Kaukasien

Kaukasien

Kaukasien (hierzu Karte »Kaukasien«), russ. Generalgouvernement im westlichen Asien (von einigen auch zu Europa gerechnet), der Isthmus zwischen dem Asowschen und Schwarzen Meer im W., dem Kaspischen Meer im O. und beiderseits des Kaukasus. Die politische Grenze wird im N. von den Flüssen Jesa, Jegorlyk, Manytsch und Geiduk gebildet; im S. läuft sie von Astara am Kaspischen Meer in nordwestlicher Hauptrichtung bis zum Karadulinischen Posten am Araxes, folgt dann diesem Fluß bis in die Nähe des Großen Ararat und zieht wieder in nordwestlicher Hauptrichtung weiter, bis sie bei Kap Kopmusch das Schwarze Meer erreicht. Der Flächeninhalt dieses Gebietes beträgt 473,227 qkm. Die Küste des Asowschen und Schwarzen Meeres hat 1065 km, die des Kaspischen Meeres 978 km Länge; der Isthmus ist an seiner schmalsten Stelle 535 km breit.

[Bodengestaltung, Geologisches.] Das Land wird durch eine von Sümpfen und salzigen Lagunen gebildete Einsenkung, die parallel mit dem Kaukasus in mehr als 200 km Entfernung von ihm vom Schwarzen bis zum Kaspischen Meer zieht, gegen das nördlich davon liegende Gouv. Astrachan und das Land der Donischen Kosaken scharf abgegrenzt. Die gleichmäßige Ebene der Pontisch-kaspischen Niederung füllt den größten Teil des Gouv. Stawropol und des Kubangebietes aus; sie ist längs des Mittellaufs des Kuban und Terek schwarzerdig und wird von einer gewerbtätigen, arbeitsamen Bevölkerung bewohnt. Einförmig und armselig dagegen sind die sich anschließenden Salzsteppen des Stawropoler Gouvernements. Noch dürftiger sind die transkaukasischen Sand- und Steinsteppen, die in beschränkter Ausdehnung in der untern Talstufe des Araxes und der Kura sowie am Ufer des Kaspischen Meeres in der Umgebung von Baku vorkommen. Seinen Namen trägt das Land nach dem Gebirgssystem des Kaukasus, das, den größten Teil des zwischen dem Schwarzen und Kaspischen Meere liegenden Gebietes einnehmend, von Anapa am Schwarzen nach Baku am Kaspischen Meer in der Richtung von WNW. nach OSO. sich erstreckt. Es besteht aus dem Großen Kaukasus und dem Transkaukasischen Hochland oder Pontisch-armenischen Hochland; beide stehen durch den Gebirgsstock des Meskischen Gebirges in Verbindung. Der Große Kaukasus, ein steil aufgebautes Kamm- und Kettengebirge, sendet nach N. seine Vorberge bis zum Oberlauf des Kuban und Terek und fällt nach S. zum Rion und zur Kuraebene steiler ab. Zur mächtigsten Entwickelung gelangt er zwischen seinen höchsten, der Hauptkette im N. vorgelagerten, aus vulkanischem Gestein aufgebauten Punkten, dem zweigipfeligen Elbrus (5629 und 5593 m), dessen Fuß in 2488 m Höhe liegt, und dem östlicher gelegenen und aus einer Höhe von 1772 m aufsteigenden, 5043 m hohen Kasbek. An der Stelle der höchsten Erhebung bietet der Große Kaukasus die geringste Breite und die größte Zugänglichkeit und Wegbarkeit. Die mittlere, 3000–5150 m hohe Hauptkette vesteht in ihrem zentralen Teile vorzugsweise aus Gneis, kristallinischen Schiefern und Granit, die im Gebiete des Elbrus und des Kasbek von einzelnen vulkanischen Kegeln durchbrochen werden, denen Lavaströme von zum Teil sehr beträchtlicher Mächtigkeit entflossen. An dem Südabhang der Hauptkette zwischen Elbrus und Kasbek und östlich von den letztern lagern über dem altkristallinischen Gebirge oberkarbonische Fusulinenkalke. In den der Hauptkette parallelen, immer niedriger werdenden Nebenketten herrschen dagegen jurassische Sedimente, die mehrfach Flöze brauchbarer Steinkohlen eingelagert enthalten, und weiterhin nach N. und nach S., nach W. und nach O. mächtige Ablagerungen der Kreide und des Tertiärs (besonders Nummulitenkalke). Eigentümlich sind die durch Hebungen und Senkungen einzelner Gebirgsteile entstandenen Gebirgskessel, Sammelbecken von Wasseradern, denen auf der Nordseite der Terek, Kuban etc. entströmen. Zum schmalen Hauptkamm führen steile Quertäler hinan. Von den das Gebirge überschreitenden Pässen sind die wichtigsten der 3505 m hohe Marukhpaß bei der Bsybquelle, der 2962 m hohe Nacharpaß bei den Kubanquellen; die das Meskische Gebirge überschreitende Eisenbahn erreicht den Höhepunkt von 975 m; der Krestowaja- (Kreuz-) Paß, der Kasbek- oder Darjalpaß, über den die Grusinische Heerstraße (s. d.) führt, ist 2431 m hoch. Das Meskische Gebirge scheidet das Becken des Rion von dem der Kura und verläuft in meridionaler Richtung. Das pontisch-armenische Hochland bildet Parallelketten; zahlreiche Senkungen gestatten den Wassern das Abfließen nach allen Richtungen und dem Verkehr durch tiefe Einschnitte vielseitige Beweglichkeit. Die Bergflächen sind mit einer Lavadecke überzogen, die, dem Gebirge weichere Formen verleihend, durch ihre fortschreitende Verwitterung einen sehr üppigen Graswuchs bedingt. Das Hochland bietet weite Weidetriften, die Täler sind sehr fruchtbar. Der Große Ararat (s. d.) ist 5165 m und der neben ihm im SO. gelegene Kleine Ararat 4030 m hoch. Der 4098 m hohe Alaghös erhebt sich nördlich davon. Von den zahlreichen Gletschern ist der Karagomgletscher in der Adai-Chochgruppe im Großen Kaukasus der längste (16–19 km), er steigt bis zu 1740 m herab. An der Südseite vereinigen sich der Uschba- und Gwaldagletscher in 1800 m Seehöhe. Man schätzt die Gesamtfläche der Gletscher auf 1760 qkm; auf dem Nordabhang reichen sie bis 1740 m, auf dem Südabhang bis 2130 m Höhe herab. Die Schneegrenze des Großen Kaukasus liegt auf dem Südabhang im W. 2925 m. im mittlern Teil 3230 m, im O. 3670 m hoch; am Nordabhang liegt sie um 300–450 m höher. Für den Kleinen Kaukasus wird sie zu 3717 m geschätzt. In den breitern Tälern des Kuban, Terek, Rion und der Kura sowie in denen ihrer größern Nebenflüsse haben tertiäre und quartäre Bildungen eine große Verbreitung.

