Schaf

Schaf

Schaf (Ovis L., hierzu Tafel »Schafe I«), Gattung der paarzehigen Huftiere aus der Familie der Horntiere (Cavicornia), schlank gebaute Tiere mit schmächtigem Leib, vorn stark verschmälertem Kopf mit behaarter Schnauzenspitze, mäßig großen Augen und Ohren, quer wellig gerunzelten, nach hinten und der Seite spiralig gekrümmten Hörnern, dünnen, hohen Beinen und kurzem Schwanz. Die Schafe sind hauptsächlich in Asien verbreitet, wo jede Gebirgsgruppe eine oder mehrere ihr eigentümliche Arten besitzt, während Europa, Afrika und Amerika je nur eine Art beherbergen. Sämtliche Schafe sind Höhen tiere; sie gehen bis zu Höhen von 6000 m empor und steigen nur herab, wenn der Schnee die Nahrung bedeckt. Dauernd in der Ebene leben nur zahme Schafe. Fast alle wilden Schafe sind gewandte, mutige Tiere, lassen sich unschwer zähmen und pflanzen sich ohne Umstände in der Gefangenschaft fort. Sie sind lecker, wenn sie reiche Auswahl von Nahrung haben, aber auch genügsam, wenn sich nur weniges ihnen bietet. Ihre Vermehrungsfähigkeit ist ziemlich bedeutend. Eine lange Reihe riesenhafter Wildschafe verbreitet sich von den Hochgebirgen Mittelasiens über Kamtschatka bis Nordamerika und findet im Dickhornschaf mit seinen Abarten ein Ende. Der asiatische Argali (O. Argali L., Tafel I, Fig. 4) ist 1,8 m lang, 1,1 m hoch, mit 11 cm langem Schwanz, sehr kräftig gebaut, mit mächtigen, dreiseitigen, breiten, wulstigen Hörnern, die, von der Seite gesehen, fast einen vollen Kreis beschreiben, und sehr gleichmäßigem, fahlgrauem Haarkleid. Der Argali bewohnt die Gebirgszüge zwischen Alt ai und Alatau, dem Bezirk von Akmolinsk und dem Südostrande der mongolischen Hochebene, und lebt einzeln oder in kleinen Trupps. Er läuft, klettert und springt vortrefflich, schließt sich oft den weidenden Herden an, ist aber an andern Orten auch sehr vorsichtig, nur wie andre Wildschafe ungemein neugierig. Das Weibchen wirft sieben Monate nach der Paarung ein oder zwei Lämmer. Sein Fleisch ist schmackhaft. Eine geographische Form des Argali aus den Sairbergen im Großen Altai ist als O. sairensis Lyd. vom Argali abgetrennt worden. Der Katschkar (O. Polii Blyth., Fig. 2), 2 m lang und bis 230 kg schwer, mit gewaltigem Gehörn und einer Mähne rings um den Hals, ist braun, am Unterhals weißlich, im Gesicht und unterseits weiß, mit breitem Spiegel. Er lebt im Tiënschangebiet und in Nordtibet nur in Höhen oberhalb der Baumgrenze in kleinen Herden. Sein Fleisch ist schmackhaft. Der asiatische Mufflon (O. Vignei Blyth.) lebt hauptsächlich in Kleintibet und in Persien. Sein Körperbau ist schlanker und leichter, rehartig. Der Kopf ist gelblichbraun, mit Weiß meliert; die Augengegend, Schnauzenspitze, Kinn, Ohren und ein Fleck am Vorderhals sind bräunlichweiß, die Schultern, Schenkel, Beine und Hinterrücken gelblichbraun mit Schwarz, Brust, Vorder- und Unterbauch, Innenseite der Schenkel und Füße bräunlichweiß; die Hörner sind scharf dreikantig zusammengedrückt und stark zurückgebogen. Das Dickhornschaf (amerikanischer Argali, amerikanisches Bergschaf, Bighorn, O. montana Geoffr., Fig. 3) ist 1,8 m lang, 1 m hoch, mit 12 cm langem Schwanz, gewaltigem Gehörn beim Männchen und viel schwächerm, ziegenähnlichem beim Weibchen, ist in der Kopfbildung dem Steinbock ähnlich, schmutzig graubraun, am Bauch, an den Beinen, am Spiegel und am Kinn weiß, am Kopf hell aschgrau, bewohnt das Felsengebirge und die westlich gelegenen Länder zwischen 40 und 68° nördl. Br., lebt in Herden in den unzugänglichsten Gegenden und ist, wo er noch nicht verfolgt wurde, wenig scheu. Das Fleisch ist nicht sehr schmackhaft, das Fell benutzen die Indianer zu ihren Lederhemden. Man hat Bastarde mit dem Hausschaf gezüchtet, deren Fleisch sehr gerühmt wird. Der europäische Mufflon (Moufflon, O. Musimon Schreb., Fig. 1), 1,15 m lang, 70 cm hoch, mit 10 cm langem Schwanz, glatt anliegendem Haar, kurzer Mähne an der Brust, starken, langen, an der Wurzel sehr dicken und fast zusammenstoßenden, etwa 65 cm langen, querwulstigen Hörnern, die dem Weibchen in der Regel fehlen. Das Haar ist fuchsigrot, am Kopfe mehr grau, auf der Unterseite weißlich. Er lebt auf den hohen Bergketten Sardiniens und Korsikas in Rudeln von 50–100 Stück, das Weibchen wirft 21 Wochen nach der Begattung 1–2 Junge, die im dritten Jahre völlig ausgewachsen sind. Das Tier wird sehr fett, das Fleisch ist schmackhaft, auch Fell und Gehörn werden verwertet, und hoch geschätzt sind die im Magen vorkommenden Bezoare.

