- Keil [1]
Keil, ein dreiseitiges Prisma a bc (Fig. 1), das mit einer Kante c (Schneide, Schärfe) zwischen zwei Körper A und B dringt, um diese vermittelst einer auf dem Rücken ab (Kopf) zur Wirkung kommenden Kraft K voneinander zu entfernen.
Hierbei zerlegt sich die Kraft K nach dem »Parallelogramm der Kräfte« (s. d.) in die zwei Seitenkräfte N und N, die um so größer werden, je kleiner der Winkel bei a, also je schärfer der Keil ist. Infolgedessen lassen sich mit einem Keil sehr große Drücke auf die zwei Körper A und B ausüben, die sich an die Keilseiten oder Flanken anlegen. Diesen Eigenschaften verdankt der K. seine zahlreichen Anwendungsformen. Er ist die Grundlage aller spaltenden und schneidenden Werkzeuge (Axt, Beil, Meißel, Messer etc.), auch gehört er zu den wichtigsten Maschinenteilen, da er ein vorzügliches Mittel zur Verbindung einzelner Teile abgibt, z. B. zur Befestigung von Rädern auf Wellen durch Eintreiben in Nuten auf der Welle und in der Nabe (Keilnuten), zur Vereinigung zweier Stangen A und B (Fig. 2 a) mit entsprechenden Schlitzen und Keil C (Querken), zur Verbindung zweier Teile A und B (Fig. 25) mittels Bolzen D und Keil C (Vorsteckkeil).
Hierher gehört auch die nach einem Ende verjüngte Büchse C (Fig. 2 c), die als Hohlkeil oder Schloß die Stangenenden A und B zusammenhält. Der K. dient ferner zum Heben und Verschieben schwerer Gegenstände auf kleine Höhen oder Entfernungen, sowie überhaupt zu kleinen Bewegungen, z. B. an Meßwerkzeugen, zum Nachstellen an Lagern, zum Schließen der Buchdruckform etc. in Keilpressen (s. Presse).
Befestigungskeile erhalten zum Zwecke des Ausziehens sogen. Nasen und vielfach zur Verhinderung des Lockerwerdens Keilsicherungen, z. B. Vorsteckstifte oder Schrauben. Eine besonders häufige Verwendung findet die Keilsicherung Fig. 3, bei welcher der die beiden Teile A und B zusammenhaltende Keil C mittels der Schraube s, die durch die Zulage i i geht, angezogen und gesichert wird.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.