- Erzlagerstätten
Erzlagerstätten (hierzu die Tafeln »Erzlagerstätten I-III«), alle Gebirgsglieder, in denen Erze, d. h. nutzbare metallische Mineralien, in abbauwürdiger Menge angehäuft sind. Der Form nach sind zunächst die im allgemeinen plattenförmigen E., deren Längen- oder Flächenausdehnung ihre Dicke oder Mächtigkeit ansehnlich übertrifft, zu trennen von den stockförmigen, bei denen die Mächtigkeit und Längenausdehnung einander nahekommen.
Die plattenförmigen E. teilt man weiter ein in Erzlager und Erzgänge (s. Lager, Gang). Die Erzlager (d der Textfigur 1) liegen den einschließenden meist sedimentären Gebirgsgliedern parallel und stehen auch ihrer Bildungszeit nach zwischen ihnen, verhalten sich also im allgemeinen wie Gebirgsschichten und werden wohl auch ebenso wie die Steinkohlenlager als Flöze bezeichnet (Kupferschieferflöz, Eisensteinflöz). In einzelnen Fällen (e) stellen sie nicht eine zusammenhängende Schicht dar, sondern bestehen aus einzelnen, ein und derselben Schicht eingelagerten Sphäroiden (Sphärosiderit der Dyasformation). Spätere Spaltenbildungen und Niveauverschiebungen (Verwerfungen, hh') können den ursprünglichen Zusammenhang eines Lagers (Flözes) nachträglich aufheben. Während die Erzlager in der Regel gleichzeitig mit dem Nebengestein entstandene, syngenetische E. darstellen, sind die Erzgänge (a) zwar auch primär oder protogen, d. h. an Ort und Stelle zum Absatz gelangt, aber nachdem von ihnen durchsetzten Nebengestein gebildete, epigenetische E. (s. Gang). Auch ihr Zusammenhang kann, wie derjenige der Lager, durch Verwerfungen gestört werden (g g'). Gänge, die längs der Grenze verschiedenartiger Gesteine verlaufen, heißen Kontaktgänge (b), solche, welche die Gebirgsschichten quer durchsetzen, Quergänge (a), solche, die das gleiche Streichen und Fallen wie das Nebengestein besitzen, dabei aber doch durch Abzweigungen (Trümer, Apophysen), durch eingeschlossene Bruchstücke des Nebengesteins oder durch andre Merkzeichen ihre Spaltennatur und damit ihre jüngere, gangartige Bildung bekunden, Lagergänge (c). Ist die Lagerstätte durch ihre Verbandsverhältnisse als Gang, durch ihre Form aber als Stock gekennzeichnet, so bildet sie einen Gangstock (Stahlberg bei Müsen im Siegenschen, s. Textfigur 1). Ist aber die stockförmige Masse mit ihrer Längserstreckung den Gebirgsschichten parallel gelagert, so heißt sie Lagerstock (Rammelsberg bei Goslar, die Magneteisenerzstöcke zu Dannemora u. a. O. in Schweden, s. Textfigur 1). Wenn eine Gesteinsmasse auf einem stockförmigen Raume von einem Netzwerk von Gangadern (Netzgängen, s. Textfigur 1) durchsetzt oder mit Erz imprägniert ist, so heißt sie Stockwerk (Zinnstein führende Stockwerke von Altenberg und Geyer in Sachsen). Wenn dagegen in schräg die Schichten durchsetzenden oder ihnen parallel verlaufenden, plattenförmigen Zonen eine meist unregelmäßige Erzführung vorhanden ist, ohne daß die letztern sich als ein selbständiger Gang oder Lager abgrenzen, so ist das Vorkommnis als Fallband oder Fahlband (s.d.) oder als Erzzone zu bezeichnen. Je nachdem die Fahlbänder der Schichtung parallel liegen oder nicht, können sie in der äußern Erscheinung wie in der Bildungsweise den Lagern oder den Gängen näher stehen (Magnetkiesfahlbänder von Kongsberg, Kobalterzfahlbänder von Skutterud u. a. O. in Norwegen u. a.). Unter Imprägnationen (f) versteht man eine