Benennung der einzelnen Teile des Schafskeletts.
Benennung der einzelnen Teile des Schafskeletts.

Der Mufflon erzeugt mit Hausschafen Blendlinge, die unter sich und mit andern Hausschafen fruchtbar sind. Diese Blendlinge, Umber, waren schon den Alten bekannt. Das Mähnenschaf (O. Tragelaphus Desm.), 1,65 m lang, 0,95–1 m hoch, mit 25 cm langem Schwanz, ist sehr gedrungen gebaut, mit nach hinten und außen, mit den Spitzen etwas nach unten und innen gebogenen, wulstigen Hörnern, im Nacken und auf dem Widerrist aufrechtem, mähnigem Haarkamm und einer an der Kehle beginnenden, auf die Vorderläufe sich fortsetzenden und bis fast auf den Boden reichenden Mähne. Der Pelz ist fahl rotbraun, ein Teil der Kehlmähne braunschwarz, der Mittelbauch dunkelbraun, Maul, Hinterschenkel und Hinterläufe isabellgelb, das Mähnenhaar hell fahlbraun. Das Mähnenschaf lebt einzeln auf den höchsten Felsengraten der nordafrikanischen Gebirge. Sein Fleisch ist wohlschmeckend, aus den Fellen machen die Araber Fußdecken, auch wird die Haut gegerbt. 160 Tage nach der Paarung wirft das S. ein oder zwei Lämmer. Seine Einbürgerung bei uns wurde im Teutoburger Walde versucht. Vgl. Lydekker, Wild oxen, sheep, etc. (Lond. 1899).

Das Hausschaf und seine Rassen.

(Hierzu die Tafeln »Schafe II und III«, Rassen.)

Das Hausschaf, O. Aries L., wird seit undenklichen Zeiten als Haustier gezüchtet (s. die Karte »Verbreitung der wichtigsten Haussäugetiere« bei Artikel »Haustiere«). In den Küchenabfällen der Schweizer Pfahlbauten finden sich Überreste von Schafen; während aber diese von den heutigen wesentlich abweichen, stimmen die Abbildungen auf ägyptischen Denkmälern mit unsern Rassen überein. Auf den ältesten ägyptischen Denkmälern freilich fehlt das S., und es scheint also später als andre Wiederkäuer in den Hausstand des Menschen übergegangen zu sein. Nach Amerika und Australien wurde es durch Europäer eingeführt. Heute ist es vom Äquator bis in den hohen Norden verbreitet. Das männliche Tier heißt Bock (Widder, Stähr, Stöhr) und, wenn es verschnitten worden, Hammel (Schöps, Kappe), das weibliche Mutterschaf (Zuchtschaf, Schmucke, Schibbe, Zibbe). Das junge Tier im ersten Lebensjahr heißt Lamm (Bocklamm und Mutter-, Au- oder Zibbenlamm). Das Skelett des Schafes zeigt die Abbildung. Bis zum zweiten Lebensjahr werden sie Jährlinge, im dritten Jahr bis zur Zuchtverwendung

Zeitböcke

(Zutreter) od. Zeitschafe genannt; die kastrierten männlichen Tiere gehen von der genannten Zeit ab unter dem Namen Zeithammel. Die abzuschaffenden alten Schafe heißen Merz- oder Brackschafe, zur Mast bestimmte Schafe Mastschafe; die durch Halsschnitt getöteten Schafe gehören zum Stechvieh. Das S. hat im Unterkiefer 8 Schneidezähne, die gewechselt werden, sowie jederseits oben und unten 3 Backenzähne, die gewechselt werden (Prämolaren, Vorbackenzähne), und desgleichen 3, die nicht wechseln (bleibende Hinterbackenzähne, Molaren). Die später ausfallenden Erstlingszähne heißen Milch-, die an ihre Stelle tretenden Ersatzzähne. Das S. hat mit 5 Wochen alle Milchzähne, wozu mit 3–6 Monaten die ersten und mit 12–18 Monaten die zweiten Molaren treten. Mit 1–11/2 Jahr wechseln die beiden zuinnerst nebeneinander stehenden Schneidezähne oder Zangen, mit 1–2 Jahren jederseits der außen neben der Zange stehende Schneidezahn oder innere Mittelzahn, mit 21/4-23/4 Jahren der außen davon stehende äußere Mittelzahn und mit 3–33/4 Jahren jederseits der äußerste Schneidezahn oder Eckzahn. Inzwischen sind auch im Alter von 2 Jahren die drei Molaren durchgebrochen und mit 21/2 Jahren alle Milchbackenzähne durch die bleibenden ersetzt worden. Ein S., welches das vollständig bleibende Gebiß abgeschoben hat, ist also 3–33/4 Jahre alt. Bei den edel gezogenen und intensiv ernährten Fleischschafen erfolgt der Zahnwechsel und -Durchbruch früher als bei den andern Rassen. Die Entwickelung der Schafe geht sehr schnell vor sich, oft sind sie vor dem Ablauf des ersten Jahres geschlechtsreif; ausgewachsen sind Tiere der frühreifen Rassen mit 2–21/2, andre mit 31/3 Jahren. Die Dauer der Trächtigkeit beträgt 139–161, im Mittel 147 Tage oder 21 Wochen. Merinos tragen 150, Southdowns 144 Tage. Bei guter Haltung bleiben die Schafe bis zum zehnten Jahre fruchtbar. Merinos und englische Schafe bringen in der Regel nur ein Junges, Landschafe mancher Gegenden meist Zwillinge, selbst Fünflinge. Das Lamm hat bei der Geburt je nach Rasse und Stamm ein Gewicht von 2,5–4 kg, d.h. 4–9 Proz. oder 1/20-1/10 des Lebendgewichts des Mutterschafs. Die Lebensdauer kann 10–15 Jahre betragen. Böcke sind im allgemeinen 1/3-1/2mal, Hammel 1/5-1/4mal schwerer als Mutterschafe. Letztere erreichen je nach der Rasse ein Gewicht von 14–100 kg.

