Becker

Becker

Becker, 1) Hermann Heinrich (»der rote B.«), deutscher Politiker, geb. 15. Sept. 1820 in Elberfeld, gest. 9. Dez. 1885, studierte Rechts- und Staatswissenschaften, nahm als Publizist und Volksredner an den Bewegungen der Jahre 1848 und 1849 Anteil und wurde zu mehrjähriger Festungshaft verurteilt. Danach ließ er sich in Dortmund nieder, wurde Stadtverordneter, Vorsitzender der Volksbank, des Gewerbevereins und 1870 Oberbürgermeister. Den Wahlkreis Dortmund vertrat er, der Fortschrittspartei angehörend, 1862 im preußischen Abgeordnetenhaus, später im norddeutschen und deutschen Reichstag, bis er 1872 als Vertreter der Stadt Dortmund in das Herrenhaus berufen wurde. 1875 ward er Oberbürgermeister von Köln und für diese Stadt Mitglied des Herrenhauses sowie des Staatsrates. Vgl. Hackenberg, Der rote B. (Leipz. 1899).

2) Oskar, bekannt durch sein Attentat auf König Wilhelm I. von Preußen, geb. 18. Juni 1839 in Odessa, wo sein aus Sachsen gebürtiger Vater Direktor des Lyzeums war, gest. 16. Juli 1868 in Alexandria, studierte seit 1859 in Leipzig und faßte 1861 den Entschluß, den König von Preußen zu ermorden, in dessen Person er ein Hindernis der Einigung Deutschlands erblickte. In Baden-Baden, wo sich der König zur Kur aufhielt, feuerte er 14. Juli in der Lichtenthaler Allee sein Terzerol auf ihn ab. Der König erlitt eine unbedeutende Quetschung am Hals. B. wurde vom Schwurgericht in Bruchsal zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Oktober 1866 auf König Wilhelms Fürsprache begnadigt, ging er nach Nordamerika, kehrte aber 1868 zurück, um sich nach dem Orient zu begeben.

Gelehrte.

3) Karl Ferdinand, Sprachforscher, geb. 14. April 1775 zu Lieser im Kurtrierschen, wirkte seit 1803 als Arzt an verschiedenen Orten, seit 1815 in Offenbach, wo er 1823 ein Erziehungsinstitut errichtete und 4. Sept. 1849 starb. Sein Standpunkt, der die Sprache als einen streng logischen Organismus auffaßt, fand viele Anhänger, bis I. Grimms Werke das Irrige dieser Behandlungsweise dartaten. Beckers Hauptschriften sind: »Organism der deutschen Sprache«, als erster Teil einer »Deutschen Sprachlehre« (Frankf. 1827), dazu als zweiter Teil: »Deutsche Grammatik« (das. 1829), beide in erweiterter Form als »Ausführliche deutsche Grammatik« (das. 1836–39, 3 Tle.; 2. Aufl., Prag 1870, 2 Bde.), daneben die »Schulgrammatik der deutschen Sprache« (das. 1831; 11. Aufl. von Th. Becker als »Handbuch der deutschen Sprache«, das. 1876). Außerdem schrieb er: »Das Wort in seiner organischen Verwandlung« (Frankf. 1833); »Der deutsche Stil« (das. 1848; 3. Aufl. von Lyon, Prag 1883) u. a.

4) Wilhelm Adolf, Archäolog, Sohn von B. 8), geb. 1796 in Dresden, gest. 30. Sept. 1846 in Meißen, studierte seit 1816 in Leipzig und wurde 1822 Konrektor zu Zerbst, 1828 Professor zu Meißen, 1837 außerordentlicher, 1842 ordentlicher Professor der klassischen Archäologie an der Universität zu Leipzig. Seine Hauptschriften sind: »Gallus, oder römische Szenen aus der Zeit Augusts« (Leipz. 1838; 3. Aufl. von Rein, das. 1863, 3 Bde.; neu bearbeitet von Göll, Berl. 1880–82) und »Charikles, oder Bilder altgriechischer Sitte« (Leipz. 1840; 2. Aufl. von K. Fr. Hermann, das. 1854, 3 Bde.; neu bearbeitet von Göll, Berl. 1877–78), besonders aber das »Handbuch der römischen Altertümer« (Leipz. 1843–46, Bd. 1 u. 2; fortgesetzt von Marquardt, das. 1849–68, Bd. 3–5, und durch Mommsens »Römisches Staatsrecht«). Vgl. A. Weinhold, Wilhelm Adolf B. (Meißen 1898).