unregelmäßige sporadische Erzführung ohne Rücksicht auf die genetischen Verhältnisse des imprägnierenden Erzes. Für unregelmäßige Erzanhäufungen ohne bestimmt ausgesprochenen Charakter gebraucht man auch wohl die Ausdrücke Nester (manche Zink- und Bleierzlagerstätten in Rheinpreußen und Schlesien) und Putzen oder Butzenwerke (s. Textfigur 1), wenn in unförmlichen, spalten- oder muldenartigen Vertiefungen die Erzmassen angehäuft sind (Bohnerz im Jura, die Eisenerzlagerstätten des Hunsrücks). Ihnen stehen im Vorkommen wie in der Bildungsweise die jüngsten oberflächlichen Erzgebilde nahe, die als Quellen- oder Raseneisenerze in manchen Gegenden für die Eisenproduktion nicht ohne Bedeutung sind. Seifenlager (s. Textfigur 1) sind sekundäre E. oder Trümmerlagerstätten, durch Zerstörung und Umlagerung primärer E. oder erzführender Gesteine hervorgegangen. Das an der Erdoberfläche gelegene, den Atmosphärilien zugängliche Gesteinsmaterial verwittert, wird durch Wasser fortgeführt, geschlemmt und je nach der Beschaffenheit des Terrains und je nach der Schwere des Materials wieder abgelagert. Namentlich die chemisch schwer veränderlichen Erze, wie Platin, Gold, Zinnstein und Magneteisen, sind in derartigen Ablagerungen, Seifen, vorherrschend; aber auch Diamant und andre Edelsteine werden zuweilen angetroffen. Die Gold- und Platingewinnung am Ural, die Zinnproduktion auf den ostindischen Inseln Bangka und Billiton und auf der Halbinsel Malakka, die Diamantgewinnung in Brasilien und Indien beruhen wesentlich auf der Ausbeutung von Seifenlagern; sie gehören in der Regel zu den jüngsten, tertiären und quartären, Bildungen und liegen deshalb nahe an der Oberfläche. Ältere Goldseifen aus dem Kambrium, dem Karbon und mesozoischen Formationen bestehen, im Gegensatze zu den jüngern, aus lockern Sanden und Kiesen zusammengesetzten Seifen, aus fest verkitteten Konglomeraten und Sandsteinen, die, wie in den Black Hills in Dakota (Tafel II, Fig. 3), das Gold in kleinen gerundeten, zugleich mit den Geröllen zugeführten Körnchen, besonders in einzelnen Mulden und Rinnen der Auslagerungsflächen konzentriert, enthalten.
In neuerer Zeit wird bei der Einteilung der E. weniger ihre räumliche Ausdehnung als ihre Entstehung berücksichtigt. Man stellt also den sekundären oder deuterogenen E. die protogenen oder primären gegenüber und unterscheidet unter den letztern wiederum, wie bereits oben erwähnt wurde, syngenetische und epigenetische.
Syngenetisch sind zunächst die sogen. eruptiven E. oder magmatischen Ausscheidungen, d. h. die durch Differentiation aus basischen Eruptivmagmen entstandenen E. Die Eruptivgesteine, die aus großen Tiefen emporsteigen, wo die Massen ein höheres spezifisches Gewicht besitzen als diejenigen nahe der Erdoberfläche (s. Erde, S. 908f.), enthalten in der Regel mehr oder weniger große Mengen von Metallen und Metallverbindungen (zumal Eisen, Magneteisen, Titaneisen, Chromeisen, Eisenkies, Magnetkies), und diese können sich, wenn die Eruptivmagmen unter bestimmten physikalischen Bedingungen erstarren, zu stockförmigen oder das Gestein an gewissen Stellen durchschwärmenden Massen (Schlieren) konzentrieren und dadurch E. bilden. Die auf solche Weise teils aus Olivinfelsen und gabbroähnlichen Gesteinen, teils aus Diabas, Diorit etc. gebildeten E. liegen oft am Kontakt gegen das Nebengestein und sind häufig durch schrittweise