3. Febr. ergeben mußte. Nachdem Bonaparte den Papst zum Frieden von Tolentino (19. Febr.) gezwungen hatte, drang er ohne Rücksicht auf die Gefährdung seiner Rückzugslinien durch Friaul, Krain und Kärnten bis nach Steiermark vor und erschreckte durch diesen kühnen Vormarsch den Wiener Hof so, daß dieser 18. April den Präliminarfrieden von Leoben mit Bonaparte schloß, in dem Österreich gegen Venetien Belgien, das linke Rheinufer und die Lombardei abtrat. Im definitiven Frieden von Campo Formio (18. Okt. 1797), worin Österreich der Errichtung der Zisalpinischen Republik zustimmte, wurde die Berufung eines Kongresses nach Rastatt festgesetzt, der den Reichsfrieden abschließen und die Entschädigung der Reichsstände regeln sollte, die durch Abtretung des linken Rheinufers Verluste erlitten.

2) Der zweite Koalitionskrieg, 1799–1802. Seine Ursachen waren die schroffe, herausfordernde Haltung des französischen Direktoriums auf dem Rastatter Kongreß, seine Eigenmächtigkeiten in der Schweiz und Italien, die Besetzung Maltas und der Angriff auf Ägypten. Die Mitglieder der Koalition waren England, Österreich, Rußland, die Türkei, der Papst und die italienischen Staaten sowie Portugal. Der Krieg wurde hauptsächlich in Süddeutschland und Italien geführt. Im März 1799 überschritten Jourdan und Bernadotte den Oberrhein und brachen in Schwaben ein, wurden aber vom Erzherzog Karl durch die Treffen von Ostrach (20. März) und Stockach (25. März) an den Rhein zurückgeworfen. Die österreichischen Generale Hotze und Bellegarde drängten von Tirol aus die Franzosen in die mittlere Schweiz zurück und errangen in der ersten Schlacht von Zürich (4.–6. Juni 1799) über Masséna einen allerdings nicht entscheidenden Sieg. Doch wurde jetzt von den Verbündeten ein gemeinsamer Einfall in Frankreich von der Schweiz aus geplant, und zu diesem Zwecke sollten sich die Russen unter Korsakow von Süddeutschland her und Suworow von Italien aus mit Hotze bei Zürich vereinigen. Suworow hatte nach dem Siege Krays bei Magnano (5. April 1799) den Oberbefehl über das österreichisch-russische Heer in Oberitalien übernommen, die Franzosen unter Moreau 25.–27. April bei Cassano, Macdonald 17.–20. Juni an der Trebbia, Joubert 15. Aug. bei Novi geschlagen und ganz Italien, außer Genua, von den Franzosen befreit. Als Suworow aber nach einem überaus kühnen und beschwerlichen Übergang über den St. Gotthard Ende September am Vierwaldstätter See anlangte, waren Korsakow und Hotze eben in der zweiten Schlacht bei Zürich (26.–27. Sept.) von Masséna besiegt worden, und Suworow mußte sich unter großen Verlusten über den Panixer Paß nach Graubünden zurückziehen. Erbittert über das Verhalten der österreichischen Generale und die eigennützige Politik des Wiener Hofes, rief der russische Zar Paul seine Truppen zurück und sagte sich von der Koalition los.

Indessen war Bonaparte aus Ägypten zurückgekehrt und hatte sich durch den Staatsstreich vom 18. Brumaire der obersten Gewalt in Frankreich bemächtigt. Er selbst übernahm nun den Oberbefehl über die Armee, die Italien wiedererobern sollte, überschritt im Mai 1800 den großen St. Bernhard, kam dadurch den Österreichern, die unter Melas bei Alessandria standen, in den Rücken und zwang sie durch den Sieg von Marengo (14. Juni), Oberitalien bis zum Mincio zu räumen. Währenddessen hatte Moreau mit einem andern französischen Heer den Rhein bei Breisach überschritten und die Österreicher unter Kray durch die Gefechte bei Engen, Stockach und Mößkirch (3.–5. Mai) und Biberach (10. Mai) bis nach Bayern zurückgedrängt. Endlich erlitten die Österreicher unter Erzherzog Johann 3. Dez. 1800 bei Hohenlinden eine so entscheidende Niederlage, daß Moreau auf seinem Marsch nach Wien nur durch den Waffenstillstand von Steier (25. Dez.) aufgehalten werden konnte. Im Frieden von Lüneville (9. Febr. 1801) trat Österreich von neuem Belgien, das linke Rheinufer und die Lombardei an Frankreich ab; eine Reichsdeputation in Regensburg sollte die Entschädigungen der Reichsstände regeln. Am 27. März 1802 schloß auch England nach Pitts Rücktritt mit Frankreich den Frieden von Amiens (Näheres über diesen s. Amiens).