5) Karl, Statistiker, geb. 2. Okt. 1823 zu Strohausen im Oldenburgischen, gest. 20. Juni 1896 in Berlin, nahm 1850 als Hauptmann in der schleswigholsteinischen Armee an dem Feldzuge gegen Dänemark teil, widmete sich seit 1851 dem Studium der Volkswirtschaft und Statistik an den Universitäten Göttingen und Berlin und wurde 1855 Direktor des oldenburgischen Statistischen Bureaus. 1872 wurde er zum Direktor des neuerrichteten kaiserlichen Statistischen Amtes in Berlin ernannt, als welcher er die Herausgabe der »Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reiches« und des »Statistischen Jahrbuches« leitete, bis er im April 1891 in den Ruhestand trat. Hervorzuheben sind seine Arbeiten auf dem Gebiete der Bevölkerungsstatistik (vgl. seine Abhandlung »Zur Berechnung von Sterbetafeln an die Bevölkerungsstatistik zu stellende Anforderungen«, Berl. 1874).

6) Otto, Augenarzt, geb. 3. Mai 1828 auf dem Domhof bei Ratzeburg, gest. 7. Febr. 1890 in Heidelberg, studierte 1847 zu Erlangen Theologie und Philologie, 1848–51 Mathematik und Naturwissenschaften in Berlin, ging dann als Hofmeister nach Wien, studierte dort 1854–59 Medizin, wurde Sekundärarzt am allgemeinen Krankenhaus, 1862 Assistent bei Arlt, habilitierte sich 1867 und ging 1868 als Professor der Augenheilkunde nach Heidelberg, wo er 1887 das Gräfe-Museum begründete. Er arbeitete über die sichtbaren Erscheinungen der Blutbewegungen in der menschlichen Netzhaut, über Farbenblindheit etc., lieferte einen »Atlas der pathologischen Topographie des Auges« (Wien 1874–78) und schrieb: »Pathologie und Therapie des Linsensystems« in Gräfe-Sämisch' »Handbuch der Augenheilkunde« (5. Bd., 1. Hälfte, Leipz. 1875); »Zur Anatomie der gefunden und kranken Liuse« (Wiesbad. 1883); »Die Universitäts-Augenklinik in Heidelberg« (das. 1888).

Schriftsteller, Dichter.

7) Rudolf Zacharias, Volksschriftsteller, geb. 9. April 1752 in Erfurt, gest. 28. März 1822, studierte in Jena Theologie und kam 1782 als Lehrer an das Basedowsche Philanthropin in Dessau, gab seit 1782 die »Dessauische Zeitung für die Jugend« heraus, die er nach seiner Übersiedelung nach Gotha 1784 als »Deutsche Zeitung für die Jugend« fortsetzte und 1796 zur »Nationalzeitung der Deutschen« erhob. In dem weitverbreiteten »Not- und Hilfsbüchlein, oder lehrreiche Freuden- und Trauergeschichte des Dorfs Mildheim« (Gotha 1787–98, 2 Bde.; neue Aufl. 1838) schuf er ein ausgezeichnetes Volksbuch, dem sich sein »Mildheimisches Liederbuch« (das. 1799, 8. Aufl. 1837) und sein »Mildheimisches Evangelienbuch« (das. 1816) würdig anschlossen. Der »Anzeiger«, den er 1791 neben der »Deutschen Zeitung« begründete, wurde 1792 durch kaiserliches Privilegium zum »Allgemeinen Reichsanzeiger« erhoben, 1806 in den »Allgemeinen Anzeiger der Deutschen« umgewandelt. Wegen eines Aufsatzes in der »Nationalzeitung« ward er 30. Nov. 1811 durch französische Gendarmen verhaftet und bis April 1813 in Magdeburg gefangen gehalten. Seine darauf bezügliche Schrift »Beckers Leiden und Freuden in 17 monatlicher französischer Gefangenschaft« (Gotha 1814) ist ein interessanter Beitrag zur Zeitgeschichte. Vgl. Burbach, Rudolf Zacharias B. (Gotha 1895).

