- Abessinien
Abessinien (Abyssinien; s. Karte »Ägypten etc.«), Reich im nordöstlichen Afrika, in Ägypten und Nubien Beled el Habesch oder Beled el Habscha, im abessinischen Hofstil Aitiopya genannt. Der Name A. wird abgeleitet von dem Worte Habesch (Habasch), womit die Araber das Völkergemisch jenes Berglandes bezeichnen wollten. Das eigentliche A. erstreckt sich vom 15. bis über den 10.° nördl. Br. hinaus und vom 40.° östl. L. bis zum Westabfall des Hochlandes. Die Ansprüche des Herrschers dehnen sich jetzt auf folgende Länder aus:
Ferner beansprucht der Negus Negesti das Land Taka, die Hochtäler des Rabat und Dinder, das Becken des Sebus, das ganze rechte Ufer des Sobat und das Gebiet zwischen Kassa und dem Rudolfsee.
[Bodengestaltung.] Das Land steigt aus den ringsum liegenden Landschaften im N. und S. allmählich, im O. und W. aber unvermittelt zu einem äußerst zerrissenen Alpenland von 2000–2300 m mittlerer Erhebung auf. Das Innere ist eine Folge grasreicher, aber meist waldloser Plateaus, auf denen sich zahlreiche isolierte, malerische Felsmassen mit senkrecht abfallenden Wänden erheben. Diese Tafeln bilden ganze Landschaften oder kleinere Tafelberge (Amba) mit steil abstürzenden Rändern, die sie zu natürlichen Festungen machen. Der Verwitterung und Abtragung haben einzelne Teile des Hochlandes größern Widerstand entgegengesetzt und bilden so über die Tafellandschaften aufragende gebirgsartige Erhebungen von alpinem Charakter. Eine solche zieht sich an der Nordgrenze von der Landschaft Semién durch ganz A. bis in die Nähe des Hawaschtals, wo sie noch bis zu 3500 m ansteigt, um sich dann gegen W. in die Hochebene der Galla zu verflachen. Eine nach SW. gehende Abzweigung umfaßt im S. den großen Tanasee und endigt in dem wenigstens 3600 m hohen Talba-Wahagebirge in den Landschaften Matscha und Godscham. Ihr gehören in Semién und Wogera an der Ras Daschan (4620 m), Buahit (4510 m) und Aba-Jared (4563 m), deren Gipfel einen großen Teil des Jahres mit Schnee bedeckt sind. Südwestlich von Semién setzen sich die Gebirge in der 3000 m hohen, gestaffelten Terrasse von Wogera fort, die sich allmählich nach SO. verflacht und kesselförmig das große Becken des Tanasees umgibt. Ohne Unterbrechung ziehen die Gebirge nach SO. weiter (Guna 4280 m) bis zum trennenden Tal des Abaí. Südlich von diesem steigt aus dem Tschokplateau der mächtige Bergkegel des Agsiosfatra zu 4150 m auf, während der Kollo nahe am Ostrande des Plateaus 4300 m erreicht. In den ebenfalls gebirgigen südlichern Landschaften Kassa und Enarea haben der Kato 3150, der Egan 3090, der Hotta 3680 m Höhe. Die Hochflächen sind häufig von engen, manchmal sehr tiefen, schluchtenartigen Tälern durchfurcht, in denen die Flüsse des Landes sich ihr Bett gegraben haben. Wo breitere Einschnitte sind, besteht die Hochebene aus mehreren isolierten Plateaus mit steil abstürzenden Wänden, so besonders im Hochlande von Schoa. Von dem niedrigen Küstenstrich, der teils aus nacktem Fels, teils aus losen Sandablagerungen bestehenden Samhara, aus gesehen, gewährt A. den Anblick einer mächtigen Burg, durch deren Wälle nur wenige Pässe auf das eigentliche Hochland führen.
Geologisch ist A. ein von N. nach S. gestreckter Horst aus altkristallinischen Gesteinen mit einer Decke von rotem oder grauem Sandstein, an dessen Ost- und Westflanke gewaltige Landschollen in die Tiefe gesunken sind. Aus den Bruchspalten sind vulkanische Massen emporgedrungen, sie haben sich über das ganze Gebiet ausgebreitet und dem Land ein besonderes Gepräge verliehen. Zeugen der vulkanischen Tätigkeit sind an vielen Stellen meist in Gruppen hervorsprudelnde Quellen; die heißeste, die von Fin-Fin im südlichen Schoa, von 76°, die Thermen von Wansage am Gumarafluß, einem der bedeutendsten Badeorte Abessiniens, von 32–37°; auch an den Rändern des Tanasees steigen zahlreiche Thermen auf.
[Bewässerung.] Die durch A. fließenden Ströme haben sich meist ein tiefes Bett in die Felsen eingeschnitten und sind als echte Gebirgswässer nicht schiffbar. Der bedeutendste Strom ist der Abaí, der obere Lauf des Blauen Nils (s. Nil), dann der Atbara (s. d.) mit dem Takaseh, später Setit genannt, und dem Mareb, später Chor el Gasch. Zum Nil fließen ferner ab der Baro und Bako, Quellflüsse des Sobat (s. d.). Nach S. zum Rudolfsee strömt der Omo, nach SO. gehen die Quellflüsse des Dschubb und des Webi Schebehli. Der Hawasch entspringt im Guragegebirge und bildet auf eine weite Strecke die Süd- und Ostgrenze von Schoa, um schließlich in dem salzigen Abhebaddsee zu enden. Im N. entspringt noch nahe der Marebquelle der Anseba, der dem Chor Baraka sich zuwendet. Mit starkem Gefälle und häufig von Katarakten unterbrochen, führen die Flüsse zur Trockenzeit wenig Wasser, überfluten aber in der Regenzeit, oft furchtbare Zerstörungen anrichtend, weithin das Flachland.
