Bernhard [1]

Bernhard [1]

Bernhard, 1) Graf von Anhalt und Herzog von Sachsen, ein jüngerer Sohn Albrechts des Bären, geb. um 1140, gest. 1212 in Bernburg, zunächst Erbe eines Teiles der askanischen Allode, erhielt vom Kaiser Friedrich I. für die gegen Heinrich den Löwen geleisteten Dienste den Wittenberger Teil des Herzogtums Sachsen, kam jedoch nicht zu ruhigem Besitz. Nach Heinrichs VI. Tode lehnte er für sich die Bewerbung um die deutsche Krone ab, gab Philipp von Schwaben seine Stimme und erkannte erst nach dessen Ermordung 1208 Otto IV. als König an. Von seinen zwei Söhnen erhielt Heinrich das Stammland Anhalt, Albrecht das Herzogtum Sachsen. Vgl. Hahn, Die Söhne Albrechts des Bären (Berl. 1869).

2) B. I., Markgraf von Baden, geb. um 1360, gest. 1431, Sohn des Markgrafen Rudolf VI. (gest. 1372), traf im Heidelberger Erbvertrag 16. Okt. 1380 mit seinem Bruder Rudolf VII. das Abkommen, daß die badische Markgrafschaft nie unter mehr als zwei Linien geteilt, und daß innerhalb jeder das Recht der Erstgeburt gelten solle. Durch Landerwerbungen rundete B. sein Territorium so ab, daß er als der Begründer der badischen Herrschaft gelten darf. Vgl. Fester, Markgraf B. I. (Karlsr. 1896).

3) König von Italien, Sohn Pippins (gest. 810) und Enkel Karls d. Gr., ward von diesem zum König von Italien ernannt und 813 gekrönt. Durch die von Ludwig dem Frommen 817 vorgenommene Reichsteilung und die Übertragung des Kaisertums auf Lothar hielt sich B. für benachteiligt, empörte sich und wurde unter dem Schein von Unterhandlungen nach Chalon an der Saône gelockt, dort geblendet und starb 17. April 818. Ludwig der Fromme tat 822 dafür öffentliche Kirchenbuße.

4) B. II., Edler Herr zur Lippe, geb. um 1140, gest. 30. April 1224 in Selburg, schied nach dem Tode seines ältern Bruders aus dem geistlichen Stand und folgte seinem Vater Hermann I. 1167. Nachdem er Heinrich dem Löwen bis zu dessen Sturz treue Gefolgschaft geleistet hatte, trat er im Alter in das von ihm gestiftete Kloster Marienfeld, schloß sich dann seinem Landsmann Albert von Apeldorn, dem ersten Bischof Rigas, an, zog 1211 nach Livland, wo er Abt des Cistercienserklosters in Dünamünde wurde und 1217 ein neues Bistum zu Selburg (Semgallen) begründete. Ihm verdanken Lippstadt und Lemgo ihre Entstehung. Sein Leben ist Gegenstand eines um 1260 in lateinischer Sprache abgefaßten Heldengedichtes des Lippstädter Magisters Justinus u. d. T.: »Lippiflorium« (lat. und deutsch hrsg. von Althof, Leipz. 1900). Vgl. Scheffer-Boichorst, Herr B. von der Lippe (Detmold 1872).

5) Herzog von Sachsen-Meiningen, Stifter der meining. Linie des herzoglich sachsen-gothaischen Fürstenhauses, der dritte Sohn Herzog Ernsts des Frommen von Gotha, geb. 10. Sept. 1649, gest. 27. April 1706, erhielt in den 1670 und 1681 mit seinen sechs Brüdern geschlossenen Vergleichen den größten Teil der Landschaften, die jetzt das Herzogtum Meiningen bilden, und verlegte 1680 seine Residenz von Ichtershausen nach Meiningen. Trotz ausgesprochen kirchlicher Gesinnung hing er stark der Alchimie an und opferte große Summen seiner Soldatenliebhaberei.