8) Wilhelm Gottlieb, Belletrist und Kunstschriftsteller, geb. 4. Nov. 1753 zu Oberkallenberg in Sachsen, gest. 3. Juni 1813 in Dresden, lehrte seit 1776 am Philanthropin zu Dessau, ward 1782 Professor an der Ritterakademie zu Dresden, erhielt 1795 die Aussicht über die Dresdener Antikengalerie und das Münzkabinett und vereinigte damit seit 1804 die über das Grüne Gewölbe. Beckers Dichtungen sind unbedeutend, gut geleitet und einflußreich waren aber sein »Taschenbuch zum geselligen Vergnügen« (Leipz. 1791–1814) und die »Erholungen« (das. 1796 bis 1810). Auch sein »Augusteum«, Dresdens antite Denkmäler enthaltend (Dresd. 1805–1809, 2 Bde.; 2. vermehrte Aufl. von seinem Sohn W. A. Becker, Leipz. 1832–37. mit 162 Kupfertafeln), fand Beifall.

9) Karl Friedrich, Geschichtschreiber, geb. 1777 in Berlin, gest. daselbst 15. März 1806, studierte in Halle, war 1798–1800 Mitglied des Seminars für gelehrte Schulen in Berlin und widmete sich dann literarischen Arbeiten. Er schrieb die »Erzählungen aus der Alten Welt für die Jugend« (Halle 1801–1803, 3 Bde.; 10. Aufl. von Masius, 1873), namentlich aber die auf die allgemeine Bildung in Deutschland lange Zeit einflußreiche »Weltgeschichte für Kinder und Kinderlehrer« (das. 1801–1805, 9 Bde.), die von Woltmann und K. A. Menzel fortgesetzt, später von M. Duncker, Loebell, dann von A. Schmidt und E. Arnd (8. Aufl., das. 1874, 22 Bde.), W. Müller (Stuttg. 1883–86, 12 Bde.), zuletzt von Grotz und Miller (das. 1900, 12 Bde.) neu herausgegeben wurde.

10) Nikolaus, der Dichter des »Rheinliedes«, geb. 8. Okt. 1809 in Bonn, gest. 28. Aug. 1845 in Hünshoven, studierte die Rechte, ward 1838 Auskultator, später als Schreiber bei einem Friedensgericht angestellt. Seinen Ruf erwarb er sich 1840 durch das Lied: »Sie sollen ihn nicht haben, den freien, deutschen Rhein«, das als ein volkstümlicher Ausdruck des deutschen Gefühls ungemessenen Beifall fand. Der König von Preußen sandte dem Dichter 1000 Tlr. und König Ludwig von Bayern einen Ehrenpokal. Auch erschienen von dem »Rheinlied« über 100 Kompositionen, von denen jedoch keine populär wurde. Da das Lied dem französischen Nationalstolz zu nahe trat, so rief es in Frankreich Erwiderungen hervor, unter denen die von Alfred de Musset: »Nous l'avons en, votre Rhin allemand«, sich durch Übermut auszeichnete, während Lamartines »Friedensmarseillaise« (1841) versöhnlichere Saiten anschlug. Beckers gesammelte »Gedichte« (Köln 1841) erhoben sich nicht über das Gewöhnliche und gingen spurlos vorüber. Vgl. L. Waeles, Nikolaus B. (Bonn 1896).

