Sophie

Sophie

Sophie (Sophia), weiblicher Name. Unter den fürstlichen Trägern desselben sind hervorzuheben:

[Hannover.] 1) Kurfürstin von Hannover. geb. 14. Okt. 1630 im Haag, gest. 8. Juni 1714. zwölftes Kind Friedrichs V. von der Pfalz (s. Friedrich 55) und der Elisabeth Stuart, fühlte sich im Haus ihrer Mutter unglücklich, begab sich zu ihrem Bruder Karl Ludwig, nachdem er 1648 die Kurpfalz zurückerhalten hatte, nach Heidelberg und heiratete 1658 den Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg, der 1662 Bischof von Osnabrück, 1679 Herzog von Hannover und 1692 Kurfürst ward, sie aber durch Untreue kränkte. S. verfolgte ihre Schwiegertochter Sophie Dorothea von Celle (s. unten 2) mit unversöhnlichem Haß und veranlaßte deren Scheidung. Schmerzlich war ihr der Verlust ihrer meisten Kinder. Seit 23. Okt. 1698 Witwe, erbte sie als Enkelin König Jakobs I. 22. März 1701 den englischen Thron, den nach ihrem Tod ihr ältester Sohn, Georg Ludwig, 31. Okt. 1714 als Georg I. bestieg. Ihre Briefe an ihren Bruder, den Kurfürsten Karl Ludwig, an ihre Nichte Elisabeth Charlotte von Orléans (s. Elisabeth 3) und ihre andern pfälzischen Verwandten wurden herausgegeben von Bodemann und von Döbner in den »Publikationen aus den preußischen Staatsarchiven«, Bd. 26, 37 und 79 (Leipz. 1885, 1888 u. 1905); ihre Memoiren gab Köcher heraus (ebenda, Bd. 4, 1879). Vgl. Fester, Kurfürstin S. von Hannover (Hamb. 1893); Ward, The Electress Sophia and the Hanoverian succession (Lond. 1903); Herm. Schmidt, Die Kurfürstin S. von Hannover (Hannov. 1903).

2) S. Dorothea, bekannt als Prinzessin von Ahlden, geb. 15. Sept. 1666, gest. 23. Nov. 1726, die einzige Tochter des Herzogs Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg-Celle und der Eleonore d'Olbreuze (s. d.), heiratete 2. Dez. 1682 den Erbprinzen Georg Ludwig von Hannover (später als Georg I. König von England). Vortrefflich gebildet und sehr schön, vermochte sie doch ihren Gemahl nicht zu fesseln. Nachdem sie ihm einen Sohn, den nachmaligen König Georg II., und eine Tochter, Sophie Dorothea (die spätere Gemahlin König Friedrich Wilhelms I. von Preußen, s. unten 5), geboren, wurde ihre Lage immer unerfreulicher, denn der Zweck der Heirat, die Vereinigung Celles mit Hannover, war ja erreicht. Als S. sich mit dem Grafen Philipp Christoph von Königsmark (s. d. 3), der am Hof ihres Vaters als Page aufgewachsen war, eine Flucht aus dem Lande plante, benutzte dies der hannoversche Hof, um S. eines anstößigen Verkehrs mit Königsmark zu beschuldigen und verhaften zu lassen; die Ermordung Königsmarks ist nicht erwiesen. Da sie jeden Versuch, sich mit ihren Gemahl zu versöhnen, ablehnte, wurde die Ehe 28. Dez. 1694 gelöst und die Prinzessin auf das Schloß Ahlden verbannt, wo sie bis zu ihrem Tode gefangen gehalten wurde. Daß sie ihrem Gatten die Treue gebrochen, ist erwiesen, obwohl ihr Briefwechsel mit Königsmark, den Palmblad herausgab, gefälscht ist. Vgl. Schaumann, S. Dorothea, Prinzessin von Ahlden, und Kurfürstin Sophie von Hannover (Hannov. 1879); Köcher in der »Historischen Zeitschrift«, Bd. 48 (Münch. 1882); v. Zwiedineck, Geschichte und Geschichten (Bamb. 1894); Wilkins, The love of an uncrowned queen (Lond. 1900, 2 Bde.); Geerds, Die Briefe der Herzogin von Ahlden (Beilage zur Allgemeinen Zeitung, 1902, Nr. 77).

