Napier [2]

Napier [2]

Napier (spr. nēpĭ-ĕr), 1) John (meist Neper, Nepper, Nepair), Gutsherr von Merchiston, Mathematiker, Haupterfinder der Logarithmen, geb. 1550 in Merchiston Castle bei Edinburg, gest. daselbst 4. April 1617, studierte im College von St. Andrews und im Ausland, kehrte 1571 nach Schottland zurück und widmete sich mathematischen und astronomischen Forschungen. Als eifriger Puritaner veröffentlichte er: »A plaine discovery of the whole Revelation of St. John« (Edinb. 1594, auch franz. und deutsch und wiederholt aufgelegt). Es scheint erwiesen, daß N. bereits 1594, also unabhängig von Jobst Bürgi, die Grundgedanken der Logarithmenrechnung gehabt hat, jedenfalls veröffentlichte er die erste Logarithmentafel: »Mirifici logarithmorum canonis descriptio« (Edinb. 1614), deren zweiter Auflage (1619) sein Sohn Robert eine ältere Schrift Nepers: »Mirifici logarithmorum canonis constructio«, und Anmerkungen von Briggs (s. d.) beifügte. Die Neperschen Rechenstäbchen zur mechanischen Ausführung der Multiplikation und Division verloren durch die Logarithmen ihren Wert. Von bleibendem Werte für Astronomie und Trigonometrie sind dagegen die Neperschen Analogien, Formeln, mittels deren aus einer Seite eines sphärischen Dreiecks und den beiden anliegenden Winkeln, bez. Winkel und anliegenden Seiten, die beiden andern Winkel, bez. Seiten, berechnet werden. 1834 veröffentlichte ein Nachkomme, Mark N., die »Memoirs of John N. of Merchiston« und 1839 dessen unveröffentlichte Manuskripte, von denen eins, »De arte logistica«, zeigt, daß N. bereits 1573 imaginäre Wurzeln kannte. Vgl. Gravelaar, John Napiers Werken (in den Verhandlungen der Akademie der Wissenschaften, Amsterd. 1899).

2) Sir Charles James, brit. General, geb. 10. Aug. 1782 in London, gest. 29. Aug. 1853, in weiblicher Linie von dem vorigen abstammend, trat im zwölften Jahr in die englische Armee, nahm 1798 an den Operationen gegen die irischen Insurgenten teil und avancierte 1811 zum Oberstleutnant. Im Krieg auf der Pyrenäischen Halbinsel gegen die Franzosen sowie im amerikanischen Feldzug zeichnete er sich aus, wurde nach dem Frieden von 1815 Oberst und war 1822–30 Gouverneur von Kephallinia. 1837 ward er Generalmajor, 1841 erhielt er ein Kommando in Ostindien und bald darauf den Oberbefehl in Sind und Belutschistan, wo er durch die Siege bei Meanee 17. Febr. 1843 und bei Haidarabad 24. März 1844 die Macht der Emire von Sind vernichtete, die Belutschen zähmte und 1845 die Unterwerfung des Landes vollendete. Da die Ostindische Kompanie sein energisches Verfahren mißbilligte, ward er 1847 abberufen, übernahm 1849, inzwischen zum Generalleutnant ernannt, abermals das Kommando der indischen Truppen, geriet aber in einen Konflikt mit dem Generalgouverneur und kehrte 1851 nach England zurück. Er schrieb unter anderm: »Lights and shades of military life« (Lond. 1851, 2. Aufl. 1853) und »Letter on the defence of England by corps of volunteers and militia« (das. 1852; deutsch, Braunschw. 1852). Vgl. W. Napier, The life and opinions of Sir Charles James N. (Lond. 1857, 4 Bde.); W. N. Bruce, Life of general Sir Charles N. (das. 1885); Butler, Sir Charles N. (das. 1890).

3) Sir George Thomas, brit. General, Bruder des vorigen, geb. 30. Juni 1784, gest. 16. Sept. 1855, zeichnete sich in den spanischen Feldzügen aus, verlor 1812 beim Sturm auf Ciudad Rodrigo den rechten Arm, kehrte aber schon 1814 zum Heere zurück. 1837 bis 1843 war er als Generalmajor Gouverneur des Kaplandes, um das er sich durch energische Maßregeln gegen die unruhigen Kaffern, Vertreibung der Buren aus Natal und Einführung der Munizipalverfassung verdient machte. 1854 wurde er zum General ernannt. Vgl. »Passages in the military life of General Sir George Thomas N., written by himself« (2. Aufl., Lond. 1886).

