Körner [2]

Körner [2]

Körner, 1) Christian Gottfried, der treffliche Freund Schillers, geb. 2. Juli 1756 in Leipzig, gest. 13. Mai 1831 in Berlin, studierte in Göttingen und in seiner Vaterstadt die Rechte und habilitierte sich in letzterer, reiste 1779 ins Ausland, ward dann 1781 Konsistorialadvokat in Leipzig, 1783 Oberkonsistorialrat in Dresden, 1790 Oberappellationsgerichtsrat, 1798 Geheimer Referendar im Geheimen Konsilium und 1811 in das Appellationsgericht zurückversetzt. Ein reger Sinn für Wissenschaft und Kunst ließ K. sein Haus zu einem Sammelpunkt der auf diesen Gebieten ausgezeichneten Männer machen. Er war einer der vertrautesten und einflußreichsten Freunde Schillers, dem er, noch ehe er ihn persönlich kannte, seine Huldigung brieflich darbrachte (Mai 1784), wodurch er in Schillers Lebensgang entscheidend eingriff. 1785–87 wohnte Schiller teils auf Körners Weinberg in Loschwitz bei Dresden, teils in Dresden. An der Bewegung von 1813 nahm er mit der Begeisterung eines Jünglings teil und gab seinem Sohne Karl Theodor unbedenklich seine Einwilligung zum Eintritt in die Reihen der freiwilligen Krieger. Unter dem russischen Gouvernement wurde er Gouvernementsrat; 1815 trat er als Staatsrat in das preußische Ministerium des Innern und ward 1817 Geheimer Oberregierungsrat. K. veranstaltete die erste Ausgabe von Schillers Werken mit einer biographischen Skizze (Stuttg. 1812–15, 12 Bde.), so wie er auch an Schillers Biographie von Frau v. Wolzogen wesentlichen Anteil hatte, und schrieb: »Ästhetische Ansichten« (Leipz. 1808, eine Sammlung von Aufsätzen, die größtenteils zuerst in Schillers Zeitschriften erschienen waren); »Versuche über Gegenstände der innern Staatsverwaltung« (Dresd. 1812); »Deutschlands Hoffnungen« (Leipz. 1813). Von höchster Wichtigkeit ist »Schillers Briefwechsel mit K.« (Berl. 1847, 4 Tle.; 2. vermehrte Aufl., hrsg. von Goedeke, Leipz. 1874, 2 Tle., u. ö.) sowie die Briefe W. v. Humboldts an K. (hrsg. von F. Jonas, Berl. 1879). Körners »Gesammelte Schriften« wurden mit Biographie herausgegeben von A. Stern (Leipz. 1881). Vgl. Jonas, Chr. G. K., biographische Nachrichten über ihn und sein Haus (Berl. 1882); A. Weber, Briefe der Familie K. (in der »Deutschen Rundschau«, Bd. 15 und 16).