Von den zahlreichen Seen ist der bedeutendste der Tanasee (s. d.), der Quellsee des Blauen Nils. Südlich von der Landschaft Godscham sendet ihm der große Dschabaschaksee (2440 m) sein Wasser zu. An der Südostgrenze der Landschaft Gurage zieht sich eine Kette miteinander verbundener Seen hin: Dembel oder Suai, Hogga, Laming, Abala oder Königin Margheritasee, Abajasee, dessen Abfluß, der Galano Amara, in den Stefaniesee mündet.
[Klima, Naturprodukte.] Das Klima zeigt große Gegensätze; die Abessinier unterscheiden drei Klimagürtel: 1) Die Kolla (d.h. heißes Land), eine sumpfige, mit dichtem Urwald bedeckte Region, in 1000–1700 m Höhe bis zur Isotherme von 20°. 2) Die Woina Dega, das »Weinland«, 1700–2400 m etwa bis zur Isotherme von 16°. 3) Die Dega, 3000–4500 m, besitzt an der Grenze des Getreidebaus in 3900 m noch 7°, weist aber eine starke nächtliche Abkühlung auf. Das Klima ist im Hochland gemäßigt und angenehm, auf den hohen Gebirgszügen im Winter sehr kalt, Schneefälle sind nicht selten. In der Samhara herrschen hohe Temperaturen und große Trockenheit. Im nördlichen Hochland fallen Sommerregen, die Regenzeit währt vom April mit Unterbrechungen bis Oktober, in Schoa von Mitte Juni bis September; Gondar mit 1125 mm Niederschlag. Bei der außerordentlichen Reinheit der Luft erfreuen sich die Bewohner der höher gelegenen Gegenden einer ausgezeichneten Gesundheit; nur Katarrhe der Atmungsorgane und Schwindsucht sowie rheumatische Übel werden durch die kalten Winde veranlaßt, und in Schoa grassiert der Aussatz. Sehr verbreitet ist die Bandwurmplage infolge des Genusses von rohem Fleisch. In den heißen Flußtälern und in der Kolla herrschen Dysenterie, Faulfieber und heftige nervöse Krankheiten. – Die Pflanzenwelt findet ihre Ausprägung im Anschluß an die Gliederung des Landes in Klimagürtel. In der Samhara sehen wir Akazien, Kappernpflanzen, Christdorn (Zizyphus), Tamarisken, säulenkaktusartige Euphorbiazeen, Aaspflanzen mit prächtigen Blumen, verstrickt durch malerische Schlinggewächse, am Mareb und Takaseh dagegen Sykomoren, Adansonien und Ficus-Arten, Tamarinden und Kigelien, wilde Baumwolle, Sesam und Büschelmais längs der Flußufer. In der mittlern Region der Kolla beginnt die Vegetation der Aloepflanzen. In 1500 m Höhe erscheint die für A. so charakteristische Kolkwaleuphorbie, die bis 3600 m Höhe aufsteigt; ihr gesellen sich in lichten Beständen der Ölbaum und die mächtige Adansonia bei. Die westlichen Abhänge strotzen von baumartigen Gräsern, die mit wildem Zuckerrohr, Moorhirse u.a. hauptsächlich die Savannen zusammensetzen. Die Woina Dega führt ihren Namen nach dem Weinstock, der bis 2500 m Höhe geht, aber nach Vernichtung der ersten guten Anfänge durch Krankheit heute kaum noch gebaut wird. Hier gedeihen Ölpflanzen, Hülsenfrüchte, Mais, Weizen, Gerste und andre Zerealien sowie Myrten, Granaten, Zitronen. Auch die Kartoffel ist eingeführt. Kaffee wächst hauptsächlich im südlichen A., seinem Heimatsland, zwischen 1800 und 2300 m Höhe. Echt tropische Gewächse, wie Ensetebanane und Phönixpalme, stehen oft waldartig zusammengedrängt. In der Dega, dem größten Teil des Landes, gedeihen bis zu 3900 m noch Gerste, Weizen, Einkorn, der bandwurmvertreibende Kusso (Hagenia abyssinica). Ein baumartiges Hypericum und die baumartige Heide bilden in 3500 m die Baumvegetation mit ihren zahlreichen Flechten. In dieser Höhe beginnt die Region der merkwürdigen Gibarra (Rhynchopetalum montanum), einer Lobeliazee, die an der Grenze des Schnees plötzlich die Form der Palmen vor Augen zaubert. Bis hierher gehen auch baumartige Kugeldisteln (Echinops). Reich ist das Land an medizinischen Pflanzen, namentlich an wurmtreibenden (Hagenia, Moussena); eine Celastrus-Art dient gegen Wechselfieber; Ricinus ist häufig. Bambus, Rotang, Sykomoren, der Ölbaum, Akazien liefern Nutzholz. – Die Tierwelt ist nicht minder reich: Elefanten, Nashörner, Nilpferde, Büffel und wilde Schweine bevölkern Woina Dega und Kolla, Giraffen die sandigen südöstlichen Gegenden, Antilopen in verschiedenen Arten Gebirge und Ebenen. Löwen schweifen in der Samhara und steigen im Hochland bis zu 1300 m empor, Leoparden hausen in der Dega wie in der Kolla, der Gepard nur in der letztern. Hyänen sind stellenweise eine wahre Landplage; neben ihnen finden sich wilde Hundearten, Ichneumons, Stinkmarder, Honigdachse, Erdwölfe, Ratten und Mäuse. Von Affen gibt es mehrere Arten, darunter der schwarz und weiß gefärbte Guereza, der im Hochgebirge weilende Tscheladapavian, der Silberpavian oder Hamadryas. In großer Menge sind Vögel vorhanden, besonders Geier, Adler und Falken, Guinea- und Rebhühner, Nashornvögel und Strauße, letztere in den heißen, sandigen Landstrichen. Das Nilkrokodil lebt im Takaseh, Tanasee, Hawasch u.a., Riesenschlangen in den Felsgegenden, Giftschlangen sind seltener, Eidechsen und Schildkröten dagegen häufig. Im Atbara kommt ein Wels vor, der Hausenblase liefert. Von Insekten treten Heuschrecken und Termiten oft als Landplage auf, eine Fliege (Tsaltsalya) ist in der Regenperiode dem Vieh tödlich. – Von Mineralien gewinnt man Gold vereinzelt aus kleinern Lagerstätten, Eisen in Schoa und Tigré, meist Brauneisenstein, Steinkohlen im südlichen Schoa, Braunkohlen zwischen Dembea und Tschelga, bei Ankober und aus einem 20 m mächtigen Flöz bei Debrelibanus, Steinsalz auf der Hochebene Taltal bei Agame, Ton bei Gafat.
[Bevölkerung.] Als Ureinwohner des abessinischen Alpenlandes sind die Agau (s. d.) anzusehen, die noch heute den Grundstock der ganzen dortigen Bevölkerung bilden. Unverfälscht wohnen sie noch in der Provinz Agameder und in der eigentlichen Provinz Agau. Ihnen nahe stehen die Falascha (s. d.) und die heidnischen Gamant. Über das Rote Meer drangen südsemitische Stämme, die Geezvölker, in das Hochland vor, die sich mit den Agau vermischten und die Herrschaft über sie gewannen. Als dritter Typus erscheinen die Gallavölker mit negerhaften Zügen, die von S. her in das Land brachen. Aus dieser Vermischung ging die Bevölkerung Abessiniens hervor, die sich in mehrere Stämme gliedert. Die mächtigen Amhara haben nicht nur die gleichnamige Provinz, sondern auch Schoa im Besitz und wohnen zerstreut in den übrigen Landesteilen. Die Tigré, mit etwas schärfern Zügen als die vorigen, wohnen in der gleichnamigen Provinz. Sie sind mehr mit semitischen Volkselementen gemischt als die Amhara. In der Samhara ziehen nomadisierend die Schoho umher, die Steppen zwischen dem obern Setit und obern Mareb bewohnen die Homran. Von großer Bedeutung sind die Galla geworden, welche die Zerrüttung des altabessinischen Reiches benutzt haben, um sich wie ein Keil zwischen Schoa und Amhara und als Wollo-Galla sogar ins nördliche Hochland einzuschieben.
Als ausgestorbene, nur noch in den religiösen Büchern lebende Ursprache der Abessinier gilt die äthiopische oder das Ge'es, die Sprache des alten axumitischen Reiches, die zur Zeit der Einführung des Christentums im Lande gesprochen wurde. An seine Stelle traten schon im Mittelalter Sprachen, die noch heute geredet werden: das Amharische, die Sprache ursprünglicher Hamiten, die indes eine semitische Sprache angenommen haben, in den südlich und westlich vom Takaseh gelegenen Landschaften, als Verkehrssprache auch weit über die Grenzen Abessiniens hinaus, das Tigré und Tigriña, Dialekte ursprünglicher Semiten, in den nordöstlich davon gelegenen Gegenden gesprochen, und zwar das Tigriña (oder Tigrai) im eigentlichen Tigré, das Tigré jedoch nördlich davon; man sollte beide also passender als Nord- und Süd-Tigré unterscheiden. Das Amharische, das zur Regierungssprache erhoben wurde, ist die verbreitetste aller semitischen Sprachen nach dem Arabischen. Die Sprachen von Gurage und Harar im S. sind Schwestersprachen des Amharischen.