4) Sir William Francis Patrick, brit. General, Bruder des vorigen, geb. 17. Dez. 1785 in der irischen Grafschaft Kildare, gest. 12. Febr. 1860, trat 1800 in die Armee und nahm 1808–14 an den Feldzügen auf der Pyrenäischen Halbinsel teil. Er wurde 1841 Generalmajor und fungierte 1842–48 als Gouverneur von Guernsey. 1851 ward er zum Generalleutnant und 1859 zum General ernannt. Sein Hauptwerk ist: »History of the war in the Peninsula« (Lond. 1828–40, 6 Bde.; neue Ausg. 1890, 6 Bde., und 1893, 3 Bde.), eins der besten Werke der kriegsgeschichtlichen englischen Literatur. Ein Auszug ist daraus: »English battles and sieges in the Peninsula« (neue Ausg., Lond. 1889). Die Taten seines Bruders, dessen Leben er beschrieb (s. oben: Napier 2), feiern: »The conquest of Scinde« (Lond. 1845) und »History of General Sir Charles Napier's administration of Scinde« (das. 1851). Vgl. H. A. Bruce, Life of General Sir W. N. (London 1864, 2 Bde.).

5) Sir Charles, brit. Vizeadmiral, geb. 6. März 1786 zu Falkirk in Schottland, gest. 6. Nov. 1860 auf seinem Landsitz Merchiston Hall in Hampshire, Vetter des vorigen, trat 1799 in den Seedienst und wurde 1809 nach einem glänzenden Kampfe bei Guadeloupe zum Kapitän ernannt, aber bald danach auf Halbsold gestellt. Er wohnte darauf als Freiwilliger dem Feldzug auf der Pyrenäischen Halbinsel bei, erhielt aber 1811 wieder das Kommando einer Fregatte, mit der er sich bei der Expedition an den neapolitanischen Küsten großen Ruhm erwarb. Infolge der Eroberung der Insel Ponza bei Gaeta verlieh ihm der König Ferdinand von Sizilien den Titel eines Cavaliere di Ponza. 1833 trat er als Admiral in die Dienste Dom Pedros von Portugal, der ihn für seinen glänzenden Sieg über die miguelistische Flotte beim Vorgebirge St. Vincent (5. Juli 1833) zum Vizconde (später zum Conde) de Cabo de S. Vincente erhob. Ende 1834 in sein Vaterland zurückgekehrt, befehligte er im Herbst 1840 als Kommodore unter Admiral Stopford in dem Kriege gegen Mehemed Ali und diktierte nach der Erstürmung von Saida und der Wegnahme St.-Jean d'Acres 1841 den Frieden. 1841 ward er ins Parlament gewählt, wo er sich als konsequenter Whig bewährte. 1846 ward er Konteradmiral, kommandierte 1847–49 die Kanalflotte und veröffentlichte nach seiner Rückkehr eine Reihe von Briefen an die »Times« (gesammelt von seinem Vetter, dem General William N.: »The navy, its past and present state«, Lond. 1850), in denen er die englische Marineverwaltung heftig angriff. 1853 zum Vizeadmiral avanciert, erhielt er im Februar 1854 den Oberbefehl über die Ostseeflotte, mit der er seit 28. Mai die russischen Küsten und Häfen blockierte, nach Vereinigung mit der französischen Flotte 21. Juni die Festung Bomarsund nahm und Anfang August die Ålandsinseln besetzte, größere Erfolge aber nicht erzielte. Im September zurückberufen, rechtfertigte er sich im Parlament 1855 gegen die wider ihn erhobenen Vorwürfe. 1858 avancierte er zum Admiral. Er schrieb: »The war in Portugal between Pedro and Miguel« (1836, 2 Bde.); »The war in Syria« (1842, 2 Bde.); »History of the Baltic campaign« (1857). Vgl. Elers Napier, Life and correspondence of Sir Charles N. (Lond. 1861, 2 Bde.).

