Gedanke

Gedanke

Gedanke ist im engern Sinne jede vermittelst des Denkprozesses aus der Sphäre der Anschauung und Empfindung in die des Begriffs, des Urteils und des Schlusses erhobene Vorstellung; im weitern Sinn aber jede Vorstellung, deren Gegenstand nicht direkt in der sinnlichen Wahrnehmung gegeben oder für sie vielleicht ganz unzugänglich ist, also sowohl das vermittelst der Erinnerungskraft als auch das vermittelst der Phantasie Vorgestellte. Überall, wo sich geistiges Leben regt und betätigt, werden sich auch Gedanken einstellen, und von Gedankenlosigkeit könnte man genau genommen nur da reden, wo vollkommener Blödsinn den Geist gefangen hält. Gewöhnlich aber nimmt man dies Wort in relativem Sinne, so daß man darunter entweder den Mangel an Herrschaft über die in der Seele entstehenden oder sich ihr aufdrängenden Vorstellungen und die infolge davon fehlende gesetz- und zweckmäßige Verknüpfung der Gedanken, oder große Trägheit und Langsamkeit des Laufes und Fortschrittes der Vorstellungen, Begriffe, Urteile und Schlüsse, oder endlich den Mangel an lebendigen, selbständig gewonnenen und entwickelten Gedanken und Gedankenverbindungen versteht. In Gedanken sein heißt eigentlich in seine Gedanken vertieft oder verloren sein, so daß man auf die äußern Dinge nicht acht hat; doch sagt man auch von Zerstreuten, die nicht denken, sondern träumen, daß sie in Gedanken seien. Habituell gewordene Gedanken, deren wir uns nicht mehr zu erwehren, nach zu entledigen vermögen, gehen in »fixe Ideen« (s.d.) über. Vgl. Idee.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Gedanke — Sm std. (8. Jh.), mhd. gedanc, ahd. gidanc, as. githanko Stammwort. Aus wg. * ga þanka /ōn m. Gedanke , auch in ae. geþonc m./n.; offenbar altes Verbalabstraktum zu denken, da es dessen j Suffix nicht übernimmt. Die schwachen Flexionsformen sind… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Gedanke — Gedanke: Das Substantiv mhd. gedanc, ahd. gidanc (entsprechend aengl. geđonc »Gedanke«) ist eine Bildung zu dem unter ↑ denken behandelten Verb. – Zus.: Gedankenfreiheit (18. Jh.; eigentlich »Freiheit, Gedanken zu äußern«); Gedankensplitter (↑… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Gedanke — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Auch: • Idee • Einfall • Ahnung • Überlegung • Vorstellung Bsp.: • …   Deutsch Wörterbuch

  • Gedanke — Gedanke, 1) jede Vorstellung, welche nicht der sinnlichen Wahrnehmung entnommen ist; daher spricht man von Gedankendingen, im Gegensatz zu wirklichen Dingen; 2) das Erzeugniß des Denkens als Begriff, Urtheil u. Schluß. Gedankenfolge (Gedankengang …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Gedanke — (lat. cogitatum, frz. pensée, engl. thougth), heißt im allgem. Sinne das, was gedacht wird, somit jede Frucht des Denkvermögens: Vorstellung, Begriff, Urtheil, Schluß, Idee. G.nding, ein G., welchem nichts Wirkliches entspricht. In der… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Gedanke — ↑Aphorismus, ↑Idee, ↑Inspiration, ↑Noema, ↑Notio …   Das große Fremdwörterbuch

  • Gedanke — (der) …   Kölsch Dialekt Lexikon

  • Gedanke — Der Ausdruck Gedanke ist sowohl umgangssprachlich als auch wissenschaftssprachlich mehrdeutig. Umgangssprachlich bedeutet Gedanke das, was gedacht worden ist oder das Denken an etwas; eine Meinung, eine Ansicht oder einen Einfall oder einen… …   Deutsch Wikipedia

  • Gedanke — Eingebung; Geistesblitz (umgangssprachlich); Einfall; Idee; Erleuchtung; Flause; Impuls; Inspiration; Intuition; Anwandlung; Anregung; …   Universal-Lexikon

  • Gedanke — 1. An gedancken geht viel ein, wie am rohen Duch. – Lehmann, 240, 45. 2. An gedancken vnd geneetem Tuch geht viel ab. – Gruter, III, 6. 3. An (eigenen) Gedanken und gespanntem Tuche gehet viel abe. – Luther in der Auslegung des 7. Kap. Johannis,… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

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