Die Abessinier (s. Tafel »Afrikanische Völker II«, Fig. 4 u. 5) sind von mittlerer Größe, die Männer 1,56–1,60 m, die Frauen 1,45–1,48 m, gelbbraun oder dunkelbraun mit einem Stich ins Rötliche, meist dolichokephal, die Nase ist gerade oder gebogen mit stumpfer Spitze, der Mund etwas vorstehend, die Lippen oft wulstig, das Kinn etwas spitzig. Der Körperbau ist wohlgebildet; in der Samhara und der Kolla oft hager. Die großen, intelligenten Augen werden vor dem grellen Sonnenlicht gern geschlossen, was den Gesichtern einen lauernden Ausdruck verleiht. Altägyptische Profile sind häufig. Das schwarze, nicht grobe Haar ist gekräuselt und wird in mannigfachen Frisuren getragen. Das Familienleben der Abessinier weist wenig anmutende Züge auf. Vielweiberei ist nur bei reichen Leuten üblich. Die meist ohne Trauungszeremonie geschlossene Ehe ist ohne Schwierigkeit wieder lösbar. Eheliche Treue ist äußerst selten. Die Taufe wird in der Kirche vollzogen, Kinder beiderlei Geschlechts werden beschnitten. Der Abessinier ist arbeitsscheu und zügellos. Gastfreundschaft, Achtung der Frau, Anhänglichkeit der Kinder an die Eltern, eine patriarchalische Behandlung der Dienenden sind die einzigen Tugenden dieses Volkes. Die geistige Kultur steht auf sehr niedriger Stufe. Die alte Literatur Äthiopiens (s. Äthiopische Sprache) ist längst verfallen; Lesen und Schreiben in amharischer Sprache ist ein Privilegium der höhern Klassen, namentlich der Geistlichkeit, geworden. Durch die Bemühungen deutscher Missionare sind in London mehrere Bücher, darunter eine Bibel, in amharischer Sprache gedruckt worden. Unter den Künsten wird nur eine Art roher Malerei geübt, die Musik erhebt sich wenig über die der Neger. Die Kleidung besteht aus der Schama, einer weißen, baumwollenen Toga, unter der die Männer bis über die Kniee reichende enge Beinkleider und eine Leibbinde tragen. Krieger hängen noch Felle von Schafen und Ziegen über die eine Schulter, die Anführer solche von Löwen oder Leoparden; sie tragen dazu reichen Silberschmuck, vor allem eine Stirnspange, Akodama. Die abessinischen Christen tragen als religiöses Abzeichen um den Hals das Mateb, eine dunkel blauseidene Schnur. Kopf und Füße werden nicht bedeckt, nur die Mohammedaner tragen Sandalen. Die Geistlichen scheren den Kopf glatt und schlingen um diesen einen Turban von weißer, roter oder gelber Farbe. Sonnenschirme sind selbst bei Männern allgemein im Gebrauch. Die Frauen lassen um Schläfe und Nacken Flechten herabhängen. Die Schoanerinnen türmen auf ihrem Kopfe bienenkorbähnliche, mit Butter eingesalbte Haarbauten auf oder scheren den Kopf ganz. Die Weiber der Amhara und Tigrener tragen ein langes Hemd, das durch einen Gürtel zusammengehalten wird, eine Schama, in Schoa ein über den Kopf geworfenes, bis zu den Hacken herabhängendes Tuch und allerlei Schmuck am Hals, an den Ohren, Handgelenken und Fußknöcheln. Die Augenbrauen werden ausgerissen und an ihrer Stelle aus blauer Farbe große Bogen gemalt, die Augenlider geschwärzt, Wangen, Hände und Füße rot gemalt. Infolge ihrer großen Unreinlichkeit und des Einfettens ihrer Haare und Körper verbreiten die Abessinier einen ranzigen Geruch. Die Waffen bestehen in Lanzen, sichelförmigen Säbeln und langen, krummen Messern, runden, mit Metallbuckeln beschlagenen Lederschilden, mächtigen Luntengewehren, die in neuerer Zeit durch Remingtongewehre verdrängt werden. Das grobe, schlechte Schießpulver bereiten die Abessinier selber. Die Häuser sind bald roh aus Steinen ausgeführte Gebäude, bald Lehm- und Grashütten, auch die Wohnungen der Fürsten sind nicht viel besser, dabei ist der Hausrat recht primitiv. Hauptnahrung ist Fleisch, meist durch eine sehr scharfe Brühe gewürzt, dazu wird Brot, teils ungesäuert, teils gesäuert, gegessen. Als Getränk dient Bier aus Sorghum oder Dagosa, vor allem aber Detsch, zum Gären gebrachtes Honigwasser, das in Schoa allein vom König bereitet werden darf.
Der Ackerbau ist in der Samhara nur in sehr beschränktem Maße möglich, die östlichen Kollas sind wegen spärlicher Bevölkerung nur fleckweise bebaut, das Hauptackerland befindet sich in der Woina Dega, das in der Dega in aufsteigender Richtung wieder ab nimmt (s. oben). Pflug, Sichel und andre Geräte sind höchst primitiv. Das mit Stöcken ausgedroschene oder ausgetretene Korn wird in Erdgruben, bis 5 m hohen Körben und Lehmtöpfen aufbewahrt und bei jedesmaligem Bedarf zwischen zwei Steinen zerrieben. Viehzucht bildet eine Lieblingsbeschäftigung der Abessinier. Rindvieh, worunter eine Spielart, das Sangarind, durch kolossale Hörner ausgezeichnet ist, ernähren die wiesenreichen Striche des Hochlandes in großer Menge; Kamele kommen am besten in der Kolla und Woina Dega fort. Schafe, zum Teil mit Fettsteißen, auch behaarte, werden besonders in der Provinz Begemeder, kleine ausdauernde Pferde, Esel, Maultiere und Maulesel auf den Hochebenen Nordabessiniens und in den Gallaebenen gezüchtet; sehr verbreitet ist die Bienenzucht. In technischen Dingen zeigt der Abessinier