Pelikan [1]

Pelikan [1]

Pelikan (Kropfgans, Beutelgans, Pelecanus L.), Gattung der Schwimmvögel aus der Familie der Pelikane (Pelicanidae), große, anscheinend schwerfällige Vögel mit gestrecktem Körper, langem, dünnem Hals, kleinem Kopf und langem, geradem Schnabel. Der Oberschnabel ist ganz platt, schmal, an der Spitze mit krallenförmigem, starkem Haken; der Unterschnabel besitzt einen sehr weiten, dehnbaren Hautsack zwischen den dünnen, biegsamen Unterkieferästen. Die Flügel sind groß und breit, der Schwanz kurz, breit abgerundet, der Fuß sehr niedrig, langzehig, mit großen Schwimmhäuten. Kehle und eine Stelle um die Augen sind nackt, auf der Mitte der Brust findet sich eine Stelle mit vollständig zerschlissenen Federn, am Hinterkopf verlängern sich die Federn hollenartig. Von den elf Arten in den gemäßigten und tropischen Gegenden der Alten und Neuen Welt ist der gemeine P. (Löffel-, Kropf-, Meergans, Ohnvogel, P. onocrotalus L., s. Tafel »Schwimmvögel IV«, Fig. 4), 1,5 m lang, 2,5 m breit, bis auf die braunen Handschwingen weiß, rosenrot überhaucht, auf der Vorderbrust gelb. Das Auge ist hochrot, die nackte Stelle um dasselbe gelb, der Schnabel grau, rot und gelb punktiert, der Kehlsack gelbbläulich geädert. Der wenig größere Schopfpelikan (P. crispus L.) ist weiß, graurötlich überflogen mit schwarzem Fittich, am Kopf und Hinterhals mit gekräuselten, verlängerten Federn; das Auge ist silberweiß, der Schnabel oben graugelblich, der Kropfsack blutrot, bläulich geädert. Der P. bewohnt Südeuropa, nördlich bis Südungarn, Nordafrika und Südasien; der Schopfpelikan findet sich am Schwarzen Meer, in Mittel- und Südasien, vereinzelt in Nordafrika. Der erstere erscheint in Afrika in Gesellschaften von Hunderten und Tausenden, auch in Südeuropa bildet er noch Scharen von 400–600 Stück, und bisweilen verfliegen sich größere Gesellschaften bis Deutschland. In Südeuropa weilen die Pelikane von Ende April bis Oktober. Sie fischen an und in seichten, salzigen wie süßen Gewässern, verschlingen auch junge Schwimmvögel und entwickeln eine außerordentliche Gefräßigkeit. Sie gehen langsam und wankend, aber ausdauernd, sitzen und schlafen gern auf Bäumen und fliegen, schwimmen und tauchen vortrefflich. Wo sie nicht verfolgt werden, sind sie sehr vertrauensselig. Sie brüten gesellig auf schwimmenden Inseln u. dgl. und legen in einem sehr ungefügen Nest 3–5 gestreckte, bläulichweiße Eier, die mit einer dick aufliegenden Kalkkruste bedeckt sind und von beiden Eltern ausgebrütet werden. Durch den Kot und die verfaulenden Fische verbreiten diese Brutansiedelungen einen unerträglichen Gestank. Die Araber essen das Fleisch, und der Schopfpelikan wird in Ostindien zum Fischfang abgerichtet, sonst werden viele Pelikane als Schautiere gehalten; sie sind leicht zähmbar und lassen sich ohne Umstände an Ein- und Ausfliegen gewöhnen, pflanzen sich auch bisweilen in der Gefangenschaft fort. Bei Moses wird der P. unter den unreinen Tieren genannt. Seit alter Zeit ist er Symbol der aufopferndsten Mutterliebe, seit dem Mittelalter auch des Opfertodes Christi, indem man sagte, er reiße sich die Brust auf und nähre die Jungen mit seinem Blute. Tatsächlich stemmt er den Schnabel auf die Brust, um die Fische besser auswürgen zu können. Er erscheint als Ornament auf italienischen Geweben aus dem Ende des 14. Jahrh. (vgl. Tafel »Tierornamente II«, Fig. 20). Der Kehlsack dient im Orient als Tabakbeutel. Über die Familie der Pelikane s. Schwimmvögel.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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