Epos

Epos

Epos (griech., »das Gesagte«), eine Gattung der Epischen Dichtung (s. d.), die zunächst äußerlich durch die poetische Form und eine gewisse Größe des Umfanges ausgezeichnet ist. Das Charakteristische des eigentlichen E., des Volksepos oder Heldengedichts liegt darin, daß es Vorgänge aus einer volkstümlich-primitiven Kulturwelt darstellt, aus einer Welt, in der alle Volksgenossen durch das Band einer einheitlichen Bildung verknüpft sind, und in der sich noch keine ausgeprägten Individualitäten von dem Gesamtbewußtsein losgelöst haben. Da dies vorwiegend in Urzeiten der Fall ist, in denen noch das mythologische Denken überwiegt, so ist das E. vorzugsweise in der Welt der Götter und Helden, des Wunderbaren und Außerordentlichen heimisch. Für das Pathos des Inhalts, die »Überlebensgröße« der Gestalten, die die Phantasie unmittelbar ansprechenden Begebenheiten, die feierlich gehobene Stimmung des E. ist die poetische Sprache das naturgemäße Gewand. Die Entstehung aus einzelnen Balladen oder Liedern geringern Umfanges, die dann in ein Ganzes zusammengearbeitet wurden, ist bei dem Volksepos die Regel. Im Gegensatz zum Volksepos stellt sich das Kunstepos dar als das Werk eines einzelnen, das die volkstümlich-primitive Denkweise des Heldengedichts nachahmt und auch mythologisch-wunderbare Begebenheiten gestaltet, aber doch jederzeit durch die individuelle Denk- und Empfindungsweise des Dichters bedingt sein wird. Besondere Abarten des Kunstepos sind das Abenteuerepos (wie etwa die mittelalterlichen Darstellungen aus der Artursage oder Wielands »Oberon«), in denen Wunder und Reckentum nicht im Sinne des volkstümlich-primitiven Bewußtseins, sondern im Sinn einer konventionell-ritterlichen Gesellschaft dargestellt werden, und das religiöse E. (wie Miltons »Paradise lost« und Klopstocks »Messias«), in dem sich ähnlich wie in dem Volksepos eine Vorstellungsweise erschließt, die weiten Kreisen gemein ist. Am meisten nähert sich aber das idyllische E., wie es Goethe im »Hermann und Dorothea« angebaut hat, dem Grundcharakter des E., denn hier herrscht, wie in diesem, die Anschauungsweise des »Volkes«, die sich in der engen Sphäre der Landbevölkerung und der Kleinstadt noch annähernd bewahrt hat, während sie in den großen Kulturzentren mannigfaltiger Zersplitterung hat weichen müssen; aber auch in diesem engern Milieu duldet das E. der Neuzeit die »Göttermaschinerie« nicht mehr, die dem Heldengedicht nicht zu fehlen pflegt. Eine Abart des E. ist das Tierepos, das, aus der Tierfabel entstanden, im Leben der Tiere menschliche Torheiten und Schwächen spiegelt (»Reineke Fuchs«) und zumeist didaktisch-satirischen Charakters ist, aber wie das eigentliche E. in der echt volkstümlichen Sphäre primitiven Denkens verweilt. Dazu gesellt sich endlich als weitere Gattung das komische E., das einen niedrigern Stoff im Ton einer Dichtung erhabenern Inhalts behandelt und dadurch diesen »parodiert« (»Batrachomyomachie«), oder als »Travestie« einen erhabenen Stoff in burleskem Ton behandelt (Voltaires »Pucelle«), oder endlich im engern Sinne humoristischen Charakter hat (Kortums »Jobsiade«, Byrons »Don Juan«).