2) Karl Theodor, Dichter, Sohn des vorigen, geb. 23. Sept. 1791 in Dresden, gest. 26. Aug. 1813 bei Gadebusch in der Nähe von Schwerin, wuchs in einer Umgebung auf, die einer gedeihlichen geistigen Entwickelung sehr günstig war, besuchte 1808–10 die damals unter Werners Leitung stehende Bergakademie in Freiberg und ging sodann nach Leipzig, um die Rechte zu studieren. Dort wurde er 1811 wegen Teilnahme an studentischen Streithändeln relegiert und wandte sich nach Berlin, wo er das Studium der Rechte mit dem der Geschichte und Philosophie vertauschte. Bald schwer erkrankt, besuchte er im Sommer 1811 Karlsbad und ging hierauf im August nach Wien, wo er sich 1812 mit der Schauspielerin Antonie Adamberger (s. d.) verlobte und im Januar 1813 eine Anstellung als Hoftheaterdichter erhielt. Schon in Leipzig war er mit einer Sammlung seiner Gedichte u. d. T.: »Knospen« (1810) hervorgetreten; es folgten nun 1811–13 in rascher Folge Operntexte und dramatische Dichtungen, wie: »Die Braut«, »Der grüne Domino«, »Der Nachtwächter«, »Toni« (eine verwässerte Dramatisierung von Kleists Erzählung »Die Verlobung in St. Domingo«), »Die Sühne«, »Zriny«, »Hedwig«, in denen sich neben der weitgehenden Abhängigkeit von Schiller auch der Einfluß Kotzebues stark geltend macht. Als Preußen zum Kampfe gegen Napoleon ausrief, trat K. 19. März 1813 in Breslau unter die Lützowsche Freischar und wurde bald zum Leutnant befördert. Als Lützows Adjutant 17. Juni 1813 beim Überfall bei Kitzen schwer verwundet, rettete sich K. unter Freundeshilfe nach Leipzig, von da nach Karlsbad, fand hier Genesung und kehrte bald zu den Waffenbrüdern zurück. Nach Ablauf des Waffenstillstandes (17. Aug.) erhielt das Lützowsche Freikorps den Vorpostendienst und war seitdem fast täglich im Kampfe. K., der zwei Tage zuvor seinen Schwanengesang, das »Schwertlied«, gedichtet hatte, fiel 26. Aug. in dem sich an der Straße von Gadebusch nach Schwerin entspinnenden Gefecht und wurde bei dem Dorfe Wöbbelin unter einer alten Eiche bestattet. Der Herzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin schenkte den die Eiche umgebenden Platz Körners Vater, und jetzt ist die Grabstätte umfriedigt und durch ein gußeisernes Denkmal bezeichnet, unter dem auch Körners einzige Schwester Emma (geb. 1788), die im März 1815 dem Gram über des Bruders Verlust erlag, sowie sein Vater (1831), seine Tante Dora Stock (1832) und seine Mutter (1843) ruhen (vgl. Wildenow, Th. Körners Grabstätte, Dresd. 1901). Als Dichter erwarb sich K. durch den idealen, todverachtenden Geist seiner Lieder in »Leier und Schwert« (Berl. 1814 u. ö.) unvergänglichen Ruhm. Körners theatralische Arbeiten erschienen zuerst in den »Dramatischen Beiträgen« (Wien 1814, 2 Bde.) und in seinem »Poetischen Nachlaß« (Leipz. 1814, 2 Bde.), den sein Vater veröffentlichte. Die sämtlichen Werke Körners, mit dessen Charakteristik von Tiedge, wurden von Streckfuß (in 1 Bd., Berl. 1834; in 4 Bdn. 1838) herausgegeben; von den zahlreichen neuern Ausgaben nennen wir die von A. Stern (in Kürschners »Deutsche Nationallitteratur«, Stuttg. 1890, 2 Bde.), H. Zimmer (in Meyers Klassikerausgaben, Leipz. 1893, 2 Bde.), A. Kofahl (das. 1895, 2 Bde.), E. Wildenow (das. 1899, 2 Bde.), Gensichen (Stuttg. 1902). »Körners Tagebuch und Kriegslieder aus dem Jahre 1813« veröffentlichte E. Peschel (Freiburg 1893). Aus Körners Nachlaß gab Latendorf »Liedes- und Liebesgrüße an Antonie Adamberger« (Leipz. 1885) und »Sieben Burschenlieder aus Freiberg, Leipzig und Wien« (Münch. 1886) heraus. Briefe, Dichtungen etc. von und an K. veröffentlichte Rud. BrockhausTheodor K. Zum 23. Sept. 1891«, Leipz. 1891). Körners Leben beschrieben Lehmann (Halle 1819), Erhard (Arnst. 1821), L. Bauer (Stuttg. 1883), Kreyenberg (2. Aufl., Dresd. 1892) und am gründlichsten E. Peschel und E. Wildenow: »Th. K. und die Seinen« (Leipz. 1898, 2 Bde.). Vgl. auch Bischoff, Th. Körners »Zriny« nebst einer allgemeinen Übersicht über K. als Dramatiker (Leipz. 1891); Peschel, Körner-Bibliographie (das. 1891); A. Hoffmann, Deutsche Dichter im schlesischen Gebirge. Neues aus dem Leben von Goethe, Günther und K. (Warmbrunn 1897); Reinhard, Schillers Einfluß auf Th. K. (Straßb. 1899). – Ein Körner-Museum mit Reliquien und Briefen des Dichters und seiner Angehörigen sowie einer reichen Sammlung von historisch, literarisch und künstlerisch interessanten Gegenständen (Zeichnungen und Gemälden, Büsten, Medaillen, Drucksachen, Manuskripten, Autographen etc.) aus der Zeit der Befreiungskriege ist 1873 durch E. Peschel in dem Geburtshaus Körners zu Dresden eröffnet worden und ging 1885 durch Kauf in den Besitz und die Verwaltung der Stadt Dresden über (vgl. Mirus, Das Körner-Museum, Weim. 1898). 1871 wurde in Dresden die von Hähnel modellierte Erzstatue des Dichters auf dem Georgsplatz aufgestellt; ein andres Denkmal (von Deneys) wurde auf dem Körnerwall in Bremen, ein weiteres 1895 auf dem Gipfel der Landeskrone bei Görlitz errichtet.

