- Guatemāla [1]
Guatemāla (von Guauhtematlan, »voll Wälder«, oder Uhatezmalha, »Berg, der Wasser ausbricht«), mittelamerikan. Freistaat, zwischen 13°46´-17°44´ nördl. Br. und 88°9´-92°18´ westl. L., grenzt im W. und N. an die mexikanischen Staaten Chiapas, Tabasco, Campeche und Yukatan, durch den Rio Suchiate, Rio Chixoy und Rio Usumacinta teilweise von den beiden ersten getrennt, im O. an Britisch-Honduras und den Honduras-Golf (Bucht von Amatique), im SO. an die Republiken Honduras und San Salvador, im SW. an das Stille Meer (s. Karte »Mexiko«) und umfaßt 125,100 qkm. Den Norden nimmt das gegen 300 m aufsteigende Kalksteinhügelland des Petén ein, die Mitte durchzieht von W. nach O. hohes Gebirge, das in den Altos Cuchumatanes 3800 m erreicht und aus kristallinischem sowie älterm und jüngerm Schichtgestein zusammengesetzt ist. Den Süden beherrscht ein Andesitgebirge und eine stattliche Reihe junger Vulkane, unter denen der Ta-Cana (an der mexikanischen Grenze, 3990 m hoch, 1855 zuletzt tätig), Tajamulco (4120 m), Santa Maria (3800 m, im Oktober 1902 mit verheerendem Ausbruch), Atitlan (3572 m), Acatenango (4150 m), Fuego (3835 m, 1880 zuletzt tätig), Agua (3700 m) und Pacaya (2530 m, 1775 tätig) die bedeutendsten sind. Schmale Niederungen aus jungem Schwemmland begleiten nur die Küsten und die Unterläufe der Ströme, unter denen der schiffbare Motagua und der zur Laguna Dulce erweiterte und von Izabal bis Livingston schiffbare Polichic in den Hondurasgolf, der Rio de la Pasion in den Chixoy (Usumacinta) münden. Die Niederungen sowie die aus Zersetzungsprodukten vulkanischer Auswürflinge gebildeten Talböden sind meist sehr fruchtbar. Bemerkenswerte Seen sind auch der abflußlose Peténsee im N. (s. Petén), der Atitlánsee, der Guijasee u. a. Erdbeben sind häufig und haben besonders 1541 und 1773 Alt-Guatemala, 1830 Neu-Guatemala, 1885 Atitlan und 1902 Quezaltenango furchtbar verheert.
An nutzbaren Mineralien ist G. nicht reich, doch gewinnt man aus dem Motagua etwas Gold, bei Chiantla Bleiglanz, auch Kupfererz findet sich. Die alte Silbergrube von Mataquesquintla ist aber verlassen. Salz liefern die südlichen Küstenlagunen, ebenso die Solquellen am Chixoyfluß, bei Sacapulas etc.
Das Klima der Küstenniederungen (der Tierra caliente, bis 600 m ü. M.) ist tropisch heiß und fieberreich, mit 23–27° mittlerer Jahrestemperatur. Das Bergland ist dagegen mild und im allgemeinen gesund; die sogen. Tierra templada hat in den Lagen von 600–1800 m 17–23° im Jahresmittel, die über 1800 m hohe Tierra fria z. T. eine Mitteltemperatur von unter 10°; in den »Altos« kommt häufig Frost und gelegentlich Schnee vor. Die Stadt G. (1480 m ü. M.) hat im Jahresmittel 18,6°, als höchste Temperatur 30,8°, als niedrigste 7,6°, Quezaltenango (2350 m ü. M.), bez. 14,2°, 24,6° und -3°. Der über G. herrschende Nordostpassatwind wird durch die Bodengestalt vielfach gestört, ist aber der Hauptregenbringer, und das nordöstliche Bergland (Alla Verapaz) ist durch ihn am regenreichsten. Setal hatte 1893: 4898 mm, Coban (1891–1900) 2422 mm, G. 1248 mm Regen. In den Küstenregionen bestehen die Wälder aus Palmen, Kautschuk- und Mahagonibäumen, Mimosen, Akazien, baumartigen Wolfsmilcharten, riesigen Bambussen und Bananen. In der Tierra templada treten Myrten, Lorbeerarten, Kakteen, Agaven und immergrüne Eichen in den Vordergrund, besonders an der atlantischen Seite gemischt mit tropischen Waldformen, wie Farnbäume, Orchideen. Die Tierra fria ist die Region der Koniferenwälder, denen sich weiter aufwärts ein Stevien-Gürtel anschließt, niedrige Kompositen, welche die Rhododendren unsrer Alpen vertreten. Darauf folgt eine alpine Region. Die Tierwelt Guatemalas enthält vor allem zahlreiche neotropische Charaktertiere: breitnasige Affen, den amerikanischen Tapir, Faul- und Gürteltiere, Beutelratten; zugleich aber finden sich hier schon Vertreter der nordamerikanischen Fauna, so der Fuchs, Hirsch, Hase, das Eichhörnchen, die Spitzmaus u. a. Jaguar und Pumas sind nicht häufig. Unter den Vögeln, von denen man 600 Arten kennt, ist der prächtige Quesal (Calurus resplendens) zu erwähnen, der auf dem Landeswappen Guatemalas (s. unten) Verwendung gefunden hat.
