Ausstellungen

Ausstellungen

Ausstellungen, die Darstellungen der gewerblichen und künstlerischen Tätigkeit eines Landes oder mehrerer Länder durch Vorführung der in dem vertretenen Gebiet erzeugten Produkte und ausgeübten Verfahren. Das klassische Altertum kannte keine A. und brauchte sie auch nicht. Im christlich-germanischen Mittelalter veranstalteten die Klosterschulen schon früh A. der Arbeiten ihrer Zöglinge, die Zünfte solche von Meisterstücken. Vornehmlich entwickelten sich aber die A. aus den Warenlagern und Schaustellungen der Messen und Märkte heraus. Diese ersten A. waren auf einzelne Länder beschränkte Industrieausstellungen, denen sich bald die Ausstellung künstlerischer Leistungen zugesellte (Kunstausstellungen). Indessen nannte man z. B. in der nordamerikanischen Union zu Anfang des 19. Jahrh. Kunstausstellungen auch solche A., die vorwiegend industriellen Charakter trugen. Die erste Industrieausstellung wurde 1756 und 1757 durch die Society for the promotion of arts, manufactures and commerce in London veranstaltet. Auf deutschem Boden fand die erste eigentliche Gewerbeausstellung für das Königreich Böhmen 1791 in Prag statt. Die erste gemeinsame deutsche Industrieausstellung eröffnete 1842 Mainz. Dann folgten Berlin 1844, Leipzig 1850, München 1854. Bedeutsam für die Entwickelung der A. wurden die wiederkehrenden nationalen Industrieausstellungen in Paris (1798 bis 1849: 9 A.); der Plan rührte von dem Minister François de Neufchâteau her, die Ausbildung des Planes vollzog Chaptal, von Napoleon I., der die Bedeutung solcher A. erkannt hatte, tatkräftig unterstützt. Die Pariser Veranstaltungen wirkten wieder anregend auf London, wo man 1828 einen kläglichen Versuch mit einem »Nationalkabinett für britische Industrie« machte. Dagegen erregte die 1829 bereits fünfte Wiederholung der öffentlichen Kunstausstellung in Nordamerika, die auch eine allgemeine Industrieausstellung war, Bedenken wegen des voraussichtlichen Wettbewerbes der Union mit den europäischen Industriestaaten. Die weitern Industrieausstellungen in Prag 1829 und 1831, ebenso wie diejenigen von Basel (1830) und Mülhausen (1828 und 1830) gaben die weitere Entwickelung der A. auf deutschem Boden wieder. 1834 veranstaltete München eine Industrieausstellung, der eine solche 1835 folgte; im gleichen Jahre (1835) trat Wien mit einer unansehnlichen Gewerbe- und Industrieausstellung in die Reihe der Ausstellungsstädte, 1838 folgte Aachen mit einer Gewerbeausstellung.