viel Geschick. Die als Hexenmeister gefürchteten Eisenarbeiter stellen Lanzenspitzen, Säbel klingen, Pferdegebisse, Steigbügel, Pflugschare u.a. her; die Goldarbeiter sind eingewanderte Inder, Armenier und nubische Djaalin. Die Frauen fertigen Flechtwerk, spinnen und weben Baumwolle. Die Drechsler erzeugen schöne Arbeiten aus Horn (s. Tafel »Afrikanische Kultur III«, Fig. 15); die Gerber sind fast ebenso übel berufen wie die Eisenarbeiter. Der Handel geht über Zeila und Dschibuti. An der Einfuhr (14 Mill. Frank) nehmen in erster Linie teil Baumwollenstoffe mit 7,5 Mill. Fr., Waffen mi 13,1 Mill. und Glaswaren und Perlen mit je 1 Mill. Fr., während die Ausfuhr (7 Mill. Fr.) namentlich Kaffee, Elfenbein, Gold, Wachs und Felle umfaßt. Die Verkehrswege, vor allem die Handelsstraßen von Zeila, Bulhar und Berbera nach Harar und Schoa, sind verbessert, ferner ist der Bau einer Eisenbahn von Dschibuti nach Harar in Angriff genommen und Ende 1900 sind die ersten 140 km dem Verkehr übergeben worden. Eine Telegraphen- und Telephonlinie verbindet Harar mit Addis Abeba; weitere Linien nach Massaua und Chartum sind geplant. Ein achttäglicher Postdienst ist zwischen Addis Abeba und Harar, Dschibuti und Zeila eingerichtet. Als Landesmünze dient der Bör (Ber, Mariatheresientaler), gleich 20 ägypt. Silberpiaster (Gösch), auch der altspanische Piaster mit Zerschneidung in Hälften, ferner das Metikal Gold (die Zechine). Daneben gelten als Zahlungsmittel ungemünztes Gold nach Gewicht (dem Wakih von 25,92 g), Patronen, Salzstangen (Amolen, Amulies), die aus Salzlagern des Assalsees gewonnen werden, Streifen aus Baumwollenzeug (1 Gabi zu 4 Gerbab oder dem Bedarf für vier einfache Kleider = 20 Ellen von 1/2 engl. Yard), blauseidene Halsschnüre (Mateb) und Glasperlen (1 Harf zu 40 Kebir = 120 Borjocke). Das Maßwesen ist noch unentwickelt.
Das Volk zerfällt in Adlige und Gemeine. Auf der höchsten Stufe stehen die Mekunen, zu denen der König, die Statthalter, die Kirchenfürsten, die hohen Offiziere und Beamten gehören. Dem geringern Adel, Mosseso, gehören die andern Offiziere und Beamten an. Die Gemeinen werden von den Kaufleuten, Handwerkern, Ackerbauern, Jägern und Fischern vertreten. Die Gliederung der Beamtenhierarchie ist in A. sehr streng und folgerecht durchgeführt. Gegenwärtiger Herrscher (Negus) ist Menelik, bis 1889 König von Schoa. Eingeteilt ist das Reich in sieben Provinzen: Begemder und Gondar, Edschu, Wollo, Arussi, Kassa, Godscham, Dschimma; die fünf ersten stehen unter einem Ras, die zwei letzten unter einem Negus. Hauptstadt ist Addis Alam (s. d.). Das Recht wurde in A. von alters her nach dem Fata Negest (»Richtschnur der Könige«) gesprochen. Zwölf Richter sind dem Negus zugleich als Staatsrat beigeordnet. Die Strafen sind von barbarischer Strenge. Auch herrscht noch der alte Brauch der Blutrache.
Die herrschende Religion ist das jakobitische, monophysitische Christentum, das aber außerordentlich stark mit heidnischen, jüdischen und mohammedanischen Anschauungen und Festsetzungen durchflochten ist. An der Spitze stehen die Abuna von Amhara, Schoa und Godscham, deren erstere beide den Titel eines Metropoliten führen. Die obersten Kirchenbeamten müssen ehelos sein. Großen Einfluß besitzt der Etschege, der Beichtvater des Königs, der das Mönchs- und Klosterwesen leitet und fast alle Kirchengüter zu eigen hat. Die Zahl der niedern Geistlichen, der Mönche und Nonnen ist gewaltig. Die niedere Geistlichkeit darf heiraten, aber nur einmal. Von Kirchen gibt es eine außerordentlich große Zahl. Eine Menge derselben ist in Felsen eingegraben; die vornehmste ist die Metropolitankirche zu Axum. Kirchliche Feste sind der Neujahrstag, der 10. Sept., das Maskalfest am 26. Sept., Weihnachten, das Fest der Taufe Christi und das Osterfest. Das Jahr 1902 unsrer Zeitrechnung ist das 7394. der abessinischen. Jedes Jahr zerfällt in 12 Monate von 30 Tagen und einen Schaltmonat. Die katholischen sowie die protestantischen (Chrischona) Missionare, die eine Neubelebung des zu leerem Zeremoniell herabgesunkenen Christentums versuchten, wurden 1885 ausgewiesen, dagegen hat die schwedische Mission von Massaua aus Stationen in M'Kullo und bei Arkiko angelegt, und in Harar, Bubassa und Gera arbeiten französische katholische Missionare. Neben den Christen wohnen zahlreiche Mohammedaner; einzelne Landschaften sind fast ausschließlich von ihnen besetzt.
Das Lehnswesen bedingt eine regelmäßige militärische Dienstleistung. Das aktive Heer ist 150,000 Mann stark und besteht aus Infanterie, Kavallerie, Artillerie (6 Batterien und Gebirgsartillerie), Verpflegungstruppen und Munitionspark, daneben gibt es irreguläre Heerhaufen zu 50 und 100 Mann. Diplomatisch vertreten sind Frankreich, England und Italien; die Türkei hat einen Konsularagenten. – Einen Orden vom Siegel Salomonis mit zwei Klassen stiftete 1874 König Johannes (s. Tafel »Orden III«, Fig. 8). – Das Wappen ist ein infulierter Löwe, der in der rechten Pranke ein in ein Kreuz ausgehendes Zepter hält.