[Bevölkerung.] Die Bevölkerung belief sich nach einer Schätzung für 1. Jan. 1900 auf 1,574,338, nach der Zählung von 1893 auf 1,364,678 Seelen (davon 677,472 männlich, 687,206 weiblich; 11,331 Ausländer). Die Volksdichtigkeit betrug also 11 auf 1 qkm. Die Weißen (481,945), darunter viele Deutsche, sind meist Kaufleute und Pflanzer, die Ladinos (Mischlinge von Weißen und Indianerinnen) Handwerker und kleine Kaufleute. Die Indianer (Maya-Quiché) bilden die ackerbauende Bevölkerung und zeichnen sich durch Fleiß und sanften Charakter aus. Eine ansehnliche Zahl genießt volle Staatsbürgerrechte und ist im Besitz bedeutender Ländereien. In einem großen Teil des Landes haben sich die Indianer noch unvermischt erhalten, sprechen ihre Muttersprache und richten sich nur äußerlich nach Gesetz und Religion des Landes. Unabhängig sind aber nur noch wenige hundert Lacandines im N. Die Zahl der Geburten war 1899: 71,992, der Sterbefälle 34,629.
Hinsichtlich der geistigen Kultur behauptet G unter den fünf Staaten Mittelamerikas den ersten Platz, 1893 gab es aber 1,240,092 Analphabeten. Die San Carlo-Universität in der Hauptstadt (1676 gegründet) erfreut sich eines gewissen Rufes. Die 1419 öffentlichen Volksschulen wurden 1900 von 56,802 Kindern, etwa 40 Proz. der schulpflichtigen, besucht. In kirchlicher Beziehung bildete das Land seit 1534 ein Bistum, seit 1742 aber ein Erzbistum. Der Erzbischof, dem die Bischöfe von Managua (Nicaragua), Comayagua (Honduras), San Salvador und San José (Costarica) untergeordnet sind, hat seinen Sitz in der Hauptstadt. Nach der Verfassung besteht aber allgemeine Religionsfreiheit. Die Verhältnisse mit dem päpstlichen Stuhl sind durch ein 1852 abgeschlossenes Konkordat geordnet. 1893 zählte man neben 1,356,107 Katholiken nur 8571 Andersgläubige.
[Erwerbszweige etc.] Ackerbau bildet die Hauptbeschäftigung. Früher stand die 1811 eingeführte Cochenille obenan, aber infolge der unsichern Ernte ist an deren Stelle der Kaffee getreten; 1884 zählte man 5431 Kaffeeplantagen mit 60,201,213 Kaffeebäumen; die Ernte ergab 1899: 841,945,1901: 754,100 Zentner. Die größten Pflanzungen (2715 qkm) sind in deutscher Hand, haben aber durch die Vulkanausbrüche von 1902 z. T. schwer gelitten. Der Zuckerrohrbau ergab 1901 auf 16,300 Hektar 113,570 Ztr. Zucker, der Tabakbau auf 650 Hektar 9350 Ztr. Blättertabak, der Bananenbau auf 4750 Hektar 910,500 Büschel. Weizen und andre Früchte der gemäßigten Zone baut man auf den Hochflächen, Reis im Osten, Indigo im Westen, außerdem Orangen, Kakao, Mais, Wein und Oliven (seit 1889) und Cinchona. Der Viehstand betrug 1899: 50,343 Pferde und Maultiere, 196,780 Rinder, 77,600 Schafe. Die Gewerbtätigkeit erzeugt grobe Wollen- u. Baumwollenstoffe, Decken, Sacktuch, Strohhüte, Matten, Goldschmiede- u. Sattlerwaren u. schöne Ponchos (Mäntel).