Man hat die Rassen des Hausschafes in solche, die kein Wollhaar, sondern nur das kurze, straffe Stichelhaar tragen, und in solche, deren Kleid ein wolliges ist (Grannenhaar tragende, Flaumhaar tragende, mischwollige), in kurz- und in langschwänzige oder in schmal- und in breitschwänzige, in Marsch-, Höhen-, Berg- und Heideschafe, endlich nach den geographischen Heimatsbezirken eingeteilt. Wir folgen nachstehend der Einteilung von Guido Krafft in seinem »Lehrbuch der Landwirtschaft« (Bd. 3, 8. Aufl., Berl. 1906).

I. Haarschafe mit kurzem, vollständigem Haarwechsel unterliegendem Deckhaar: 1) Das Stummelschwanzschaf (O. brachycerca) in Südasien und Nordafrika, ebenfalls mit großer Fettmasse um den behaarten Schwanz versehen, trägt markhaltige Haare, nicht eigentliche Wollhaare. Die Farbe ist weiß, nur der Kopf und der angrenzende Teil des Halses sind schwarz. Man hält es zur Gewinnung von Milch, Fleisch und Fett. 2) Das hochbeinige S. (Guineaschaf, Kongoschaf oder Morvan, O. longipes), von ziegenähnlichem Aussehen, mit kurzen, steifen, markhaltigen Haaren, kommt in verschiedenen Teilen Afrikas vor. 3) Das Dinka- oder Mähnenschaf (O. africana) lebt in dem südlichsten Teil von Nubien, hat plumpen Körper und kurze Beine, dürren Schwanz und mähnenartigen Besatz der Schultern, Brust und Halsgegend bei sonst kurzhaarigem Körper.

II. Mischwollschafe mit längerm markhaltigen Oberhaar und reichlichem markfreien Unterhaar. A. Kurzschwänziges Mischwollschaf (O. brachyura): 1) Das Fettsteißschaf (O. steatopyga) hat eine oft 15–20 kg schwere Fettablagerung um den sehr kurzen, aus 3–4 Wirbeln bestehenden Schwanz. Die Wolle ist grob und filzig, die Farbe in der Regel weiß, aber auch schwarz und braun. Das S. wirft regelmäßig 2–5 Junge. Das Fell der Lämmer wird zu wertvollem Pelzwerk verarbeitet. Es findet sich in ganz Mittelasien bis China, eine Varietät ist das ungehörnte chinesische oder Ongtischaf. 2) Das nordische kurzschwänzige S. (O. brachyura borealis) kommt in Nordrußland, Island, Skandinavien, auf den Färöern vor. 3) Höhen- (Geest-) und Heideschafe in den Heide- und Geestdistrikten von Dänemark, Belgien, Frankreich, England, vornehmlich die in der Lüneburger und Bremer Heide sowie im Süden Oldenburgs und Ostfrieslands heimischen Heidschnucken (Tafel II, Fig. 1), die genügsamsten, aber kleinsten aller Schafrassen. Ihre Höhe beträgt etwa 0,55 m. Kopf, Beine und der größte Teil des Schwanzes haben kurzes, straffes Haar, der übrige Körper einen langen, zottigen, schwarzen, braunen oder grauen Pelz. Trotz des geringen Wertes der Wolle sind die harten, ausdauernden Tiere für die Bewohner jener Moor- und Sandflächen von großem Nutzen. Das Fleisch ist wohlschmeckend, die Felle liefern schönes lang- und dichthaariges Pelzwerk zu Fußdecken, Fußsäcken und Fußkörben. 4) Die Niederungs- oder Marschschafe in den Küstenländern der Nord- und Ostsee werden als norddeutsches und holländisches Marschschaf unterschieden, mit zahlreichen Schlägen, wie das Vagasschaf der Elbinger Niederung, das holländische Marschschaf (Texel und flandrisches S.), das oft- und nordfriesische (Tafel II, Fig. 2), Eiderstedter und Dithmarser S. Diese Schafe tragen eine schlichte, sanfte Wolle von etwa 20–22 cm Länge bei einmaliger Schur und liefern ein Schurgewicht von 2,5 bis 3 kg; sie sind nicht frühreif, erreichen aber eine Größe von über 75 cm, sind sehr mastfähig und werden zum Teil auch gemolken. – B. Langschwänziges Mischwollschaf: 1) Das breitschwänzige oder Fettschwanzschaf (Dumba, O. platyura) hat einen reichlich mittellangen Schwanz, der mit Wolle bewachsen ist und mit Ausnahme der Spitze bedeutende Fettablagerungen enthält. Die Wolle ist ziemlich grob und lang und besitzt ein kürzeres Unterhaar (Flaumhaar). Diese Schafe sind verbreitet über Kleinasien, Persien, Nordafrika, das Kap der Guten Hoffnung, Südfrankreich, Mazedonien, Südrußland und Süditalien. Die Nutzung besteht in Fleisch, Fett, Milch, Wolle und Pelzen (Lämmerfelle, Baranken, Astrachan, Krimmer). 2) Das schmal- oder langschwänzige S. (O. dolichura) hat auf dem Schwanz enorme Fettablagerung. Kopf, Ohren und Beine sind mit kurzen, glatten, straffanliegenden Haaren besetzt; die schmutzigweiße Wolle auf Rumpf und Schwanz ist mittellang und ziemlich dicht. Es lebt in Syrien (um Aleppo und Damaskus), auch in Oberägypten und Abessinien. – C. Das Zackelschaf (O. strepsiceros, Tafel II, Fig. 3) hat einen bewollten, trockenen, bis über das Sprunggelenk reichenden Schwanz; das Vlies besteht überwiegend aus grobem Grannen haar, das mit einem nicht viel feinern Wollhaar durchsetzt ist; ersteres erreicht eine Länge von 0,24 m, letzteres von 0,12 m. Beide Geschlechter sind gehörnt, auch ungehörnt, die Hörner drehen sich in schraubenartigen Windungen um ihre eigne Längsachse. Die männlichen Tiere überragen die weiblichen bedeutend an Größe. Außer der Wolle (1,8–3 kg pro Jahr und Stück) liefern sie Milch und Fleisch. Sie sind über Ungarn, Siebenbürgen, Rumänien und Südrußland verbreitet. Unterrassen sind Turkana (spr. czurkana) und Stogosch in Siebenbürgen, Raczka in Ungarn, Donskoi in Südrußland etc. – D. Deutsches Mischwollandschaf, langwollig (16–32 cm) oder kurzwollig (8–16 cm). Zu ersterm gehören das Schweizer Bergschaf mit den Schlägen Wallisschaf, Frutigenschaf und schwarzes Schweizer S. Verwandt sind das italienische oder sardinische, das französische Bergschaf, in den Pyrenäen, Cevennen und Ardennen, und einige englische Schake. Alle diese Tiere sind genügsam, nutzen die schwer zugänglichen Bergabhänge aus und besitzen einen kräftigen, muskulösen Körperbau mit wenig Anlage zur Fettbildung. Vgl. Anderegg, Bedeutung der Schmalviehhaltung für die Schweiz (Bern 1897). Zu den kurzwolligen Landschafen der Ebene gehören das bayrische Zaupelschaf, das pommersche oder polnische, das hannoversche und das französische Landschaf sowie das kleinohrige Gurktaler S. in Kärnten. Diese Schafe sind aber durch Einführung von Merinos wie auch englischer Fleischschafe und durch Kreuzung mit diesen immer mehr verdrängt und finden sich nur noch in sehr vereinzelten Landstrichen rein.