11) August, Dichter u. Schriftsteller, geb. 27. April 1828 zu Klingenmünster in der Pfalz, gest. 23. März 1891 in Eisenach, studierte 1847–50 zu München Philosophie und Geschichte und widmete sich dann der Literatur. Von 1859 bis Juli 1864 gab er die »Isar-Zeitung« heraus, das Organ der großdeutschen Partei. Nachdem er schon früher eine Sammlung »Novellen« (Pest 1856) veröffentlicht, erschienen jetzt die Romane: »Des Rabbi Vermächtnis« (Berl. 1866–67, 6 Bde.; 2. verbesserte Aufl. 1884, 3 Bde.); »Hedwig« (das. 1868, 2 Bde.) und »Vervehmt« (das. 1868, 4 Bde.), welch letzteres Werk B. viele Anfechtungen zuzog, weil man lebende Persönlichkeiten des bayrischen Hofes darin geschildert glaubte. B. siedelte bald darauf nach Eisenach über, sammelte frühere Novellen: »Aus Dorf und Stadt« (Berl. 1869), und veröffentlichte an neuen Romanen: »Der Karfunkel« (das. 1870); »Der Nixenfischer« (das. 1871, 2 Bde.); »Das Turmkätherlein« (Leipz. 1872, 4 Bde.); »Meine Schwester« (Wismar 1876, 4 Bde.); »Maler Schönbart, eine Geschichte aus der Mark Brandenburg« (3. Aufl., Kassel 1878); »Auf Waldwegen« (Stuttg. 1881); »Der Küster von Horst« (Jena 1889); »Die graue Jette« (das. 1890); »Vor hundert Jahren«, zwei Novellen (Stuttg. 1891) u. a.

Maler, Kupferstecher.

12) Jakob, Maler, geb. 15. März 1810 in Dittelsheim bei Worms, gest. 22. Dez. 1872 in Frankfurt a. M., war anfangs Lithograph und widmete sich dann seit 1833 in Düsseldorf unter Schirmers Leitung der Landschaftsmalerei. Bald erkannte er aber, daß die Genremalerei seinem Talent am meisten zusagte, und auf diesem Gebiet hat er vorbildlich gewirkt. 1810 wurde er als Professor der Genre- und Landschaftsmalerei an das Städelsche Kunstinstitut in Frankfurt a. M. berufen. Seine z. T. sehr populär gewordenen Hauptwerke sind: die Märchenerzählerin, der Rekrutenabschied, der heimkehrende Krieger, die beiden Wildschützen, der Liebesantrag, die Schmollenden, Heimkehr vom Kirchgang, heimkehrende Schnitter, der vom Blitz erschlagene Schäfer (im Städelschen Museum in Frankfurt a. M.), Landleute auf dem Felde sehen ihr Dorf durch einen Blitz in Brand gesteckt (Neue Pinakothek zu München), die Begegnung (1871) etc.

13) Karl, Maler, geb. 18. Dez. 1820 in Berlin, gest. daselbst 20. Dez. 1900, studierte zuerst unter A. v. Klöber und nahm 1841 an der Ausführung der Fresken in der Vorhalle des Alten Museums unter Cornelius und 1843 an der Ausmalung der Basilika unter Heß in München teil. 1841 ging ernach Paris und von da nach Italien. Nach Berlin zurückgekehrt, führte er eine Reihe von Wandgemälden aus der antiken Mythe im Niobidensaal des Neuen Museums aus. Seine Begabung wurde erst durch eine 1853 unternommene Reise nach Venedig in die richtige Bahn gelenkt. Unter dem Einfluß der venezianischen Meister, insbes. Veroneses, entwickelte sich sein Kolorit zu großer Kraft und blühender Schönheit, und er schuf eine lange Reihe von Genrebildern aus dem altvenezianischen Leben, auf denen er meist durch novellistischen Inhalt fesselnde Szenen mit großem Reichtum der Farbe, außergewöhnlicher Virtuosität in der Behandlung der Stoffe und mit glücklich entwickeltem Schönheitsgefühl, wenn auch ohne tiefe Charakteristik, darstellte. Die bedeutendsten sind: Schmuckhändler beim Senator (1855), Besuch des Senators beim Nobile (1857), Sitzung des Dogen im Geheimen Rat, der Bravo (1864), Karneval von Venedig, venezianische Balkonszene, Gnadengesuch beim Dogen, Karl V. bei Tizian, Dürer bei Tizian, Dürer in Venedig (1872), Karneval beim Dogen in Venedig (1884, in der Berliner Nationalgalerie), Othello der Desdemona seine Abenteuer erzählend (1886, im Museum zu Breslau), Othello vor dem Dogen. Außerhalb dieses Stoffkreises liegen, aber in gleicher Weise behandelt sind: In der Gemäldegalerie (1860), Karls V. Besuch bei Fugger (1866, Berliner Nationalgalerie), Viola und Olivia aus »Was ihr wollt«, Figaros Hochzeit (1874), Huttens Dichterkrönung (1876), Kaiser Maximilian in Verona (1877), Papst Julius II. besichtigt die Statue des Apollon von Belvedere (1887), Don Juan d'Austria vor Karl V. (1891). Seine koloristischen Bestrebungen haben einen starken Einfluß auf die Entwickelung der Berliner Schule geübt. B. war bis Oktober 1895 Präsident, zuletzt Ehrenpräsident der Akademie der Künste.

