- Lakhnau
Lakhnau (Lucknow), zweite Hauptstadt (abwechselnd mit Allahabad) der britisch-ind. Provinz Nordwestprovinzen und Audh, insbes. des letztern (s. Audh) sowie der Division L. (31,156 qkm mit [1901] 5,977,086 Einw.), unter 26°52´ nördl. Br., an der Gumti mit vier Brücken; Knotenpunkt für die Bahnen nach Agra, Dehli und Benares, hat eine mittlere Temperatur von 26° und mit der 3 km außerhalb der Stadt einquartierten Garnison (1901) 264,049 Einw. (154,167 Hindu, 101,556 Mohammedaner, 3614 Christen). Die Stadt, die sich 8 km am Fluß hinstreckt, besteht aus der Altstadt, meist Lehmhäuser und Hütten in engen, schmutzigen Gassen, und der Neustadt am Flusse mit vielen prächtigen Gebäuden, darunter zwei schöne Moscheen, dem Mausoleum (Imambara) Azuf ud Daulas, 1780–84 aus weißem Marmor erbaut, jetzt Arsenal der britischen Truppen, vier andern prächtigen Grabdenkmälern, der Moti Mahall (»Perlenpalast«) mit berühmter Sammlung orientalischer Handschriften und einer großen Anzahl andrer Prachtbauten in häufig sehr unschönem, persisch-indischem Stil. Schöne Gärten liegen in verschiedenen Stadtteilen, am linken Ufer die ehemalige Menagerie mit dem Schauplatz für Tierkämpfe, im Südosten der Palast Constantin (erbaut von dem Franzosen Martine, der vom Gemeinen zum General aufstieg u. hier begraben liegt) u.a. Seit dem großen Aufstand 1857, in dem hier 2000 Engländer getötet wurden, hat man breite Straßen durch die Stadt gezogen, von denen drei zu dem starken Fort führen; die Residenz liegt auf einem malerischen Hügel. Bemerkenswert sind die von Martine gegründete Erziehungsanstalt Martinière, ein College und eine Anzahl Missionsschulen. L. gilt noch immer als Hauptsitz hindostanischer Musik und Dichtkunst, auch stehen die Theater bei den Eingebornen hoch. Die gelehrte Welt vereinigt sich in der Dschalsah-Tahzib-Gesellschaft. Die Industrie verfertigt Gold- und Silberbrokat, Glas- und Tonwaren, seine Gewebe etc.; der Handel vertreibt vornehmlich Weizen, Baumwolle, Zucker, Ölsamen, Tabak. – Die Stadt gelangte erst zu Bedeutung, als Saadat Chan, der Gründer des Königreichs Audh, hier 1732 seine Residenz aufschlug, und erreichte ihren höchsten Glanz unter Azuf ud Daula. In dem großen Sepoyaufstand wurde die Stadt im November 1857 von den Engländern nach hartem Kampf geräumt, aber im März 1858 von Campbell und Outram wiedergenommen. Vgl. Lady Inglis, The siege of Lucknow, Tagebuch (Lond. 1892); McLeod Innes, Lucknow and Oude on the mutiny (das. 1895).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.