Der Handel Guatemalas war früher der bedeutendste in Zentralamerika, hat aber seit der Herstellung der Dampferlinie längs der Küste des Großen Ozeans dem von Salvador weichen müssen. An guten Häfen fehlt es beiden Küsten. San José, der Haupthafen des Landes, Ocos und Champerico am Großen Ozean sind nur offene Reeden; günstiger sind die Verhältnisse in Livingston und Puerto Barrios am Golf von Honduras. 1902 betrug die Einfuhr 6,012,082, die Ausfuhr 9,031,508 Goldpesos. Von der Ausfuhr entfallen reichlich 46 Proz. auf Deutschland, gegen 27 auf die Vereinigten Staaten, über 13 auf England und 7,5 Proz. auf Frankreich. Eingeführt werden vorzüglich Baumwoll-, Woll- und Eisenwaren, Papier, Juwelierarbeiten, Weine; ausgeführt Kaffee (1901: 754,100 Ztr.), Kautschuk, Zucker, Häute und Felle, Bananen und andre Früchte. In die Häfen von San José, Champerico, Yzabal am Golfo Dulce und Livingston am Golf da Amatique liefen 1900 ein 787 Schiffe mit 1,160,085 Ton., die Mehrzahl gehört den Vereinigten Staaten an. Von Livingston und San José besteht regelmäßiger Dampferverkehr mit New Orleans, Panama und San Francisco. Der inländische Handel konzentriert sich in der Landeshauptstadt. Doch werden an verschiedenen Plätzen auch große Jahresmessen in Landesprodukten abgehalten, und zwischen Handel und Pilgerfahrten findet dort noch ein ähnliches Verhältnis statt wie in Europa während des Mittelalters. So ist der große Jahrmarkt in dem Indianerdorf Esquipulas im Januar mit einer berühmten Wallfahrt zu einem wundertätigen Holzbild verbunden. Maße und Gewichte sind im allgemeinen die kastilischen. Man rechnet die Fanega Getreide zu 1,5 englische Bushels = 54,522 Lit. und teilt sie in 25 Cajuelas; 1 Medio Mais enthält 15 Libras zu 459,89 g. Die Währung ist amtlich Silber, laut Dekret vom 15. Nov. 1878 der Peso fuerte von 8 Reales oder 100 Centimos = 5 Frank oder 4,05 Mark der Talerwährung; auch wurden Stücke zu 4,2 und 1 sowie Scheidemünzen zu 1/2 und 1/4 Real geprägt. Der in übergroßen Mengen gedruckte Nationalpeso soll nach dem Zwangskurse gleich dem Silberpeso sein, wird aber seit Ende 1902 im internationalen Postverkehr außerhalb Mittelamerikas gleich dem Franken u. der Centavo gleich dem Centime gewertet. Eisenbahnlinien gab es 1899: 640 km, darunter eine von San José nach der Hauptstadt und eine noch nicht ganz vollendete von dieser nach Puerto Barrios, ebenso eine von Champerico nach Quezaltenango. Die Telegraphen linien hatten eine Länge von 5474 km; befördert wurden durch 150 Ämter 796,192 Depeschen. Die Post, die sich meist der Saumtiere oder Träger bedient, empfing in 279 Ämtern 5,684,613 und beförderte 4,051,823 Sendungen. – Nach der Verfassung von 1879 besteht der Kongreß aus einer Nationalversammlung von 69 direkt vom Volke auf 4 Jahre gewählten Mitgliedern und einem Staatsrat von 13 Mitgliedern, die teils von der Nationalversammlung gewählt, teils vom Präsidenten ernannt werden. Der Präsident wird gleichfalls direkt vom Volke auf 6 Jahre gewählt. Wählbar und wahlberechtigt ist jeder 21 Jahre alte Staatsbürger von Zentralamerika. An der Spitze der Verwaltung stehen 6 Staatssekretäre. Die Justiz wird durch einen Obergerichtshof und Richter erster Instanz verwaltet. Die Gemeindeverwaltung ist in den Händen von Alkalden und Gemeinderäten. Die Staatseinnahmen betrugen 1901/02: 13,438,110 Pesos (Zölle 8,505,405, Monopole 3,658,206, Steuern 1,578,658). Die äußere Staatsschuld erreichte 1. Jan. 1902: 27,709,666 Silberpesos, die innere 9,230,752 Goldpesos. Eine Nationalbank besteht seit 1877. Nach dem Gesetz vom 23. Mai 1888 sind alle wehrfähigen Weißen und Mischlinge, die weniger als 50 Pesos jährliche Steuern zahlen, sofern sie nicht höhere Beamte, einzige Söhne etc. sind, vom 18.–25. Lebensjahr im stehenden Heere und vom 26.–50. Lebensjahr in der Miliz dienstpflichtig. 1893 wurde die Stärke der Armee auf 56,915, die der Reserve auf 29,439 Mann festgesetzt. Die tatsächliche Mannschaft unter Waffen ist aber nicht bekannt. Eingeteilt wird die Republik in 22 Departements; Hauptstadt ist Santiago de G. (s. unten). Das Wappen zeigt (öfter auf blauem Grund) eine Papierrolle mit der Inschrift: »Libertad 15 de Setiembre 1821«, auf derselben einen Quesal (pito real = königlicher Vogel), unter ihr sich kreuzende Gewehre und Degen, um das Ganze einen Lorbeerkranz (s. Tafel »Wappen III«, Fig. 14). Die Flagge s. auf Tafel »Flaggen I« nebst Textblatt.