petrographische Übergänge mit dem Muttergestein verknüpft (Tafel II, Fig. 4). Es gehören hierher die Lagerstätten von Chromeisenerz, die allenthalben, wo sie vorkommen (in Norwegen, Schlesien, Kleinasien, Ural etc.), an Peridotite (Olivingesteine) und aus solchen entstandene Serpentine gebunden sind, ferner die Titaneisenerz- und Magneteisenerz-Lagerstätten (mit durchschnittlich 40 und lokal 70–80 Proz. Erz), wie sie bei Taberg in Schweden, aus Norwegen, den Vereinigten Staaten von Nordamerika und besonders von der Wyssokaya Gora und an der Gora Blagodat bei Nishne Tagilsk (Tafel III, Fig. 2) bekannt sind; dann viele Lagerstätten von sulfidischen Erzen, z. B. von Kupfersulfid in Peridotiten und zugehörigen Serpentinen am Monte Catini in Toskana, und von Nickel-Magnetkies in gabbroartigen Gesteinen (z. B. bei Klesva in Schweden, Sudbury in Kanada etc.); ferner die Vorkommen von Kupfer und Silber im Melaphyr (am Lake Superior), die Ausscheidung von Gold in Granit (Chile) und Diorit (Australien) sowie von Platin in Peridotiten (im Ural, Brasilien etc.) und das spärlichere Vorkommen von Nickeleisenlegierungen (z. B. im Basalt der Insel Disko an der Westküste von Grönland). Syngenetisch sind dann viele Erzlager oder Erzflöze, d. h. Erzanhäufungen, die der Schichtung oder Schieferung des sie einschließenden Gesteins parallel verlaufen und dadurch entstanden, daß gleichzeitig mit dem gewöhnlichen Absatz von sandigem, tonigem oder kalkigem Material eine chemische Ausfällung von metallischen Substanzen vor sich ging. Das Kupferschieferflöz der Zechsteinformation, der Kupfersandstein im russischen Gouv. Perm, die Bleierz führenden Sandsteine (Knottenerze) von Mechernich, viele Kieslager, zahlreiche Eisenerzablagerungen in den verschiedensten Formationen sind Beispiele derartig geschichteter E. Bei vielen Erzlagern wird aber die Konzentration des Metallgehaltes, streng genommen, nicht durch Syngenese, sondern durch Diagenese, d. h. durch eine der Gesteinsablagerung unmittelbar nachfolgende Umlagerung, entstanden sein. Solche E. sind also diagenetische. Scharf lassen sich diagenetische E. von den syngenetischen nicht unterscheiden, um so mehr, als viele primäre Erzlager nach ihrer Ablagerung eine mehr oder weniger weitgehende Umwandlung erfahren haben, so daß man sie wohl auch als metamorphische E. von den unveränderten syngenetischen E. hat trennen wollen. So sind die Magneteisenerzlager des kristallinischen Schiefergebirges, wie sie, von großer technischer Bedeutung, an vielen Orten in Schweden (Dannemora, Gellivara etc.), im südlichen Rußland, bei Schmiedeberg in Schlesien etc. auftreten, die Eisenglimmerschiefer Norwegens und Brasiliens, die Eisenglanzlager im Staate Michigan, die Sideritlagerstätten von Hüttenberg in Kärnten unzweifelhaft weitgehend umgewandelt, während die von oolithischen Eisenerzen gebildeten Lager, wie sie sich im Silur Böhmens und Thüringens, auch in dem östlichen Teile der Vereinigten Staaten von Nordamerika, im Jura von Lothringen und Luxemburg (Minetten) und in Württemberg finden, weniger tiefgreifende Veränderungen erlitten haben, und schließlich die jugendlichen Raseneisenerze und Seeerzbildungen, ebenso wie die marinen Glaukonitabsätze an der Küste von Kalifornien und die eocänen Eisenoolithe vom Kressenberg etc. in Oberbayern seit ihrer Bildung kaum merklich verändert worden sind.