6) Sir Joseph, geb. 26. Dez. 1804 in Belfast, gest. 9. Dez. 1882, war seit 1831 Advokat in Dublin, wurde 1848 ins Unterhaus gewählt, im ersten Ministerium Derbys 1852 Kronoberanwalt (Attorneygeneral) für Irland, in dessen zweitem Kabinett (1858–59) Lord-Kanzler für Irland und während dessen dritter Regierung 1867 zum Baronet erhoben. 1868–81 gehörte er der richterlichen Abteilung des Geheimen Rates an. Er schrieb: »Lectures on Butler's analogy of religion« (Dubl. 1862). Vgl. Ewald, Life of Sir Joseph N. (Lond. 1887, 2. Aufl. 1892), wozu Napiers »Lectures, essays and letters« als Supplement erschienen (1888).

7) Robert Cornelis, Lord N. of Magdala, geb. 6. Dez. 1810 auf Ceylon, wo sein Vater als Major diente, gest. 14. Jan. 1890 in London, erzogen in der Militärschule der Ostindischen Kompanie zu Addiscombe, trat 1826 in das Korps der bengalischen Ingenieure und organisierte 1842 die Grenzstation Umballah. Hier baute er gesunde Lagerkasernen, die allgemeinen Beifall ernteten und Napier-barracks genannt wurden. Nachdem er sich während der Feldzüge gegen die Sikh 1845 und gegen Mulradsch 1848 hervorgetan hatte, ward er 1849 zum Oberstleutnant befördert und nach Einverleibung des Pandschab zum obersten Zivilingenieur dieses Landes ernannt, das er mit einem System vortrefflicher Land- und Wasserstraßen durchzog. Nach kurzem Aufenthalt in Europa nahm er 1857 als Oberst und Generalstabschef unter Sir J. Outram an der Entsetzung Lakhnaus teil. Ebenso zeichnete er sich bei der zweiten Entsetzung Lakhnaus 17. Nov. 1857 aus, bei der er ernstlich verwundet wurde. Unter Sir Hope Grant kommandierte er 1860 eine Infanteriedivision in China und übernahm 1861 als Generalmajor den Vorsitz im militärischen Departement der indischen Regierung. Im Januar 1865 wurde er Oberbefehlshaber der Bombayarmee und im März 1867 zum Generalleutnant ernannt. Im Juli 1867 erhielt er den Oberbefehl über die Expedition gegen Abessinien und landete 2. Jan. 1868 bei Zula. Trotz der Schwierigkeit des Geländes, des Mangels an Lebensmitteln und Trinkwasser führte er 13. April 1868 durch die Erstürmung der Felsenfestung Magdala, in der König Theodor sich selbst den Tod gab, den Feldzug glücklich zu Ende und trat alsbald den Rückmarsch an, indem er das von innern Unruhen heimgesuchte Land sich selbst überließ. Er traf Anfang Juli in England ein und wurde durch die Verleihung des Großkreuzes des Bathordens, einer jährlichen Pension von 2000 Pfd. Sterl. für sich und seine direkten Nachkommen sowie durch die Ernennung zum Peer mit dem Titel Lord N. of Magdala belohnt. 1874 wurde er zum General, 1876 zum Gouverneur von Gibraltar, 1. Jan. 1883 bei seinem Rücktritt von diesem Amte zum Generalfeldmarschall ernannt. Vom Dezember 1886 bis zu seinem Tode war er Gouverneur (Constable) des Towers in London. Vgl. »Feldmarschall Lord N. of Magdala« (Bresl. 1890).

8) Francis, Lord, geb. 15. Sept. 1819, gest. 20. Dez. 1898 in Florenz, war seit 1840 Gesandtschaftsattaché in Wien, bekleidete später diplomatische Posten in Teheran, Neapel, Petersburg und Konstantinopel und wurde 1857 zum Gesandten in Washington, 1858 im Haag, 1860 aber zum Botschafter in Petersburg ernannt. Hier wurde jedoch infolge des polnischen Aufstandes seine Stellung so schwierig, daß man ihn 1864 in gleicher Eigenschaft nach Berlin sendete. Obwohl er mit dem Grafen Bismarck von Petersburg her in nahen Beziehungen stand, vertauschte er doch den Botschafterposten in Berlin im Januar 1866 mit dem Amt eines Gouverneurs von Madras und wurde nach seiner Rückkehr, nachdem er bis dahin bloß schottischer Peer gewesen war, 1872 als Baron Ettrick zum britischen Peer erhoben.


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