3) Der dritte Koalitionskrieg, 1805–1807. Ursache waren die Übergriffe Napoleons in Holland und der Schweiz, die er Frankreich gänzlich dienstbar machte, und in Italien, wo er ein Königreich gründete, mit dessen Krone er sich krönen ließ. England, mit dem der Friede schon 1803 aufgehört hatte, und Rußland schlossen 11. April 1805 ein Bündnis gegen Napoleons Herrschsucht, dem König Gustav IV. von Schweden, Österreich und Neapel beitraten; Preußen hielt sich trotz aller russischen Bemühungen fern. Dagegen wurden Baden, Württemberg und Bayern zum Anschluß an Frankreich gewonnen und alle Anordnungen getroffen, um mit 200,000 Mann in Deutschland einzufallen. Nach Verkündigung eines Kriegsmanifestes rückten die Österreicher im September 1805 unter Erzherzog Ferdinand und Feldmarschall Mack in Bayern ein. Allein Mack wurde nach dem Siege Neys bei Elchingen (14. Okt.) in Ulm eingeschlossen und 20. Okt. mit 24,000 Mann zu der Kapitulation von Ulm gezwungen. Hierdurch wurde der Erzherzog Karl genötigt, sich nach der Schlacht bei Caldiero nach Kärnten zurückzuziehen; Tirol wurde geräumt. So gaben die Österreicher den Franzosen den Weg nach Wien frei, in das diese 13. Nov. einzogen. Die Österreicher und die inzwischen eingetroffenen Russen zogen ihre Streitkräfte in Mähren zusammen, wo 2. Dez. 1805 die Dreikaiserschlacht bei Austerlitz den Sieg Napoleons entschied. Die Russen gingen in ihre Heimat zurück, während Kaiser Franz bereits 6. Dez. einen Waffenstillstand und 26. Dez. mit Napoleon den Frieden von Preßburg schloß, worin er Vorderösterreich, Tirol und Venetien abtrat und Deutschland und Italien der Willkür des Eroberers preisgab. Die Vernichtung der französisch-spanischen Flotte bei Trafalgar (21. Okt. 1805) durch Nelson war für die festländischen Verhältnisse ohne Bedeutung.

Preußen hatte auch 1805 sich nicht entschließen können, der Koalition sofort beizutreten. Trotz des Potsdamer Vertrags mit Rußland und Österreich (3. Nov.), der es zu einer bewaffneten Vermittelung auf Grund des Lüneviller Friedens und nach deren Ablehnung durch Napoleon zum Kriege verpflichtete, schloß sein Minister Haugwitz mit Napoleon 15. Dez. 1805 den schmählichen Vertrag von Schönbrunn, der Preußen ganz von Frankreich abhängig machte und es mit England und Schweden verfeindete. Und doch entging Preußen dem Kriege nicht. Nachdem Napoleon durch Vertreibung der Bourbonen aus Neapel ganz Italien unter seine Herrschaft gebracht und durch den Rheinbund das Deutsche Reich gesprengt hatte, beschloß er, durch Vernichtung Preußens den letzten noch unbesiegten Staat auf dem Festlande zu beseitigen. Durch offenen Bruch der Verträge und durch herausfordernden Hohn zwang er Preußen zur Kriegserklärung (9. Okt. 1806), vor der er aber schon sein Heer in Bamberg gesammelt und in Marsch gesetzt hatte. Die beiden preußischen Heere in Thüringen wurden 14. Okt. in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt völlig geschlagen und lösten sich auf, die Festungen kapitulierten, Napoleon zog 27. Okt. schon in Berlin ein. Der König flüchtete nach Ostpreußen und warf sich Rußland völlig in die Arme. Aber erst im Dezember konnten russische Truppen in Polen den Franzosen entgegentreten, wurden nach Preußen gedrängt und nach der mörderischen unentschiedenen Schlacht bei Preußisch-Eylau (7. u. 8. Febr. 1807), bei Friedland 14. Juni entscheidend geschlagen. Der Zar Alexander I. gab den weitern Kampf auf und verständigte sich mit Napoleon. Nachdem Rußland 7. Juli mit Frankreich in Tilsit Frieden geschlossen, mußte Preußen 9. Juli sich den härtesten Bedingungen unterwerfen und die Hälfte seines Gebietes abtreten. Schweden verlor Pommern, und Rußland erhielt die Erlaubnis, ihm Finnland zu nehmen. England hoffte Napoleon durch die Kontinentalsperre erfolgreich bekämpfen zu können.

4) Vierter Koalitionskrieg, 1813–15, der Krieg Deutschlands und seiner Verbündeten gegen Napoleon I., s. Deutscher Befreiungskrieg.

Vgl. Häusser, Deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs d. Gr. bis zur Gründung des Deutschen Bundes (4. Aufl., Leipz. 1869, 4 Bde.); Heigel, Deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs d. Gr. bis zur Auflösung des alten Reichs (Stuttg. 1893 ff.); Ranke, Ursprung und Beginn der Revolutionskriege (2. Aufl., Leipz. 1879); v. Sybel, Geschichte der Revolutionszeit 1789–1800 (neueste Ausg., Stuttg. 1897–1900, 10 Bde.); Oncken, Das Zeitalter der Revolution, des Kaiserreichs und der Befreiungskriege (Berl. 1884–87, 2 Bde.); Sorel, L'Europe et la Révolution française (Par. 1885–1904, Bd. 1–8); Chuquet, Les guerres de la Révolution (das. 1886–1896, 11 Bde.); Langwerth v. Simmern, Österreich und das Reich im Kampf mit der französischen Revolution 1790–1797 (Berl. 1880, 2 Bde.); Hüffer, Der Krieg des Jahres 1799 und die zweite Koalition (Gotha 1904–05, 2 Bde.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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