Die Metallförderung dieses russischen Reichsteils ist mannigfaltig, leidet aber durch Mangel an Kapitalien, Verkehrsstraßen und durch hohe Bahntarife. Viele Werke stehen still. Kupfer (Kedabek, Achtala u. a.) wurde 1902 gefördert 6,641,292 Pud und 213,274 Pud geschmolzen, die häufig vorkommenden Eisenerze werden kaum verarbeitet. Quecksilber wurde im Jahr 1898: 6000 Pud gewonnen. Der Betrieb steht jetzt still. Die Ausbeute an Schwefel betrug 1902: 160,000 Pud. Am wichtigsten unter den Erzen allerdings blieben die großen Manganflöze im Tal der Kwirila, eines Zuflusses des Rion. Man förderte 1902: 24,943,315 Pud. Die Zementwerke bei Noworossijsk und im Gouv. Elisabethpol (Jelissawetpol) erhöhen ihre Produktion von Jahr zu Jahr. Steinkohlenlager (zutageliegend) finden sich im Riongebiet (Tschiaturi) und sind neuerdings bei Otschemtschiri (Suchum) am Schwarzen Meer entdeckt worden, die am Kuban sind unbedeutend. 1902 wurden gefördert: 2,974,308 Pud. An vielen Stellen entströmen der Erde heiße und kalte Schwefelquellen mit Temperaturen von 32,5–69°, ebenso Eisensäuerlinge etc. Berühmte Badeorte sind die Gruppe bei Pjätigorsk im N., Tiflis, Borschom, Abas-Tuman im S. Die Ausfuhr von Mineralwässern wächst (Narsan, Borschom). Große Mengen Steinsalz (1902: 3,083,082), das wie die Kohle zutage liegt, liefern Kagysman, Kulpi und Nachitschewan im S. des armenischen Hochlandes. Jedoch werden alle genannten Produkte des Mineralreichs überwogen durch die Weltindustrie der Naphthagewinnung bei Baku bis hinauf nach Petrowsk und bei Grosnaja. Die Ausbeute betrug 1902: 705,912,959 Pud. Die steigende Nachfrage nach Masut (Rückstände der Naphtharaffinierung) als billiges Beheizungsmittel für Dampfmaschinen etc. hat eine weitgreifende Neubelebung der Naphthaindustrie bewirkt, ebenso die Anlage einer Röhrenleitung von Baku nach Batum.

Das Wassersystem hat im Großen Kaukasus einen andern Charakter als in dem im S. ihm gegenüberliegenden armenischen Hochland, dessen Fortsetzung nach W. das pontische Gebirge bildet. Größere Süßwasserseen fehlen ersterm fast ganz, desto häufiger sind sie südlich von Tiflis in Armenien. Doch haben hier viele Seen auch Salzwasser. Der größte See ist der in 1931 m Höhe liegende Goktscha (1393 qkm). Im Großen Kaukasus sind die Flüsse im Oberlauf sehr wild, führen eine Unmasse von Geröll und graben sich in tiefe Schluchten ein, erst am Fuß der Gebirge mäßigen sie ihre Strömung. Die Flüsse des armenischen Hochlandes entsprechen dem topographischen Charakter der Landschaft, die zahlreiche Mulden aufweist. Sie laufen ziemlich träge bis zum Randgebirge, das sie dann mit großer Kraft durchbrechen, um in mäßigem Lauf in der Ebene weiter zu eilen. In das Kaspische Meer ergießen sich die Kuma, der Terek, der aus der Vereinigung von vier, Koisu genannten Flüssen entstehen de Sulak, der Samur, die auf dem armenischen Hochland entspringende, 1000 km lange Kura mit ihrem Zufluß Araxes, während der am Elbrus entspringende Kuban im N., der Ingur und Rion im S. sowie der aus Armenien kommende Tsch oroch dem Schwarzen Meer zueilen.