Geschichte.
Abessinien, dessen älteste Bewohner der hamitischen Rasse (mit einem Einschlag von Negerblut) angehörten, erhielt seine Kultur von Ägypten aus. Unter den libyschen Bubastiten war das ägyptische Königreich in Verfall geraten; um 840 v. Chr. gelangte Theben in äthiopischen Besitz, und um 770 führte der äthiopische König Piʿanchi sein Heer sogar nach Unterägypten. Die 25. Dynastie (um 700 v. Chr.) erkennt selbst der Katalog Manethons als äthiopisch an; doch war sie nicht von langer Dauer: 668 verließen die durch assyrische Angriffe geschwächten Nubier Theben. Nunmehr begann das bis dahin von der höherstehenden ägyptischen Kultur stark beeinflußte Äthiopien (Napata-Reich) sich mehr mit dem barbarischen Süden und Osten zu beschäftigen; der ägyptische Einfluß verstärkte sich wieder, als ein Teil der Kriegerkaste zur Zeit Psammetichs I. um 650 v. Chr. nach Nubien auswanderte. Im 3. Jahrh. v. Chr. gründeten griechische Kolonisten an der Küste den Handelsplatz Adulis (jetzt Ruinen von Zula). In früher Zeit wanderten Araber aus Südarabien ein, das im 1. vorchristlichen Jahrtausend sogar die Herrschaft über A. erlangte, hier Semitentum einpflanzte und Sabäisch zur Schriftsprache machte, aber vom 2.–6. nachchristlichen Jahrh. durch abessinische Könige beherrscht wurde. Die Handelszüge der hellenistischen Ptolemäer und Römer drangen tief ins Land ein. Um 330 n. Chr. fand das Christentum von Alexandria her Eingang und bewirkte einen noch engern Verkehr mit griechischer Bildung. Und selbst als die rohen Blemmyer im Gebirgsland östlich vom nubischen Nil ihre Raubzüge begannen und den Weg durchs Niltal zeitweise völlig sperrten, gelangten Keime der griechisch-römischen Zivilisation südlich nach Meroë, so daß der östliche Sudân nicht ganz in Barbarei versank. Zu Neros Zeiten scheint Meroë in Trümmern gelegen zu haben; dafür erhoben sich zwei Teilreiche: das nubische Napata von neuem und das südöstlich gelegene Axum (s. d.), das seinen Mittelpunkt unter den kräftigen abessinischen Bergvölkern südwestlich von Adua fand. Die Blüte der dadurch erzeugten Mischkultur fällt in das 4.–7. Jahrh. Um 900 kamen aus Arabien ein gewanderte Bekenner des jüdischen Glaubens, bis 1262, auf den Thron. Portugiesische Missionare (Alvarez, Bermudez, Paez, Mendez) wirkten nach der Wiederherstellung der christlichen Herrschaft im Land, und 1541 ward die Gefahr, dem von den Türken unterstützten Mohammed Ahmed Granj von Harar zu erliegen, nur durch Portugiesen unter Christoph da Gama abgewendet, nachdem sich seit 1537 in die verödeten Landstriche zwischen Schoa und Nordabessinien Hirtenstämme der Galla ergossen hatten. Leider trachteten die römisch-katholischen Priester, insbes. die Jesuiten, fortan nach unbedingter Herrschaft; Alfons Mendez wurde vom Papst als Patriarch nach A. geschickt und baute mehrere Klöster. Aber schon 1634 wurden die Römischen vertrieben, und die monophysitische Lehre gelangte durch koptische Geistliche wieder zur Herrschaft; der seit 1880 amtierende Oberbischof von A. (Abuna) heißt Matthäos.
