Konstantin

Konstantin

Konstantin (lat. Constantinus, »der Beständige«), Name, dessen hervorragendste Träger sind:

[Römische Kaiser.] 1) K. J. (C. Flavius Valerius Constantinus), der Große, geb. 27. Febr. 274 zu Naissus in Obermösien, gest. 22. Mai 337, Sohn des Constantius Chlorus und der Helena. Er verbrachte seine Jugend im Lager, zuerst bei seinem Vater, dann, als dieser zum Cäsar westlich der Alpen ernannt worden war, in der Begleitung des Diokletian und des Cäsars Galerius und zeigte schon damals seine hervorragenden Soldatentugenden. Um so mehr mußte es ausfallen, als bei der Abdankung der beiden alten Kaiser Diokletian und Maximian (305) zwar neben Galerius sein Vater Constantius zum Augustus, er selbst jedoch nicht zum Cäsar erhoben wurde. Zunächst fügte er sich, dann aber wußte er, als der Vater ihn zurückverlangte, von Galerius die Erlaubnis zur Abreise zu erreichen, traf Constantius gerade im Begriff, von Gallien zu einem Feldzug gegen die Pikten überzusetzen, folgte ihm dorthin und wurde, wie der Vater starb, von den Soldaten an seiner Stelle zum Augustus ausgerufen (25. Juli 306), von Galerius indes nur als Cäsar anerkannt. Während unter den uneinigen übrigen Machthabern die Entscheidung sich hin und her schob, beschränkte sich K. darauf, die alten Reichsfeinde, die Franken, in ihre Grenzen zurückzuweisen, und ließ sich auch dadurch, daß der alte Maximian ihn zum Augustus ernannte und ihm seine Tochter Fausta zur Frau gab (307), aus seiner abwartenden Haltung nicht herausbringen. Von den sechs Augusti dieser Jahre: Galerius, Maximinus, K., Licinius, Maximianus und Maxentius, trat zuerst Maximianus vom Schauplatz ab. Nach einem vergeblichen Versuch, seinen Sohn in Rom zu stürzen, flüchtete er sich nach Gallien zu K. und wurde von diesem, weil er eine Meuterei in seinem Heere hervorgerufen hatte, 310 getötet; Galerius starb 311, Maxentius wurde 312 von K. in der berühmten Schlacht, die bei Saxa rubra, 9 Millien von Rom, begann und an der Milvischen Brücke endigte, geschlagen und ertrank im Tiber; Maximinus wurde 313 von Licinius bei Adrianopel geschlagen und starb auf der Flucht. So blieben also nur K. und Licinius als Kaiser übrig. Schon 314 kam es auch zwischen ihnen zum Kriege; doch behielt der bei Cibalä (an der Sau) und bei Adrianopel geschlagene Licinius diesmal noch Asien, Ägypten und Thrakien. Die Entscheidung erfolgte im J. 324, in dem er nach erneutem Ausbruch des Krieges bei Adrianopel (3. Juli) und bei Chalcedon (18. Sept) völlig besiegt und gezwungen wurde, sich K. auszuliefern, der ihn 325 angeblich wegen Hochverrats hinrichten ließ und sich so zum Alleinherrscher machte. Die Regierung Konstantins ist in den wichtigsten Punkten die Fortbildung der von Diokletian in Angriff genommenen festern Organisation des Reiches. Die neuen Regierungsformen konnten nicht wohl in dem Mittelpunkt der alten Republik, wo sich noch immer republikanische Erinnerungen und Formen erhalten hatten, ihren Hauptsitz haben. Wie daher schon Diokletian seine Residenz nach dem Osten, nach Nikomedeia verlegt hatte, so erhob K. 330 Byzanz zu seiner Residenz, die er Konstantinopolis nannte. Ferner führte er die diokletianische Organisation des Beamtentums weiter, das in vier scharf voneinander gesonderte Klassen (illustres, spectabiles, clarissimi, perfectissimi) zerfiel; an der Spitze standen Reichs- und Hofbeamte, Oberkammerherr, Hofmarschall, Kanzler, Reichsschatzmeister, Schatzmeister des Fürsten, die Obersten der Leibwache zu Pferde und zu Fuß, jeder mit einer Menge von Unterbeamten. Endlich wurde das Reich unter völliger Trennung der Militär- und Zivilverwaltung in 4 Präfekturen, 12 Diözesen und 116 Provinzen eingeteilt. Da alle Beamten Besoldung erhielten und K. selbst für seine Bedürfnisse viel Geld brauchte, mußte er auf Erhöhung des Steuereinkommens bedacht sein und erregte dadurch große Unzufriedenheit; es gab unter ihm sowohl eine Grundsteuer (indictio) als eine Gewerbe- und Nahrungssteuer (chrysargyrum). Den Beinamen »der Große« verdankt er der Erhebung des Christentums zur Staatsreligion (324); vgl. auch den Art. »Konstantinische Schenkung« (S. 421). Die innere Bekehrung soll durch eine Erscheinung vor der Entscheidungsschlacht an der Milvischen Brücke herbeigeführt worden sein; seitdem sicherte er durch mehrere Edikte, namentlich das Mailänder (313), den Christen Duldung zu und berief 325 das erste ökumenische Konzil nach Nicäa, um die Händel zwischen Arius und Athanasius zu schlichten; die Taufe hat er indes erst auf dem Totenbett an sich vollziehen lassen. Die Beurteilung dieses Schrittes wie überhaupt seines Charakters ist noch zu keinem sichern Abschluß gebracht worden. An Flecken fehlt es nicht; die Hinrichtung seines Sohnes Crispus (326) und seiner Gemahlin Fausta (327) ist ihm von jeher als schwerer Vorwurf angerechnet und von seinen christlichen Lobrednern (unter denen der Bischof Eusebios von Kaisareia die erste Stelle einnimmt) nicht genügend verteidigt worden; auch seine Bildung war nur mäßig. An seiner Selbstbeherrschung und der Klarheit seines Verstandes, an seinem staatsmännischen Blick und seinem Organisationstalent sowie an seiner Feldherrntüchtigkeit (er ist kein einziges Mal besiegt worden) ist indes nicht zu zweifeln. K. starb in Nikomedeia, als er eben die Zurüstungen zu einem Kriege gegen die Perser traf, und hinterließ das Reich seinen drei Söhnen Konstantin II., Konstantius und Konstans. Vgl. Manso, Leben Konstantins d. Gr. (Bresl. 1817); Burckhardt, Die Zeit Konstantins d. Gr. (3. Aufl., Leipz. 1898); Keim, Der Übertritt Konstantins zum Christentum (Zürich 1862); Zahn, K. d. Gr. und die Kirche (Hannov. 1876); Flasch, K. d. Gr. als erster christlicher Kaiser (Würzb. 1891); Firth, Constantine the Great. The reorganisation of the Empire and the triumph of the Church (Lond. 1905); Seeck, Geschichte des Untergangs der antiken Welt (2. Aufl., Berl. 1897).