III. Die Schlichtwollschafe, auch glanzwollige Schafe genannt, mit flachgekräuselter, meist hellglänzender Wolle von geringer Feinheit zwischen dem nur mehr spurenweise markhaltigem Oberhaar und dem markfreien Unterhaar. Zu denselben gehören: 1) Das gemeine russische Landschaf, die in Rumänien, Bulgarien, Siebenbürgen und der Bukowina gezüchtete milchreiche (19–28 Proz. Rahm) und mastfähige Tigaïa- (spr. cigaya) Rasse, mit schwarzem oder rötlichem Kopf und Beinen. 2) Das Hängeohrschaf (O. catotis), in Oberitalien, Steiermark und Kärnten, hat lange, herabhängende Ohren. Der Hauptrepräsentant ist das Bergamasker S. (Tafel II, Fig. 4) in Bergamo, Como und der Lombardei, ein ramsköpfiges, langhalsiges, 0,8 m hohes, 60–70 kg schweres Tier. Gesicht, Ohren und Beine bis über die Knie und Ferse tragen glatt anliegende, straffe, kurze Haare, der übrige Körper Mischwolle aus grobem, bis 22 cm langem Grannenhaar und etwas feinerm, bis 12 cm langem Wollhaar. Die Farbe ist weißgelblich, das Schurgewicht beträgt 3–4 kg. Die Fruchtbarkeit ist groß, die Milch wird zu Käse verarbeitet. Die andern Hängeohrschafe, das Paduaner im östlichen Oberitalien, das steirische, das Seeländer oder Bleiburger in Kärnten, das wallische S. in Salzburg und das Tiroler oder Spiegelschaf im Tiroler Flußgebiet der Etsch. 3) Das deutsche schlichtwollige S., das als Rhönschaf (Tafel II, Fig. 5), rheinisches oder Eifel-, hessisches oder lippesches, Leine-, Franken- oder Bamberger S. in der Gegend nördlich des deutschen Mittelgebirges verbreitet ist. Die niemals gekräuselte Wolle, sogen. Kluftwolle, ist bündelweise, mehr oder weniger dicht in der Haut angeordnet, erreicht im Jahreswuchs eine Länge von 16 cm und eignet sich zur Fabrikation walkbarer Stoffe, namentlich aber zur Herstellung glatter, nicht seiner Zeuge. Schurgewicht bei guter Wäsche 1–2,5 kg. Stirn, Gesicht, Ohren und Unterbeine tragen kurzes, glatt anliegendes Haar. Die Farbe ist weiß, nur Kopf und Ohren sind meist schwarz. Beide Geschlechter sind ungehörnt; der Schwanz ist lang, der Körper kräftig, 60–70 cm hoch; das Gewicht ausgewachsener Tiere beträgt 45–50 kg.