Im 18. Jahrh. wurde der König (»Negus«) immer machtloser. Anfang des 19. wurde der Schattenkönig Saglu Denghel zu Gondar durch den Ras Ali von Amhara wie ein Gefangener gehalten, während Saba gades 1823–31 unabhängiger Gebieter von Tigré und den östlich vom Takaseh liegenden Gegenden war. Nach der von Ras Mario 1831 gewonnenen Schlacht herrschte Ubié in Tigré, in Schoa dagegen Sahela Selassié. Aber 1853 stürzte Kasai (s. Theodor), angeblich der Sohn eines Statthalters von Quara, seinen Schwiegervater Ras Ali und ward Herr von Amhara (westlich vom Takaseh bis zum Blauen Nil). Religiöse Verhältnisse halfen ihm weiter. Als sich Kasai der koptischen Geistlichkeit sicher wußte, zog er gegen Ubié von Tigré, und dieser unterlag 1854 bei Debraski. Kasai nahm im Februar 1855 den Titel Theodorus (II.), Kaiser (Negus Negesti, »König der Könige«) von Äthiopien, an. Auch Sahela Selassiés Nachfolger, König Haila Malakot von Schoa, verlor seine Krone 1856. Nun bildeten Tigré, Amhara und Schoa Ein Reich. Nachdem er die Empörung Negusiés von Tigré 1861 unterdrückt hatte, begann Theodoros durchgreifende Reformen des Staates und der Kirche; durch Einführung der Monogamie wurde die Sittlichkeit gehoben. Theodoros zog die Güter der Kirche ein, sicherte dagegen der Geistlichkeit ein bestimmtes Einkommen und ließ den Klöstern zu ihrem Unterhalt ausreichendes Land. 1864 glaubte sich Theodoros von England schwer verletzt, und englische Missionare und der Konsul Cameron sollten ihm als Geiseln dienen, bis er von England Genugtuung erlangt hütte; 1866 ließ er auch den englischen Gesandten Rassam ins Gefängnis werfen. Und obwohl Theodoros 1867 nur noch in seinem Lager bei Debra Tabor über seine Krieger herrschte, blieben die Versuche Englands, die Befreiung der Gefangenen gütlich zu erwirken, fruchtlos. Im Oktober d. J. landeten 12,000 Mann englisch-indische Truppen unter Sir Robert Napier an der Westküste der Annesleybai im Hafen von Zula. Von dem kundigen Munzinger geführt, kam das Heer glücklich ins Innere. Theodoros machte aus Magdala 10. April 1868 einen Ausfall, lieferte die Gefangenen aus, erschoß sich aber schon 14. April, als die Engländer zum Sturm schritten. Nun folgten Jahre innerer Zerrissenheit, während deren auf Anstiften des zum ägyptischen Gouverneur von Massaua ernannten Munzinger der Chedive 1872 die nördlichen Teile Abessiniens (Bogos und Mensa) annektierte. Inzwischen hatte Kasai von Tigré den Fürsten Gobesié von Lasta und Godscham besiegt (14. Juli 1871), A. außer Schoa unterworfen und sich 21. Jan. 1872 unter dem Namen Johannes (s. d.) in Axum zum Negus Negesti krönen lassen. Am 15. Nov. 1875 ward Munzinger bei Aussa getötet; 17. und 18. Nov. fiel bei Gudda Guddi das ägyptische Heer Arendroops und Arakel Beis gegen Johannes, und 7. März 1876 wurde auch Hasan, des Chedive Ismail Sohn, mit 20,000 Mann bei Gura vom Kaiser geschlagen. Daraufhin unterwarfen sich auch Menelik von Schoa (1879) und Ras Adal von Godscham (1880). Seit dem Aufstand in Ägypten 1882 und dem Abfall des Sudân drohte A. von dieser Seite keine Gefahr mehr. Mit dem englischen Admiral Hewett schloß Johannes 1884 einen Vertrag, der ihm freien Handel über Massaua zusicherte. Als aber die Italiener 1885 Massaua besetzten, nahm Johannes eine feindliche Haltung ein. Sein Feldherr Ras Alula brachte den Italienern 26. Jan. 1887 bei Dogali Verluste bei; aber 9. März 1889 fiel Kaiser Johannes bei Metemmeh gegen die Mahdisten.
Sein Neffe Mangascha wurde von Menelik (II.) verdrängt, der mit den Italienern, die inzwischen Keren und Asmara besetzt hatten, 2. Mai 1889 das Bündnis von Utschalli schloß; das von den Italienern besetzte Gebiet wurde als Kolonie Eritrea anerkannt. Doch schon im Frühjahr 1893 wollte sich Menelik von der italienischen Vormundschaft losmachen. Dieses Verlangen wurde von Italien nicht weiter beachtet. Der Befehlshaber der italienischen Truppen in Eritrea, General Baratieri, schlug 20. Dez. 1893 die Mahdisten bei Agordat zurück, eroberte 17. Juli 1894 Kassala, rückte Anfang Januar 1895 gegen Coatit vor, eroberte Mangaschas Lager 16. Jan. bei Senafe, besetzte Adigrat und 1. April Adua in Tigré. Als die Italiener im Oktober die Operationen wieder aufnahmen, räumte Mangascha ganz Tigré und bat um Frieden. Aber 7. Dez. 1895 wurde General Arimondis Vorhut unter Major Toselli bei Amba Aladschi überwältigt, Major Galliano in Makalle eingeschlossen und 20. Jan. zur Übergabe gezwungen. Mit 26,000 Mann griff Baratieri 1. März 1896 die Stellung Meneliks bei Adua (s. d.) an, erlitt aber eine entscheidende Niederlage. Adigrat wurde von den Abessiniern umzingelt, Eritrea aber nicht angegriffen; auch Kassala wurde behauptet. Der neue Oberbefehlshaber, General Baldissera, entsetzte Anfang Mai 1896 Adigrat, und 26. Okt. d. J. schloß Italien mit dem Menelik den Frieden von Addis-Abebá, worin es auf die Schutzherrschaft über A. verzichtete, der Negus aber gegen Ersatz der Verpflegungskosten die (2000) Gefangenen auszuliefern sich verpflichtete. Als Grenze zwischen A. und Eritrea wurden die Flüsse Mareb, Belesa und Muna festgesetzt. Außer Rußland schickten 1897 und später auch Frankreich, das sich namentlich für den Bau einer Eisenbahn Dschibuti-Harar (-Addis-Abebá) interessiert, und England, dem seit 1901, im Zusammenhange mit der Regelung der Nilüberschwemmung, die Anstauung des Tsanasees am Herzen liegt, besondere Gesandtschaften nach A. Menelik setzte seine Eroberungen im Süden fort, unterwarf 1898 den Ras Mangascha, gab Tigré an den zuverlässigern Ras Makonnen, später an Ras Olié, den Bruder der Kaiserin, und brachte Abessiniens Macht auf eine nie gekannte Höhe.