6) B. II. Erich Freund, Herzog von Sachsen-Meiningen, geb. 17. Dez. 1800 in Meiningen, gest. 3. Dez. 1882, folgte seinem Vater, Herzog Georg, bereits 1803 (bis 1821 unter der Vormundschaft seiner Mutter) in der Regierung. 1824 ließ er die verbesserte landständische Verfassung ins Leben treten, vereinigte durch den nach dem Aussterben der sachsen-gothaischen Linie 12. Nov. 1826 geschlossenen Teilungsvertrag das Herzogtum Hildburghausen, das Fürstentum Saalfeld, das Amt Themar, die Grafschaft Kamburg und die Herrschaft Kranichfeld mit seinem Erbland und gab. 23. Aug. 1829 den vereinigten Ländern ein neues Grundgesetz. Im März 1848 kam er den Forderungen des Volkes durch Zugeständnisse zuvor, nahm die Reichsverfassung bereitwillig an und trat der Union bei. Später wendete er sich der großdeutschen Partei zu, protestierte gegen die von Koburg Gotha mit Preußen abgeschlossene Militärkonvention und stand 1866 auf seiten der Gegner Preußens. Auch bei den Friedensverhandlungen zeigte er sich dem Bei tritt zum Norddeutschen Bund so abgeneigt, daß 19. Sept. die preußischen Truppen abermals in Meiningen einrückten, worauf er 20. Sept. zugunsten de-Erbprinzen Georg abdankte. Vgl. Germann, B. Erich Freund (Leipz. 1900).

7) Erbprinz von Sachsen-Meiningen, geb. 1. April 1851 in Meiningen, Sohn des Herzogs Georg II. und der Prinzessin Charlotte von Preußen, war 1870 Ordonnanzoffizier bei der 4. Kavalleriedivision, ward 1878 Major im 1. Garderegiment in Potsdam, 1882 in den Großen Generalstab versetzt. 1887 Kommandeur des Kaiser Franz-Regiments, 1889 der 4. Gardeinfanteriebrigade, 1891 der 2. Gardeinfanteriedivision, 1893 der 22. Division (Kassel) und wurde 1894 zum kommandierenden General des 6. Armeekorps in Breslau und zum General der Infanterie ernannt. Seit 18. Febr. 1878 ist er mit der Prinzessin Charlotte von Preußen, ältesten Schwester Kaiser Wilhelms II., vermählt; das einzige Kind ist die Prinzessin Feodora (geb. 12. Mai 1879).

8) Herzog von Sachsen-Weimar, Held des Dreißigjährigen Krieges, geb. 16. Aug. 1604 in Weimar, gest. 18. Juli 1639, der jüngste Sohn Herzogs Johann III. von Sachsen-Weimar. Im ersten Lebensjahr seines Vaters beraubt, verlor er, noch nicht 13 Jahre alt, seine Mutter Sophie Dorothea, die im Verein mit dem Geschichtschreiber Hortleder (s. d.) seine Erziehung trefflich geleitet hatte. Er verließ die Universität Jena und lebte am Hofe seines Vetters, des Herzogs Johann Kasimir von Koburg. Seine kriegerische Laufbahn begann er unter Ernst v. Mansfeld (s. d.), focht 1622 bei Wiesloch, dann bei Wimpfen unter Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach und 1623 mit seinem Bruder Wilhelm unter Christian von Braunschweig (s. d.) bei Stadtlohn. 1625 trat B. als Oberst in das Heer des Königs Christian IV. von Dänemark, suchte zwar, 1627 in Holstein geschlagen, die Verzeihung des Kaisers, nahm aber dann am Krieg in Holland teil. Bei Gustav Adolfs Erscheinen 1630 stellte er sich sofort auf seine Seite und wurde nach dem Tressen bei Werben (28. Juli 1631) Oberster über die Garde zu Pferde, kämpfte bei Landgraf Wilhelms Heer in Hessen und begleitete darauf den König auf seinem Siegeszug durch Franken, an den Rhein und nach Bayern. An dem Sturm auf Wallensteins Stellung bei Nürnberg 24. Aug. 1632 nahm B. rühmlichen Anteil, blieb dann zur Deckung Frankens zurück, stieß aber bei Arnstadt wieder zum König, als dieser im Oktober nach Sachsen gegen Wallenstein zog. In der Schlacht bei Lützen übernahm er nach Gustav Adolfs Tode den Oberbefehl und errang den Sieg. noch 1632 vertrieb er die Kaiserlichen aus Sachsen und erhielt Anfang 1633 von Oxenstierna den Oberbefehl in Franken. In Bayern schlug er Johann von Werth, eroberte Eichstätt und setzte durch, daß ihm Oxenstierna, angeblich in Erfüllung eines von Gustav Adolf gegebenen Versprechens, ein meist aus bambergischen und würzburgischen Gebieten gebildetes Herzogtum Franken zu Frankfurt 10. Juli 1633 als schwedisches Lehen förmlich übertrug; mit seiner Verwaltung betraute er seinen Bruder Ernst. Eine seiner glänzendsten Waffentaten war die Eroberung von Regensburg 4. Nov. 1633, aber die Niederlage bei Nördlingen 6. Sept. 1634 durch Gallas gab den Kaiserlichen das Übergewicht in Oberdeutschland zurück und kostete ihm sein Herzogtum.