[Geschichtliches.] Die Anfänge des Volksepos verlieren sich bei den verschiedenen Völkern in ihr vorgeschichtliches Altertum. Die Heldenlieder der Chinesen hat Konfutse im »Schi-King« gesammelt; die Heldentaten des Ägypterkönigs Ramses d. Gr. feiert das in einem Papyrus erhaltene historische Gedicht seines Hofpoeten Pentaur; das Siegeslied der Deborah (um 1300 v. Chr.) und die zwölf zusammenhängenden Abenteuer der (an den Sonnen- und Heraklesmythus mahnenden) Simsonsage zeigen die Spur epischer Heldendichtung bei den alten Hebräern. Ein eigentliches E. aber findet sich erst bei den Völkern arischer Abstammung, und zwar sowohl bei jenen des Orients (Inder und Iranier) als des Okzidents (Gräko-Italiker, Kelten, Germanen und Slawen). Von den beiden Hauptepen der Inder stellt das eine, das »Mahâbhârata«, den Kampf zweier arischer Heldengeschlechter, der Kuruinge und Panduinge, unter sich, das andre, das »Râmâyana«, den Kampf des Sonnenhelden Râma, als Repräsentanten des Ariertums, mit den dunkelfarbigen, in der Volksmeinung zu Affen gewordenen Ureinwohnern des Landes (den sogen. Drawidastämmen) dar. Als Verfasser des erstern wird Vjâsa (der »Ordner«, so daß dieser Name auch den bloßen Sammler und Bearbeiter vorhandener Lieder bedeuten kann), als jener des zweiten Valmîki genannt; beide haben wiederholt (wie es wahrscheinlich ist, noch in der Zeit nach Christus) Umarbeitungen durch Einschübe und Erweiterungen erfahren. Der Charakter des Wunderbaren wird dem geschichtlichen Kern beider Dichtungen dadurch verliehen, daß die kämpfenden Helden teils Söhne und Enkel von Göttern, teils selbst Inkarnationen von solchen sind. Das unterliegende Geschlecht hat im »Mahâbhârata« durch gewaltsamen Thronraub, aber auch das siegreiche dadurch schwere Schuld auf sich geladen, daß das Haupt desselben seine eigne Gattin frevelhaft im Würfelspiel auf einen Wurf gesetzt und verloren hat. Nachdem die Kuruinge, ihren Thronraub sühnend, gefallen sind, werden auch die Panduinge zur Strafe für ihren Frevel bis auf den letzten Mann erschlagen. Unter den zahllosen Episoden, welche die einfache Handlung umranken, ragt die Liebesgeschichte Nals und Damajantis durch Innigkeit und Zartheit hervor. Wie das »Mahâbhârata« durch den tragischen Untergang zweier mächtiger Geschlechter dem Charakter des tragischen, so entspricht das »Râmâyana«, das den Sieg des Helden Râma über sich selbst und dadurch über seine Feinde schildert, jenem des erlösenden E. Als dem Königssohn Râma sein Vater statt der Thronfolge Verbannung ankündigt, weil er seiner zweiten Gemahlin, die ihren eignen Sohn auf den Thron erheben will, diese ihre Bitte zu erfüllen gelobt hat, unterwirft sich Râma freiwillig und gegen den Willen der jüngern Brüder dem ungerechten Befehl aus Gehorsam gegen die Eltern, während die Gattin und die Brüder freiwillig sein Schicksal teilen. Für diese Treue gegen die Pflicht verleihen die Götter ihm den Sieg über die finstern Riesen der Insel (Ceylon), die ihm die Gattin geraubt haben, und führen ihn nach 14 Jahren des Exils glorreich auf den Thron seiner Väter zurück. In der spätern Gestalt des indischen E. trat die Götternatur der Helden, die nun fast sämtlich Inkarnationen der Gottheit selbst werden, immer mehr hervor, und der wunderbare Charakter der Begebenheiten artete ins Maßlose, Abenteuerliche und Phantastische aus, während die physische Helden-ebenso wie die ethische Entsagungskraft (letztere namentlich in der Form übermenschlichen Büßertums) ins Grenzenlose gesteigert ward. Die iranische Heldensage, aus dem uralten Gegensatz eines Licht- und Finsternisreichs (Ormuzd und Ahriman) entsprungen und auf den Kampf der Nachkommen Dschems, des guten, mit Sohhák, dem bösen Fürsten, übertragen, hat unter den letzten Sassaniden in dem »Chodaïnâmeh« oder »Herrenbuch« eine einheitliche Darstellung in Prosa, aber erst 1000 n. Chr. durch Firdosi, den Dichter des »Schahnâmeh«, ihre kunstmäßige poetische Gestalt erhalten. Mittelpunkt derselben ist Rustem, der Unbesiegbare, den der böse Feind Ahriman lange vergebens (zuletzt durch Rustems eignen ungekannten Sohn Suhráb, der im Kampf gegen den Vater von dessen Hand fallt) zu verderben sucht, bis er zuletzt durch Arglist in eine Wolfsgrube gelockt und in dieser begraben wird.