Unter den epigenetischen E. sind an erster Stelle zu nennen die Erzgänge (s. Gang). Man unterscheidet als einfache Gänge solche, die sich als einheitliche Spaltenausfüllung erweisen und scharf gegen das Nebengestein absetzen (vgl. Tafel II, Fig. 5, sowie a in der Textfigur 1), also ein hangendes und liegendes Salband deutlich ausgeprägt besitzen, von den zusammengesetzten, die aus zahlreichen, im allgemeinen untereinander parallel verlaufenden, schmalen Spaltenausfüllungen oder Trümern bestehen. Von zusammengesetzten Gängen, die besonders im Harz und im Sächsischen Erzgebirge häufig sind, geben Fig. 6 auf Tafel II sowie Fig. 1 u. 2 auf Tafel I, die einen Teil eines solchen Ganges darstellen, ein Bild. Die Lagergänge (s. oben), von echten Lagern durch querlaufende Verästelungen und durch Einschluß von Bruchstücken des Nebengesteins unterschieden, sind sehr verbreitet in der Gruppe der Goldquarzgänge und besitzen gewöhnlich zahlreiche linsenförmige Anschwellungen. Zu den Lagergängen rechnet man auch die Sattelgänge. Sie sind am besten im Bendigo-Goldfeld in Victoria entwickelt (Tafel III, Fig. 5): an den Umbiegungsstellen der stark gefalteten Schiefer und Sandsteine des Silurs von Bendigo ist es zu einer Aufblätterung der Schichten in großem Maßstab gekommen. Die entstandenen, bei den Sätteln dach- oder glockenförmigen, bei den Mulden wannen- oder schüsselförmigen Hohlräume sind mit Quarz erfüllt, der Gold und goldhaltige Sulfide in seiner Verteilung enthält, zuweilen auch scharfkantige Bruchstücke des Nebengesteins umschließt.
Die Spalten, deren Ausfüllung die Erzgänge darstellen, sind zum großen Teil durch allgemein tektonische Vorgänge entstanden (Verwerfungsspalten). Nur in plutonischen Gesteinen entsprechen die Erzgänge zuweilen auch Kontraktionsspalten, d. h. Spalten, die sich bei der Erstarrung und Abkühlung der schmelzflüssigen Eruptivmasse gebildet haben. Die Erzgänge sind dann meistens etwas jünger als die Eruptivgesteine selbst und reich an Fluor, Bor, Chlor etc. führenden Mineralien (wie Topas, Axinit, Flußspat, Turmalin etc.), die unter dem Einfluß der mit der Gesteinseruption in Verbindung stehenden pneumatolytischen oder pneumatohydatogenen Prozesse entstanden sind. So werden die schwebenden Zinnerzgänge, die in dem durch die pneumatolytischen Vorgänge veränderten Granit, dem Greifen, auftreten (Zinnwald, Altenberg etc. im sächsischen Erzgebirge) und wie umgekehrte, flache Schalen (daher vom Bergmann als Flöz bezeichnet) aussehen, die in geringem Abstand übereinander folgen (Tafel II, Fig. 1), auf Kontraktionsspalten zurückgeführt, die sich bereits vor der vollständigen Abkühlung des Granits mit den Gangarten und den Erzen, besonders Zinnstein und Wolfram, angefüllt haben. Ähnlich zu deuten sind die Kupfer- und Silbererzgänge im Rhyolith, Trachyt und Andesit in Bolivia und Mexiko sowie die Apatitgänge von Bamle in Norwegen. Erhält ein Eruptivgesteinsgang bei der Abkühlung zahlreiche Querspalten, die sich dann mit Gangart und Erzen füllen, so entstehen Leitergänge. Textfigur 2 stellt einen solchen Gang aus Victoria (Australien) dar; es ist ein Gang von Diorit (a, b), der von zahlreichen, oft sich gabelnden Quarztrümern mit Golderzen (c) durchzogen wird. Die meisten schneiden am Salband ab, einige setzen auch noch etwas in das Nebengestein, einen Schiefer, hinein.
Die Bildung der Mineralien auf den Erzgängen in geschichteten Gesteinen ist stets auf wässerigem Weg erfolgt, und es ist sehr wahrscheinlich, daß die Erzgänge in Eruptivgesteinen und an der Grenze derselben gegen geschichtetes Gestein (Kontaktgänge) zum größten Teil auf dieselbe Weise gefüllt wurden.