[Klima, Pflanzen- und Tierwelt.] Die Nordseite Kaukasiens ist namentlich im Winter kalt, da die östlichen und nordöstlichen Winde freien Zutritt haben, während die Südwinde abgehalten werden. Temperatur: Wladikawkas (Nordseite, 680 m) im Jahr 8,5°, kältester Monat Januar -4,8°, wärmster Juli 20,2°; Tiflis (Südseite, 430 m) im Jahr 12,7°, kältester Monat Januar 0,2°, wärmster Juli 24,5°, mittlere Jahresextreme 35,9° und -12,0°; Gudaur (2160 m) im Jahr 3,9°, kältester Monat Januar -6,7°, wärmster Monat August 14°. Die Regenmenge wächst von O. nach W. wie mit der Höhe von 50 auf 140 cm: Wladikawkas 82, Tiflis 49, Gudaur 139 cm. Temperaturabnahme für je 100 m Erhebung (im Jahr): Nordseite 0,58°, Südseite 0,43°; Schneelinie: Nordabhang 4400 m, Südabhang 4300 m.

Die kaukasische Wald- und Hochgebirgsregion gliedert sich in nicht scharf ausgesprochener Weise in eine Laub- und Nadelwaldformation mit darauf folgender alpiner Vegetation. Der über den Steppen beginnende Wald ist in seinen untern Beständen vorwiegend aus Arten wärmerer Klimate gebildet, worüber dann die gemischten und endlich die reinen Nadelwaldbestände von borealem Charakter folgen. Die Wiesengräser sind meist mitteleuropäische Arten. Charakteristische Pflanzenformen sind in den untern Regionen am Südabhange des Gebirges (Mingrelien): Lorbeerarten, Buxus sempervirens, Cistus salvifolius, Rhus cotinus, Prunus Laurocerasus. Kultiviert werden hier der Weinstock (bis 975 m), die Kastanie (bis 1100 m) und der Walnußbaum, der auch wild wächst (bis 1415 m). Daran schließt sich die Zone der Roggen- und Gerstenkultur bis 1800 m. Noch höher hinauf reicht die Birke, die ihre obere Grenze erst in der Strauchregion bei 2450 m findet. Weitere Charakterbäume sind Carpinus, Fraxinus, Acer Pseudoplatanus, Fagus silvatica, Pterocarya caucasica, Corylus colurna, Picea orientalis und die schöne Abies Nordmanniana, die Höhen bis 2100 m bekleidet. Darauf folgen Gesträuche und Staudenmatten, deren Hauptschmuck großblumige Rhododendron-Arten (R. caucasicum, R. ponticum und R. flavum) bilden. Alpenmatten folgen schließlich bis zur Schneegrenze. Sie setzen sich zusammen aus Arten der Gattungen Alsine Draba, Campanula, Gentiana, Primula und Saxifraga. Vgl. Radde, Grundzüge der Pflanzenverbreitung in den Kaukasusländern (Leipz. 1899).

Die Tierwelt Kaukasiens, das zoogeographisch zur europäischen Subregion der paläarktischen Region zählt, ist sehr artenreich. Der Kaukasus besitzt eine eigne Art Steinbock (Capra caucasica), außerdem finden sich hier die Bezoarziege (Capra aegagrus) und von Raubtieren Bären, Füchse, Luchs, Marder etc.; in den Steppen lebt der Wolf, und von Nagern ist der Springhase bemerkbar. Im S. findet sich, von Persien herkommend, noch der Tiger, außerdem der Panther. Die Vögel sind im Gebirge durch Raubvögel, darunter Adler und Lämmergeier, an den Seen und Sümpfen durch Wasservögel, Enten, Pelikane, Flamingo, vertreten. An Schlangen ist K. sehr reich. Eine Land plage sind Heuschreckenschwärme und Stechfliegen. Im Kaspischen Meere lebt ein Seehund (Phoca caspica); das Kaspische wie das Schwarze Meer sind sehr reich an Fischen, unter denen als kostbarer Speisefisch der Sterlett (Acipenser ruthenus) voransteht. Von den Haustieren Kaukasiens hat die Seidenraupe als das wichtigste zu gelten, indem K. zu den hervorragendsten Seidenproduktionsländern der Welt gehört; Transkaukasien führt jährlich mindestens 400,000 kg Rohseide aus.