14) August, Maler, geb. 27. Jan. 1821 in Darmstadt, gest. 19. Dez. 1887 in Düsseldorf, empfing von dem Landschaftsmaler Schilbach in Darmstadt den ersten Unterricht, bis er zu seiner weitern Ausbildung nach Düsseldorf zog, wo er für seine Neigung zur Darstellung grandioser Naturszenen vielfache Anregung fand. 1844 bereiste er die Hochgebirge in Norwegen, in der Schweiz und in Tirol, später auch die schottischen Hochlande und verweilte auf Einladung der Königin Viktoria mehrmals an ihrem Hof in Balmoral, wo er eine Reihe von Bildern aus den dortigen Gebirgsgegenden malte. Seine zahlreichen Gebirgslandschaften sind großartig gedacht, trefflich komponiert und sorgfältig ausgeführt. Zu den bedeutendsten gehören: der Abend im Berner Oberland (1860 u. 1867), norwegische Hochebene mit Wasserfall (1861), Abend in den Alpen des bayrischen Hochlandes (1862), der Eiger, das Kaisergebirge in Tirol (1864), der Königssee im Sturm (1872), die Überschwemmung am Niederrhein, der Dachstein (1876).

15) Alexander, Kupferstecher, geb. 21. Dez. 1828 in Berlin, gest. daselbst 6. Febr. 1877, bildete sich auf der dortigen Akademie und führte später zahlreiche Blätter in Linien- und Schabkunstmanier aus, von denen der Besuch nach Karl B. (s. Becker 13), der Tod Julius Cäsars nach Piloty und der Toast auf die Braut nach Vautier (1874) die hervorragendsten sind. – Sein Bruder Karl B., geb. 31. Aug. 1827 in Berlin, gest. daselbst 26. April 1891, bildete sich bei Buchhorn und Mandel und stach in Schabkunst- und Linienmanier nach Plockhorst, H. Richter (Christus auf dem Meer), Andrea del Sarto, Palma il Vecchio, Leonardo (Abendmahl) u. a.

Musiker, Schauspieler.

16) Karl Ferdinand, Musikschriftsteller, geb. 17. Juli 1804 in Leipzig, gest. daselbst 26. Okt. 1877, erhielt seine Ausbildung durch Schicht und Friedrich Schneider in Leipzig, wurde hier 1825 Organist an der Peterskirche, 1837 an der Nikolaikirche, 1843–56 war er Orgellehrer am Konservatorium. Als ein fleißiger Sammler brachte B. eine bedeutende Bibliothek älterer theoretischen und praktischen Musikwerke zusammen, die er 1856 der Leipziger Stadtbibliothek überwies (»Beckers Stiftung«, Katalog 1843); seit dieser Zeit lebte er gänzlich zurückgezogen. Die literarischen Früchte seiner Studien und Sammelarbeiten sind die zwar lückenhaften, aber doch wertvollen, besonders diejenigen Forkels fortsetzenden bibliographischen Schriften: »Systematisch-chronologische Darstellung der musikalischen Literatur« (Leipz. 1836, Nachtrag 1839); »Die Hausmusik in Deutschland im 16., 17. und 18. Jahrhundert« (das. 1840) und »Die Tonwerke des 16. und 17. Jahrhunderts« (das. 1847). 1841–43 redigierte B. interimistisch die »Allgemeine musikalische Zeitung«; auch für Schumanns »Neue Zeitschrift für Musik« steuerte B. mehreres bei. Ferner veröffentlichte B. mehrere Sammlungen von ältern Choralsätzen. Als Komponist trat er nur mit wenigen Klavier- und Orgelsachen hervor.