Die erste Weltausstellung brachte London 1851. An derselben beteiligten sich 17,000 Aussteller, von denen auf England mit Kolonien 7387, auf Frankreich 1710, auf Deutschland 1270, auf Österreich 731, auf Nordamerika 499 kamen. Die finanziellen Ergebnisse der Ausstellung waren sehr günstig. Es folgte 1853–54 eine wenig bedeutende Industrieausstellung aller Nationen in New York. Auf der Weltausstellung in Paris 1855 stieg die Zahl der Ausstellenden auf 23,946, darunter 2175 Deutsche, und in London war 1862 nicht nur die Zahl der Teilnehmer überhaupt größer, die Beteiligung erstreckte sich auch auf weitere Kreise. Ein ganz neues Moment war das Zurückgreifen um 100 Jahre bei den Schöpfungen der Malerei und Skulptur, man wollte dadurch »den Fortschritt und gegenwärtigen Stand der modernen Künste beleuchten«. Bei der internationalen Ausstellung in Paris 1867 wurden zum erstenmal die Anstalten vorgeführt, die sich mit der Hebung der physischen und moralischen Lage des Volkes beschäftigen, die Methode des Unterrichts, Wohnungen, Hausgeräte, Hausinstrumente etc. Neu war auch der Versuch, das Verfahren der Herstellung gewisser Artikel praktisch vorzuführen. Damit verband sich eine kulturgeschichtliche Abteilung: die Geschichte der Arbeit. Die Zahl der Aussteller betrug 33,014, davon aus Frankreich und seinen Kolonien 11,645, aus England und seinen Kolonien 3609, Deutschland 3388, Österreich 3072. Auf der fünften Weltausstellung zu Wien 1873, mit Recht als die erste eigentliche Weltausstellung bezeichnet, zog man früher als nebensächlich behandelte Gesichtspunkte in den Vordergrund. Durch die Ausstellung von Objekten der Kunst und Kunstgewerbe früherer Zeiten durch Kunstfreunde und Sammler (Exposition des amateurs) wollte man die Schätze der Privatkunstsammlungen den Kunstfreunden erschließen und dem Kunstgewerbe neue Ideen zuführen, eine Geschichte der Erfindungen sollte durch Nebeneinanderstellung von Maschinen, Apparaten aus verschiedenen Zeiten, eine Geschichte der Gewerbe durch Ausstellung von gleichartigen, aus aufeinander folgenden Epochen stammenden Objekten, die Verwertung von Abfällen durch Gegenüberstellung der letztern und der daraus gewonnenen Fabrikate gegeben werden etc. Von im ganzen 42,000 Ausstellenden entfielen 12,208 auf Österreich, 7524 auf Deutschland, 3564 auf Frankreich mit Kolonien, 1216 auf England und Kolonien. Die Ausstellung in Philadelphia 1876 zur Feier der 100. Wiederkehr der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Nordamerika (daher Centennial Exhibition) trug einen vorwiegend amerikanischen Charakter, ihr Aussehen war ein wesentlich andres als das ihrer Vorgänger, indem man, entsprechend der industriellen Entwickelung der Union, der Maschinenhalle mehr als ein Viertel der gesamten Baufläche zugewiesen hatte. Auf der Ausstellung in Paris 1878 war Deutschland nur mit einer Kunstausstellung (155 Ölbilder, 4 Aquarelle, 24 Skulpturen) erschienen, die übrigen Nationen dagegen wenn möglich noch vollständiger vertreten als früher. Neu waren eine Fassadenreihe, eine Straße, in der sich die Baustile aller auf der Ausstellung vertretenen Völker nebeneinander präsentierten, eine Galerie der Arbeit, welche die überwiegend auf Tätigkeit der Hände beruhenden Gewerbe in voller Lebendigkeit vor Augen führte. Auch der pekuniäre Erfolg war günstig, denn dem sich ergebenden Defizit von 25 Mill. Frank stand ein Mehrerträgnis der indirekten Steuern von 70 Mill. Frank gegenüber.