3) Gustav, deutsch-amerikan. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 20. Nov. 1809 in Frankfurt a. M., gest. 9. April 1896 in Belleville (Illinois), ging 1833 nach Amerika, ließ sich als Anwalt in Belleville nieder und bekleidete 1842–57 verschiedene hohe Ämter im Staat Illinois. Zu Anfang des Sezessionskrieges war er Adjutant der Generale Fremont und Halleck, trat aber aus Gesundheitsrücksichten aus, war 1862 bis 1865 Gesandter in Spanien und wurde 1870 Vorsitzender der Eisenbahnkommission von Illinois. Er schrieb: »Das deutsche Element in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, 1818–1848« (Cincinnati 1880; 2. Ausg., New York 1884) u. a.

4) Ernst, Maler, geb. 3. Nov. 1846 in Stibbe (Westpreußen), besuchte in Berlin ein Gymnasium, daneben aber auch das Atelier von H. Eschke, bei dem er sich zum Landschafts- und Marinemaler ausbildete. Nachdem er dann noch weitere Malstudien bei Steffeck und G. Biermann gemacht, unternahm er 1868 seine ersten Studienreisen nach den Küsten der Ost- und Nordsee und nach dem nördlichen Frankreich, denen 1872 Reisen nach Italien, England und Schottland folgten. Einen seinen Neigungen entsprechenden Boden für seine Kunst fand er aber erst, nachdem er 1873–74 Ägypten und den Orient bereist hatte, dessen Farben- und Lichtfülle auf ihn einen so starken Eindruck machten, daß er seitdem seine Motive vorzugsweise aus Ägypten, Palästina, Syrien und Konstantinopel geschöpft hat. Insbesondere ist ihm das Studium der ägyptischen Landschaft Hauptaufgabe seiner Kunst geworden. Mit großem Verständnis hat er sich auch in das Wesen der ägyptischen Kunst vertieft, deren Denkmäler auf seinen ägyptischen Landschaften meist in den Vordergrund treten. In der Wiedergabe außergewöhnlicher Lichterscheinungen entfaltete er schon frühzeitig eine koloristische Kraft, die an E. Hildebrandt erinnerte, aber niemals in blendendes Virtuosentum überging. Von seinen orientalischen Landschaften sind die hervorragendsten: Das Goldene Horn, Suez (1874, im Museum zu Stettin), Dolma Bagdsche am Bosporus (1880), der Mahmudiehkanal bei Alexandria, Baalbek, die Memnonskolosse bei Sonnenuntergang, Siut in Oberägypten, die Insel Philä, die Ausgrabung der Sphinx (1887), das Assassistal der Nekropole bei Theben, Luxor und Edfu. 1881 machte er eine Reise nach Spanien, von der er ebenfalls zahlreiche Studien heimbrachte, die ihm die Motive zu Landschaftsbildern und Architekturstücken (z. B. die Alhambra, die Gärten der Alhambra, La torre del Agua, im Alcazar zu Sevilla) gaben. Er hat außerdem Strandpartien von Capri (die Faraglioni, die Bäder des Tiberius, der Sirenenfels) und in neuerer Zeit auch wieder Bilder von den Nordseeküsten (aus dem belgischen Bade Nieuport und aus Helgoland) gemalt. Er ist königlicher Professor.

5) Emil, chilen. General, geb. 10. Okt. 1847 in Wegwitz bei Merseburg, trat 1866 in das 4. preußische Feldartillerieregiment, wurde 1868 Leutnant und machte den französischen Krieg 1870/71 mit. Dann besuchte er die Artillerie- und Ingenieurschule und die Kriegsakademie, machte größere Reisen und wurde 1880 zum Lehrer an der Artillerie- und Ingenieurschule und 1881 zum Hauptmann ernannt. Als 1885 Chile sich einen Offizier zur Reorganisation seiner Armee erbat, wurde K. vom preußischen Ministerium empfohlen und begab sich nach Chile. Hier erzielte er große Erfolge, und als sich 1891 die Kongreßpartei gegen den Präsidenten Balmaceda empörte, verhalf ihr K. durch Organisation ihres Heeres, Entwurf und Ausführung eines vorzüglichen Operationsplanes zum Sieg. Er wurde zum Generalleutnant und Chef des Stabes der Armee ernannt; doch scheiterte sein Plan, die Reform der Armee durch Berufung einer größern Zahl deutscher Offiziere zu vollenden, an der Eifersucht der Chilenen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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