Kämpfen hier Götter zweier Reiche und dem entsprechend Iranier und Turanier als Völker verschiedener Abstammung im Spiegelbild des E., so sind es im Homerischen E. der Griechen Glieder derselben (olympischen) Götterwelt und wenigstens scheinbar Völter gleicher Art (Troer und Achäer), die miteinander im Streit liegen. Während von den Göttern die einen den Troern helfen, stehen die andern den Griechen bei; nur der »Vater der Götter und Menschen«, Zeus, wägt gleichmäßig die Wagschalen beider ab. Wie im indischen »Mahâbhârata«, bildet in der »Ilias« der Verlust einer Frau, dort freventlich vom eignen Gatten auf das Spiel gesetzt, hier gleich freventlich vom Gastfreund entführt, den Hebel der Handlung, der hier wie dort den Untergang des ganzen dem Frevler verwandten Geschlechts (der Häuser Pandus und Priamos') nach sich zieht. Helenas, der schönen Gattin des Atriden Menelaos, Raub durch Paris, Priamos' Sohn, einigt die achäischen Fürsten des Festlandes und der Inseln zu einer gemeinsamen Unternehmung übers Meer, deren Frucht nach zehnjährigen Kämpfen Trojas Fall ist. Einzelne Taten vor Troja und Abenteuer auf der Heimfahrt sind jedenfalls lange in balladenartigen Liedern besungen worden, und erst allmählich ist der Fortschritt zu ausführlichen epischen Erzählungen erfolgt, bis um 800 v. Chr. im ionischen Kleinasien nach der griechischen Tradition durch das Genie Eines Mannes, des Homer, der Höhepunkt erreicht wurde, die Zusammenfassung einer Reihe von Episoden zu großen epischen Ganzen in kunstreicher Gruppierung um einen einheitlichen Mittelpunkt, in der »Ilias« der Zorn des Achilleus, in der »Odyssee« die Heimkehr des Odysseus. Wie jene der tragischen. so gehört diese der erlösenden Gattung an. Bis in die spätesten Zeiten des griechischen Altertums ist fortan die epische Dichtung nach dem freilich nie wieder erreichten Vorbilde des Homer geübt worden. Zunächst schlossen sich an ihn die sogen. zyklischen Dichter an, die in mehr oder minder umfänglichen Epen vorzugsweise »Ilias« und »Odyssee« einleitend, erweiternd und fortsetzend ergänzende Sagenstoffe behandelten. Nach dem eigentlichen Griechenland übertrug die Homerische Technik etwa 100 Jahre nach Homer Hesiodos und schuf hier das didaktische E., das neben dem eigentlichen namentlich im alexandrinischen Zeitalter geübt wurde.

