- Arnstadt
Arnstadt, Hauptstadt der schwarzburg-sondershaus. Oberherrschaft, an der Gera, Knotenpunkt an der Linie Neudietendorf-Ilmenau der Preußischen Staatsbahn, 282 m ü. M., hat ein fürstliches Schloß mit Porzellan- und Gemäldesammlung und großartigem Turm der 1560 erbauten, 1798 zusammengestürzten Hofburg, 5 Kirchen (4 evangelische und eine katholische), darunter die evangelische restaurierte Liebfrauenkirche mit romanischem Portal (angeblich von 970) und zwei achteckigen Türmen aus frühgotischer Zeit, ein altes Rathaus (1581 erbaut) und (1900) 14,411 meist evangelische Einwohner.
Die Industrie erstreckt sich auf Eisen- und Metallgießerei, Fabrikation von Handschuhen, Leder- und Schuhwaren, Feuerspritzen, Gummiwaren, Fleischerei- und Schuhmacherartikeln, Papier, Wäsche, Brückenwagen, Geldschränken etc., Handelsmüllerei, Mineralmühlen, Bierbrauerei, Kunst- und Handelsgärtnerei etc. In der Nähe befinden sich reiche Steinsalzlager (Saline Arnshall) mit Solbad. A. ist Sitz eines Landratsamts, eines Amtsgerichts und hat ein Gymnasium und eine Realschule. In der Umgebung sind der schöne Schloßgarten, der Fürstenberg, die Eremitage, die Alteburg (mit dem 1902 eröffneten Kaiserturm) und die Reste der Käfernburg bemerkenswert. – Auf dem Reichstag zu A. 954 unterwarfen sich die aufständischen Herzöge Ludolf und Konrad dem König Otto I. Später gehörte A., das 1266 Stadtrecht erhielt, teils zur Abtei Hersfeld, teils den Grafen von Käfernburg, bis es 1306 durch Kauf an die Grafen von Schwarzburg kam, die bis 1716 hier residierten. A. ist merkwürdig als Wohnort J. S. Bachs (s. d.), des Schriftstellers W. Alexis (W. Häring), der 1871 in A. starb (Denkmal), und der Romanschriftstellerin E. Marlitt (E. John). Vgl. Hesse, Arnstadts Vorzeit und Gegenwart (Arnst. 1842); W. Alexis, A., ein Bild aus Thüringen (1851); Glöckner, Solbad A. (Arnst. 1883); »Alt-Arnstadt. Beiträge zur Heimatkunde von A.« (das. 1901 ff.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.