Bischoff

Bischoff

Bischoff, 1) Gottlieb Wilhelm, Botaniker, geb. 1797 in Dürkheim a. d. Hardt, gest. 11. Sept. 1854 in Heidelberg, studierte seit 1821 in Erlangen, habilitierte sich 1825 in Heidelberg als Privatdozent und wurde 1833 Professor, 1839 Direktor des botanischen Gartens daselbst. Er lieferte wertvolle Arbeiten über Lebermoose, Charazeen und Gefäßkryptogamen und schrieb: »Handbuch der botanischen Terminologie und Systemkunde« (Nürnb. 1833–44, 3 Bde.); »Wörterbuch der beschreibenden Botanik« (das. 1839; 2. Aufl. von I. A. Schmidt, 1857); »Medizinisch-pharmazeutische Botanik« (Erlang. 1843, 2. Aufl. 1847); »Die Botanik in ihren Grundrissen und nach ihrer historischen Entwickelung« (Stuttg. 1848).

2) Theodor Ludwig Wilhelm, Anatom und Physiolog, geb. 28. Okt. 1807 in Hannover, gest. 5. Dez. 1882 in München, studierte seit 1826 in Bonn und Heidelberg, habilitierte sich 1833 als Privatdozent in Bonn, ging als solcher 1835 nach Heidelberg und wurde hier 1836 zum Professor ernannt. 1844 ging er nach Gießen, wo er ein physiologisches Institut und ein anatomisches Theater errichtete, und 1855 nach München. 1878 trat er in den Ruhestand. Er schrieb: »Entwickelungsgeschichte der Säugetiere und des Menschen« (als 7. Band von Sömmerings Anatomie, Leipz. 1842), »des Kanincheneies« (Braunschw. 1843), »des Hundeeies« (das. 1845), »des Meerschweinchens« (Gießen 1852), »des Rehes« (das. 1854); »Beweis der von der Begattung unabhängigen periodischen Reifung und Loslösung der Eier der Säugetiere und der Menschen« (das. 1844); »Widerlegung und Bestätigung des Eindringens der Spermatozoiden in das Ei der Muscheln und der Frösche« (das. 1851); »Historisch-kritische Bemerkungen zu den neuesten Mitteilungen über die erste Entwickelung der Säugetiereier« (Münch. 1877); »Der Harnstoff als Maß des Stoffwechsels« (Gießen 1853); »Die Gesetze der Ernährung der Fleischfresser« (mit Von, Leipz. 1860); »Die Großhirnwindungen bei den Menschen« (Münch 1868); »Studium und Ausübung der Medizin durch Frauen« (das. 1872); »Führer bei Präparierübungen« (das. 1873; 4. Aufl. von Rüdinger, 1897). Außerdem lieferte er Beiträge zu Wagners und Burdachs »Physiologie«. Er wies auch (1837) die Gegenwart von freier Kohlensäure und Sauerstoff im Blute nach und lieferte Untersuchungen über den Unterschied zwischen dem Menschen und den höhern Affen. Vgl. Kupffer, Gedächtnisrede auf B. (Münch. 1884).

3) Joseph, unter dem Namen Konrad von Bolanden bekannter Romanschriftsteller, geb. 9. Aug. 1828 zu Niedergailbach in der Rheinpfalz, studierte seit 1849 katholische Theologie zu München, wurde 1852 als Domkaplan in Speyer angestellt, nach einigen Jahren als Administrator nach Kirchheimbolanden und von hier als Pfarrer nach Börrstadt am Donnersberg versetzt. Seit 1859 war er Pfarrer in Berghausen bei Speyer, bis er 1869 seinem Amt entsagte und sich privatisierend in Speyer niederließ, um sich ganzder Schriftstellerei zu widmen. Papst Pius IX. ernannte ihn 1872 zu seinem Wirklichen Geheimen Kammerherrn. B. war ungemein produktiv und hat in den katholischen Kreisen von ganz Europa Aufsehen erregt. Seine zum Teil vielfach ausgelegten Werke haben stark ausgesprochene ultramontane Tendenz. In den ersten Romanen: »Eine Brautfahrt« (Regensb. 1857) und »Franz von Sickingen« (das. 1859), stellte er die Reformation als gemeine Rebellion, als einen Ab- und Rückfall dar und schilderte Luther, Sickingen, Hutten etc. mit den grellsten Farben als moralisch Verworfene. Dann folgten: »Königin Bertha« (Regensb. 1860) und »Barbarossa« (das. 1862); ferner: »Die Aufgeklärten« (Mainz 1864) und »Historische Novellen über Friedrich II. und seine Zeit« (das. 1865–1866, 4 Bde.), worin der große Preußenkönig als eine Art politischen Räuberhauptmanns erscheint. Gegen die naturwissenschaftlichen Forschungen wendet sich »Angela« (Regensb. 1866), gegen den Liberalismus »Die Freidenker« (das. 1866), »Die Schwarzen und die Roten« (Mainz 1868), »Fortschrittlich« (das. 1870). Im gleichen Geist sind seine zahlreichen spätern Erzählungen gehalten. Von seinen kleinern Erzählungen hatten besonders »Der neue Gott«, »Der alte Gott«, »Kelle oder Kreuz« Erfolg.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Bischoff [5] — Bischoff, Georg Friedrich, geb. zu Ellrich am Harz 1780, st. 1841 als Musikdirector an der prot. Kirche zu Hildesheim. Gründer der deutschen Musikfeste, componirte auch einige Gesänge …   Herders Conversations-Lexikon

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