[Bevölkerung.] Nach der ersten allgemeinen Volkszählung im russischen Reich vom 28. Jan. (9. Febr.) 1897 betrug die Bevölkerung des Generalgouvernements:

Tabelle

Auf 100 Männer kommen im ganzen Generalgouvernement 89,5 Frauen, die wenigsten im Schwarzen Meer-Gouvernement (65,5), die meisten im Kubangebiet (97,2). Die bedeutendsten Städte sind Tiflis mit 160,645, Baku mit 112,253, Jekaterinodar mit 65,697, Wladikawkas mit 43,843, Stawropol mit 41,621, Maikop mit 34,191, Jelissawetpol mit 33,090, Kutaïs mit 32,492, Eriwan mit 29,033, Batum mit 28,512, Kars mit 20,891 Einw. Ziskaukasien hat danach auf 221,447 qkm 3,725,543 Einw. (1,902,487 männlich, 1,823,056 weiblich), also 17 auf 1 qkm, Transkaukasien mit Daghestan dagegen auf 251,780 qkm 5,565,547 Einw. (2,983,743 männlich, 2,581,804 weiblich), also 22 auf 1 qkm.

Nach der seit Sagursky angenommenen Einteilung ist die außerordentlich gemischte Bevölkerung Kaukasiens folgendermaßen zusammengesetzt (die Zählung stammt von 1886):

Tabelle

Während in Ziskaukasien die Geschlechter numerisch sich ziemlich gleichstehen, fällt in Transkaukasien das große Zahlenübergewicht der männlichen Bevölkerung über die weibliche auf; 2,983,743 männliche gegen 2,581,804 weibliche, d. h. 100: 86; und während Ziskaukasien im ganzen russisch ist, erscheint Transkaukasien nicht russisch im ethnographischen Sinne des Wortes. Das stärkste Bevölkerungselement Kaukasiens sind jetzt die Russen mit 2,192,364 Köpfen. Noch ist der slawische Stamm vertreten durch 3308 Polen, 920 Tschechen u. a. Die deutschen Ansiedler (21,504) stammen meist aus Württemberg. Die letzten derselben kamen 1848 in K. an. Jetzt bestehen in Transkaukasien 9 deutsche Kolonien, im Kreis Tiflis fünf: Petersdorf (135 Einw.), Freudenthal (82), Marienfeld (300), Alexandersdorf (365) und Elisabetthal (1043), im Kreis Bortschalo zwei: Alexandershilf (286) und Katharinenfeld (1096), im Kreis Jelissawetpol drei: Helenendorf (1629), Annenfeld (356) und Georgsfeld (ca. 400). Sie treiben Ackerbau, Viehzucht, in einigen Kolonien bedeutenden Weinbau, und ihre saubern Dörfer heben sich sehr vorteilhaft ab gegen die schmutzigen grusinischen und tatarischen Dörfer mit ihren Lehmhütten und flachen Dächern. In Ziskaukasien gibt es ebenfalls neun deutsche Kolonien, im Kubangebiet zwei, im Terekgebiet fünf und im Gouv. Stawropol zwei. Von den übrigen indoeuropäischen Völkerschaften leben hier (fast sämtlich in Transkaukasien) 1206 Rumänen, 57,307 Griechen, 10,687 Perser, 124,683 Tat, 50,510 Talyscher, 100,043 Kurden, 157,114 Osseten, 975,031 Armenier und 800 Zigeuner, wozu noch Esthen, Chaldäer (Aissoren) u. a. kommen. In Transkaukasien treten der Zahl und Bedeutung nach besonders drei Nationalitäten hervor: die christlichen Georgier (1,201,254), Armenier (939,131) und die schiitischen (ausnahmsweise auch die sunnitischen) Aserbeidschan-Tataren (1,139,659) in der östlichsten Hälfte. Am vornehmsten und ritterlichsten sind die Georgier, am fanatischsten die Tataren, am einflußreichsten, wirtschaftlichsten und zähesten die Armenier. Unter den zu den Georgiern gehörigen eigentlichen Grusinern im Gouv. Tiflis (363,717) sind 5000 fürstlichen Standes neben 16,000 andern Edelleuten; in Kutaïs sind 13,000 fürstlichen Standes neben 49,000 Edelleuten. Diese Fürstenfamilien entsprechen dem feudalen Grundbesitzadel in Deutschland. Außer Grusinern oder Georgiern (s. d.) in 11 Stämmen und Armeniern setzt sich die Hauptmasse der Bevölkerung Transkaukasiens zusammen aus den sehr zahlreichen Stämmen, die man als Kaukasusvölker (Kaukasische Bergvölker, Kawkáskije Gorzy) zusammengefaßt hat und die aus den Völkergruppen der Lesghier, Tscherkessen, Abchasen, Tschetschenzen und aus mongolischen Völkern bestehen. Die mongolischen Völker sind in der Hauptsache durch mohammedanische Türken und Tataren vertreten und namentlich in den Gouvernements Jelissawetpol, Baku und Eriwan zu finden; ihre Hauptstämme sind die Tataren (1,139,659), die Kumyken (100,838), Türken (70,226), Nogaier (55,376), Karatschaier (22,000), während die buddhistischen Kalmücken (eingeteilt in Adel, »Weiße Knochen« und Gemeine, »Schwarze Knochen«) ausschließlich das Gouv. Stawropol, die Esthen und Mordwinen aber zerstreut Transkaukasien bewohnen. Juden haben sich schon nach der babylonischen Gefangenschaft in Transkaukasien angesiedelt, sie sind jetzt außer in den Provinzen Kars und Eriwan überall ziemlich zahlreich vertreten. Etwa 30,000 gehören zu den Bergjuden (s. d.), deren größte Gemeinde die von Kuba ist.