[Entdeckungsgeschichte, Literatur.] Den ersten Nachweis über A. (im Mittelalter Abascia genannt) bringt das Weltbild des Fra Mauro im Dogenpalast zu Venedig. Eine wissenschaftliche Darstellung des Landes gab auf Grund abessinischer Quellen zuerst 1681 Job Ludolfs »Historia Aethiopica«. 1698 bis 1700 durchzog der Franzose Poncet das Land, dessen Bericht im 5. Band der »Lettres édifiantes« (Par. 1830) abgedruckt ist. 1728 erschien die »Voyage historique« von Lobo (Par.). Die angezweifelte Reisebeschreibung von Bruce, »Travels in Abyssinia« (Edinb. 1790; deutsch, Leipz. 1792), wurde durch Lord Valentias (»Voyage to Abyssinia«, Lond. 1814) völlig bestätigt. Die politische Mission des Kapitäns Harris 1841, an der die Deutschen Roth und Bernatz teilnahmen, eröffnete die Kenntnis Schoas (»The highlands of Aethiopia«. Lond. 1844; deutsch, Stuttg. 1847, 3 Bde.); Hemprich und Ehrenberg hatten schon 1825 das Küstengebiet bei Massaua durchforscht, wobei Hemprich dem Fieber er lag. Von außerordentlicher Bedeutung war die Reise von Rüppell (»Reisen in A.«, Frankf. 1838–40, 2 Bde.). Die Kenntnis des Landes wurde weiter gefördert durch den seit 1837 dort angesiedelten Botaniker W. Schimper sowie durch die Missionare, wie Isenberg und Krapf (»Journals detailing their proceedings in the kingdom of Shoa«, Lond. 1843) und Krapf (»Reisen in Ostafrika«, Kornthal 1858; engl., Lond. 1860). Die Resultate einer deutschen Expedition unter v. Heuglin und Steudner finden sich in Heuglins »Reise nach A.« (Jena 1868). Die Zoologie behandeln: A. Brehm, Ergebnisse einer Reise nach Habesch (Hamb. 1863) u. Blandford, Ob servations on the geology and zoology of Abyssinio (Lond. 1870). Vgl. ferner die Reisewerke von Combes u. Tamisier (Par. 1835–37, 4 Bde.), Lefebvre (das. 1845–48, 6 Bde.), Ferret u. Galinier (das. 184748. 2 Bde.); Sapeto, Viaggio e missione cattolica fra i Mensa, Bogos, e gli Habab (Rom 1857); Munzinger, Ostafrikanische Studien (Schaffh. 1864); A. d'Abbadie, Douze aus dans la Haute-Éthiopie (Par. 1868); Rohlfs, Meine Mission nach A. (das. 1883); die Reiseberichte von Plowden (Lond. 1868), Girard (Kairo 1873), Lejean (Par. 1873), Raffray (das. 1876), Matteucci (Mail. 1880), Vigoni (das. 1880), Winstanley (Lond. 1881, 2 Bde.), Cecchi (s. d.), Smith (Lond. 1890), Massaja (s. d.); die einschlägigen Werke von Paulitschke (s. d.); Sapeto, Etiopia (Rom 1890); Borelli, Éthiopie méridionale (Par. 1890); Münzenberger, A. und seine Bedeutung für unsre Zeit (Freib. i. Br. 1892); Nicoletti-Altimari, Fra gli Abissini (Rom 1897); Vignéras, Une mission françaiseen Abyssinie (Par. 1897); P. de Lauribar, Douze ausen Abyssinie (das. 1898); Wylde, Modern Abyssinia (Lond. 1901); H. Vivian, Abyssinia (das. 1901); De Churand, Carta dimostrativa della Etiopia, 1: 1,000,000 (Rom 1894, 6 Blatt).
Zur Geschichte vgl. noch: Costi, Storia d'Etiopia (Mail. 1890); Glaser, Die Abessinier in Arabien und in Afrika (Münch. 1897); Krapf, The present literature of Abessinia (Anhang zur engl. Ausgabe seiner oben angeführten Reise); Schurtz im 3. Bande von Helmolts »Weltgeschichte« (Leipz. 1901). Über den englisch-abessin. Feldzug vgl. Markham, A history of the Abyssinian expedition (Lond. 1869); die Werke von Acton (das. 1868), Rassam (das. 1869, 2 Bde.); Holland und Hozier, Record of the expedition to Abyssinia (amtlicher Bericht, das. 1871); Rohlfs, Im Auftrag des Königs von Preußen in A. (Brem. 1869); Carter, Report on the survey operations, Abyssinia (Lond. 1869); die Berichte der Missionare: Blanc, A narrative of captivity in Abyssinia (das. 1868), Stern, The captive missionary (das. 1869), Flad, Zwölf Jahre in A. (Basel 1869), Waldmeier, Erlebnisse in A. (das. 1869). Über den italienisch-abessin. Feldzug: Luzeux, Études critiques für la guerre entre l'Italie et l'Abyssinie (Par. 1896); Milani, Le armi italiane in Abissinia (Mail. 1896); v. Bruchhausen im 1. Beiheft zum »Militär-Wochenblatt«, 1897; Gamerra, Ricordi di un prigioniero di guerra nella Scioia (Mail. 1897; deutsch, Berl. 1897); Ed. Ximenes, Sul campo di Adua (Turin 1897); Baratieri, Memorie d'Africa (das. 1897; franz., Par. 1899).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.