- Zerbst
Zerbst, Kreisstadt im Herzogtum Anhalt, ehemals Hauptstadt des Fürstentums Anhalt Z., an der Nuthe, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Z.-Bitterfeld und Z.-Biederitz, hat 5 Tore, 4 evang. Kirchen (darunter die schöne Nikolaikirche), eine kath. Kirche, Synagoge, ein herzogliches Schloß mit Park, ein stattliches altes Rathaus (davor die Rolands- und die Butterjungfersäule), Pferdebahn und (1905) mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 93) 18,128 Einw. (davon 339 Katholiken und 69 Juden), die Eisengießerei, Maschinen-, Stärke-, Seifen-, Stock-, Leder-, Gold- und Silbertressen-, Wagen-, chemische Produkten-, Thermometer-, Zigarren-, Schirm- und Essigfabrikation, Bierbrauerei (s. unten), Branntweinbrennerei, Garten- und Gemüsebau etc. betreiben.
Z. hat ein Gymnasium mit Realprogymnasium, eine Baugewerk- und eine landwirtschaftliche Schule, Waisenhaus, Museum, ein Landesarchiv und ist Sitz eines Amtsgerichts. Das Rathaus verwahrt als Merkwürdigkeit eine auf Pergament gedruckte Bibel (von 1541), deren Holzschnitte von Lukas Cranach ausgemalt sind. – Z., 1007 zuerst als Zirwist im gleichnamigen Gau erwähnt, gehörte bis 1264, seit 1253 als brandenburgisches Lehen, den Herren von Z., die es damals an die Herren von Barby verkauften. Fürst Albrecht I. von Anhalt erwarb Z. 1307; auch die Lehnshoheit Brandenburgs erlosch. Trotz vielfachen Zwistes mit den Fürsten von Anhalt errang die Stadt große Bedeutung und war bekannt durch ihr Bier (vgl. Wäschke, »Das Zerbster Bier«, Halle 1906). Das Schloß wurde 1687–1747 erbaut. Bis 1793 war Z. Residenz der Fürsten von Anhalt-Z. Vgl. Peter Beckers Zerbster Chronik (in der »Urkundensammlung zur Geschichte von Anhalt«, Dessau 1858); H. Becker, Geschichte der Stadt Z. (Zerbst 1907); »Zerbster Ratschronik« (hrsg. von Wäschke, Dessau 1907; Übersetzung, das. 1907); »Alt-Zerbst« (Zerbst 1904 ff., Zeitschrift); »Zerbster Jahrbuch« (das. 1905 ff.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.