Die nächsten Jahre förderten eine sehr große Anzahl von A., die aber, wenn auch z. T. als Weltausstellungen oder internationale A. ins Leben gerufen, doch meist nur von einer beschränkten Anzahl von Ländern beschickt wurden. Während Deutschland 1879–80 zu Sydney und 1880–81 zu Melbourne nicht geringe Erfolge erzielte, war es 1885 in New Orleans sehr schwach, besser dagegen in Antwerpen vertreten. Nur dem Namen nach allgemeine internationale A. waren die zu Moskau (1882), zu Amsterdam (1883), zu Nizza und Kalkutta. Schon die ersten Weltausstellungen hatten erkennen lassen, daß ihre Aufgabe, in allen Zweigen der gewerblichen und künstlerischen Tätigkeit tunlichst aller Kulturstaaten anschauliche Darstellungen zu bringen, wegen des raschen Aufschwunges allenthalben immer schwerer lösbar werden mußte. Man griff deshalb sehr bald zu internationalen A., die auf bestimmte Gebiete beschränkt wurden. So veranstaltete London 1871 eine internationale Ausstellung der Tonwarenindustrie und Schafwollmanufaktur, 1872 eine solche für schöne Künste, Kunstindustrie, Baumwollspinnerei und -Weberei, Papierfabrikation und Verarbeitung, Juwelen, musikalische und akustische Instrumente, wissenschaftliche Entdeckungen und neue Erfindungen; 1876 Brüssel eine internationale Ausstellung für Gesundheitspflege und Rettungswesen, zu der ein Kongreß 1871 bereits Anregung gegeben hatte. Unter diese Kategorie fällt auch die 1880 eröffnete internationale Fischereiausstellung in Berlin, an der außer den meisten europäischen Staaten auch die amerikanische Union, China, Japan u. a. sich beteiligten. 1883 wurde dieser Versuch in großartiger Weise in London wiederholt. Spanien veranstaltete 1883 in Madrid eine internationale Ausstellung von Erzeugnissen des Bergbaues, der Hüttenindustrie, der Stein-, Ton- und Glasfabrikation, Frankreich 1882 eine solche in Bordeaux für Wein und Spirituosen. Große Bedeutung erlangte die internationale elektrotechnische Ausstellung zu Frankfurt a. M. 1891, wenngleich hier das Ausland nur schwach beteiligt war. In kleinern Grenzen spielten sich die internationale Ausstellung für Volksernährung, Armenverpflegung, Rettungswesen und Verkehrsmittel in Wien 1894, eine gleichartige internationale Ausstellung 1896 in Baden-Baden, die internationale Ausstellung neuer Erfindungen in Wien 1897, die internationalen Acetylenausstellungen in Berlin 1898 und in Budapest 1899, die internationalen Motorwagenausstellungen in Düsseldorf 1898 und in Berlin 1899 und die zu Ehren Voltas veranstaltete elektrotechnische Ausstellung in Como 1899 ab. Ebenso vermochte die zur Feier des 50jährigen Bestehens der Berliner Feuerwehr abgehaltene internationale Ausstellung für Feuerschutz- und Rettungswesen in Berlin 1901 den Erwartungen nicht zu entsprechen. Bemerkenswert war die internationale Ausstellung in Glasgow 1901. Jedoch auch die nationalen, bez. auf kleine Landgebiete beschränkten Fachausstellungen, die vielfach allgemein wurden, erfuhren weitgehende Ausbildung. Von dei zahlreichen A. dieser Art sind etwa hervorzuheben Maschinenbauausstellung in Hamburg 1863; Industrieausstellung in Kopenhagen 1872; Nordische Ausstellung zu Kopenhagen 1888, wo Deutschland Frankreich, Rußland, Italien und Japan mit kunst gewerblichen Erzeugnissen vertreten waren; fernei Kraft- und Arbeitsmaschinenausstellungen in München 1888 und 1898 (Vorgänger 1878: Erfurt, 1881, Altona, 1884: Wien und Dresden); Fachausstellung für Bauwesen in Stuttgart 1888; Deutsche allgemeine Ausstellung für Unfallverhütung in Berlin 1889; Hamburger Gewerbeausstellung 1889; Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrieausstellung in Bremen 1890; Allgemeine Landesausstellung in Prag 1891; London Naval Exhibition 1891; Schweizerische Ausstellung der gewerblichen Fachschulen in Basel 1892; Ausstellung für Hotel- und Wirtschaftswesen in Darmstadt 1894; Elektrizitäts und Kunstgewerbeausstellung in Stuttgart, Berliner Gewerbeausstellung und die 2. bayrische Landesausstellung in Nürnberg 1896; Sächsisch-Thüringische Industrie- u. Gewerbeausstellung inLeipzig 1897; Ausstellung für Heizungs- und Lüftungsanlagen in Düsseldorf 1897. Pan amerikanische Ausstellung in Buffalo 1901 (allgemein für Amerika, als politische und ethische Grundlage für den geplanten, in Mexikos Hauptstadt abzuhaltenden panamerikanischen Kongreß gewichtig). Daneben liefen und laufen die A., die große Fachgesellschaften, bez. – Verbände mit ihren wiederkehrenden Versammlungen zu verbinden pflegen. Nach Vorgang von Lille, Douai, Cambrai begann eigentlich Valenciennes 1833 auf Betreiben der landwirtschaftlichen Gesellschaft mit Industrieausstellungen für landwirtschaftliche Betriebe. In Deutschland wurde der Anfang mit solchen landwirtschaftlichen A. (Wanderausstellung) 1887 in Frankfurt a. M. gemacht. Seit 1886 veranstaltet auch der Verein deutscher Naturforscher und Ärzte gleichzeitig mit seinen Versammlungen wissenschaftliche A. Ebenso veranstalten die Feuerwehrverbände gelegentlich ihrer Verbandstage mit Prüfung von Geräten etc. verbundene A.

