Wilson

Wilson

Wilson, 1) Alexander, Ornitholog, geb. 6. Juli 1766 zu Paisley in Schottland, gest. 23. Aug. 1813 in Philadelphia, erlernte die Weberei, wurde wandernder Krämer und versuchte sich als Dichter. Sein Gedicht »Watty and Meg« (1792) gehört zu den besten Erzeugnissen der schottischen Muse. Als Mitglied der Gesellschaft der Volksfreunde der Polizei verdächtig geworden, wanderte er um 1794 nach Amerika aus, wo er später als Schullehrer in verschiedenen Orten Pennsylvaniens wirkte. Der Naturforscher Bertram und der Kupferstecher Lawson weckten sein Talent für Naturforschung. Nachdem er mehrere Wanderungen gemacht, veröffentlichte er »American ornithology«, Philadelphia 1808–13,7 Bände, nach seinem Tode aus seinen Sammlungen von Ord fortgeführt (Bd. 8 und 9,1814) und von Lucian Bonaparte durch 4 Supplementbände (1825–1833) ergänzt (neue Ausg. 1876, 3 Bde.). Eine Ausgabe in 3 Bänden gab Jardine mit Biographie heraus (Lond. 1832). Eine Sammlung seiner Dichtungen und kleinern Schriften gab Grosart heraus (Lond. 1876, 2 Bde.). 1874 wurde ihm zu Paisley eine Statue errichtet. Sein Leben beschrieben Peabody (in Sparks' »American Biography«), Brightwell (Lond. 1860), Paton (das. 1863) u. a.

2) Sir Robert Thomas, engl. General, geb. 17. Aug. 1777 in London, gest. daselbst 9. Mai 1849, begleitete 1801 als Major den General Abercromby nach Ägypten (vgl. »Historical account of the British expedition to Egypt«, 4. Aufl., Lond. 1802, 2 Bde.), kämpfte 1806–07 in der russischen Armee (vgl. »Account of the campaigns in Poland«, 1811) und organisierte beim Ausbruch des Krieges in Spanien 1808 die lusitanische Legion, die der englischen Armee wesentliche Dienste leistete. 1810 zum Obersten befördert, nahm er im Auftrage der britischen Regierung am russischen Feldzuge 1812–14 teil. 1819 wurde er ins Unterhaus gewählt, 1821 aber aus dem Heer entfernt, weil er bei dem Begräbnis der Königin Karoline sich in einen Konflikt zwischen dem Militär und dem Volke eingemischt hatte. Er blieb indes Mitglied des Parlaments, wurde auch 1826 wieder gewählt und 1830 nach der Thronbesteigung Wilhelms IV. als Generalleutnant im Heere wieder angestellt. Er wurde 1842 zum General und zum Gouverneur von Gibraltar ernannt. Sein Neffe Herbert Randolph gab sein »Private diary 1812–1814« (1861, 2 Bde.) und seine Biographie (1863, 2 Bde.) heraus.

3) John, unter dem Pseudonym Christopher North bekannter engl. Dichter und Essayist, geb. 18. Mai 1785 zu Paisley in Schottland, gest. 3. April 1854, war Sohn eines reichen Kaufmanns, studierte in Glasgow und Oxford die Rechte, lebte dann unter allerlei Abenteuern, nebenbei sich im Dichten versuchend, auf seinem Landgut Elleray in Cumberland. Nach dem Verlust seines Vermögens ging er nach Edinburg, wurde 1814 daselbst Advokat und 1818 Professor der Moralphilosophie an der Universität. Die wertvollsten von seinen zahlreichen ästhetischen, literarischen, philosophischen und politischen Abhandlungen für das von ihm herausgegebene »Blackwood's magazine«, darunter die berühmten imaginären Gespräche »Noctes Ambrosianae«, erschienen gesammelt u. d. T.: »1he recreations of Christopher North« (Edinb. 1842, 3 Bde.). Seine Gedichte: »The isle of palms« (Edinb. 1812) und »The city of the plague« (das. 1816) bekunden reiche Naturanschauung, Gedankenfülle, vielfach in Nachahmung von Wordsworth Außerdem schrieb er Erzählungen aus dem schottischen Volksleben: »Lights and shadows of Scottish life« (1822), »The trials of Margaret Lindsay« (1823, von beiden neue Ausg. 1866) und »The foresters« (1825). Seine Werke wurden gesammelt von Ferrier in 12 Bänden (Edinb. 1855–58); sein Leben und seinen Nachlaß gab seine Tochter Mrs. Gordon heraus (das. 1862, 2 Bde.; neue Aufl. 1878).

