- Pfizer
Pfizer, 1) Paul Achatius, Publizist, geb. 12. Sept 1801 in Stuttgart, gest. 30. Juli 1867 in Tübingen, studierte die Rechte, wurde 1827 Oberjustizassessor in Tübingen, 1831 aber wegen seiner Schrift »Briefwechsel zweier Deutschen« (Stuttg. 1831, 2. Aufl. 1832), worin er den Anschluß an Preußen empfahl, aus dem Staatsdienst entlassen. Ende 1831 von der Stadt Tübingen in die Zweite Kammer gewählt, glänzte er als einer der beredtesten Wortführer der Opposition und blieb bis 1838 Abgeordneter. P. widmete sich nun publizistischen und philosophischen Studien (»Gedanken über Recht, Staat und Kirche«, Stuttg. 1842, 2 Bde.), ward 1847 Stadtrat und Vorstand des Handelsschiedsgerichts in Stuttgart, trat im März 1848 als Kultusminister in das Kabinett ein, legte jedoch das Portefeuille schon im August nieder und war bis 1858 Oberjustizrat in Tübingen. Von seinen durch Dialektik und Eleganz der Darstellung ausgezeichneten Schriften sind noch hervorzuheben: »Gedanken über das Ziel und die Aufgaben des deutschen Liberalismus« (Tübing. 1832); »Über die Entwickelung des öffentlichen Rechts in Deutschland« (Stuttg. 1835); »Das Recht der Steuerverwilligung« (das. 1839); »Zur deutschen Verfassungsfrage« (das. 1862). Vgl. W. Lang, Von und aus Schwaben, Heft 1 (Stuttg. 1885).
2) Gustav, lyrischer Dichter und Kritiker, Bruder des vorigen, geb. 29. Juli 1807 in Stuttgart, gest. daselbst 19. Juli 1890, studierte im Tübinger Stift, wo er auch längere Zeit als Repetent fungierte, und war seit 1846 Professor am Stuttgarter Obergymnasium. Einen Namen erwarb er sich zuerst durch seine »Gedichte« (Stuttg. 1831), denen er nach einer italienischen Reise eine zweite Sammlung (das. 1835) folgen ließ. Dann schrieb er: »Martin Luthers Leben« (Stuttg. 1836), »Dichtungen epischer und episch-lyrischer Gattung« (das. 1840, darin das größere Gedicht »Die Tatarenschlacht«), das Gedicht »Der Welsche und der Deutsche. Äneas Sylvius Piccolomini und Gregor von Heimburg« (das. 1844) und die durch gute Darstellung ausgezeichnete »Geschichte Alexanders d. Gr. für die Jugend« (das. 1846) sowie die »Geschichte der Griechen für die reifere Jugend« (das. 1847). 1836 übernahm P. die Leitung der »Blätter zur Kunde der Literatur des Auslandes« und 1838 die des lyrischen Teiles des »Morgenblattes«, während er sich zugleich an Übersetzungen von Bulwers und Byrons Werken beteiligte. Als Kritiker führte er sich ein durch seine Schrift »Uhland und Rückert« (Stuttg. 1837) und durch seine Beurteilung von Heines Schriften und Tendenz in der »Deutschen Viertelsjahrsschrift«, wofür sich Heine durch seinen »Schwabenspiegel« rächte. P. unterscheidet sich von den übrigen Dich lern der schwäbischen Schule wesentlich durch den vorwaltend reflektierenden Charakter seiner Poesien. 1848 wurde er als Vertrauensmann in das Märzministerium berufen, schied aber bald wieder aus. Politisch bekannte er sich, auch in einigen Schriften, zu den Anschauungen seines Bruders. Anonym veröffentlichte er: »Gereimte Rätsel aus dem Deutschen Reich« (Berl. 1876).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.