Polytechnĭkum

Polytechnĭkum

Polytechnĭkum (griech.-lat., »vielseitige Kunstanstalt«), älterer Name der Technischen Hochschulen (»polytechnischen Schulen«), auch durch diese neuere amtliche Bezeichnung nicht völlig verdrängt. Die älteste derartige Anstalt war die Polytechnische Schule (École polytechnique) in Paris (1794; vgl. Pinet, Histoire de l'École polytechnique, Par. 1886). Diese beschränkte sich zunächst auf die allgemeine mathematisch-technische Vorbildung und gab für die letzte Fachausbildung ihre Studierenden an besondere Fachschulen ab (École des ponts et chaussées, École des mines etc.). Nach ihrem Muster entstanden die nächsten »polytechnischen Institute« in Österreich (Prag 1806, Wien 1815). In Preußen war bereits 1799 die königliche Bauakademie in Berlin begründet, der 1821 unter Ch. W. Beuths Einfluß das Technische Institut daselbst (1827 Gewerbeinstitut, 1866 Gewerbeakademie) ergänzend zur Seite trat. Beide wurden 1879 zur Technischen Hochschule in Charlottenburg vereinigt. Zwischen 1825 und 1850 entstand in den deutschen Mittelstaaten eine Reihe technischer Bildungsanstalten, die zunächst den mittlern gewerblichen Unterricht mit der höhern technisch-wissenschaftlichen Bildung zu vereinigen strebten, allmählich aber zu wirklichen Technischen Hochschulen heranwuchsen; so die Polytechnische Schule in Karlsruhe, die Technische Bildungsanstalt in Dresden, die »höhern Gewerbeschulen« in Darmstadt und Hannover, die Polytechnischen Schulen in München und Stuttgart. Besondern Ruf genossen die Polytechnische Schule in Karlsruhe durch Redtenbachers (s. d.) bahnbrechende Wirksamkeit und die in Hannover unter Karmarsch (s. d.). Besonders entscheidend für den weitern Fortschritt ward das eidgenössische P. in Zürich (1856). In ihm stellte die Schweiz das erste Muster einer Technischen Hochschule nach Art der deutschen Universitäten auf. Nach und nach sind diesem Vorgang alle beteiligten deutschen Staaten gefolgt; zuerst Bayern durch Vereinigung seiner drei Polytechnischen Schulen (München, Augsburg, Nürnberg) zu seiner Technischen Hochschule in München (1868). Näheres s. Technische Hochschulen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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