IV. Die Merinoschafe mit seinem kurzen Wollhaar, das sich infolge der starken Spiraldrehung der Haarbälge in der Haut und des reichlichen Fettschweißes kräuselt. Das Oberhaar ist ganz verdrängt und erscheint nur als Stichelhaar oder Lammspitzen im Lammvlies. Das Prototyp des Schafes mit gekräuselter Wolle ist das edle, kurzwollige spanische Landschaf, das Merino, ein Tier von gedrungenem Körperbau und Mittelgröße; die Böcke tragen meist große, dem Kopf anliegende, spiralig gewundene Hörner, die Muttertiere sind gehörnt oder ungehörnt. Der Name bezieht sich auf die Beamtentitel merino mayor und merino menor, die im Mittelalter die Weiden unter die feinwolligen Wanderschafe (transhumantes) zu verteilen hatten. Die Merinos wurden 1723 (1743) nach Schweden eingeführt; nach Sachsen kam der erste Transport 1765, nach Ungarn 1769, nach Österreich 1775, nach Frankreich 1776. Die eingeführten Tiere sind entweder rein in sich fortgezüchtet oder mit einheimischen Landschafen gekreuzt worden. Zucht-, klimatische und Ernährungsverhältnisse haben verschiedene Zuchtrichtungen geschaffen. Man kann nach dem Charakter der Wolle drei Schläge der Merinos unterscheiden: 1) Das Elektoratschaf (sächsische Zuchtrichtung, früher Escorialschaf) mit sehr seiner Wolle, nicht sehr reichlichem, leichtflüssigem Fettschweiß, leichtem, dünnknochigem Körper, langem Hals und flacher Brust; Schurgewicht 0,7–1,2 kg, Körpergewicht der Mutterschafe etwa 25–30 kg. 2) Das Negretti- (österreichische Zuchtrichtung, früher Infantado-) S. mit weniger seiner Wolle (Tafel III, Fig. 1), reichlichem, mitunter schwerflüssigem Fettschweiß, kurzem. breitem Kopf, gedrungenem Hals und im ganzen kräftigerm Körper; Hals und Hinterteil zeigen zahlreiche Hautfalten; Kopf und Beine sind gut bewachsen, die Hörner der Böcke stark. Schurgewicht bei den Mutterschafen 1–2,5 kg, Körpergewicht derselben 30–40 kg. 3) Das Kammwollschaf und zwar a) das französische oder Rambouilletschaf (Tafel III, Fig. 2) mit noch weniger seiner, aber ziemlich (über 6 cm) langer Wolle und von bedeutender Körpergröße; Kopf und Beine sind ebenfalls gut bewachsen. Schurgewicht der Mutterschafe über 2 kg, Körpergewicht derselben 40–56 kg. Es wird unterschieden in Rambouillet mit faltiger Haut, merinos plissés, und ohne Hautfalten, merinos non plissés, je nachdem bei der Zucht mehr die Wolle oder mehr Wolle, Fleisch und Fett berücksichtigt werden. Von geringerer Bedeutung ist das Mauchampschaf mit langer (10 cm), seidenglänzender Wolle. Dieser Schlag von hornlosen, mastfähigen Schafen entstammt der Merinoherde von Graux in Mauchamp, wo 1828 ein Bocklamm mit langer, seidenartiger Wolle fiel, das dann weiter zur Zucht benutzt wurde. b) Das deutsche (mecklenburgische, Boldebuker) Kammwollmerino mit gleichfalls langer Wolle, von dem französischen abstammend.

Die englischen Schafe teilt man in langwollige (Niederungs-, Marschschafe) und in kurzwollige (Downs-, Berg-, Höhenschafe, Blackfaced). A. Zu den langwolligen gehört 1) das Leicesterschaf, das von Bakewell seit 1755 zu Dishley in der Grafschaft Leicester aus der heimischen, der friesischen ähnlichen Rasse gezüchtet wurde. Es vereinigt größtmögliche Frühreife des Tieres mit größtmöglicher Produktion von Fleisch und Fett sowie leichter Mastfähigkeit. Dasselbe hat einen leichlen, nackten, ungehörnten Kopf mit leicht gewölbter Prosillinie und kleinen, seitlich abstehenden Ohren, kurzen Hals, lange Stirn und Kruppe, hoch angesetzten, bei neugebornen Lämmern sehr langen Schwanz und hohe, weiß behaarte Beine. Körperhöhe 75 cm, Gewicht der Mutterschafe 60–70 kg. Es trägt eine kräftige, weiße, wenig fettschweißige, über 20 cm lange Kammwolle; das Schurgewicht beträgt 6 kg und darüber. Es ist aber empfindlich, wählerisch im Futter und wenig fruchtbar. 2) Das Cotswoldschaf hat kürzere Wolle, aber größern, starkknochigern, noch mehr mastfähigen Körper. 3) Das Lincolnschaf hat weiche, seidenglänzende, über 20 cm lange Kammwolle, 3,5–6 kg Schurgewicht, hervortretende Stirn und nackten Kopf, ist aber von nicht so guter Frühreife und Mastfähigkeit. 4) Das Romney-Marsch- oder Kentschaf mit langem, schmalem, weißem Kopf, langen, spitzen, aufrecht stehenden Ohren und ziemlich hohen, dünnen Beinen; endlich 5) das Devonshire- und 6) das Tenswaterschaf. – B. Zu den kurzwolligen englischen Schafen, deren Wolle indessen immer noch bedeutend länger ist als die der langwolligsten Kammwollmerinos, gehören 1) die Southdowns (Tafel III, Fig. 3), Schafe von großer Frühreife und Mastfähigkeit. Der Rumpf hat ausgesprochene Parallelogrammform, Brust, Rücken und Kruppe sind breit und fleischig, dabei der knöcherne Brustkasten und die Lunge auffallend klein, das Brustbein kurz. Der Kopf ist klein, kurz, schwarzbraun, ungehörnt, bis zu den Augen bewachsen, mit Vertiefungen über den Augen und kleinen, schwach herabhängenden Ohren versehen; die Beine sind sein, kurz und ebenfalls schwärzlich, das ganze Knochengerüst sein. Die Wolle ist weiß, mäßig sein, 8–10 cm lang, ziemlich gekräuselt und als Kammwolle zu verwenden; das Schurgewicht beträgt 1,5–2 kg. Ursprünglich von John Ellman in der Grafschaft Sussex seit 1770 gezüchtet, haben sie sich bald über ganz England und den Kontinent verbreitet. Weit weniger verbreitet sind 2) die Shropshires (Tafel III, Fig. 4), 3) die Oxfordshiredowns, 4) die Hampshiredowns, 5) die Suffolks. – C. Bergschafe: 1) das schottische Bergschaf (black faced), mit schwarzem und weißem Gesicht und Beinen; 2) die weißgesichtigten Cheviotschafe; 3) die englischen Bergschafe: Hardvicks, Lonks, Exmoors, Welsh Mountains etc.

