Guadeloupe

Guadeloupe

Guadeloupe (spr. gŭad'lūp'), französisch-westind. Insel, der Gruppe »Über dem Winde« zugehörig (s. Karte »Westindien«), unter 15°57´-16°31´ nördl. Br. und 61°9´-61°50´ westl. L., 1602 qkm groß, besteht aus zwei durch einen nur 30–120 m breiten Kanal (Rivière Salée) getrennten Teilen, dem westlichen, eigentlichen G. oder Basse-Terre und der östlichen Grande-Terre Jenes ist 946 qkm groß, jungvulkanisch, sehr gebirgig, mit dem Vulkan Grande Soufrière (1484 m hoch; 1645, 1696, 1797 und 1836 tätig), dem Sans Toucher (1480 m), den beiden Mamelles u. a. Grande Terre, 656 qkm, erhebt sich nur bis 108 m und besteht aus tertiärem Kalkstein. Von den zahlreichen Flüssen auf Basse Terre sind nur die in die Nordbucht mündenden Grande Rivière à Goyaves und Lézarde einige Kilometer weit schiffbar. Nahe bei der Grande Soufrière liegt der Grand Etang, ein See von 4 km Umfang. Die mittlere Temperatur ist 26° (zwischen 20 und 32°). Die Regenhöhe beträgt bei Pointe-à-Pitre 1635 mm, im NO. der Westinsel (bei Ste. Rose) 2157, im SW. (bei Basseterre) 1859 mm. Orkane sind häufig und bisweilen sehr verheerend (1899), ebenso auch Erdbeben (1735, 1796, 1843, 1897). Die höhern Gegenden sind Europäern zuträglich; Gesundheitsstationen befinden sich in Camp Jacob (550 m) und Matouba (650 m). G. hatte mit den politisch von ihm abhängigen Inseln (Marie Galante, La Desirade, Les Saintes, St.-Barthélemy und Teile von St.-Martin, zusammen 267 qkm) (1901) 182,112 Einw. Von der Landfläche sind (1901) 40,000 Hektar mit tropischem Wald bedeckt, 22,140 Hektar mit Zuckerrohr bebaut, 5251 Hektar mit Kaffee, 2935 Hektar mit Kakao. Bataten, Maniok, Bananen, Mais, Tabak pflanzt man für den einheimischen Bedarf. Viehstand 1889: 7950 Pferde, 10,850 Esel und Maulesel, 21,340 Rinder, 9530 Schafe, 9270 Ziegen und 19,715 Schweine. Die Einfuhr betrug 1901: 20,592,812, die Ausfuhr 17,476,469 Fr. (12,8 Mill. Fr. Zucker und Melasse, 1,6 Mill. Fr. Kaffee, 660,000 Fr. Kakao). Es liefen 1896: 645 Schiffe von 267279 Ton. ein, 635 von 251,300 T. aus. Die Post beförderte 1899 durch 48 Ämter 591,889 Briefe im innern, 674,787 Briefe im internationalen Dienst; die Einnahmen und die Ausgaben betrugen 1900 je 4,968,324 Fr. Für die Volksbildung sorgen ein Lyzeum, eine höhere Töchterschule und 101 Elementarschulen mit 10,979 Schülern. Dem Gouverneur steht ein Staatsrat von 6 und ein Kolonialrat von 30 Mitgliedern zur Seite. G. zerfällt in drei Arrondissements: Basseterre, Pointe-à-Pikre und Marie-Galante, und in ebenso viele Sprengel unter einem Erzbischof. Ein protestantisches Konsistorium besteht in St. Martin. In Frankreich wird G. durch einen Senator und zwei Deputierte vertreten. Die Militärmacht besteht aus 12 Offizieren und 349 Mann Marine-Infanterie und einer Abteilung kolonialer Gendarmerie. Die Inselchen Les Saintes (s. Allerheiligeninseln) bilden einen vorzüglichen Kriegshafen. Hauptort ist Basseterre (s. d.), bedeutende Handelsplätze sind Pointe-à-Pitre (s. d.) und Moule (s. d.). – G. wurde 1493 von Kolumbus entdeckt und wegen der Ähnlichkeit seiner Berge mit der Sierra de Guadalupe in Spanien so benannt; 1635 wurde es von französischen Flibustiern in Besitz genommen und war lange Jahre Zankapfel zwischen Frankreich und England, das sich wiederholt (1759–63, 1794, 1810–1813 und 1815–16) in den Besitz der Insel setzte. Am 8. Jan. 1843 und 16. Mai 1851 wurde G. durch Erdbeben verwüstet. Vgl. A. Budan, La G. pittoresque (Prachtwerk, Par. 1863); Bouinais, G. physique, politique, économique (das. 1881); Pardon, La G. depuis sa découverte (das. 1881); Ballet, La G., rensignements sur l'histoire, la flore, la faune etc. (bisher 5 Bde., Basseterre 1894–1902); M. L. Guesde, La G. et dépendences (Par. 1900); Blancau, La crise de G. (das. 1904); »Annuaire de la G.« (Basseterre).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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