- Reinhold
Reinhold, 1) Karl Leonhard, Philosoph, geb. 26. Okt. 1758 in Wien, gest. 10. April 1823 in Kiel, war 1772–74 Novize bei den Jesuiten zu St. Anna und nach Aufhebung des Ordens Kleriker im Barnabitenkollegium bei St. Michael daselbst, verließ aber das Kloster, um sich nach Leipzig, später nach Weimar zu wenden, wo er zum Protestantismus übertrat, Mitarbeiter am »Deutschen Merkur« und Wielands Schwiegersohn wurde. Von 1787–94 war er Professor der Philosophie in Jena und seit dem letztern Jahr in Kiel. Zur Beförderung des Verständnisses der Kantschen Kritik hat er durch seine mit außerordentlichem Beifall gehörten Vorlesungen in Jena sowie durch die »Briefe über die Kantsche Philosophie« (im »Deutschen Merkur«, 1786) aufs erfolgreichste gewirkt. In dem »Versuch einer neuen Theorie des menschlichen Vorstellungsvermögens« (Prag u. Jena 1789, 2. Aufl. 1795) unternahm er es, die Kantschen Lehrbegriffe tiefer zu begründen und aus den höchsten Prinzipien der philosophischen Selbsterkenntnis in strenger Folgerichtigkeit abzuleiten. Die Grundlage für die Kantsche Lehre fand er hier in dem Satze: »Im Bewußtsein wird die Vorstellung vom Vorstellenden und vom Vorgestellten unterschieden und auf beides bezogen.« Diese seine Doktrin nannte er »Elementarphilosophie«, lehnte sich jedoch bald zunächst an Fichte, dann im »Briefwechsel über das Wesen der Philosophie und das Unwesen der Spekulation« (Münch. 1804) an Bardili an und suchte sich auch später Herbart zu nähern, brachte es aber durch diesen häufigen Wechsel der Standpunkte dahin, daß er zuletzt von allen Parteien verleugnet wurde. R. zeichnete sich als akademischer Lehrer durch Beredsamkeit, als Mensch durch Lauterkeit des Charakters aus. Vgl. Fries, R., Fichte und Schelling (Leipz. 1803); E. Reinhold, K. L. Reinholds Leben und Wirken (Jena 1825); Rob. Keil, Wieland und R. (Leipz. 1885).
2) Ernst, Sohn des vorigen, geb. 18. Okt. 1793 in Jena, gest. daselbst 17. Sept. 1855, seit 1822 Privatdozent an der Universität zu Kiel, seit 1824 Professor der Logik und Metaphysik in Jena. Von seinen zahlreichen philosophischen Schriften, in denen er sich Kant nähert, haben die historischen: »Geschichte der Philosophie nach den Hauptmomenten ihrer Entwickelung« (Gotha 1828–30, 2 Bde.; 4. Aufl., Jena 1854, 3 Bde.), »Lehrbuch der Geschichte der Philosophie« (Jena 1836, 3. Aufl. 1849), dauernden Wert. Vgl. Apelt, Ernst R. und die Kantische Philosophie (Leipz. 1840).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.