2) K. II., der älteste Sohn Konstantins d. Gr. von dessen zweiter Gemahlin Fausta, geb. 317 in Arelate. Herangewachsen, unternahm er als Cäsar einen glücklichen Feldzug gegen die Goten und erhielt bei der Verteilung des Reiches 335 Gallien, Spanien und Britannien. Nach dem Tode des Vaters kam es bald unter seinen drei Söhnen zum Streit und 340 zwischen K. und Constans zum Kriege, worin K. bei Aquileja Schlacht und Leben verlor.

[Oströmische (byzantinische) Kaiser.] 3) K. III., Sohn des byzantin. Kaisers Herakleios und seiner ersten Gemahlin Eudokia, wurde von seinem Vater kurz vor dessen Tode mit seinem Bruder Herakleonas (s. d.) zum Nachfolger ernannt, starb aber schon in demselben Jahre (641).

4) K. IV., der Bärtige (Pogonatos), byzantin. Kaiser von 668–685, folgte seinem in Sizilien ermordeten Vater Constans II., unterdrückte glücklich den Aufstand in Sizilien und beseitigte 680 seine Brüder, mit denen er anfangs die Regierung geteilt hatte. Den Arabern, die sechs Jahre lang (672–678) Konstantinopel vergeblich belagerten, leistete er tapfern Widerstand, 678 schloß er mit dem Kalifen Moawijah einen 30jährigen Frieden, in dem sich dieser zur Tributzahlung verpflichten mußte. Den in die Balkanhalbinsel eingefallenen Bulgaren überließ er durch einen Friedensschluß 679 das Land zwischen dem Balkan und der untern Donau, ebenso überließ er den Serben und Kroaten die von ihnen besetzten Gebiete. Hauptsächlich beschäftigten ihn die theologischen (monotheletischen) Streitigkeiten; er berief 680 das sechste ökumenische Konzil nach Konstantinopel, das sich für die orthodoxe Lehre entschied.