4) Horace Hayman, Sanskritist, geb. 26. Sept. 1786, gest. 8. Mai 1860 in London, studierte Medizin, trat 1808 als Arzt in die Dienste der Ostindischen Kompanie, studierte in Kalkutta die indischen Sprachen und wurde 1811 Sekretär der Asiatic Society of Bengal, deren Schriften er mit einer Menge trefflicher Einzelarbeiten bereicherte. Bald erschien das große »Dictionary in Sanskrit and English« (Kalk. 1819, 3. Aufl. 1874). Frucht ein es Aufenthalts in Benares waren seine »Select specimens of the Theatre of the Hindus« (3. Aufl., Lond. 1864–67; deutsch, Weim. 1828–31, 2 Bde.). in denen er eine geschmackvolle Übersetzung von sechs Dramen sowie die Analyse andrer und eine Abhandlung über das dramaturgische System der Inder, ihre Bühne etc. lieferte. 1832 als Professor des Sanskrits nach Oxford berufen, 1836 zum Bibliothekar am East India House ernannt, später auch zum Präsidenten der Londoner Asiatic Society erwählt, veröffentlichte W. namentlich noch eine Übersetzung des »Vishnu-Purâna« (s. Purâna), Forschungen über das indobaktrische Reich in dem Werk »Ariana antiqua« (Lond. 1841, 2. Aufl. 1861) und zahlreiche Aufsätze in dem »Journal of the Royal Asiatic Society«. Seine Übersetzung des »Rig-veda« (1850 ff.) wurde von Cowell fortgesetzt. W. nahm als Kenner des klassischen Sanskrits lange Zeit in England eine maßgebende Stellung ein. Eine Ausgabe von Wilsons Werken besorgte Rost (1862–71, 12 Bde., von denen Bd. 6–10 Halls verbesserte Ausgabe der Übersetzung des »Vishnu-Purâna« enthalten).

5) Henry, amerikan. Staatsmann, geb. 16. Febr. 1812 in Farmington (New Hampshire), gest. 22. Nov. 1875 in Washington, erlernte das Schuhmacherhandwerk, betrieb daneben nationalökonomische Studien, trat 1840 als Anhänger der Whigpartei auf und ward in die Legislatur von Massachusetts gewählt. Er war Mitglied der Freibodenpartei, ward 1855 von Massachusetts in den Senat gesandt, diente im Bürgerkrieg 1861 und ward 1872 zum Vizepräsidenten der Union erwählt. Er schrieb: »History of the antislavery measures« (Boston 1864), »History of the rise and fall of the slavepower in America« (das. 1872 bis 1876, 3 Bde., unvollendet) u. a. Vgl. Nason, Life and public services of H. W. (Boston 1882).

6) Daniel, franz. Politiker, geb. 6. März 1840 in Paris aus protestantischer Familie englischer Abkunft, wurde 1869 in den Gesetzgebenden Körper und im Februar 1871 in die Nationalversammlung gewählt. Seit 1876 Mitglied der Deputiertenkammer, wurde er 1879 Unterstaatssekretär im Finanzministerium, aber bei Gambettas Eintritt in das Kabinett entlassen. 1881 verheiratete er sich mit der einzigen Tochter des Präsidenten Grévy, Alice, und wurde 1882 Präsident des Budgetausschusses. Unglückliche Börsenspekulationen verleiteten ihn, seinen Einfluß bei seinem Schwiegervater und den Behörden für Verleihung von Staatslieferungen, Orden u. dgl. zu verkaufen. 1887 kam der im großen Stil betriebene Ordensschacher zutage, und Grévy mußte, weil er den Mißbrauch geduldet hatte und W. nicht von sich entfernte, Ende 1887 abdanken. W. ward verhaftet und im Februar 1888 wegen Betrugs zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, aber vom Appellhof freigesprochen, weil er jene Vorteile wirklich verschafft hatte. Trotzdem wurde er 20. Aug. 1893 und 1898 in Loches wieder zum Abgeordneten gewählt und verfocht das Programm der radikalen Linken. 1902 verzichtete er auf das politische Leben.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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