Schafzucht.

Schafzucht ist besonders bei extensivem Wirtschaftsbetrieb in Gegenden mit großem Grundbesitz am Platze. Wo ausgedehnte Weideflächen ausgenutzt werden müssen, sind Schafe unentbehrlich für die Wirtschaft. Aber auch bei intensivem Betrieb, wo das wesentlichste Gewicht auf Haltung des Rindviehs gelegt wird, sind Schafe wertvoll durch Ausnutzung von sterilen, nicht zu Ackerland brauchbaren Höhenweiden, von Stoppelfeldern und Brachschlägen. Wo Weide fehlt, kann noch die Haltung von Fleischschafen vorteilhaft sein. Nach den wirtschaftlichen und den Absatzverhältnissen richtet es sich, ob die Schafzucht als Wollschäferei, als Fleischschäferei oder als Stamm-, Zuchtschäferei am zweckmäßigsten betrieben wird. Bei der Wollschäferei macht man wieder einen Unterschied, ob man hochfeine, zur Streichgarnfabrikation geeignete Wolle, Tuch- oder Krempelwolle (laine à carde), oder mittelfeine Kammwolle (laine à peigne), zur Kammgarnfabrikation taugliche Wolle, Kammwolle, oder endlich Wolle für mehrseitigen Gebrauch, neuestens Stoffwolle genannt, gewinnen will. Bei der Produktion von Tuchwolle wird auf möglichste Reichwolligkeit der Tiere gesehen, während der Körper, das spätere Schlachtergebnis, mehr in den Hintergrund tritt; bei der Produktion von Kammwolle dagegen wird gleichzeitig bedeutendes Gewicht auf großen Körper und gute Mastfähigkeit gelegt. Für die seine Tuchwolle sind geeignet die Elektorals, Elektoral-Negrettis und Negrettis, für gröbere Tuchwollen die verschiedenen Rassen von Landschafen, für Kammwolle die Rambouillets und deutschen Kammwollmerinos sowie einige englische Schafe, namentlich die Southdowns, zur Fleischschafzucht die verschiedenen englischen Rassen, besonders die Leicesters, Cotswolds, Southdowns, Oxfordshires und Hampshiredowns oder Kreuzungen dieser mit Merin os oder Landschafen. Wer Stammschäferei betreibt, will außer Wolle und Fleisch auch noch einen erklecklichen Gewinn aus dem Verkauf von Zuchttieren erzielen. Nächst der Rasse kommt es bei der Auswahl der Zuchttiere auf die Beschaffenheit der Individuen an. Bei Wollschafen ist das größte Gewicht auf die Beschaffenheit des Vlieses zu legen. Legt man außer der Menge der Wolle weniger auf ihre Feinheit als auf gutes Schlachtergebnis Gewicht, so darf den Zuchttieren die erforderliche Größe nicht fehlen. Bei Fleischschafen fällt dieser Punkt (großer, parallelogrammförmiger Körper mit kleinem Kopf und kurzen Beinen, welche die Eigenschaft der Frühreife und guten Mastfähigkeit kennzeichnen) in erster Linie ins Gewicht. Mit 2–21/3 Jahren werden die Schafe zur Zucht verwendet. Man läßt nur einmal im Jahre (Winter, Frühjahr oder Sommer) lammen; nur in Stammschäfereien, wo der Verkauf von Zuchttieren hohe Einnahmen bringt, hält man zuweilen an zweimaliger Lammung fest. Während der Trächtigkeit muß man den Schafen gutes Futter in genügender, aber nicht zu reichlicher Menge geben. Während der Saugzeit sind die Mütter vorsichtig und gleichmäßig zu füttern, weil sonst die Lämmer Durchfall bekommen und verkümmern oder auch eingehen. Bei Sommerlammung (Wintersprung) bringt man Mütter und Lämmer baldmöglichst bei gutem Wetter auf eine nahe Weide. Im Alter von 2–3 Wochen fangen die Lämmer selbständig an zu fressen; man bringt sie dann bald, mit 4 Wochen, in besondere, von den Müttern getrennte Stallabteilungen und läßt sie nur von Zeit zu Zeit, drei-, zwei-, einmal täglich, zum Saugen zu den Müttern. Bei Sommerlammung bleiben sie den Tag über mit letztern auf der Weide zusammen. Sind sie im Stall allein, so gibt man ihnen Hafer, etwa 0,05 kg pro Tag und Stück, und feinstes Wiesenheu. Im Alter von 3–4 Monaten entfernt man sie gänzlich von den Müttern. Noch während der Saugzeit muß man die männlichen Lämmer auswählen. die sich zur Zucht eignen. Die nicht zuchttauglichen Bocklämmer werden im Alter von 1–2 Monaten kastriert (verhammelt), weil durch Entfernung der Hoden die Wolle seiner und das Fleisch wohlschmeckender wird. Zugleich wird den Bock- und Mutterlämmern der Schwanz gestutzt (kupiert) zur Unterscheidung von den Hämmeln, die ihn behalten. Nach dem Absetzen gibt man den Lämmern gute Weide oder, wenn sie im Stall gehalten werden, seines Heu, anfangs 250–400 g, allmählich mehr, daneben Hafer nach Belieben. Auch weiterhin, besonders bis zum Alter von 18–20 Monaten, muß man die Lämmer kräftig füttern, damit sie nicht verkümmern. Zugabe von Hafer neben der Weide oder zur Zeit der Fütterung im Stall neben dem besten Heu und etwas Sommerstroh, Rüben oder Kartoffeln ist immer geboten. Bei Weidegang ist die Einwirkung starker Nässe zu vermeiden. Lehmann gibt in Mentzel und Lengerkes »Landwirtschaftlichem Hilfs- und Schreibkalender 1905« folgende Fütterungsnormen für wachsende Schafe der Wolle- und Mastrassen pro Tag und 1000 kg Lebendgewicht in Kilogrammen:

Tabelle

Zur Vermeidung geschlechtlicher Aufregung und zur Verhütung vorzeitiger Befruchtung trennt man die Geschlechter im Alter von 6 Monaten, wenn es nicht schon beim Absetzen geschehen ist.

Die weitere Ernährung erwachsener Schafe findet in der Regel vom April oder Mai bis Oktober oder November auf der Weide, im Winter im Stall, nur ausnahmsweise auch im Sommer im Stall statt. Man benutzt am besten trockene, kurzgrasige, mit Festuca, Poa, Aira, Klee, Luzerne u.a. bestandene natürliche oder auch mit Esparsette, Luzerne, Weißklee, Raigras bestellte künstliche Weiden, Brach- und Stoppelfelder. Auch läßt man üppig gewachsene Saatfelder mit denselben rasch überhüten. Morgens treibt man sie nicht hungrig und nicht vor der Entfernung des Taues oder Reifes aus. Auf 1 Hektar Weide können, je nach der Güte derselben, bei einer Weidedauer von 7 Monaten 5–28 Schafe ernährt werden. Böcke und Mutterschafe werden natürlich getrennt gehütet; beide Kategorien erhalten neben den Lämmern die bessern, Hämmel und Geltschafe die schlechtern Weiden. Nasse Weiden sind zu vermeiden (s. unten).

Im Winter im Stall werden besonders gegeben Heu und Stroh, daneben Rüben (4–5 kg) und Ölkuchen (0,25 kg pro Tag und Stück), außerdem auch Rübenpreßlinge und Branntweinschlempe. Körner gibt man in der Regel nur den Böcken während der Sprungzeit und säugenden Mutterschafen.

Die Nährstoffmengen, die ein S. zur Erhaltung des mittlern Ernährungszustandes und zur Produktion reichlicher Wollmengen bedarf, stellen sich für einen Tag folgendermaßen.

1) Leichte Merinos, Elektoraltypus (Mutterschafe 30–40 kg Lebendgewicht):

Tabelle

2) Schwere Merinos, Negretti- und Rambouillettypus (Mutterschafe 45–60 kg Lebendgewicht):

Tabelle

3) Fleischschafe (Mutterschafe 50–60 kg Lebgew.):

Tabelle

Bei Beachtung der in den einzelnen Futterarten vorhandenen Nährstoffmengen läßt sich die Tagesration aus den verschiedenen Futterstoffen leicht berechnen. Gewöhnlich reichen drei Futterzeiten aus; daneben sorgt man für ausreichende Tränke und, falls Futter und Wasser in einer Gegend nicht genug Kochsalz enthalten, für Salzlecken. Wird auch im Sommer im Stall gefüttert, wenn keine passenden Weiden, wohl aber passende Futtervorräte und gute Absatzverhältnisse vorhanden sind, so gibt man das Winterfutter und, solange Grünfutter vorhanden ist, dieses.

Zur Mästung stellt man Hämmel im Alter von 11/2-3 Jahren, ausgemerzte Mutterschafe und von Fleischschafen auch schon Lämmer auf. Man gibt die verschiedenen Heuarten, Körnerschrot und Körnerabfälle, Rüben und Schlempe höchstens in kleinen Quantitäten. Gut ist es, die Schafe vor der Mästung zu scheren; 10–12 Wochen reichen zur Mästung hin, die Tagesration stellt sich bei der Mästung für das Stück in Kilogrammen auf:

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Die tägliche Zunahme bei der Mästung beträgt pro Stück 0,08–0,18 kg. Das Schlachtgewicht verhält sich zu dem Lebendgewicht je nach dem Grade der Ausmästung und der Rasse wie 60 (49 Proz. Fleisch, 5 Proz. Talg, 6 Proz. Haut) bis 77 (62 Proz. Fleisch, 10 Proz. Talg, 5 Proz. Haut) zu 100. Zur Gewinnung der Wolle wird dieselbe gewöhnlich am Körper des Tieres durch die Pelz- oder Rückenwäsche gereinigt und dann abgeschoren; seltener wird die Wolle im Schmutz oder Schweiß (Schwarzschur, Schweißwolle) geschoren. Bei kurzwolligen Merinoschafen findet nur eine einmalige Schur (Einschur), gewöhnlich Ende Mai bis Mitte Juni, statt; langwollige Schafe werden dagegen zweimal (Zweischurwolle) im Jahre geschoren. Letzternfalls wird die erste Schur, die Winterwolle, die etwa drei Fünftel des Jahresvollertrags liefert. Ende April bis Anfang Mai, die zweite Schur, die Sommerwolle, im September vorgenommen. Dem Waschen geht bei Natur- und Kunstwäsche das Einweichen voraus. Die Naturwäsche wird als Schwemm-, Sturz- oder Spritzwäsche ausgeführt. Bei der Kunstwäsche wird die Wirkung des Wassers durch Erwärmen auf 37° und durch Zusatz von Seifenwurzel, Gipskraut, Quillajarinde, Soda, Waschpulver etc. erhöht. Sobald die Wolle auf den Tieren trocken geworden ist, wird geschoren. Dazu dienen Schafscheren, auch Schafschermaschinen (s. Scheren der Haustiere). Die abgeschornen Bliese werden auf einen Binde- oder Sortiertisch gelegt, von unreinen Teilen und Abfällen, Locken, gereinigt, sortiert, mit einer Schnur gebunden, einzeln gewogen und in die Wollziechen eingelegt. Das Schurergebnis ist für ein Stück bei

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Über die Benutzung der Schaffelle als Pelzwerk vgl. Schaffelle und Lammfelle.

Das S. ist zahlreichen Krankheiten ausgesetzt, besonders Infektions- und Wurmkrankheiten, sowie solchen, die auf mangelhafter Blutbildung beruhen. Als ursprüngliches Höhentier ist das S. besonders empfindlich gegen Nässe, dauernde Regengüsse, zu wasserreiches Futter und namentlich nasse Weiden. Auf letztern entwickelt sich auch die gefährliche Brut zahlreicher Würmer, durch deren Aufnahme Leberegel-, Lungenwurm-, Magenwurm- und Bandwurmseuche in der Regel bei einem großen Teil der Herde entstehen. Ebenfalls durch tierische Schmarotzer werden erzeugt die Drehkrankheit und Schleuderkrankheit. Auf der Haut schmarotzen Milben (s. Räude) und Zecken (s. Hautkrankheiten). Im Gefolge langdauernder Schädigungen, z. B. durch Nässe, ungeeignete Ernährung, Würmer etc., entwickeln sich in der Regel bleichsüchtige und wassersüchtige Zustände (s. Bleichsucht und Wassersucht), die bei schwächern Tieren unter allgemeiner Entkräftung zum Tode führen (s. Regenfäule). Edle Rassen und namentlich deren Lämmer sind auch gegen Erkältungen sehr empfindlich (s. Rheumatismus). Hochgezüchtete Wollschafe zeigten besondere Neigung zu einer Nervenerkrankung (s. Traberkrankheit). Futterkrankheiten sind die Lupinose und das Aufblähen. Auch Lungenentzündungen sind nicht selten. Die häufigsten Infektionskrankheiten sind Milzbrand, Maul- und Klauenseuche und Pocken, im Norden Braasot. Bei Mutterschafen tritt brandige Euterentzündung, bisweilen seuchenartig, auf. Im Hochland der Kapkolonie kommt eine als Jagziekte bekannte, wahrscheinlich ansteckende chronische Lungenentzündung vor, bei der die Schafe schweratmig werden (als ob sie eben gejagt worden wären), nicht mehr mit der Herde mitlaufen können und sterben. Vgl. auch die Artikel »Gesundheitspflege der Haustiere« und »Krankheitskennzeichen«. Vgl. Fitzinger, Über die Rassen des zahmen Schafes (Wien 1859–60, 4 Tle.); Mentzels Schafzucht (3. Aufl., Berl. 1892); Körte, Das Wollschaf, seine Wolle, Züchtung, Ernährung und Wartung (2. Aufl., Bresl. 1880), Das Fleischschaf (das. 1885), Wörterbuch der Schafzucht (das. 1863); v. Schmidt, Schafzucht und Wollkunde (4. Aufl., Berl. 1878); Rohde, Die Schafzucht (das. 1879); Fritz, Lehrbuch für Schäfer (3. Aufl., das. 1885); May, Das S. (Bresl. 1868, 2 Bde.); v. Reitzschütz, Studien zur Entwickelungsgeschichte des Schafes (Danz. 1869–76, 4 Tle.); Bohm, Die Schafzucht (2. Ausg., Berl. 1883, 2 Bde.); H. v. Nathusius, Vorträge über Schafzucht (das. 1880); v. Mitschke-Collande, Der praktische Merinozüchter (das. 1883); Heyne, Die ungünstige Lage der Schafzucht und Mittel zu ihrer Hebung (Stuttg. 1894) und Die Schafzucht (Berl. 1906); Witt, Die englischen Fleischschafrassen (Leipz. 1886); Coleman, Englische Viehrassen (deutsch, Stuttg. 1887); Zürn, Das ostfriesische Milchschaf (Leipz. 1901); Oldenburg, Das S. (Stuttg. 1906); v. Nathusius-Königsborn, Das Wollhaar des Schafes (Berl. 1866); Grothe, Die Wolle (das. 1874); Mendelson, Die volkswirtschaftliche Bedeutung der deutschen Schafhaltung (Jena 1904).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Schaf [1] — Schaf, 1) (Ovis), Gattung der Wiederkäuer, kenntlich an den nach hinten u. dann spiralförmig nach vorn gebogenen Hörnern, an der rundlichen Schnauze u. am Mangel des Bartes. Alle S e lassen sich in drei Racen unterscheiden, welche in ihrer… …   Pierer's Universal-Lexikon

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