Mayer

Mayer

Mayer, 1) Christian, Astronom, geb. 20. Aug. 1719 zu Mederitz in Mähren, gest. 16. April 1783 in Mannheim, trat in den Jesuitenorden und wurde später Professor der Mathematik in Heidelberg und kurpfälzischer Hofastronom in Schwetzingen und dann in Mannheim. In seiner Schrift »Gründliche Verteidigung neuer Beobachtungen von Fixsterntrabanten« (Mannh. 1778) spricht er zuerst die Ansicht aus, daß die Mehrzahl der Doppelsterne physische Systeme bildeten.

2) Johann Tobias, Astronom, geb. 17. Febr. 1723 zu Marbach in Württemberg, gest. 20. Febr. 1762, bildete sich in Eßlingen als Autodidakt zu einem ausgezeichneten Mathematiker, trat 1746 in das Homannsche Landkarteninstitut zu Nürnberg, wo er sich um die Verbesserung der Landkarten verdient machte, und ward 1751 Professor der Mathematik in Göttingen. M. war einer der tüchtigsten Astronomen des 18. Jahrh.; seine Mondtafeln (1752–53) und seine Methode der Längenbestimmung zur See haben ihm dauernden Ruhm gesichert, auch lieferte er eine zwar kleine, aber auf Koordinatenmessungen beruhende vorzügliche Mondkarte, verbesserte die Winkelinstrumente, führte den Multiplikationskreis ein, gab eine Theorie der Refraktion und der Finsternisse und führte Fixsternbeobachtungen aus, die zu den genauesten ihrer Zeit gehören und, von Auwers neu reduziert, als »Tobias Mayers Sternverzeichnis« (Leipz. 1894) herausgegeben wurden. Nach Mayers Tode veröffentlichte die britische Admiralität noch seine »Theoria lunae juxta systema Newtonianum« (Lond. 1767) und »Tabulae motuum solis et lunae novae et correctae, quibus accedit methodus longitudinum promota« (das. 1770). Eine Anzahl nachgelassener Schriften Mayers gab Lichtenberg als »Opera inedita« (Götting. 1775) heraus, die seine berühmte Mondkarte sowie die »Observationes astronomiae quadrante murali habitae in observatorio Goettingensi« enthalten; eine neue Auflage der letztern erschien 1826 in London.

3) Karl, Dichter, geb. 22. März 1786 zu Neckarbischofsheim in Württemberg, gest. 25. Febr. 1870 in Tübingen, widmete sich der Rechtswissenschaft, wurde 1824 Oberjustizrat und Oberamtsrichter in Waiblingen, 1833 Mitglied der Zweiten Kammer, wo er mit Schott, Uhland und Pfizer zur liberalen Opposition gehörte, 1843 Oberjustizrat bei dem Zivilsenat des Gerichtshofs für den Schwarzwaldkreis in Tübingen. Als Dichter zur sogen. schwäbischen Schule gehörig, machte er sich bekannt durch zahlreiche, u. d. T.: »Lieder« (Stuttg. 1833, in 3. Ausg. als »Gedichte« 1864) gesammelte lyrische Gedichte, sinnige Naturbilder von echt poetischer Wahrheit und großem Wohllaut der Sprache. Außerdem veröffentlichte er: »Lenaus Briefe an einen Freund« (2. Aufl., Stuttg. 1853), die Biographie Uhlands im »Album schwäbischer Dichter« (1. Heft, Tübing. 1861) sowie das umfassendere Werk »Ludwig Uhland, seine Freunde und Zeitgenossen« (Stuttg. 1867, 2 Bde.). Seine Selbstbiographie erschien im 3. Hefte des genannten »Albums« (1864).

4) Julius Robert von, Naturforscher, geb. 25. Nov. 1814 in Heilbronn, gest. daselbst 20. März 1878, studierte 1832–37 in Tübingen Medizin, ging zu weiterer Ausbildung nach München und Paris, 1840 als Schiffsarzt nach Batavia und ließ sich 1841 als Arzt in seiner Vaterstadt nieder. 1867 erhielt er den persönlichen Adel. Er stellte in seiner Abhandlung »Bemerkungen über die Kräfte der unbelebten Natur« (Liebigs »Annalen«, Bd. 42, 1842) das Prinzip von der Erhaltung der Kraft oder genauer der Energie in voller Allgemeinheit auf und folgerte aus demselben die Äquivalenz von Wärme und Arbeit und berechnete das mechanische Äquivalent der Wärme. Den Ausgangspunkt seiner genialen Schlüsse hatte die Beobachtung gebildet, daß das aus der Armvene entnommene Blut bei Aderlässen in Batavia eine weit hellere Röte zeigte als das Venenblut in unserm kältern Klima. Reich an originellen Gedanken, verfolgte er in seinen spätern Schriften (»Die organische Bewegung in ihrem Zusammenhang mit dem Stoffwechsel«, Heilbr. 1845; »Beiträge zur Dynamik des Himmels«, das. 1848; »Bemerkungen über das mechanische Äquivalent der Wärme«, das. 1851; »Über das Fieber«, 1862; »Naturwissenschaftliche Vorträge«, Stuttg. 1871; »Die Torricellische Leere und über Aus lösung«, das. 1876) das aufgestellte Prinzip in der organischen wie anorganischen Natur mit Kühnheit und Scharfsinn bis in seine äußersten Konsequenzen. Seine gesammelten Schriften gab er u. d. T.: »Die Mechanik der Wärme« heraus (Stuttg. 1867, 3. ergänzte und mit historisch-literarischen Mitteilungen versehene Auflage von Weyrauch, 1893). Außerdem erschienen: »Kleinere Schriften und Briefe von Robert M. nebst Mitteilungen aus seinem Leben« (hrsg. von Weyrauch, Stuttg. 1893) und »Robert v. M. über die Erhaltung der Energie«, Briefwechsel mit W. Griesinger (hrsg. von Preyer, Berl. 1889). Vgl. Dühring, Robert M., der Galilei des 19. Jahrhunderts (Chemnitz 1879; 2. Aufl., Leipz. 1904; 2. Teil, das. 1895); Weyrauch, Robert M. (Stuttg. 1890); Groß, Robert M. und Hermann v. Helmholtz (Berl. 1898); Friedländer, Julius Robert M. (Leipz. 1905). Ein Denkmal (Marmorbüste von Kopp) wurde ihm vor dem Polytechnikum in Stuttgart 1889, ein Bronzestandbild (von Rümann) 1892 in Heilbronn errichtet.