5) K. V., Kopronymos (als Stallfreund so genannt oder deshalb, weil er das Wasser bei seiner Taufe verunreinigt haben soll), auch Ikonoklastes, der Bilderstürmer, geb. 719, der Sohn und Nachfolger (741–775) Leos des Isauriers, war einer der kräftigsten Herrscher, die auf dem byzantinischen Thron gesessen haben. Er schlug 742 einen Aufstand der Bilderdiener unter seinem Schwager Artavasdos nieder, führte glückliche Kriege gegen die Bulgaren und gegen die Araber, denen er viele früher vom Reiche losgerissene Landstriche wieder abnahm, und traf manche treffliche Einrichtungen im Innern, erregte aber heftige Erbitterung durch die Gewaltsamkeit, womit er die Unterdrückung des Bilderdienstes durchzuführen suchte. Als ihm, trotzdem er auf einem Konzil 754 die Verdammung des Bilderdienstes durchgesetzt hatte, namentlich die Mönche heftigen Widerstand leisteten, hob er schließlich alle Klöster auf, zwang die Mönche und Nonnen, sich zu verheiraten, und verfolgte alle, die sich weigerten. Er starb auf einem Feldzuge gegen die Bulgaren 14. Sept. 775. Vgl. Lombard, Constantin V, empereur des Romains, 740–775 (Par. 1902).

6) K. VI., Porphyrogennetos, Enkel des vorigen, Sohn Leos IV. und der Kaiserin Irene, geb, 770, kam 780 unter der Regentschaft seiner Mutter auf den Thron. Da er von dieser, auch als er herangewachsen war, von den Staatsgeschäften ferngehalten wurde, erhob er sich gegen sie und erlangte mit Hilfe der Truppen 790 die Alleinherrschaft. Doch machte er sich bald unpopulär; so wurde er 797 wieder von Irene gestürzt und in demselben Purpursaal, in dem er geboren war, geblendet. Er lebte darauf noch mehrere Jahre.

7) K. VII., Porphyrogennetos, geb. 905, gest. 9. Nov. 959, Sohn Leos VI., des Weisen, folgte seinem Vater 912 als siebenjähriges Kind, erst unter Vormundschaft seines Oheims Alexander, dann seiner Mutter Zoë, dann seit 919 des Romanos Lakapenos, der ihn mit seiner Tochter Helena vermählte und ihm den kaiserlichen Namen ließ, aber ihn ganz von den Regierungsgeschäften fernhielt. 945 stürzte K. die Söhne des Romanos, die 944 ihren Vater entthront hatten, und bemächtigte sich darauf der Herrschaft, die er bis zu seinem Tode behauptet hat. Seine Regierung war in der Hauptsache friedlich und er selbst ein wenig bedeutender Regent, doch hat er sich durch Förderung der Wissenschaften und Künste bedeutende Verdienste erworben und hat sich auch selbst als Schriftsteller auf verschiedenen Gebieten versucht. Wir besitzen von ihm: ein Leben seines Großvaters, des Kaisers Basilios, das viel Gewandtheit in der Darstellung bekundet; eine an seinen Sohn Romanos gerichtete Schrift von 952 über die Staatsverwaltung, in der sehr lehrreiche Nachrichten namentlich über die verschiedenen Völkerschaften des Ostens und Nordens enthalten sind; ferner: »Von der Hof- und Zeremonienordnung« (s. Zeremoniell) und »Von den Provinzen des Reichs«. Einige seiner Werke gab Meursius (Leiden 1617) heraus; sie sind jetzt auch in dem »Corpus scriptorum historiae byzantinae« (Bd. 1 u. 2 von Reiske, Bonn 1829–30; Bd. 3 von Becker, 1840) enthalten. Auch hat K. mehrere enzyklopädische Sammelwerke verfassen lassen, von denen einige Stücke, namentlich zwei Bücher »über Gesandtschaften« und eins »über Tugend und Laster«, erhalten sind. Vgl. Rambaud, L'empire grec an dixième siècle. Constantin Porphyrogénète (Par. 1870); F. Hirsch, Kaiser K. VII. Porphyrogennetos (Berl. 1873).