Indessen reizten die bisherigen Erfolge der Weltausstellungen zu weitern gleichartigen Veranstaltungen, was aber auch die mit den Weltausstellungen verfolgten Ziele geboten. Erfolgreich, wenngleich ohne weitergehende Bedeutung, waren die Weltausstellungen der australischen Kol ou ien Neusüdwales und Victoria 1888. Dagegen eröffnete Frankreich 1889 in Paris eine großartige, von Deutschland nicht be schickte Weltausstellung, welche die Revolution von 1789 verherrlichen sollte und als Hauptanziehungspunkte einerseits die französisch-asiatischen und afrikanischen Kolonien, anderseits den von Eiffel errichteten 300 m hohen eisernen Turm besaß. Unbedeutend blieb die Weltausstellung in Melbourne 1888. Dagegen übertraf alle vorhergegangenen A. die 1893 in Chicago eröffnete Weltausstellung (World's Columbian Exhibition) sowohl durch den Umfang des verwendeten Areals und der verwendeten Mittel ale durch die Vielseitigkeit und Fülle der Ausstellungsobjekte. Wenngleich hier so manche bedeutende Firma der Union sich nicht beteiligt hatte, brachte die Ausstellung das Talent der Amerikaner für große Leistungen und energisches Handeln, aber auch den praktischen Sinn voll zum Ausdruck, zeigte insbes. den enorm raschen Aufschwung der Industrie (Hüttenwesen, Maschinenbau etc.) der Union und damit die ganze wirtschaftliche Gefahr für die alten Industriestaaten. Aber auch Originalität in Kunst und Kunstgewerbe waren zu erkennen. Namentlich Deutschland, das 1893 ausgezeichnet abschnitt, hatte hier als aufstrebende industrielle Weltmacht Konsequenzen zu ziehen. Auf die privatem Antrieb zu verdankende, später unter Staatsschutz gestellte Weltausstellung in Brüssel 1897, die von 25 Nationen (vielfach z. B. Deutschland inoffiziell vertreten) beschickt wurde, gleichwohl unerheblich blieb, folgte die wieder großartige, wirtschaftlich und politisch bedeutende Weltausstellung in Paris 1900, auf der von 50 eingeladenen Staaten 40 vertreten waren. Sie war in jeder Beziehung umfassender auch als die von 1893; die ursprünglich angenommene Fläche hatte wegen des Andranges durch Hinzunahme eines Teiles des Parkes von Vincennes etwa verdoppelt werden müssen, man focht auf verschiedenen industriellen Gebieten um die Hegemonie auf dem Weltmarkt, wo Deutschland, England und Nordamerika in Frage kamen.

