Breisach

Breisach

Breisach (Alt-Breisach), Bezirksamtsstadt im bad. Kreis Freiburg, einst deutsche Festung, am rechten Rheinufer, in der Nähe des Kaiserstuhles, meist auf 45 m hohem Basaltfelsen, der Festung Neu-Breisach am linken Stromufer gegenüber, Knotenpunkt der Staatsbahnlinie Freiburg-Kolmar und der Kaiserstuhlbahn, 246 m ü. M. Das Plateau, auf dem der ältere Teil der Stadt liegt, hat ungefähr 2 km im Umfang; gegen S. stand früher auf einem kleinern Felsen das Schloß Eckartsberg, im N. der Usenberg mit einem Vorwerk. Das Schloß, das einst die Zinne des Berges schmückte, ist verschwunden; daselbst steht jetzt der Tullaturm zu Ehren des Obersten Tulla, der zu Anfang des 19. Jahrh. das Rheinbett korrigierte. Die Stadt hat eine evangelische und 3 kath. Kirchen, unter letztern die Münsterkirche St. Stephan, vom 10.–15. Jahrh. erbaut, mit interessanten Kunstwerken und Altertümern, eine Synagoge, ein altes Rheintor und einen aus der Römerzeit stammenden, 42 m tief in den Felsen gehauenen sogen. Radbrunnen, welcher der Oberstadt das Wasser liefert, eine höhere Bürgerschule, Amtsgericht, Bezirksforstei, Tapetenfabrikation, Bierbrauerei, Mineralwasserfabrik, Weinbau, Wein-, Holz- und Viehhandel und (1900) 3537 Einw., darunter 465 Evangelische und 438 Juden. Nach B. hat der Breisgau seinen Namen. – B. wird schon zur Zeit des Julius Cäsar als ein fester Ort der Sequaner unter dem Namen Mons Brisiacus erwähnt. Wahrscheinlich eine keltische Gründung, wurde es von den Römern unter Valentinian 369 befestigt, 939 mußte sich hier Pfalzgraf Eberhard an König Otto I. ergeben. Die Stadt lag damals auf einer Insel zwischen zwei Armen des Rheins. Im 12. Jahrh. besaßen B. die Bischöfe von Basel, erst allein, seit 1185 gemeinschaftlich mit den Kaisern. Nach Friedrichs II. Tode kam B. ausschließlich an den Bischof von Basel, wurde 1268 von Rudolf von Habsburg besetzt, aber gegen Entschädigung dem Bischof zurückgegeben. 1275 erhielt es von Rudolf von Habsburg städtische Verfassung. Nachdem es bereits 1330 vom Kaiser Ludwig dem Bayern an die Herzöge Otto und Albrecht von Österreich verpfändet worden war, wechselte es mehrfach die Besitzer; erst 1507 erwarb es von Maximilian I. das Schultheißenamt und eignes Gericht. Herzog Karl von Burgund erwarb 1469 die Stadt als Pfand und ließ sie durch den Landvogt Peter von Hagenbach verwalten; dieser wurde 1474 wegen seiner Gewalttätigkeiten zum Tode verurteilt und hingerichtet. B. kam wieder unter österreichische Herrschaft. Im Dreißigjährigen Krieg wurde eine Belagerung der Festung durch die Schweden unter dem Rheingrafen Otto (1633) durch die Kaiserlichen aufgehoben. 1638 zwang Herzog Bernhard von Weimar B. nach längerer Belagerung zur Übergabe; es wurde aber nach seinem Tode von den Franzosen besetzt und im Westfälischen Frieden an Frankreich abgetreten. Der Friede von Ryswyk 1697 brachte es an Deutschland zurück, worauf Ludwig XIV. B. gegenüber 1699 Neu-Breisach (s.d.) und das Fort Mortier von Vauban anlegen ließ. 1703 von Franzosen genomm en, kam B. erst 1714 an Österreich zurück. Kaiser Karl VI. erbaute die Zitadelle auf dem Eckartsberg und mehrere starke Außenwerke, die jedoch Maria Theresia 1741 z. T. sprengen ließ. Dadurch wurde 1744 die Einnahme von B. den Franzosen sehr erleichtert. Während der französischen Revolutionskriege beschossen die Franzosen 15.–19. Sept. 1793 die Stadt und brannten sie nieder. 1796 und 1799 besetzten die Franzosen wieder die Stadt. Neue Befestigungen erhielt B. 1801–1802 sowie 1805–1806, nachdem es im Frieden von Lüneville an den Herzog von Modena, kurz nachher an den Erzherzog Ferdinand von Österreich gekommen war. Im Preßburger Frieden 1805 kam es an Baden, worauf sämtliche Festungswerke geschleift wurden. Im Kriege 1870/71 wurde von hier aus das Fort Mortier durch badische Artillerie 2.–6. Nov. 1870 beschossen und zur Übergabe genötigt. Vgl. Rosmann und Ens, Geschichte der Stadt B. (Freiburg 1851); Clorer, B. Seine Vergangenheit und Gegenwart (Breisach 1883).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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