Drehkrankheit

Drehkrankheit

Drehkrankheit (Drehsucht, Blasenschwindel, Taumelsucht, Kopfdrehe, Tölpischsein), Krankheit der Schafe, seltener junger Rinder, wird verursacht durch Coenurus cerebralis, den Blasenwurm der Taenia coenurus des Hundes (s. Bandwürmer, S. 329). Die Bandwurmeier werden mit den Exkrementen des Hundes auf den von Schafen und Kälbern begangenen Weiden etc. abgelagert und von jenen verzehrt. Im Magen des Schafes werden die Embryonen frei. Bei ältern Tieren sterben sie ab, bei ein-, höchstens zweijährigen dagegen durchdringen sie die noch zarten Gewebe des Körpers und gelangen in verschiedene Organe. Während sie in den andern Organen absterben, entwickeln sie sich im Gehirn, seltener im Rückenmark zum Blasenzustande, d.h. zum coenurus. Die mit Flüssigkeit gefüllte Blase wird binnen 3 Monaten bis taubeneigroß und bildet im Innern bis 500 Bandwurmköpfe. Sie verursacht zunächst keine Störungen, übt allmählich aber einen Druck auf die Nervensubstanz aus, der schließlich zum Schwunde der letztern führt. Hierdurch entstehen, je nach dem Sitz der Blase, verschiedene, aber sehr auffällige Bewegungsstörungen neben Beeinträchtigung des allgemeinen Befindens. Die Tiere gehen im Kreise (Dreher, daher D.); sie stürmen mit hochgehobenem Kopf vorwärts (Segler) oder stolpern mit gesenktem Kopf einher (Traber oder Würfler, nicht zu verwechseln mit Traberkrankheit, s. d.), oder sie taumeln (Schwindler). In allen diesen Fällen sitzt die Blase im Gehirn; im Rückenmark bedingt sie Kreuzlähmung (Kreuzdreher), wobei der Tod in 4–8 Wochen eintritt. Operative Beseitigung (Trepanation) ist bei wertvollen Zuchttieren zu versuchen. Wichtiger ist die Vorbeugung gegen die D. Man achte namentlich darauf, ob sich Bandwurmglieder in den Exkrementen der Schäferhunde finden, und unterziehe diese einer Bandwurmkur. Ferner beseitige man das Gehirn drehkranker Schafe, damit es nicht von Hunden verzehrt wird.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Drehkrankheit — (Drehsucht, Traberkrankheit, Hydrocephalus, Hydatidesis), eine fast ausschließlich den Schafen eigenthümliche, sehr gefährliche Krankheit, befällt meist junge, 5–18 Monate alte Thiere. Ursache ist nach der gewöhnlichen [302] Annahme der… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Drehkrankheit — Drehkrankheit, Drehsucht, Gehirnkrankheit der Schafe, selten bei Rindern und Ziegen, charakterisiert durch Bewegungsstörungen, Betäubung etc. Je nach der Art der Zwangsbewegung nennt man die Tiere Dreher (mit Manègebewegung), Traber (Würfler),… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Drehkrankheit — Drehkrankheit, Drehsucht, Taumelsucht (Hydrocephalus hydatidesis), eine langwierige, bei Schafen im ersten Lebensjahr, selten beim Rindvieh vorkommende Krankheit, die sich in anhaltender Betäubung und eigenthümlichen, drehenden od. andern… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Drehkrankheit — Als Drehkrankheit bezeichnet man die Coenurose der Schafe der Befall mit Myxobolus cerebralis bei Forellenfischen Als „falsche Drehkrankheit“ wird bei Schafen gelegentlich der Befall mit Nasendasseln bezeichnet. Diese Seite …   Deutsch Wikipedia

  • Drehkrankheit — Dreh|krank|heit 〈f. 20; unz.; Vet.〉 durch die Larve des Hundebandwurms hervorgerufene Gehirnkrankheit der Wiederkäuer, bes. der Schafe, mit zwanghaften Drehbewegungen * * * Dreh|krank|heit, die: durch den Drehwurm verursachte, eine zwanghafte… …   Universal-Lexikon

  • Drehkrankheit, falsche — Drehkrankheit, falsche, s. Bremen, S. 376 …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Drehkrankheit der Schafe — Die Coenurose (Coenurosis, Drehkrankheit) ist eine enzootisch auftretende parasitäre Erkrankung des Gehirns bei Schafen. Inhaltsverzeichnis 1 Erreger 2 Klinisches Bild 3 Bekämpfung 4 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Drehkrankheit — Dreh|krank|heit, die; …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Myxobolus cerebralis — Systematik Stamm: Nesseltiere (Cnidaria) ohne Rang: Incertae sedis …   Deutsch Wikipedia

  • Schaf [1] — Schaf, 1) (Ovis), Gattung der Wiederkäuer, kenntlich an den nach hinten u. dann spiralförmig nach vorn gebogenen Hörnern, an der rundlichen Schnauze u. am Mangel des Bartes. Alle S e lassen sich in drei Racen unterscheiden, welche in ihrer… …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”