Bei den Römern sind die einheimischen Keime epischen Dichtens nicht zur Entwickelung gekommen. Im engen Anschluß an die Form des griechischen begründete ein Halbgrieche, Ennius, um 200 v. Chr. das römische Kunstepos mit seinen »Annalen«, deren Gegenstand die römische Geschichte bis auf seine Zeit war, und historischen Stoffen ist auch in der Folgezeit die Vorliebe der römischen Epiker zugewendet geblieben. Den Höhepunkt erreicht das E. der Römer in Vergils »Äneïs«, die beide Richtungen, die historische und die mythische, in sich vereinigt. Sie wurde von den Römern geradezu als Nationalepos betrachtet wie von den Griechen die Homerischen Epen, die trotz aller unbestreitbaren Verdienste nicht entfernt erreichten Vorbilder Vergils in der ganzen Anlage wie im einzelnen. Der Abstand ist um so fühlbarer, als das Wunderbare, das bei Homer im Einklang mit dem naiven Volksglauben steht, für die aufgeklärte Kaiserzeit zur hohlen Maschinerie geworden ist. Dagegen hat Vergil auf dem von den Römern viel gepflegten Gebiet des didaktischen E. in seinen »Georgica« ein Meisterwerk geschaffen, an das keine von den griechischen Leistungen dieser Art heranreicht.

Die Slawen, wie sie am spätesten ihre ursprünglichen Sitze verlassen haben und z. T. erst seit kurzem geschichtliche Völker geworden sind, stehen der Bildungsstufe des epischen Zeitalters im ganzen am nächsten; ja, einige Stämme derselben, wie die Serben, »leben ihre Poesie« (Talvj), daher sich bei ihnen eine der Homerischen verwandte Heldendichtung bis auf unsre Tage im Schwange erhalten hat. Die Heldensage der Russen gruppiert sich um Wladimir (»die helle Sonne der weißen Stadt Kiew«, um 1000 n. Chr.) und, im Gegensatz gegen die Könige, Fürsten und Edlen der übrigen indogermanischen Heldengesänge, um den Bauernsohn Ilja, den edelsinnigen Helden, die Verkörperung der Volkskraft wie des Volksgemüts, hat aber kein zusammenhängendes E. geschaffen. Volksheld der Serben ist der Königssohn Marko, der nach 300jährigem Kampf mit den Ungläubigen sich in eine Höhle zurückgezogen hat, und von dessen Wiederkehr das Volk bessere Tage hofft. Die Heldensage der Kelten gruppiert sich in Irland und Schottland um Fin, den Führer der Fenier, dessen Sohn Ossin (Ossian) Macpherson seine Nachdichtung »Fingal« in den Mund gelegt hat. In Irland kommt zu diesem mit der »Odyssee« vergleichbaren jüngern Sagenkreis noch ein älterer, der »Ilias« ähnlicher hinzu, der die Helden von Ulster umfaßt. In Wales gruppierte sich die Poesie der »Barden«, zu denen auch der berühmte »Zauberer« Merlin (Merddin) gehört, um König Artur (Artus) und seine Tafelrunde. Ursprünglich der Führer der Briten in ihren Kämpfen mit den Sachsen um 500 n. Chr., wurde dieser Fürst später in ähnlicher Weise wie Karl d. Gr. und seine zwölf Paladine durch die Sage verherrlicht. Der älteste germanische Heldengesang entwickelte sich in der Zeit vom 9.–12. Jahrh. unter den skandinavischen Stämmen: im 13. Jahrh. wurden diese Lieder auf Island unter dem Namen der (ältern) Edda (s. d.) gesammelt und niedergeschrieben. Sie erzählen von dem Kampf der guten Götter (der Asen) mit den bösen (Loki), der mit der »Götterdämmerung«, d.h. dem Untergang der erstern, endet, und halten zugleich wesentliche Hauptzüge der germanischen Heldensage fest. Von den Taten Siegfrieds, des Drachentöters, der das Gold der Überirdischen geraubt und seiner Verlobten, der Heldenjungfrau Brunhilde, die Treue gebrochen hat, indem er sie unerkannt für einen andern gewinnt, erzählt das deutsche Volksepos, insbes. das gewaltige Lied von den Nibelungen, in dem sich die Sage von Dietrich, von Attila und von den Burgunden mit der Siegfriedsage verschmolz.