Die Sprachen der Bewohner des Kaukasus lassen sich unter vier große Gruppen bringen, wobei allerdings die der Bergvölker in ihrer Zusammengehörigkeit noch nicht richtig zu gruppieren sind. Zur indoeuropäischen Gruppe gehören Russisch, Ossetisch, Tatisch, Talysch, Kurdisch (die vier letzten dem iranischen Zweige angehörig) und Armenisch. Zur uralo-altaischen Gruppe gehören als Teile des tatarischen Zweiges Kumykisch, Aserbeidschan-Tatarisch, Karatschaisch, Berg-Kabardinisch, Nogaisch, Turkmenisch, als Teil des mongolischen Zweiges Kalmykisch. Zur Karthwelgruppe gehören Grusinisch, Imeretisch, Lasisch, Mingrelisch, Swanetisch. Die Sprachen der Bergvölker sind im W. Adighe (Tscherkessisch) und Abchasisch, von denen es nicht feststeht, ob sie miteinander verwandt sind, die der Bergvölker im O. sind Tschetschenisch, darunter besonders das Auch, Galgai und Inguschische, und Lesghisch mit vier Gruppen: Dargua, Awarisch, Andisch und Dido. Vgl. Kaukasische Sprachen (S. 779) und die »Völker- und Sprachenkarte von Europa« (Bd. 6, S. 180).

Zwei Religionen herrschen vornehmlich in K., die griechisch-katholische und der Islam. Zu der ersten bekennen sich außer den meisten Russen auch die Georgier. Ein Erzbischof residiert in Tiflis, Bischöfe in Kutaïs und Stawropol. Ihr zunächst steht die armenische Kirche mit dem Patriarchen und Katholikos aller Armenier in Etschmiadsin (s. d.), einem Erzbischof in Schemacha und Bischöfen in Eriwan, Schuscha und Tiflis. Nur 22,000 der Armenier sind römisch-katholisch. Unter den Russen leben in Transkaukasien 50,000 religiöse Schismatiker, die vor vielen Jahrzehnten dorthin als staatsgefährliche Sekten aus Südrußland verschickt wurden. Die zahlreichsten unter ihnen sind die Molokanen und Duchoborzen. Unter den namentlich in Transkaukasien zahlreichen Mohammedanern (meist Tataren im weitern Sinne) sind in Transkaukasien 874,000 (Aserbeidschan-Tataren) Schiiten, die übrigen 380,000 Sunniten. Die Mohammedaner in Ziskaukasien sind Sunniten. Jessiden oder Teufelsanbeter gibt es 13,500. Die Baseler Mission wirkt hier auf ihrer Station Schuscha schon seit längerer Zeit unter den Mohammedanern, und in Schamachi besteht ebenfalls eine lutherische Missionsgemeinde; ein kleiner Anfang ist auch in Tiflis gemacht worden.

[Erwerbszweige.] Die Landwirtschaft ist in den meisten Gegenden des Kaukasus durch Mangel an Niederschlägen, durch schweren Boden und trockene Winde sehr erschwert, dagegen bringt der Boden bei genügender natürlicher und künstlicher Bewässerung reichen Ertrag, trotzdem die Bearbeitung noch mit sehr primitiven Werkzeugen (namentlich in Transkaukasien) geschieht. Gebaut werden in Ziskaukasien hauptsächlich Roggen und Weizen, in Transkaukasien Mais, Reis, Tabak, Baumwolle (Ertrag 469,380 Pud im J. 1902), Wein (Kachetien im Gouv. Tiflis, Gouv. Elisabethpol und Eriwan). Wild wachsen Süßholz, Kapern und Pyrethrum roseum, das Insektenpulver gibt etc. Feinere Kulturen für Tee, Ramie und Bambus sind bei Batum, Rosenkulturen zur Gewinnung von Rosenöl in Kachetien angelegt. Von Obstarten wachsen besonders gut Pfirsiche und Aprikosen. Große Flächen sind von Melonenpflanzungen eingenommen, Maulbeerpflanzungen (für Seidenraupenzucht) bedecken ein Areal von mindestens 50,000 Deßjätinen. Reiche Ernten liefern Haselnußstauden und Walnußbäume. Der beste Wein wächst in Kachetien, wo sich das Land auch vorzüglich für den Anbau von Reis, Pistazien, Erdnuß, Baumwolle, Tabak, Rizinus, Sesam, Sorghum etc. eignet. – Über die Montanindustrie s. oben, S. 775. Eine eigentliche Fabrikindustrie besteht außer in Baku und allenfalls noch Tiflis nicht. Die Hausindustrie: Seidenweberei, Herstellung von Baumwollen- und Wollenstoffen, auch Tuchen, geht durch die Konkurrenz ausländischer und russischer Fabrikate mehr und mehr zurück, ebenso die Teppichweberei. Kostbare und vorzügliche Waffen werden namentlich im Daghestan hergestellt, jedoch wird die Nachfrage danach immer geringer, seitdem das Waffentragen in den Städten und in vielen Bezirken verboten ist. Aus Ton und Kupfer werden schöne Wasserkrüge und Gefäße hergestellt. Schöne Silberarbeiten kann man in Tiflis, Achalzych, Kutaïs etc. sehen. Neben Wein werden große Mengen von Branntwein, Kognak, auch Bier, erzeugt. Letzteres ist ein beliebtes Getränk der Tataren, denen der Wein durch den Koran verboten ist.

