Basel [1]

Basel [1]

Basel, ein Kanton der nördlichen Schweiz, grenzt nördlich und nordöstlich an das Großherzogtum Baden, östlich an den Kanton Aargau, südlich an Solothurn, westlich an die Kantone Solothurn, Bern und an das Elsaß und hat ein Areal von 457,4 qkm (8,4 QM.) mit (1900) 181,546 Einw. deutscher Abstammung und vorwiegend protestantischer Konfession (52,762 Katholiken). Das Land gehört vorherrschend zum Jura, der im S. als Kettenjura (Kellenhölzli 1160 m), im übrigen Teil als von der Ergolz, Birs und Birsig durchschnittener Tafeljura entwickelt ist. Seit 1833 zerfällt B. in zwei selbständige Halbkantone: Baselstadt und Baselland.

Baselstadt (Bâle-Ville), 35,8 qkm, meist Hügel- und Terrassenland zu beiden Seiten des Rheius. Höchster Punkt St. Chrischona (s. d.), 520 m. Von den (1900) 112,885 Einw. sind 36,987 Katholiken und 1903 Israeliten. Es sprechen 107,205 deutsch, 2741 französisch, 2361 italienisch, 102 romanisch. Ausländer 43,139. Das produktive Land umfaßt (1888) 30,4 qkm. Daher beschäftigen sich (1888) nur 3050 Personen mit Urproduktion, dagegen 37,752 mit Industrie, 13,392 mit Handel. Vorherrschend ist (seit 1563) die Seidenbandweberei (jährliche Produktion ca. 40 Mill. Fr.) und Florettspinnerei. Bedeutend ist die Metallindustrie und neuerdings die chemische Großindustrie für Anilinfarben und pharmazeutische Präparate. Der Handel ist wesentlich Warenhandel (Transit), dem nicht weniger als 44 Geldinstitute dienen. Der Kanton bildet nach der Verfassung von 1890 nur einen Bezirk, in politischer Beziehung eine repräsentative Demokratie. Die Legislative ist der Große Rat (130 Mitglieder), die Exekutive eine siebengliederige Regierung mit Departementsverteilung; beide werden auf 3 Jahre gewählt. Oberste kantonale Gerichtsbehörde ist das Appellationsgericht (9 Mitglieder). Staatseinnahmen für 1899: 11,039,475, Ausgaben 12,680,978 Fr.; Staatsschulden ca. 13 Mill. Fr.

Baselland (Bâle-Campagne), 424,5 qkm groß, zählt (1900) 68,661 überwiegend deutsch sprechende Einwohner. Der Konfession nach gibt es 52,617 Protestanten, 15,775 Katholiken und 135 Israeliten. Von dec Gesamtbodenfläche sind (1890) 96,4 Proz. produktives Land; Waldfläche 145, Acker-, Garten-, Wiesen- und Weideland 259,8, Rebland 4,6 qkm. Getreide- und Holzproduktion reichen zum Bedarf nicht aus; man baut viel Gemüse und Kirschen. In den Juragebieten wird die Viehzucht als Alpenwirtschaft betrieben. 1901 zählte man 2712 Pferde, 19,739 Stück Rindvieh, 600 Schafe, 4968 Ziegen u. 6513 Schweine. Das Hauptprodukt des Bergbaues ist das Salz (s. Schweizerhalle). Von Gewerben ist am bedeutendsten die Seidenindustrie, besonders Spinnerei und Bandfabrikation; außerdem wird Baumwollspinnerei, Fabrikation von Chemikalien, Tuch, Uhren, Papier betrieben. Nach der Verfassung vom 4. April 1892 bildet Baselland eine rein demokratische Republik, die durch die Birs in das größere, östliche »Baselbiet« (Bezirke Liestal, Sissach, Waldenburg) und das kleinere, westliche »Neubaselbiet« (Bezirk Arlesheim) geteilt wird. Die oberste Behörde ist der »Landrat«, der auf je 3 Jahre direkt durch das Volk gewählt wird, je 1 Mitglied auf 800 Seelen. Alle vom Landrat erlassenen Gesetze sowie allgemein verbindliche Beschlüsse und Verträge unterliegen, je im Frühling und Herbst, der Volksabstimmung (Referendum).