8) K. VIII., jüngerer Sohn Romanos 11., wurde von seinem ältern Bruder Basilios II. (976–1025) zum Mitregenten angenommen und regierte nach dessen Tod bis 1028.

9) K. IX., Monomachos, erlangte 1042 als Gemahl der Zoë, der Tochter Kaiser Konstantins VIII., die Herrschaft. Er war verschwenderisch und ausschweifend, begünstigte aber die Wissenschaften, schlug einen Angriff der Russen zurück, eroberte Armenien und behauptete glücklich die Grenze des Reiches im Osten gegen den ersten Ansturm der Seldschuken. Unter seiner Regierung erfolgte 1053 durch den Patriarchen Michael Kerularios die vollständige Trennung der griechischen von der römisch-katholischen Kirche. K. zog sich 1054 in ein Kloster zurück und starb dort in demselben Jahre.

10) K. X., Dukas, erhielt 1059 die Herrschaft von Isaak Komnenos abgetreten. Er war ein gelehrter Mann, der nebst seiner Gemahlin Eudokia eifrig den Studien oblag, aber das Heerwesen vernachlässigte. Er starb 1067.

11) K. XI., Dragades, geb. 1403, Sohn des Kaisers Manuel Paläologos, folgte seinem Bruder Johannes VIII. Paläologos 1448 mit Zustimmung des Sultans Murad II. auf den Thron von Konstantinopel, nachdem er bisher auf seinen Besitzungen im Peloponnes gelebt hatte. 1452 reizte er Mohammed II. durch Unterstützung des osmanischen Prätendenten Urchan zum Kriege. Er verteidigte Konstantinopel mit nur 14,000 Mann gegen die osmanische Übermacht von 200,000 Mann und 250 Schiffen mit großer Tapferkeit und fand bei der Erstürmung der Stadt als letzter byzantinischer Kaiser den Tod (29. Mai 1453). Vgl. Mijatovich, Constantine, the last emperor of the Greeks (Lond. 1892); Pears, The destruction of the Greek empire and the story of the capture of Constantinople by the Turks (das. 1903).

[Griechenland.] 12) K., Herzog von Sparta, Kronprinz von Griechenland, geb. 2. Aug. 1868 in Athen, ältester Sohn des Königs Georgios und der Königin Olga, ward von dem deutschen Gelehrten Lüders erzogen, darauf militärisch ausgebildet, 13. Dez. 1886 für großjährig erklärt und zum Hauptmann im 1. Infanterieregiment ernannt. Darauf studierte er in Leipzig die Rechte und Staatswissenschaften und vermählte sich 27. Okt. 1889 in Athen mit der Prinzessin Sophie von Preußen (geb. 14. Juni 1870), der dritten Tochter des Kaisers Friedrich III., die am 2. Mai 1891 zur orthodoxen Kirche übertrat und ihm drei Söhne und eine Tochter gebar. Im März 1897 mit dem Oberbefehl über die griechische Armee in Thessalien betraut, räumte K. nach der Erstürmung der Grenzpässe durch die Türken die Stellungen von Larissa, Phersala und Domokos. Da sich die allgemeine Enttäuschung über den Verlauf des Krieges besonders gegen ihn richtete, veröffentlichte er im Januar 1899 einen ausführlichen Bericht über den Krieg von 1897 auf Grund amtlicher Urkunden, wobei er nicht bloß die mangelhaften Einrichtungen des griechischen Heerwesens und die ungenügenden Vorbereitungen zum Kriege, sondern auch die Leistungen der Generale Makris und Smolenski scharf kritisierte. Unterm 1. Okt. 1900 übernahm er als Generalissimus mit besondern Vollmachten den Oberbefehl über das gründlich zu reformierende griechische Heer.