Es bestehen jetzt 16 Eisenbahnlinien in einer Gesamtlänge von 3365 km, von denen 3286 normal spurig und 79 schmalspurig sind. Die bedeutendsten Linien sind Batum-Baku 842 km, Tiflis-Kars 279, Wladikawkas-Rostow 652, Wladikawkas-Beslan-Petrowsk 270, Petrowsk-Derbent-Baladschary-Baku 352 km und Alexandropol-Eriwan 148 km und zwei schmalspurige Bahnen, von Borschom-Bakuriani 31 km und Tschiaturi-Darkwat 6 km lang. Die transkaukasischen Bahnen bis Baku, bez. Baladschary (über 1500 km) gehören dem Staate, die andern einer Privatgesellschaft, der russischen Südostbahn. Geplant ist eine Bahn längs des Ostufers des Schwarzen Meeres von Noworossijsk zur Bahn Batum-Tiflis und nach Kachetien, ebenso von Eriwan nach Tabris und Teheran. Ausgeführt werden aus dem Kaukasus mit Bahn und Schiff: Petroleum, Manganerze, Bau- und Tischlerholz, Seide, Wolle, Getreide, Mais, Baumwolle, Wein, wogegen Baumwollfabrikate, Tuche, Früchte und Gemüse, Maschinen, Metallwaren, Seidenstoffe etc. eingeführt werden.

[Verwaltung.] An der Spitze der Verwaltung steht ein Generalgouverneur, dem Gouverneure in Baku, Daghestan, Eriwan, Jelissawetpol, in den Provinzen Kuban und Kars, Kutaïs, Stawropol, Terek, Tiflis und Schwarzes Meer-Gebiet unterstellt sind. Er ist zugleich Generalkommandant der Armee des Kaukasus, die sich zusammensetzt aus 2 Armeekorps, 2 kaukasischen Schützenbrigaden, 4 Fußkosakenbataillonen, einer kaukasischen Kavalleriedivision, einer Kuban- und einer Terek-Kosakenbrigade, 11/2 irregulären Kosakenregimentern, 2 Artilleriebrigaden, einer reitenden Kuban-Kosakenartilleriebrigade, einer Terek-Kosakenbatterie und einer kaukasischen Sappeurbrigade. Seit 26. Juni 1888 besteht allgemeine Wehrpflicht vom 20. Lebensjahr an, und zwar 5 Jahre bei der Fahne, 3 Jahre in der Reserve und 5 Jahre im ersten Aufgebote der Reichswehr, in den Provinzen Kuban und Terek 3 Jahre bei der Fahne und 15 Jahre in der Reserve. Die Wehrpflichtigen mohammedanischen Glaubens sind gegen Entrichtung einer Wehrsteuer von der persönlichen Dienstpflicht befreit. Die allgemeine Wehrpflicht ist 1. Jan. 1874 nur für das Gouv. Stawropol in Kraft getreten, während aus den übrigen Bezirken irreguläre Truppen, bez. Milizen (das Kutaïs- und Daghestan-irreguläre Reiterregiment, ein Kuban-, 11 Terek-, 11 Daghestan-[reitende] Sotnien, eine Sotnie Suchum-Landwehr, Gurische und Grusinische Fuß-Druschinen zu je 4 Sotnien, ständige Miliz von Kars und Batum) formiert werden. – Über die neuern Forschungsreisen im Kaukasusgebiet s. Asien (Entdeckungsgeschichte), S. 874.

Geschichte.