Der Ursprung der metallischen Lösungen, welche die Erzgänge erzeugten, findet sich in vielen Fällen in den Eruptivgesteinen, in denen oft nicht nur Erze ausgeschieden angetroffen werden, sondern auch Silikate, die Erze in feinster Verteilung umschließen. Interessante Beziehungen zu Eruptivgesteinen zeigen z. B. die reichen Bleierzgänge von Přibram in Böhmen. Hier wird das Nebengestein, die kambrische Grauwacke, von zahlreichen, oft stockförmig anschwellenden, 1–30 m mächtigen Grünstein- (d. h. Diabas- od. Diorit-) Gängen durchzogen. Diesen Gesteinsgängen (vgl. Fig. 7 u. 8 auf Tafel II, die Querschnitte durch den Gangzug des Adalbert-Hauptganges darstellen)folgen die Erzgänge, indem sie sich bald an ihren Salbändern halten, bald in ihrer Mitte verlaufen. Ähnliches kennt man von vielen andern Orten. In Schemnitz in Ungarn, Mexiko, Chile etc. erscheinen namentlich Eruptivgesteine jüngern Alters, wie Rhyolithe und Andesite, Quarzporphyre und basische Plagioklas-Augitgesteine in der Nähe der reichen Silbererzgänge; manche der letztern setzen sogar direkt innerhalb der Eruptivgebilde auf. Ebenso sind die Goldquarzgänge oft räumlich und genetisch an Regionen gebunden, wo das Gebirge von granitischen, dioritischen und diabasischen Gesteinen durchbrochen ist, und viele von ihnen haben ganz die mineralische Zusammensetzung wie Ganggranite (Aplite, Pegmatite), enthalten auch ähnliche pneumatohydatogene Mineralbildungen (Turmalin, Scheelit, Zinnstein) wie die vorher erwähnten Zinnerzlagerstätten. Die siebenbürgischen, in ihrer Mehrzahl durch das Vorherrschen der Telluride unter den Erzen besonders ausgezeichneten Golderzgänge haben als Nebengestein in der Regel tertiäre Eruptivmassen, Trachyt und Andesit, die unter Bildung von Chlorit and Karbonaten bei gleichzeitiger Einwanderung von goldhaltigem Pyrit in Grünsteintrachyt (Propylit) umgewandelt und lokal in Kaolin zersetzt wurden. Diese Umwandlungen stehen in genetischem Zusammenhang mit der Erzgangbildung; die Propylitisierung äußert sich am stärksten in dem mittelsten und tiefsten Teile des Eruptivstockes, und dieser ist zugleich der Sitz der Golderzgänge. Die Kaolinisierung ist noch enger an die Erzgänge gebunden (Tafel II, Fig. 2). Auch die reichen Silbererzgänge im westlichen Nordamerika verhalten sich ähnlich, zumal der an 60–100 m mächtige reiche Comstockgang im Washoedistrikt am Ostabhang der Sierra Nevada (Tafel III, Fig. 3), der von 1859–89 an 4820 Ton. Silber und 214 T. Gold im Gesamtwerte von 1360 Mill. Mk. geliefert hat. – Einen besondern Typus stellen die Gänge der Quecksilberformation dar. Neben eigentlichen Zinnobergängen trifft man, z. B. bei Almaden, Idria u. a. O., Imprägnationen von Zinnober in zerrütteten, bis ins kleinste zerklüfteten Gebirgsschollen oder in ursprünglich porösen Gesteinen und auch stockförmige Erzkörper. Die Bildung dieser E. wird durch die Verhältnisse im Steamboat Valley und am Clear Lake in Kalifornien klargestellt. Hier treten unter einem Trachytstrom, der sogen. Sulfurbank, der auf stark zerklüfteten Kreidesedimenten ausruht (Tafel III, Fig. 6), heiße Quellen hervor, die den Trachyt nach allen Richtungen durchströmen und Opal, Chalcedon, Schwefel und Zinnober neben bituminösen Substanzen auf den Gesteinsklüften absetzen, z. T. in solchem Maße, daß der Trachyt als Quecksilbererz in Tagebauen gewonnen wird. Im Steamboat Valley beobachtet man an einzelnen Stellen eine lebhafte Geisertätigkeit und da, wo dieselbe bereits erloschen ist, Absätze von Kieselsinter, imprägniert mit Zinnober, welche die Gesteinsspalten erfüllen; in der Tiefe tritt oft massenhaft Zinnober auf. Es haben demnach an diesen beiden Stellen die E. eine hydrothermale Entstehung: heiße, aus großer Tiefe aufsteigende Quellen haben ihren Metallgehalt, den sie nahe an der Erdoberfläche zum Absatz bringen, wahrscheinlich sehr tief liegenden Gesteinskörpern entzogen. Ganz ähnlich muß auch die Entstehung der andern bekannten Quecksilbererzlagerstätten aufgefaßt werden.