[Österreich.] 3) Erzherzogin von Österreich, geb. 27. Jan. 1805, gest. 28. Mai 1872, Tochter des Königs Maximilian I. Joseph von Bayern und Zwillingsschwester der Königin Maria von Sachsen, vermählte sich 1824 mit dem Erzherzog Franz Karl von Österreich (s. Franz 11). Der Ehe entsprossen vier Söhne: Franz Joseph, Kaiser von Österreich, Maximilian (s. d. 11), Karl Ludwig (s. Karl 43) und Ludwig Viktor (s. Ludwig 51). S., eine Frau von Geist und Energie, übte zeitweilig, namentlich in den ersten Regierungsjahren Kaiser Franz Josephs, als einflußreiche Gönnerin der ultramontanen Bestrebungen großen Einfluß auf die österreichische Politik aus.

[Preußen.] 4) S. Charlotte, Königin von Preußen, »die philosophische Königin«, geb. 30. Okt. 1668 auf Schloß Iburg bei Osnabrück, gest. 1. Febr. 1705 in Hannover, Tochter des Herzogs, spätern Kurfürsten Ernst August von Hannover und der Sophie 1), erhielt in Paris bei ihrer Tante, der Pfalzgräfin Elisabeth Charlotte, eine gute Erziehung und eignete sich Kunstverständnis an, während Leibniz, der Freund ihrer Mutter, sie mit religiösen und philosophischen Problemen bekannt machte. Am 8. Okt. 1684 heiratete sie den Kurprinzen Friedrich von Brandenburg, spätern König Friedrich I., dem sie 1688 seinen einzigen Sohn (den König Friedrich Wilhelm I.) gebar, sorgte am Hofe ihres Gemahls für die Pflege von Kunst und Wissenschaft, zog Leibniz nach Berlin und erbaute im Dorfe Lietzen das Schloß Lietzenburg (Lützenburg), wo sie einen eignen Hofhalt hatte; nach ihrem Tode wurde es Charlottenburg genannt. Vgl. Varnhagen v. Ense, Biographische Denkmale, Bd. 4 (3. Aufl., Leipz. 1872); »Briefe der Königin S. Charlotte von Preußen und der Kurfürstin S. von Hannover an hannoversche Diplomaten« (hrsg. von Doebner, Leipz. 1905).

5) S. Dorothea, Königin von Preußen, geb. 27. März 1687, gest. 28. Juni 1757, Tochter von Sophie 2) und des Königs Georg I. von England und Nichte der vorigen, heiratete 14. Nov. 1706 den Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, dem sie 24. Jan. 1712 als dritten Sohn (die zwei ersten starben früh) Friedrich d. Gr., dann noch mehrere Kinder gebar. Bemüht, die Beziehungen zwischen Preußen und Hannover-England immer besser zu gestalten, kam sie mit dem von Österreich beherrschten Gemahl in Konflikt, namentlich als sie, um die englischen Heiraten des Kronprinzen und der Prinzessin Wilhelmine zustande zu bringen, heimlich mit dem englischen Hofe verhandelte, und hatte von ihrem Gemahl viel zu leiden. Nach dessen Tod (31. Mai 1740) lebte sie im Schloß Monbijou zu Berlin.

[Sachsen.] 6) Großherzogin von Sachsen, Gründerin des Goethe- und Schillerarchivs in Weimar, s. Karl 53).

[Rußland.] 7) S. Alexejewna, russ. Großfürstin, geb. 27. Sept. 1657, gest. 14. Juli 1704, Tochter des Zaren Alexei Michailowitsch aus dessen erster Ehe mit Maria Miloslawskij und daher Halbschwester Peters d. Gr., machte sich nach dem Tode des Zaren Feodor III. 1682 durch einen Aufstand der Strelitzen zur Regentin für ihre Brüder, den schwachsinnigen Iwan und den unmündigen Peter, die gemeinschaftlich den Thron bestiegen. Ihre Regentschaft währte von 1682–89. Sie maßte sich gegen das Ende dieses Zeitraums den Titel einer »Selbstherrscherin« an. Es mußte zu einem Konflikt zwischen ihr und Peter kommen, der sie endlich 1689 in das Jungfrauenkloster zu Moskau bringen ließ.

8) S., Herzogin von Alençon, s. Nemours, S. 509.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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