An die ältesten Berührungen der Phöniker und Griechen mit K. erinnert die Sage von den Argonauten (s. d.). Während das Land südlich vom Gebirge von den Assyrern, später von den Persern unterworfen wurde, gründeten im 7. Jahrh. v. Chr. die Griechen an der Küste des Schwarzen Meeres Kolonien, wie Dioskurias. Das Reich von Atropatene, infolge des Zuges Alexanders d. Gr. nach Baktrien gegründet, umfaßte einen Teil der Gouvernements Jelissawetpol und Baku. Später eroberte Tigranes von Armenien (94–56) Transkaukasien, und nach dessen Besiegung durchzog Pompejus das Land, das dann mit Armenien unter römische Herrschaft kam. 204 n. Chr. drangen Chasaren von Norden bis Grusien und Armenien; erst 300 wurden sie wieder aus Armenien und Albanien vertrieben. 513 fielen die Hunnen in Armenien ein. Die römische Macht nahm ab; aber Kolchida blieb seit 450 (Yezdegerd II.) Kriegsschauplatz zwischen Byzanz und Persien. Die Völkerzüge nach K. dauerten an: so siedelten sich die Avaren 558 hier an; 635 unternahmen die Araber ihren ersten Feldzug nach Armenien. 914 und 943 bemächtigten sich Russen der Festung Barda und drangen vom Kaspischen Meer herein. 967 besiegte der Großfürst Swjatoslaw, über den Kuban gehend, am Fuß des Kaukasus die Jassen und Kossogen (Osseten und Tscherkessen). Im 13. Jahrh. drangen die Mongolen ein. Vom tatarischen Joch befreit, suchten die Russen ihr Gebiet nach dem Kaukasus auszubreiten. 1722 eroberte Peter 1. Derbent und 1723 Baku; aber 1735 wurden die russischen Besitzungen in K. an Persien abgetreten. 1770 überschritten russische Truppen zum erstenmal den Kaukasus und nahmen Kutaïs. 1774 im Frieden von Kütschük Kainardschi mit der Türkei gewann Rußland die Kuban- und Tereklinie. 1785 wurde aus den Gebieten am Nordabhang des Gebirges eine kaukasische Statthalterschaft geschaffen, bestehend aus den Kreisen Jekaterinograd, Kisljar, Mosdok, Alexandrow und Stawropol. 1796 eroberte Graf Subow die Städte Derbent, Kuba und Baku. 1801 wurde Georgien in ein russisches Gouvernement verwandelt, nachdem Georg XIII. (Erekles II. Nachfolger, der sich bereits 1798 unter russischen Schutz gestellt hatte) gestorben war. 1802 wurde Ossetien, 1803 die Lesghier, 1804 Mingrelien, 1810 Imeretien unterworfen. Die Perser traten durch den Frieden von Gulistan 24. Okt. 1813 an Rußland ab: die Chanate Karabagh (Schuminskischer Kreis), Gändsche (Kreis Jelissawetpol), Schirwan (Kreis Schemacha), Derbent, Kuba, Baku und Talyscha (Lenkoranskischer Kreis). Somit besaß schon 1815 Rußland fast das ganze jetzige Transkaukasien; in seinem Besitz waren nur noch nicht der Achalzychsche Kreis, der südliche Teil des Etschmiadsinskischen. der Eriwansche, Nachitschewanskische und Ordubatskische Kreis. Die Bergvölker (Gorzen) des Kaukasusrückens blieben unabhängig Vom Schwarzen bis zum Kaspischen Meer und vom Kuban und Terek bis zum südlichen Abhang des Gebirges war K. von Völkerschaften bewohnt, die den Russen feindlich gesinnt waren. Nur zwei Wege verbanden Transkaukasien mit Rußland: der mitten über das Gebirge führende darjalskische, vor undenklichen Zeiten gebaut, und ein andrer längs der Küste des Kaspischen Meeres. Damals lebten die Bergvölker noch getrennt voneinander. Der 1816 zum Oberbefehlshaber ernannte russische General Jermolow begann die Unterwerfung der Bergvölker des östlichen Kaukasus. So wurde durch die Besetzung des schamchalskischen Gebietes, die Eroberung des Kurinskischen und Kasikumuchskischen Chanats, der Großen und Kleinen Kabardei sowie Akuschas und die Verwüstungen in der Tschetschnja eine Verbindung mit Transkaukasien geschaffen und das Gebiet der freien Bergvölker getrennt. 1828 trat Persien an Rußland das Eriwanskische und Nachitschewanskische Chanat, 1829 die Türkei den jetzigen Kreis Achalzych und die Festungen Anapa und Poti ab.

Das Auftreten des Muridismus (einer religiösen Verschwörung zur Vertreibung der Ungläubigen) belebte die Bergvölker von neuem. Die Russen kamen mit seinen Anhängern zuerst in Daghestan in Berührung; doch war in den beiden Feldzügen 1831 und 1832 das aufrührerische Küstengebiet wieder bewältigt. 1832–39 wurde im Westen die Eroberung der Küste des Schwarzen Meeres durchgeführt. Unterdes hatte der Muridismus im Osten festern Fuß gefaßt: Schamil, geistlicher und weltlicher Herrscher zugleich, breitete seine Macht immer mehr aus. Die Russen schlossen ihn nach Erstürmung des Dorfes Arghuan (11.–13. Juni 1839) in der Bergfeste Achulgho ein, die am 3. Sept. erobert wurde; doch entkam Schamil nach Weden. Während des Krimkriegs unternahm Schamil nichts Entscheidendes; danach vollendete der neue Generalgouverneur, Fürst Barjatinskij (s. d.), 1856–59 die Unterwerfung Kaukasiens. Weden wurde 13. April 1859 erstürmt. Der letzte Zufluchtsort Schamils war der Berg Ghunib in Daghestan; 6. Sept. d. J. ergab sich Schamil. Die russische Herrschaft befestigte sich nun. Doch regten sich wieder die alten Gelüste der Bergvölker nach Unabhängigkeit, als Rußland in den Krieg mit der Türkei verwickelt war. Türkische Aufwiegler tauchten unter den Bergvölkern im Sommer 1876 auf; Ende April 1877 brachen unter den Tschetschenzen, im Mai in Abchasien, im September in Daghestan Unruhen aus. Am 3. Mai beschoß ein türkisches Schiff Poti; 16. Mai wurde von fünf türkischen Schiffen Suchum Kalé beschossen und Truppen gelandet. Eine größere Landung ausgewanderter Tscherkessen gelang 23. Mai bei Adler (116 km nordwestlich von Suchum Kalé); ihr folgten 14,000 Mann unter Taski Pascha. Doch 27. Juni schlug General Alchasow die vereinigten Türken und Abchasen bei Adschanodschir und nahm am 30. das Dorf Assacho. In Abchasien ging der Aufstand zu Ende: Ende Juli und 1. Aug. schifften sich die Türken wieder ein; 30,000 Abchasen schlossen sich ihnen an und wurden in Anatolien angesiedelt. Die zurückgebliebenen Abchasen wurden unter Schonung ihres Eigentums unterworfen. Auch bei den Tschetschenzen war im August der Aufstand unterdrückt; die Tscherlojewzen und Schatojewzen traf strenge Bestrafung. Die flüchtig gewordenen Führer zettelten nun in Daghestan einen Aufstand an. Am 24. Sept. zerstreuten die Russen eine Bande von 6000 Mann und schlugen 30. Sept. und 4. Okt. 4000 Aufständische. Mitte Oktober war im mittlern Daghestan die Ruhe wiederhergestellt. Durch den Vertrag von Berlin vom 13. Juli 1878 wurden an Rußland die türkischen Gebiete von Ardahan, Kars und Batum abgetreten und als Batum- und Kars-Oblaßtj (Gebiet) der kaukasischen Statthalterschaft einverleibt.