Primär und epigenetisch sind sodann diejenigen Erzlager, die einer vollständigen oder teilweisen Imprägnation gewisser Schichten mit metallischen Lösungen (lange nach ihrer Ablagerung u. Verfestigung) ihre Entstehung verdanken. Das ist z. B. der Fall mit den Golderzlagerstätten am Witwatersrand. Es schließen sich dann diejenigen E. an, die aus Kalksteinen und Dolomiten durch eine Verdrängung von Gesteinsmasse, also durch einen metasomatischen Prozeß entstanden sind, mithin eine Metamorphose in großem Maßstabe darstellen. Diese metasomatischen E. haben meist stock-, nester- oder schlauchförmige, aber auch lagerartige Gestalt. An den Gesteinsklüften, auf denen die erzbringenden Lösungen, deren Ursprung bald in nächster Nähe, bald in weiter Ferne liegen kann, eingedrungen sind, enthalten sie die Erze am reinsten; weiter entfernt von den Klüften finden sich Gemenge von Erz und Gestein, die allmählich in taubes Gestein übergehen. Häufig sind Kalksteine und Dolomite in Eisen-, Mangan- und Zinkerze umgewandelt; Beispiele hierfür sind die Brauneisensteinlager des Zechsteins im Thüringer Wald (Stahlberg und Mommel bei Schmalkalden), die Blei-, Blende- und Galmeilagerstätten bei Raibl (Tafel III, Fig. 4) sowie bei Tarnowitz und Beuthen in Oberschlesien (Tafel III, Fig. 1) und in der sogen. Bleiglanzregion am obern Mississippi. Gerade auf der letzterwähnten Erzlagerstätte haben die Erze in den Höhlen und Klüften des Dolomits oft die Form von Stalaktiten und krustenförmigen, schaligen Überzügen, wie sie nur an den aus Lösungen sich ausscheidenden Mineralien vorkommen können. Von den metasomatischen und den oben erwähnten metamorphen E. unterscheidet man als kontaktmetamorphische die am Kontakt von Sedimentgesteinen und Eruptivmassen entwickelten E. Sie verdanken ihre Entstehung dem Einfluß der Eruptivmassen auf das Nebengestein, welches durch jene umkristallisiert und insbes. durch die bei und nach der Eruption wirksamen pneumatohydatogenen Vorgänge, von denen oben die Rede war, oft weitgehend verändert sind.
Derartige kontaktmetamorphische E. finden sich z. B. in großer Verbreitung im Banat, wo an vielen Orten an der Grenze von Diorit (Banatit) und Kalksteinen der Kreide und des Jura in letzterm unregelmäßig gestaltete Erzstöcke auftreten, die teils vorwiegend aus Magneteisenerzen, teils aus Kupfer- und Bleierzen bestehen; letzteres ist bei Oravicza, Eziklowa und Szaszka (Textfig. 3) der Fall. Zuweilen werden unrichtigerweise auch E., die an der Grenze verschiedener Schichtgesteine liegen, als Kontaktlagerstätten bezeichnet, so z. B. die Blei- und Zinkerzlagerstätten von Laurion bei Athen, die an die Grenze des Schiefers gegen den körnigen Kalk (Marmor) gebunden sind.
Haben sich im Gestein vorhandene primäre oder sekundär gebildete Hohlräume von unregelmäßiger Gestalt einfach mit Erzen gefüllt, ohne daß nennenswerte Umwandlungen im Nebengestein selbst sich vollzogen, so liegen taschenförmige E., sogen. Taschen, vor. Die Bohnerze, die im Kalkstein des Juragebirges, aber auch in den östlichen Alpen, in Tirol, Kärnten und in der Wochein in Krain (Textfig. 4) trichter-, schlot- und schlauchförmige Höhlungen und Spalten, oft zusammen mit Kalksteinschutt und von oben eingeschwemmten Sand- und Lehmmassen erfüllen, sind ein Beispiel derartiger E.; offenbar handelt es sich bei diesen um Absätze aus eisenhaltigen Quellen, die in den Höhlungen aufstiegen. Vgl. v. Cotta, Die Lehre von den E. (2. Aufl., Freiberg 1859); Derselbe, Gangstudien (mit H. Müller u. a., das. 1847–61, 3 Bde.); v. Groddeck, Die Lehre von den Lagerstätten der Erze (Leipz. 1879); Fuchs u. Launay, Traité des gîtes minéraux et métallifères (Par. 1893, 2 Bde.); Beck, Lehre von den E. (2. Aufl., Berl. 1903).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.