Wappen des Kantons Basel. a Baselstadt, b Baselland.
Wappen des Kantons Basel. a Baselstadt, b Baselland.

Der Landrat kann durch ein Initiativbegehren von 1500 Stimmfähigen abberufen werden. Der Regierungsrat, die oberste vollziehende Behörde, aus fünf Mitgliedern bestehend, wird frei vom Volk auf je 3 Jahre gewählt. Das Obergericht von sieben Mitgliedern, durch den Landrat auf je 3 Jahre ernannt, bildet die oberste richterliche Behörde. Nach der Staatsrechnung für 1899 betragen die Einnahmen 1,375,950 Fr., die Ausgaben 1,353,631 Fr. Zu Ende 1899 belief sich das Staatsvermögen auf 2,379,489 Fr. Daneben bestehen noch Spezialfonds. Baselland hat 74 politische Gemeinden, bildet den 26. Nationalrats-Wahlkreis mit drei Mandaten und gehört zum 2. eidgenössischen Assisenbezirk, in militärischer Hinsicht zum 5. Divisionskreis, in katholisch-kirchlicher Hinsicht zum Bistum B. Hauptort von Baselland ist Liestal. Das Wappen des Kantons B. (s. Abbildung) zeigt im silbernen, gespaltenen Schilde vorn einen schwarzen (Baselstadt), hinten einen roten, mit sieben Kugeln besetzten Bischofsstab (Baselland).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Basel — Basisdaten Staat: Schweiz Kanton …   Deutsch Wikipedia

  • Basel IA — was proposed as an intermediate between the current Basel I accord and the Basel II accord that is being implemented. Basel IA would have been more risk sensitive than Basel I but would not be as complex as the advanced approach under Basel II.On …   Wikipedia

  • Basel I — Known as the Basel Accord. Policy agreement on the supervision of banks, developed in 1988 by the Basel Committee on Banking Supervision. The Accord aims to achieve international convergence in the measurement of capital adequacy of banks and to… …   Law dictionary

  • Basel I — is the round of deliberations by central bankers from around the world, and in 1988, the Basel Committee (BCBS) in Basel, Switzerland, published a set of minimal capital requirements for banks. This is also known as the 1988 Basel Accord, and was …   Wikipedia

  • Basel [2] — Basel, Hauptstadt des gleichnamigen schweizer. Kantons (Baselstadt), liegt 273 m ü. M., 47°33´ 27´´ nördl. Br., 7°35´ 38,3´´ östl. L., zu beiden Seiten des 200 m breiten Rheins, der sie in zwei Hälften teilt: Großbasel, am erhöhten linken… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Basel [1] — Basel (Geographie u. Statistik), 1) Canton der Schweiz, grenzt an Frankreich, Baden, den Rhein (nur ein kleiner Theil liegt am rechten Ufer) u. die Cantone Aargau, Bern u. Solothurn; ist gut angebaut, fruchtbar (an Getreide, Obst, bes. Kirschen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Basel [2] — Basel (Geschichte). B. kommt als Basilea od. Basilia in der späteren Römerzeit vor; es entstand wahrscheinlich aus einem, von den Römern gegen die Alemanen angelegten Castell u. wurde durch den Untergang der nur. 2 Stunden entfernten Augusta… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Basel [3] — Basel (Bisthum), 1) sonst reichsunmittelbares Bisthum zwischen den Cantonen Basel u. Solothurn, Frankreich u. dem Sundgau; 19 QM., 60,000 Ew.; der Bischof stand unter dem Erzbischof von Besançon u. hatte Sitz u. Stimme auf den Reichstagen. 2)… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Basel [3] — Basel, sonst reichsunmittelbares deutsches Bistum, den Sundgau, den Kanton B. und Teile von Bern. Solothurn, Aargau umfassend, etwa 1100 qkm (20 QM.) mit 60,000 Einw., zerfiel außer der Kathedralstadt B. in elf Dekanate. In kirchlicher Beziehung… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Basel — [Wichtig (Rating 3200 5600)] Bsp.: • Basel liegt in der Schweiz …   Deutsch Wörterbuch

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”