[Geschichte.] G. war vor der spanischen Eroberung hauptsächlich von den Quichés und Kakchiqueles, zwei Mayastämmen, bewohnt, die, wenn auch rauher und kriegerischer als ihre Vettern im Tieflande, doch an der Entwickelung der mittelamerikanischen Kultur ihren vollen Anteil genommen hatten. Die charakteristischen Schriftzeichen der Maya sind über den größten Teil von G. verstreut, die Quichés haben uns ein mythologisches Werk, das Popol-vuh, die Kakchiqueles haben Annalen hinterlassen. Beide Völker lebten aber zu der Zeit, als die Spanier nach Mexiko kamen, in beständiger Fehde, und so konnte im J. 1525 Pedro de Alvarado mit Hilfe der Kakchiqueles in einem kurzen, wenn auch verlustreichen Feldzuge die Quicheés unterwerfen und ihre feste Hauptstadt, Utatlan, erobern und zerstören. Seitdem bildete G. mit der Hauptstadt Santiago eine capitania general, die dem Vizekönigreich Mexiko nur in einzelnen Zweigen der Verwaltung angegliedert, aber sonst unabhängig war. Als Mexiko 1821 sich von Spanien losriß, folgte auch G. diesem Beispiel, trennte sein Schicksal aber endgültig von diesem Reich, indem es mit Salvador, Honduras, Costarica und Nicaragua die Republik von Zentralamerika (s. d.) bildete. Erst nach deren Zerfall (1839) und nach längern innern Kämpfen konsolidierte sich die Republik G., an deren Spitze seit 1841 faktisch, seit 1845 auch verfassungsmäßig der Indianer Rafael Carrera stand, ein Mann von unleugbaren staatsmännischen Talenten, aber gewaltsam und bigott, so daß von einer wirklich republikanischen Regierung nicht die Rede sein konnte. Dennoch verdankt G. seiner starken Faust eine lange Periode des Friedens, in der die ersten Schritte zur Ausbeutung der natürlichen Schätze des Landes gemacht wurden. Sein Tod (1865) war das Signal zu neuen Parteikämpfen zwischen seinen Anhängern, den Servilen, und den Liberalen, aus denen die letztern 1871 siegreich hervorgingen, indem es ihrem Kandidaten Miguel Garcia Granados gelang, sich der Hauptstadt zu bemächtigen. Seine Regierungszeit und ebenso die ersten Jahre derjenigen seines Nachfolgers, Justo Rufino Barrios, waren aber ganz von der Unterdrückung zahlloser Aufstände in Anspruch genommen. Erst von 1877 ab stellte die mit beispielloser Gewaltsamkeit geführte Regierung von Barrios die Ruhe so weit her, daß auch an der friedlichen Entwickelung der Republik weiter gearbeitet werden konnte. Die Verfassung wurde 1880 in liberalem Sinne revidiert, die Grenze gegen Mexiko 1882 durch Vertrag geregelt, Handel und Landwirtschaft durch Verträge mit dem Auslande gesichert und gefördert. Insgeheim aber verfolgte Barrios daneben den Plan, unter seiner Leitung die Republik von Zentralamerika wieder auszurichten. Obwohl er dabei entschieden vom Mißgeschick verfolgt wurde (Soto, dem er in Honduras zur Macht verholfen, machte sich vor der Zeit aus dem Staube; Zaldivar, den er zum Präsidenten von Salvador gemacht, schloß sich seinen Gegnern an), so glaubte er doch 1885 die Zeit gekommen, den Plan mit den Waffen durchzuführen. Nachdem er 28. Febr. die Wiederaufrichtung des Bundesstaates proklamiert hatte, fiel er in Salvador ein, allein bei dem Sturme auf das Grenzstädtchen Chalchuapa traf ihn die tödliche Kugel. Sein Nachfolger, Manuel Lisandro Barillas, beeilte sich, die Proklamation zu widerrufen, den