Wie die Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale in Frankreich und die Society of Arts in England von Anbeginn an Zusammenkünfte gelegentlich der A. veranstalteten, so wurden später allenthalben mehr oder weniger wichtige Kongresse abgehalten, die namentlich bei den internationalen Schaustellungen Bedeutung gewannen. Von den zwölf Kongressen der Weltausstellung in Wien 1873 sind ein volkswirtschaftlicher, medizinischer, kunstwissenschaftlicher, meteorologischer und insbes. ein internationaler Patentkongreß hervorzuheben, letzterer wegen der Grundlagen für internationalen Schutz des geistigen Eigentums. Internatianaler Kongreß für Gesundheitspflege und Rettungswesen in Brüssel 1876. In Paris 1878 hatten Erfolge: der internationale Postkongreß, der eine Erweiterung des Weltpostvereins zur Folge hatte, die internationale Münzkonferenz und die internationale statistische Permanenzkommission. Paris brachte 1889 unter anderm den internationalen Geographenkongreß und Chicago 1893 unter vielen Weltkongressen einen Frauenkongreß. Den Kongreßrekord verzeichnete Paris 1900, wo zwischen dem 25. Mai und 3. Okt. 105 internationale Kongresse abgehalten wurden. Bemerkenswert die von Bourgeois ins Leben gerufene École internationale de l'Exposition (belehrende Vorträge über alle Gebiete, ausgenommen Religion und Politik, und in allen Sprachen).

Zweck und Bedeutung der A. wechseln ebenso wie die Erfolge mit dem Charakter der A., aber Die Ausstellung besaß eine eigne elektrische Zentrale von ca. 20,000 Pferdekräften, zeigte insbes. in den französischen Abteilungen historische Entwickelungen im 19. Jahrh. auf allen erdenklichen Gebieten, bewies, daß der Plan, Rohstoff, Verfahren und Erzeugnis nebeneinander vorzuführen, im großen nicht durch führbar ist, und zeigte den industriellen Niedergang der romanischen Völker, den Stillstand Englands, die Bedeutungslosigkeit der Balkanstaaten, den Aufschwung Rußlands und Japans, die kraftvolle Stellung Deutschlands, aber auch den mit enormen Geldmilteln gestützten Fortschritt der nordamerikanischen Union, die schon auf dem europäischen Kontinent selbst tonangebend geworden war. Die politische Spannung zwischen Frankreich und England machie sich durch starken Ausfall der englischen Ausstellungsbesucher bemerkbar, der im wesentlichen jedoch aus Deutschland Ersatz fand. 1903 soll St. Louis wieder eine Weltausstellung haben, wo sich Deutschland offiziell nicht beteiligen wird. – Einige Zahlenangaben enthält folgende Tabelle:

Tabelle

auch mit den zeitlichen Verhältnissen. Es werden die gewerblichen, landwirtschaftlichen oder künstlerischen Leistungen (gesondert oder zusammen) eines Bezirks, einer Provinz oder Nation zur Schau gebracht, und damit wird der bezügliche Stand der Entwickelung gezeigt. Die Aussteller selbst verfolgen natürlich dabei persönliche Interessen und suchen die Konkurrenz durch bessere Erzeugnisse zu übertreffen. Daraus ergibt sich unter Umständen ein nachhaltiges Bestreben, Gutes zu produzieren, was wieder günstig auf die Leistungen des ausstellenden Bezirks etc. wirkt. Der Ausstellungsbesucher vermag seinerseits sich rasch und eingehend zu unterrichten, sich selbst zu bilden, seine Käufe zu bewirken oder festzustellen, wie er's zu Hause besser machen kann. Die letztere Möglichkeit gab früher, namentlich in England und Frankreich, Veranlassung, die Schaustücke nicht eingehend zu zeigen. Dies ist namentlich in jetziger Zeit, wo einerseits Gesetze das gewerbliche, bez. geistige