- Capri
Capri, Insel im Tyrrhenischen Meer, zur ital. Provinz Neapel, Kreis Castellammare, gehörig, am südlichen Abschluß des Golfes von Neapel (s. Textkärtchen und »Karte der Umgebung von Neapel«), 6 km westlich vom Vorgebirge Punta della Campanella gelegen, hat eine Fläche von 10,4 qkm und (1901) 6206 Einw.
Die Insel ist gebirgig, hat schroff abfallende, meist unzugängliche Felsenküsten und erhebt sich in dem aussichtsreichen Monte Solaro, den das von den Engländern erbaute verfallene Fort Bruto krönt, 585 m ü. M. Der Boden liefert trefflichen Wein (namentlich weißen), Öl und Südfrüchte. Zur Zeit der Wanderung (im Frühjahr und Herbst) fallen zahlreiche Wachteln ein, von denen 40–70,000 mit Netzen gefangen werden. Auch der Fischfang an der Küste ist bedeutend. Das Klima ist sehr mild und gesund. Die einzigen Ortschaften sind das Städtchen C., im östlichen Teile der Insel, Bischofsitz, mit mehreren Hotels und, einschließlich des Landeplatzes Marina, (1901) 4114 Einw., und das westlich, 268 m ü. M. gelegene Anacapri, zu dem neben einer steilen Felsentreppe von 536 Stufen jetzt ein bequemer Fahrweg emporführt. Die Insel enthält noch zahlreiche antike Baureste von den Villen des Augustus und Tiberius, insbes. von der Villa Jovis auf der Ostspitze. Hier befindet sich auch der sogen. Salto di Tiberio, eine 240 m zum Meer abfallende Felswand, von der Tiberius angeblich seine Opfer herabstürzen ließ. Südlich davon liegt eine Mithrasgrotte. Bemerkenswerte Naturbildungen sind der Arco naturale, ein prächtiges Felsentor, die riesigen Felsklippen der Faraglioni bei der Punta Tragara, vor allem aber die an der Nordküste der Insel gelegene, 1826 von A. Kopisch wieder entdeckte Blaue Grotte (Grotta azzurra), 2 km vom Landungsplatz entfernt. Eine Öffnung von 11/3 m Breite und Höhe gestattet bei ruhiger See kleinen Booten den Eingang; die Höhle selbst ist 56 m lang, 30 m breit, 6–9 m hoch, das Wasser 15 m tief. Die hintern Wände sind mit Tropfstein bekleidet. Die reizende Farbenwirkung beruht darauf, daß das Licht durch eine große unterseeische Öffnung auf den Grund der Grotte fällt und dann, durch das Wasser reflektiert, die Wölbung mit blauem Licht überströmt. Alle in das Wasser getauchten Gegenstände glänzen wie Silber. Die Insel enthält noch mehrere andre Grotten, unter denen an der südlichen Seite der Insel die Grotta verde hervorzuheben ist. – C., das Capreae der Alten, soll zuerst von griechischen Teleboern bewohnt gewesen sein; später war es Eigentum der Stadt Neapolis, und griechische Sprache und Sitte erhielten sich dort bis in die Kaiserzeit. Augustus bewohnte die Insel vorübergehend, Tiberius in den letzten zehn Jahren seines Lebens dauernd; er schmückte sie mit zwölf Villen. In späterer Zeit wechselten sie mehrfach ihre Herren. 1286 entriß König Jakobs sizilische Flotte sie den Anjou, und 1808 vertrieb General Lamarque die Engländer, die sie im Namen des sizilischen Königs 1806 besetzt hatten, aus C. Vgl. Gregorovius, Die Insel C. (2. Aufl., Leipz. 1885); Schöner, Capri. Natur, Volkstum, Geschichte etc. (Wien 1892); Canale, Storia dell' isola di C. (Neap. 1887); Weichardt, Das Schloß des Tiberius und andre Römerbauten auf C. (Leipz. 1900); Proelß, Deutsch-Capri in Kunst, Dichtung, Leben (Oldenb. 1901).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.