Schließlich sind auch die östlich vom Kaspischen Meere gelegenen Territorien dem kaukasischen Statthalter unterstellt. Die erste russische Niederlassung hier war die 1833 gegründete Befestigung Nowo-Alexandrowsk; 1869 entstand das Fort Krassnowodsk, 1870 wurde Tasch Arwat besetzt. Durch Befehl vom 27. März 1874 wurde der Transkaspische Militärdistrikt organisiert und dem Statthalter des Kaukasus unterstellt. 1878 wurde die Linie des Atrek von seiner Mündung bis zum Einfluß des Sumbar bei Tschat besetzt und hier eine Befestigung angelegt. Das zeitweise aufgegebene Tschikischljar wurde wieder eingenommen. Unterm 18. Mai 1881 wurde aus der 1880/81 einverleibten Achal Tekke-Oase und dem bereits bestehenden Transkaspischen Militärdistrikt der »Transkaspische Oblaßtj« gebildet und der kaukasischen Statthalterschaft eingeordnet.

Im Oktober 1903 rief die durch den Zivilgeneralgouverneur des Kaukasus, Fürsten Golizyn, beantragte und durch den Minister des Innern, v. Plehwe, durchgesetzte Einziehung des Vermögens der armenisch-gregorianischen Kirche zugunsten der russischen Staatskasse, die dafür die Besoldung der armenischen Geistlichkeit übernahm, in K. (namentlich in Transkaukasien) eine tiefgehende Erbitterung hervor, die sich teilweise in blutigen Krawallen Luft machte. Im Dezember 1904 verließ Golizyn seinen Posten.

[Literatur.] Vgl. außer den Reisewerken von Koch, M. Wagner, Eichwald, Parrot, Klaproth, Güldenstedt, Dubois du Montpéreux u. a.: Bodenstedt, Die Völker des Kaukasus (2. Aufl., Berl. 1855, 2 Bde.); v. Seydlitz, Die Völker des Kaukasus nach ihrer Sprache und topographischen Verbreitung (»Russische Revue«, 1881); Haxthausen, Transkaukasia (Leipz. 1856, 2 Bde.); G. Baumgarten, Sechzig Jahre des kaukasischen Krieges (das. 1861); Petzholdt, Der Kaukasus (das. 1866–67, 2 Bde.); die einschlägigen Werke von G. Radde (s. d.); Grove, Frosty Caucasus (Lond. 1875); Favre, Recherches géologiques dans la partie centrale de la chaîne du Caucase (Genf 1875); O. Schneider, Naturwissenschaftliche Beiträge zur Kenntnis der Kaukasusländer (Dresd. 1879); Abich, Geologische Forschungen in den kaukasischen Ländern (Wien 1878–87, 3 Tle.) und Aus kaukasischen Ländern (das. 1896, 2 Bde., Reisebriefe aus den Jahren 1842–53 u. 1859 bis 1874 enthaltend); Erckert, Der Kaukasus und seine Völker (Leipz. 1887); E. Chantre, Recherches anthropologiques dans le Caucase (Lyon u. Par. 1885–87, 4 Bde.); die Werke von Hahn: Aus dem Kaukasus. Reisen und Studien (Leipz. 1892), Kaukasische Reisen und Studien (das. 1896) und Bilder aus dem Kaukasus (das. 1900); Levier (Botaniker), A travers le Caucase (Neuchatel 1895); Freshfield, The exploration of the Caucasus (2. Aufl., Lond. 1902, 2 Bde.); E. Fournier, Description géologique du Caucase central (Marseille 1896); Graf Jos. Zichy, Voyages an Caucase eten Asie centrale (Budap. 1897, 2 Bde.); Merzbacher, Aus den Hochregionen des Kaukasus (Leipz. 1901, 2 Bde.); Weidenbaum, Führer durch den Kaukasus (Tiflis 1888, russ.); Wilson (Murray), Handbook for travellers in Asia Minor, Transcaucasia, etc. (Lond. 1895); Mourier, Guide an Caucase (Tiflis 1891) und L'art an Caucase (Par. 1896, 2 Tle.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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