Nach der Eroberung des römischen Reichs durch die Deutschen, der Christianisierung und teilweisen Romanisierung eines Teiles der germanischen Stämme nimmt das E. selbst christlichen, jenes der romanisierten Stämme (Goten, Franken, Normannen, Angelsachsen) auf altkeltischem Boden keltischen Charakter an. An die Stelle des Kampfes mit Drachen und bösen Göttern tritt der mit den Ungläubigen, den Arabern in Gallien und Spanien, den Sarazenen im Morgenland und in Palästina, dem Zweifel und der Sünde in der eignen Brust. Held des E. wird der christliche Ritter: Karl d. Gr., den die Sage mit Karl Martell identifiziert, mit seinen Paladinen, besonders Roland, in FrankreichRolandslied«); Ruy Diaz, genannt der Cid Campeador, in Spanien (Romanzen vom Cid); König Artur und seine Tafelrunde als Hüter des heiligen Grals, des Symbols des höchsten Gutes des Christentums (das »E. vom innern Menschen«, sein Gang vom Glauben durch Zweifel zum Heil im »Parzival« des Wolfram von Eschenbach). Die höchste Stufe des christlichen als des erlösenden E. nach mittelalterlich-katholischer Auffassung stellt die »Göttliche Komödie«, Dantes Gang durch Hölle, Fegefeuer und Paradies, als Symbol der Vollendung aller Dinge in Gott dar. Durch die Auflösung der Scholastik und die Wiedererweckung des klassischen Heidentums im Zeitalter der Renaissance einerseits, die innere religiöse Vertiefung in das Wort der Schrift und den Gegensatz gegen die Verweltlichung der Kirche in jenem der Reformation anderseits wurden zwei neue Formen des E. begründet, deren eine vornehmlich bei katholischen, die andre bei prostantisch gewordenen Völkern Pflege und Anklang fand. In dem E. der Renaissance treten die christlichen Wunder auf die gleiche Stufe mit den heidnischen; beide sind Bilder für die Phantasie, ohne daß die Empfindung daran tiefern Anteil nähme; sie werden schließlich zur bloßen »epischen Maschinerie«. Das E. der Reformation dagegen beruht, wie diese selbst, auf dem bewußten Gegensatz gegen den römischen Katholizismus, schließt jedes andre als das in der Bibel beglaubigte Wunder von sich aus, aber (im Gegensatz gegen das E. der Renaissance) den Glauben an das biblische Wunder (Schöpfung, Fall, Erlösung) in sich ein. Repräsentanten des erstern, das Wunderbare des Heiden- und des Christentums (Jupiter und den »Gekreuzigten«) phantastisch vermengenden E. sind Ariost (»Der rasende Roland« als Fortsetzung von Bojardos »Verliebtem Roland«) und Tasso (»Das befreite Jerusalem«), des letztern, streng bibelgläubigen E. dagegen Milton (»Das verlorne Paradies«). Jenes hat am glücklichsten WielandOberon«) nachgeahmt; in Miltons Fußstapfen treten Bodmer (»Noachide«) und KlopstockMessias«). Das moderne E. wendet sich, vom komischen E. (s. oben) abgesehen, von der Welt der Wunder der Welt der Wirklichkeit zu. Seine weitaus glücklichste Ausbildung hat es in dem idyllischen E. erfahren (s. oben), als dessen bedeutendster Vertreter Goethes »Hermann und Dorothea« erscheint. Daneben sind verschiedene Arten des von volkstümlicher Denkweise oft weit entfernten Kunstepos gepflegt worden: das historische E. (Alfred Meißners »Ziska«, Hamerlings »König von Sion« u.a.), das philosophierende E. (»Gedankenepos«), das eine bestimmte Lebensauffassung zur Geltung bringt (Byrons »Childe Harold«, Hamerlings »Ahasver« u.a.). Beachtenswert ist der Versuch W. Jordans, die Nibelungensage durch eine in altertümlichem Stil gehaltene Neubearbeitung wieder lebendig zu machen. Vgl. über das E. die Ästhetiken von Carriere, Vischer, R. Zimmermann, die Poetiken von Carriere und Gottschall und über seine geschichtliche Entwickelung Carriere, Die Kunst im Zusammenhang der Kulturentwickelung (3. Aufl., Leipz. 1876–85, 5 Bde.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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