Eigentum schützen, anderseits die Presse Neuheiten rasch verbreitet, zwecklos und auch unvorteilhaft, weil die Geheimhaltung erfahrungsgemäß den Ausstellungsbesucher abschreckt. Im Gegenteil ist es wichtig, durch gute Darstellungen etc. das Verständnis für die Schaustücke zu erleichtern. Der Endzweck aller A. fällt doch in das wirtschaftliche Gebiet: man sucht Verkäufe abzuschließen oder Geschäfte anzubahnen. Im großen findet man die nämlichen Verhältnisse auf den internationalen, bez. den Weltausstellungen, nur daß hier der Kampf um den Weltmarkt ausgefochten wird. Die eine Weltausstellung veranstaltende Nation kann lediglich einen Wettkampf beabsichtigen; sie muß dann selbst zeitgemäße Entwickelung zeigen, vermag allerdings auch das Schwergewicht durch geeignete Arrangements auf ihre starken Seiten zu legen. Oder sie will vorwiegend ihren eignen Werken zeitweiligen Absatz verschaffen, die erlahmende Tätigkeit auffrischen und die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Es besteht die Gefahr, daß die einheimische Industrie so in Anspruch genommen wird, daß sie zu Konkurrenzen auf dem Weltmarkt in der Vorbereitungszeit nicht fähig ist und Absatzgebiete sowie die Fühlung mit den außerstaatlichen gewerblichen Ereignissen verliert. Die vorübergehend stark gesteigerten Ansprüche führen meist zu sozialen und wirtschaftlichen Rückschlägen nach der Ausstellung. Die übernommenen Verpflichtungen legen die einladende Nation politisch fest, so daß sie in ihren politischen Maßnahmen gehemmt wird. Die eingeladenen Nationen suchen ihre kräftigen Zweige durch beste Erzeugnisse zur Schau zu bringen und verzichten zweckmäßig dort auf Vertretung, wo sie sich schwach fühlen. Unter Umständen ringen eingeladene Nationen unter sich auf gewissen Gebieten, auf denen sie auf dem Weltmarkte die Vorherrschaft erzwingen wollen. Wirtschaftlich eigentümliche Verhältnisse folgen aus großen A., wenn der inländische Markt mit Neuanschaffungen bis zur Ausstellung zurückgehalten hat und dann unter dem Drucke der Notwendigkeit Auslandserzeugnisse bezieht oder die Ergebnisse der A. derart sind, daß aus Zweckmäßigkeitsgründen die fremden Produkte aufgenommen, die einheimischen abgestoßen werden. Die sogen. Ausstellungsmüdigkeit wird nicht eintreten, so lange die Tendenz zum nationalen und internationalen Wettkampfe besteht. Aber die wachsende Zahl der Industriestaaten und die enorme Entwickelung auf allen Ausstellungsgebieten macht die Veranstaltung von Weltausstellungen immer schwieriger; man wird mehr und mehr, wenn praktische Erfolge erzielt werden sollen, die Beschränkung auf einzelne Gebiete anstreben müssen. Hindernd steht dabei im Wege, daß große Veranstaltungen große Kosten erfordern; zur Deckung derselben muß mit Besuch gerechnet werden, der vielen Interessenkreisen angehört, es werden aber auch Unterhaltungen nicht fehlen können, die allerdings den ernsten Charakter der A. nicht beeinträchtigen dürfen.

Vgl. L. Bucher, Kulturhistorische Studien aus der Industrieausstellung aller Völker (Frankf. 1851); Exner, Die Aussteller und die A. (2. Ausg., Weim. 1873); Huber, Die A. und unsre Exportindustrie (Stuttg. 1886); Lessing, Das halbe Jahrhundert der Weltausstellungen (Berl. 1900); »Amtlicher Bericht über die Weltausstellung in Chicago 1893« (das. 1894); Gentsch, Die Weltausstellung in Paris 1900 (das. 1901). – Über Kunstausstellungen s. d.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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