Frieden mit den Nachbarstaaten wiederherzustellen und Hand anzulegen an die Regelung der innern, vor allem der finanziellen Verhältnisse, die Barrios in der größten Verwirrung hinterlassen hatte. Aber auch er hatte den Plan eines mittelamerikanischen Staatenbundes nicht aufgegeben. Im J. 1889 kam zwischen den Präsidenten der fünf Republiken ein Vertrag zustande, wonach 1891 eine Bundesrepublik errichtet und ihre Leitung von den Präsidenten abwechselnd versehen werden sollte. Die Kongresse von G., Honduras und Nicaragua ratifizierten den Vertrag ohne weiteres. In Salvador aber gab er den Anstoß zu einem Aufstande, dessen Leiter, Ezeta, nach erlangtem Siege den Beitritt zu dem Bunde verweigerte; als G. ihn zwingen wollte, unternahm er einen so erfolgreichen Feldzug, daß Barillas sich beeilte, unter Verzicht auf den Bundesplan Frieden zu schließen. Er hatte dabei so viel an Ansehen verloren, daß die neuen Wahlen 1891 den General José Maria Reina Barrios zur Präsidentschaft erhoben. Dessen Amtsantritt wurde mit großen Hoffnungen begrüßt, allein er erwies sich als ein ebensolcher Gewaltherrscher wie seine Vorgänger. So oft der Kongreß sich gegen seine Vorschläge erklärte, jagte er ihn davon und regierte einstweilen als Diktator, wobei denn Leben und Eigentum seiner Untertanen nicht eben sorgsam geachtet wurden. Dagegen verstand er es, das Vertrauen der Ausländer zu gewinnen, mit deren Hilfe er nach verschiedenen Richtungen hin für die Erschließung des Landes erfolgreich tätig gewesen ist; der Kaffeebau im großen ist hauptsächlich durch ihn gefördert worden. Seit 1897 aber hatte er fast ununterbrochen gegen Aufständische zu kämpfen, und 10. Febr. 1898 wurde er vor dem Regierungspalast erschossen. Ihm folgte, zunächst interimistisch der Lic. Manuel Estrada Cabrera, ein skrupelloser Gewaltherrscher, der mit allen Mitteln der Bestechung und Vergewaltigung seine endgültige Wahl durchsetzte und in gleichem Sinne die gewonnene Macht zu benutzen verstand. Erst dadurch, daß es ihm gelang, aus der mehrjährigen Finanzkrise, in der sich G. befand, einen leidlichen Ausweg zu finden, hat er seine Stellung im Innern befestigt und auch nach außen ein gewisses Ansehen erlangt.
Vgl. außer den Werken über Zentralamerika von Fröbel, Squier, Marr, Scherzer u. a.: Dollfus und Montserrat, Voyage géologique dans les républiques de G. et de Salvador (Par. 1869); Stoll: Zur Ethnographie der Republik G. (Zürich 1884), G., Reisen und Schilderungen (Leipz. 1886), Die Ethnologie der Indianerstämme von G. (Leiden 1889); Brigham, The land of the Quetzal (Boston u. Lond. 1887); Child, The Spanish-American republics (New York 1891); Sapper, Physische Geographie von G. (Gotha 1894) und Das nördliche Mittelamerika (Braunschw. 1897); Maudsley, Glimpse at G. (Lond. 1890); Seler, Auf alten Wegen in Mexiko und G. (Berl. 1900) und Die alten Ansiedelungen von Chaculá etc. (1. Abt., das. 1902). Zur Geschichte: Ximenès, Las historias del origen de los Indios de esta provincia de G. (mit Beiträgen von K. Scherzer, 1866); Fuentes y Guzman, Historia de G. (Madr. 1882). Karten: »Mapa de la Republica de G. levantado y publicado per orden del Gobierno«, 1: 700,000 (Hamb. 1876); Bianconi und Medina, République de G., Cartes commerciales (Par.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.