5) Friedrich Karl, Maler, geb. 3. Jan. 1824 in Tölz, gest. 24. Jan. 1903 in München, besuchte 1844–48 die Kunstakademie in München und ließ sich nach einer längern Studienreise in Nürnberg nieder, wo er 1855 Professor für Ornamentzeichnen an der Kunstgewerbeschule wurde. Zu seinen Architekturgemälden, meist Innenräumen bei seiner Beleuchtung durch Sonnenlicht, nahm er die Motive gewöhnlich aus Nürnberg und Augsburg. Seine Hauptwerke sind: das Sakramentshaus der Lorenzkirche in Nürnberg, das Sebaldusgrab, das Rathaus in Braunschweig, das Chor des Augsburger Doms, Partie aus dem Dom in Magdeburg, das Brauttor der Sebalduskirche in Nürnberg, aus dem Münster in Ulm, Ausgang zum Rathaus in Görlitz, aus dem Dom in Halberstadt und Inneres der Frauenkirche in München. M. hat auch Entwürfe für kunstgewerbliche Gegenstände geliefert. In den letzten Jahren lebte er, nachdem er sein Amt niedergelegt, in München.

6) Adolf, Agrikulturchemiker, geb. 9. Aug. 1843 in Oldenburg, studierte in Karlsruhe, Heidelberg, Gent und Halle, wurde 1867 Assistent an der Agrikulturchemischen Versuchsstation in Karlsruhe, habilitierte sich 1868 als Privatdozent in Heidelberg, wurde daselbst 1875 Professor und ging 1876 zur Begründung des Versuchswesens und als Lehrer an die Rykslandbouwschool nach Wageningen in Holland. 1889 wurde er Präsident des Kollegiums der holländischen Versuchsstationsvorstände. M. lieferte Arbeiten über Gärung, Assimilation, Pflanzenatmung und schrieb: »Lehrbuch der Agrikulturchemie« (Heidelb. 1870–71; 5. Aufl. 1901–02, 3 Bde.); »Lehrbuch der Gärungschemie« (das. 1874, 3. Ausg. mit Nachtrag 1879); »Die Lehre von den chemischen Fermenten oder Enzymologie« (das. 1882); »Die Quellen der wirtschaftlichen Arbeit in der Natur« (2. Ausg., das. 1884); »Die Kunstbutter« (das. 1884); »Die Ernährung der landwirtschaftlichen Kulturpflanze« (2. Aufl., Berl. 1898); »Resultate der Agrikulturchemie« (Heidelb. 1903); »Lehrbuch der Agrikulturchemie in Vorlesungen« (das. 1905); »Los vom Materialismus« (das. 1905) u. a.

7) Otto, Staatsrechtslehrer, geb. 29. März 1846 zu Fürth in Bayern, wurde 1872 erster deutscher Advokat zu Mülhausen im Elsaß, 1881 Privatdozent in Straßburg, 1882 außerordentlicher und 1887 ordentlicher Professor daselbst; 1895 wurde er Mitglied des Oberkonsistoriums der Kirche augsburgischer Konfession in Straßburg, 1896 Mitglied des Gemeinderats, 1898 Beigeordneter des Bürgermeisters in Straßburg. 1903 ging er als Professor des Verwaltungsrechts nach Leipzig. Er schrieb unter anderm: »Die justa causa bei Tradition und Usukapion« (Erlang. 1871); »Die dingliche Wirkung der Obligation« (das. 1879); »Theorie des französischen Verwaltungsrechts« (Straßb. 1886); »Deutsches Verwaltungsrecht« (Leipz. 1895–96, 2 Bde.) und ist Mitherausgeber des »Archivs für öffentliches Recht«.


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