- Aufblähen
Aufblähen (Auflaufen, Blähsucht, Trommelsucht, Tympanites), Austreibung des ersten Magens (Pansens) bei Wiederkäuern durch Entwickelung von abnormen Gasmengen im Mageninhalt. A. kann veranlaßt werden durch Genuß von grünem Klee (Luzerne, Esparsette), auch von üppig gewachsenem Gras, besonders wenn die Tiere hungrig auf taubedeckte Weide kommen und rasch große Mengen verzehren, oder wenn das Grünfutter, vor allem Rot klee, sich in welkem Zustand befindet. In solchen Fällen entsteht das A. plötzlich und wird schnell gefährlich. Allmählich pflegt es sich auszubilden, wenn Kartoffeln und Rübenstücke in der Speiseröhre sitzen bleiben und durch Verstopfung letzterer die beim Rind normale Ausstoßung der gewöhnlichen Magengase durch Rülpsen verhindern. Leidet ein Rind häufig (chronisch) an allmählichem A., so liegt meistens eine Einengung der Speiseröhre vor durch tuberkulöse Geschwulstbildung der Lymphdrüsen, die in der Brusthöhle neben der Speiseröhre liegen. A. tritt zunächst in der linken Flanke hervor, später wird die ganze linke und endlich auch die rechte Bauchwand ausgedehnt. Es ist sehr lebensgefährlich; die Tiere ersticken, wenn die Gase nicht entfernt werden, in dem die ausgedehnten Baucheingeweide das Zwerchfell derartig in die Brusthöhle drücken, daß die Atmungsausdehnung der Lungen behindert wird (Magenberstung tritt nicht ein). Behandlung ist bei rapidem A. ohne Zögern geboten. Man gebe gasbindende Mittel (Salmiakgeist löffelweise mit 50fachem Wasser verdünnt alle 10 Minuten bis zur Wirkung), künstliche Herbeiführung von Rülpsen (Kneten der Bauchwände; ein Strohseil durch das Maul ziehen). Hat das Tier Kartoffeln oder Rüben verzehrt, oder leidet es an chronischem A., so führe man zugleich das Schlundrohr (s. d.) ein. Falls nicht bald Wirkung eintritt, wird ein Trokar, im Notfall ein Messer an der linken Lende (eine Handbreit unterhalb der Lendenwirbel zwischen der letzten Rippe und dem Hüfthöcker) in den her der Haut dicht anliegenden Pansen gestoßen. Die Operation bleibt beim Rind ohne üble Folgen, ist bei Schafen und Ziegen aber gefährlicher. Doch tritt das A. bei weidenden Schafherden oft so plötzlich auf, daß nichts übrigbleibt, als so schnell wie möglich den Pansenstich mit dem Messer auszuführen.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.