Leiden [1]

Leiden [1]

Leiden (Leyden), Stadt in der niederländ. Provinz Südholland, am Alten Rhein, der nicht weit von der Stadt durch einen Kanal in die Nordsee fließt, Knotenpunkt der Linie Rotterdam-Amsterdam der Holländischen Eisenbahn, der Linie L.-Woerden (Utrecht) und der Straßenbahn L.-Katwijk aan Zee, ist größtenteils regelmäßig gebaut; unter den Straßen ist die Breite Straße die größte und schönste.

Wappen von Leiden.
Wappen von Leiden.

L. hat 17 Kirchen, darunter die Peterskirche (1315 in Kreuzform mit 5 Schiffen erbaut) mit den Denkmälern von Boerhaave, Scaliger, Camper, Meermann, Spanheim, van der Palm, Brugmans und Luzac, der bei der Pulverexplosion von 1807 hier umkam, und die Hooglandsche oder St. Pankraskirche (aus dem 15. Jahrh., 1885 restauriert) mit einem Denkmal des berühmten Bürgermeisters P. A. van der Werff, ferner ein schönes Rathaus (16. Jahrh.), ein öffentliches Schlachthaus, ein Waisen-, Kranken- und Zuchthaus (für Frauen). Vor dem neuen Krankenhaus steht eine schöne Statue Boerhaaves. Die Zahl der Einwohner beträgt (1906) 55,117 (im 17. Jahrh. über 100,000). L. war ehemals wegen seines ausgezeichneten Tuches berühmt; noch jetzt ist es ein Hauptmarkt Hollands für Wolle und Wollwaren, Kamelott, Serge und Flanelle. Außer seinen zahlreichen Tuchfabriken besitzt L. noch Fabriken für andre wollene Zeuge, Baumwollwaren (914 Arbeiter), Band, Garn, Decken, Leder, Pergament und Konserven, Zeugdruckereien, Färbereien, Seifensiedereien, Brennereien, Salzraffinerien sowie starken Handel mit Butter, Käse und den genannten Fabrikaten. Der Wohlstand und die Bevölkerung der Stadt sind jedoch gegen frühere Zeiten bedeutend gesunken. Unter den öffentlichen Anstalten nimmt den ersten Rang ein die Universität (8. Febr. 1575 von Wilhelm von Oranien gestiftet), 1903 von 1170 Studierenden besucht, mit fünf Fakultäten, einer Bibliothek von etwa 350,000 Bänden und 5–6000 Manuskripten (s. Tafel »Bibliothekgebäude II«, Fig. 1), Sternwarte, anatomischem Kabinett, Naturalienkabinett (besonders berühmt das zoologische Museum), botanischem Garten, Museum für Altertümer und ethnographischem Museum, das unter anderm Siebolds japanische Sammlung enthält. Ferner besitzt die Stadt ein Gemäldemuseum mit schönen Gemälden von Lucas van Leiden, Engelbrechtsen etc., ein Gymnasium, eine höhere Bürgerschule, ein Seminar für Lehrer und Lehrerinnen, eine Seefahrtsschule, ein Kantonsgericht etc. Auch ist L. der Sitz der Gesellschaft für niederländische Literatur. Die sogen. Burg ist eine schlecht restaurierte Befestigung auf einem Hügel. Mehrere der berühmtesten holländischen Maler haben in L. gelebt oder waren hier geboren, z. B. Rembrandt, Don, Mieris und Lucas van Leiden. L. ist auch der Geburtsort des Schwärmers Johann BockoldJohann von L.«). Ein Kanal führt nach Haarlem. – Daß L. das Lugdunum Batavorum der Römer war, ist so gut wie unannehmbar. Im Mittelalter hieß es Leithen (»An der Wasserleite«), woraus später Leyden, besser Leiden, wurde; es war im 11. Jahrh. eine ansehnliche Herrschaft und erhielt von den Grafen von Holland Burggrafen, die bis 1420 bestanden. Vom 25. Mai bis 3. Okt. 1574 wurde L. vergebens von den Spaniern belagert und zur Belohnung 1575 vom Prinzen von Oranien mit einer Universität beschenkt. Im 17. Jahrh. blühte es durch Tuchindustrie. Am 12. Jan. 1807 wurde durch das Ausfliegen eines Schiffes mit 40,000 Pfd. Pulver ein Teil der Stadt zerstört. Vgl. Blok, Eene hollandsche stad in de middeleeuwen (Haag 1883) und Eene holl. stad onder de bourgondische heerschappij (das. 1884).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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