Obwohl zum General über das Heer der Heilbronner Verbündeten ernannt, aber von Oxenstierna beargwöhnt, trat er zu St.-Germain-en-Laye (27. Okt. 1635) in den Dienst Frankreichs: Richelieu sagte ihm auf die Dauer des Krieges 4 Mill. Livres jährliche Subsidien zur Unterhaltung eines Heeres von 12,000 Mann zu Fuß und 6000 Reitern mit der nötigen Artillerie zu. Insgeheim wurde ihm das Elsaß, einschließlich der Vogtei Hagenau, oder eine angemessene Vergütung zugesichert. Wegen der Subsidienzahlung kam es wiederholt zum Streit; B. konnte auch wegen seiner Doppelstellung als schwedischer General und französischer Söldner nicht selbständig operieren. Auf französischen Wunsch wendete er sich nach Hochburgund gegen den kaiserlichen General Savelli und besiegte den Herzog von Lothringen 24. Juni zwischen Gray und Besançon, und es folgten verschiedene kleine Operationen am Oberrhein. Nach kurzem Winterquartier im Mömpelgardschen begann B. den Feldzug schon im Januar 1638 aufs neue, setzte 20. über den Rhein, bemächtigte sich Säckingens und Laufenburgs, belagerte Rheinfelden und besiegte die ihm überlegenen Kaiserlichen unter Savelli und Johann von Werth, die beide gefangen wurden, 21. Febr. Rheinfelden, Röteln und Freiburg wurden eingenommen (März), und die Belagerung des für unüberwindlich gehaltenen Breisach begann. Die von dem kaiserlichen General Götz versuchte Entsetzung vereitelte B. durch den Sieg bei Wittenweier (30. Juli 1638), ebenso zwei andre Entsatzversuche, und so mußte das von Reinach bis aufs äußerste verteidigte Breisach i. Dez. 1638 kapitulieren. B. wollte Breisach zum Mittel- und Stützpunkt einer selbständigen Herrschaft machen und dachte nicht daran, es an Frankreich auszuliefern. Den Winter verbrachte er in Hochburgund, kehrte im April 1639 nach Breisach zurück und starb unter Vorbereitungen zu einem neuen Feldzug in Neuburg a. Rh. Über sein Erbe entstand ein langwieriger Streit unter allen Kriegsmächten. Der Kommandant von Breisach, Erlach, überließ Bernhards Eroberungen und Kriegsvölker gegen Verwilligung eines Jahrgeldes und des französischen Bürgerrechts an Frankreich. Indes gingen Bernhards Regimenter später größtenteils zu den Schweden über. Bernhards Leichnam wurde 15. Sept. 1655 aus Breisach nach Weimar gebracht. Mosen, Genast, Gottschall und Jacobi haben Bernhards Schicksal dramatisch behandelt. Vgl. Rose, Herzog B. der Große von Sachsen-Weimar (Weim. 1829, 2 Bde.).

9) Karl B., Herzog von Sachsen-Weima r,;weiter Sohn des Großherzogs Karl August, geb. 30. Mai 1792 in Weimar, gest. 3. Juli 1862 in Bad Liebenstein, focht unter Fürst Hohenlohe im Feldzug von 1806, trat dann in sächsische Dienste, nahm 1809 als Major beim Generalstab Bernadottes am Feldzuge gegen Österreich teil, hielt sich aber nun bis nach der Schlacht bei Leipzig vom Kampfe fern. Unter seinem Vater, der ein Armeekorps der Verbündeten befehligte, beteiligte er sich als Oberst am Winterfeldzug von 1814 in den Niederlanden und in Flandern, nahm 1815 niederländische Dienste, kämpfte bei Quatrebras und Waterloo und wurde 1816 Generalmajor, 1829 Divisionär. Als solcher hatte er seinen Sitz in Gent, mußte aber beim Ausbruch der belgischen Revolution im September 1830 vor den Aufständischen nach Antwerpen zurückweichen. Als Generalleutnant mit der Führung des linken Flügels der holländischen Truppen betraut, schlug er 1831 die Belgier bei Löwen. 1848–53 war er Oberbefehlshaber der holländischen Kolonialtruppen in Niederländisch-Indien. Seitdem lebte er abwechselnd im Haag und in Weimar. Sein während einer 1825–26 unternommenen Reise durch Nordamerika geführtes Tagebuch veröffentlichte H. Luden (Weim. 1828, 2 Bde.). Der Herzog selbst hat ein »Précis de la campagne de Java en 1811« (Haag 1834) herausgegeben. Vgl. Starklof, Das Leben des Herzogs B. von Sachsen-Weimar-Eisenach (Gotha 1865–66, 2 Bde.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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