17) Jean, Violinist, geb. 11. Mai 1833 in Mannheim, gest. daselbst 10. Okt. 1884, trat schon im 11. Jahr als Konzertspieler auf, wurde 1858 Nachfolger seines Lehrers Kettenus als Konzertmeister zu Mannheim, nahm aber bald seine Konzertreisen wieder auf und begründete 1867 mit E. Masi, L. Chiostri und Fr. Hilpert das »Florentiner Quartett«, das zu europäischer Berühmtheit gelangte. Nach Auflösung desselben 1880 reiste er noch mit seinen Kindern Jeanne (Pianistin, gest. 1893), Hans (geb. 1860, jetzt Violinlehrer am Konservatorium zu Leipzig) und Hugo (s. Becker 20).

18) Albert, Komponist, geb. 13. Juni 1834 in Quedlinburg, gest. 10. Jan. 1899 in Berlin, erhielt seine Ausbildung in seiner Vaterstadt vom Organisten Bonicke, später von Dehn in Berlin, wo er ständig seinen Wohnsitz hatte, 1881 Lehrer am Scharwenka-Konservatorium und 1884 Mitglied der musikalischen Sektion der königlichen Akademie der Künste, 1891 Direktor des Domchors wurde. Die Berufung in das Leipziger Thomas-Kantorat 1892 lehnte er ab. B. ist als Komponist besonders ernstgehaltener kirchlicher Werke eine beachtenswerte Erscheinung. Zuerst erregte er Aufmerksamkeit durch seine 1861 in Wien preisgekrönte G moll-Symphonie, noch mehr aber durch seine B moll-Messe (1878), der eine »Reformationskantate« (1883 zur Lutherfeier), ein Oratorium »Selig aus Gnade« (1890), ein »Geistlicher Dialog aus dem 16. Jahrhundert« (für Altsolo, Chor und Orgel), Psalmen, Motetten und andre Vokalwerke folgten. Weniger fruchtbar war er auf instrumentalem Gebiet (Orgelphantasie und Fuge, Ballade für Violine, Klavierquintett, Stücke für Violine mit Orgel u. a.).

19) Reinhold, Komponist, geb. 11. Aug. 1842 zu Adorf in Sachsen, war ursprünglich Violinist und wirkte als Mitglied eines Streichquartetts in Pau (Pyrenäen), mußte aber wegen eines Nervenleidens das Spiel aufgeben und leitete 1884–94 die Liedertafel zu Dresden, wo er sich dauernd niederließ. Als Komponist wurde B. zuerst bekannt durch Männerchöre (»Waldmorgen«, »Abendglocken« u. a.), trat aber in der Folge mit größern Werken hervor, so mit einem Violinkonzert, der symphonischen Dichtung »Der Prinz von Homburg« und zwei Opern: »Frauenlob« (Dresden 1892) und »Ratbold« (Köln 1898).

20) Hugo, Cellist, der jüngste Sohn von B. 17), geb. 13. Febr. 1864 in Straßburg, Schüler von Konrad Kündinger, F. Grützmacher und Karl Heß. Auch Komponist für sein Instrument (Konzert A-dur. Variationen u. a.), wirkt als Lehrer am Hochschen Konservatorium zu Frankfurt a. M. Er ist Mitglied des Hermann-Quartetts und feierte auf seinen Konzertreisen überall Triumphe.

21) Christiane, geborne Neumann, Schauspielerin, geb. 15. Dez. 1778 zu Krossen in der Neumark, gest. 22. Sept. 1797, kam mit ihrem Vater, dem Schauspieler Joh. Christian Neumann, 1784 nach Weimar, wo sie 3 Jahre später zum erstenmal die Bühne betrat. Durch Corona Schröter und Goethe ausgebildet, feierte sie bald als erste Liebhaberin die größten Triumphe. 1793 verheiratete sie sich mit dem Schauspieler Heinrich B. daselbst. Goethe nennt sie in seinen »Annalen« das »liebenswürdigste, natürlichste Talent« und feierte nach ihrem Tode das Gedächtnis der Künstlerin in der Elegie »Euphrosyne«.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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