[Rußland.] 13) K. Cäsarewitsch Pawlowitsch, Großfürst von Rußland, geb. 8. Mai 1779, gest. 27. Jan. 1831 zu Witebsk an der Cholera, war der zweite Sohn des Kaisers Paul I. und zeichnete sich bereits 1799 in Italien und der Schweiz unter Suworow aus. Mut legte er auch in der Schlacht bei Austerlitz und dem Feldzug von 1806 an den Tag. 1807 wohnte er den Verhandlungen in Tilsit, 1808 dem Kongreß in Erfurt bei, begleitete seinen Bruder, den Kaiser Alexander I., auf dessen Heereszügen (1812 bis zur Einnahme von Smolensk, 1813 bei Bautzen, Kulm und Leipzig, 1814 in Frankreich) und war beim Kongreß in Wien anwesend. Hierauf befehligte er sieben Jahre die russischen Truppen in Litauen und ward 1822 Militärgouverneur und Generalissimus der polnischen Truppen, dann Generalstatthalter oder Vizekönig von Polen sowie auch Deputierter auf dem Reichstag. Nach der Trennung seiner ersten Ehe mit der Prinzessin Julie Henriette Ulrike von Sachsen-Koburg (Anna Feodorowna) vermählte er sich 24. Mai 1820 mit der polnischen Gräfin Grudzynska, die später zur Fürstin von Lowicz erhoben wurde (gest. 29. Nov. 1831). Er leistete noch bei Lebzeiten Alexanders I. 14. Jan. 1822 auf die Thronfolge Verzicht. Da aber diese Akte nicht publiziert wurde, so ward er nach Alexanders Sod 9. Dez. 1825 in Petersburg zum Kaiser ausgerufen; doch erklärte er von Warschau aus, auf seiner Entsagung beharren zu wollen, und die Thronfolge ging auf seinen jüngern Bruder, Nikolaus, über. Als er wiederholt die polnische Verfassung verletzte, drang 29. Nov. 1830 eine bewaffnete Schar in Konstantins Wohnung, doch rettete er sich durch die Flucht. Nach der kopflosen Räumung Warschaus durch die russischen Truppen verließ K. Polen. Er lebte fortan zu Bialystok. Vgl. Karnowitsch, Großfürst K. (russ., Kiew 1899).

14) K. Nikolajewitsch, Großfürst von Rußland, geb. 21. Sept. 1827, gest. 25. Jan. 1892, zweiter Sohn des Kaisers Nikolaus I., wandte sich früh dem Seewesen zu. 1853 ward er zum Vorsitzenden des Marineministeriums, später zum Chef der 20. Flottenequipage ernannt. Im Krimkrieg befehligte er in der Ostsee. Nach dem Tode Nikolais wirkte er als Präsident des Reichsrats für die liberalen Reformen. Am 11. Juni 1862 wurde er Statthalter in Polen, um mit Wielopolski die durch die Novemberunruhen in Warschau ins Stocken geratenen Reformen der Verwaltung durchzuführen; schon am Tage nach seiner Ankunft in Warschau (3. Juli) wurde ein Mordanschlag auf ihn versucht. 1863 brach die lange vorbereitete Insurrektion aus. Am 25. Aug. kehrte K. nach Petersburg zurück und ward 31. Okt. durch General Berg ersetzt. Alexander III. enthob K. 1882 seiner Stellungen als Oberbefehlshaber der Marine und Präsident des Reichsrats als zu liberal gesinnt. Vermählt war er seit 1848 mit der Prinzessin Alexandra von Sachsen-Altenburg, die ihm sechs Kinder gebar: Nikolaus, geb. 14. Febr. 1850, wegen schlimmer Streiche und nihilistischer Umtriebe 1881 aller Würden entkleidet, in Orenburg untergebracht, heiratete hier ohne Genehmigung des Zaren Alexander III. ein Fräulein v. Dreyer und wurde schließlich nach Taschkent verbannt; Olga, geb. 3. Sept. 1851, vermählt 27. Okt. 1867 mit König Georg I. von Griechenland; Vera, geb. 16. Febr. 1854, vermählt 8. Mai 1874 mit dem Herzog Eugen von Württemberg, Witwe seit 27. Jan. 1877; Konstantin, geb. 22. Aug. 1858, vermählt 1884 mit der Prinzessin Elisabeth von Sachsen-Altenburg, Präsident der Akademie der Wissenschaften, auch Dichter (vgl. »Gedichte des Großfürsten K. in freier Nachbildung von Jul. Grosse«, Berl. 1891; 2. Teil, Großenhain 1895; in Auswahl von H. von zur Mühlen, Berl. 1902); Dmitri, geb. 13. Juni 1860, und Wjatscheslaw, geb. 13. Juli 1862, gest. 27. Febr. 1879.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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