- Krüger [2]
Krüger, 1) Bartholomäus, dramat. Dichter des 16. Jahrh., aus Sperenberg gebürtig, war um 1580 Organist und Stadtschreiber zu Trebbin im Brandenburgischen. Seine Hauptwerke sind: »Eine schöne und lustige newe Aktion von dem Anfang und Ende der Welt« (o. O. 1580; abgedruckt in Tittmanns »Schauspielen aus dem 16. Jahrhundert«, Bd. 2, Leipz. 1868), eine dramatische Darstellung der ganzen Heilsgeschichte bis zur Wiederkehr Christi beim Jüngsten Gericht, und das weltliche Schauspiel »Wie die bäurischen Richter einen Landsknecht unschuldig hinrichten lassen« (o. O. 1580; neu hrsg. von Bolte, Leipz. 1884). Auch ist K. Verfasser des trefflichen Volksbuchs »Hans Clawerts werckliche Historien« (Berl. 1587 u. ö.; Neudruck, Halle 1882; von Simrock in den »Deutschen Volksbüchern«, Bd. 9, als »Märkischer Eulenspiegel« modernisiert), das die Schelmenstreiche eines Trebbiner Stadtkindes in Prosa, mit angehängter gereimter Moral berichtet. Vgl. O. Pniower, B. K., ein märkischer Dichter (in der Zeitschrift »Brandenburgia«, 1897).
2) Johann Christian, dramat. Dichter, geb. 14. Nov. 1723 in Berlin als Sohn eines Schuhmachers, gest. 23. Aug. 1750 in Hamburg, studierte in Halle und Wittenberg Theologie, betrat aber nicht die geistliche Laufbahn, sondern wurde 1742 Schauspieler und Theaterdichter bei der Schönemannschen Truppe. Außer einigen Übersetzungen von Stücken Marivaux' lieferte er mehrere selbständige Lustspiele: »Die Geistlichen auf dem Lande« (Leipz. u. Frankf. 1743), »Der blinde Ehemann«, »Die Kandidaten, oder die Mittel zu einem Amt zu gelangen« (zuerst ausgeführt 1747, sein bestes Stück), »Der verehelichte Philosoph«, »Der Teufel ein Bärenhäuter«, und den »Herzog Michel«, der allgemein bekannt und beliebt war (vgl. Lessing, Hamburgische Dramaturgie, St. 83). Krügers »Poetische und theatralische Schriften« gab J. F. Löwen heraus (Leipz. 1763). Vgl. Wittekindt, Johann Christian K. (Berl. 1898).
3) Karl Wilhelm, Philolog, geb. 28. Sept. 1796 in Groß-Nossin bei Stolp, gest. 1. Mai 1874 in Weinheim, nahm 1813–15 an den Befreiungskriegen teil, studierte 1816–20 in Halle und wurde 1820 Subrektor in Zerbst, 1822 Konrektor in Bernburg, 1827 Professor am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin, ließ sich aber 1838 pensionieren und lebte seitdem in Nauen, Neuruppin, Heidelberg und Weinheim. Sein Hauptwerk ist die »Griechische Sprachlehre für Schulen« (Berl. 1842–56, 2 Bde.; 6. Aufl. 1892 ff.); daraus entstanden: »Griechische Sprachlehre für Anfänger« (seit 1869 u. d. T.: »Kleinere griechische Sprachlehre«, das. 1847, 11. Aufl. 1884) und »Homerische Formenlehre«, später »Homerische und Herodotische Formenlehre« betitelt (das. 1849, 5. Aufl. 1879). Sonst nennen wir seine Ausgaben von »Dionysii Halicarnassensis historiographica« (Halle 1823), Xenophons »Anabasis« (das. 1826, mit lat. Kommentar; mit deutschen Anmerkungen, Berl. 1830, 7. Aufl. 1888), Arrians »Anabasis« (das. 1835–48, 2 Bde., mit lat. Kommentar; mit deutschen Anmerkungen, das. 1851), Thukydides (das. 1846–47, 3. Aufl. 1860), Herodot (das. 1855–57, 2. Aufl. 1866 ff.), dann »Clintonis Fasti Hellenici ab Ol. LV. ad CXXIV. conversi« (Leipz. 1830); »Historisch-philologische Studien« (Berl. 1836–51, 2 Bde.); »Kritische Analekten« (Berl. 1863–74,3 Hefte), »Lexikon zu Xenophons Anabasis« (das. 1849, 4. Aufl. 1872); endlich »Geschichte der englischen Revolution unter Karl I.« (das. 1850). Vgl. Pökel, K. W. Krügers Lebensabriß (Leipz. 1885).
4) Franz, Maler, geb. 3. Sept. 1797 zu Radegast im Dessauischen, geb. 21. Jan. 1857 in Berlin, besuchte ein Gymnasium in Berlin, betrieb daneben aber das Porträtzeichnen ohne Anleitung und Lehrer und erwarb sich darin bald ein solches Geschick, daß er sich ganz der Kunst widmete. Neben der Bildnismalerei betrieb er besonders die Darstellung von Pferden, worin er es zu großer Meisterschaft brachte, weshalb er den Beinamen »Pferde-Krüger« erhielt. Er hat eine große Anzahl von Bildnissen fürstlicher Personen und andrer vornehmer Herren sowie militärische Gruppenbilder und Volksszenen gemalt. Von letztern sind die Parade vor König Friedrich Wilhelm III. (1831, im Besitz des Kaisers von Rußland) und die Huldigung vor König Friedrich Wilhelm IV. (1840, königliches Schloß in Berlin) kulturgeschichtlich wertvoll wegen der Bildnistreue der dargestellten Personen. Sie tritt noch freier und geistvoller in den Aquarell- und Kreidezeichnungen zu den Bildnissen zutage, die in ihrer realistischen Behandlung die Brücke von Chodowiecki und G. Schadow zu A. Menzel bilden (ein Teil davon in Berlin 1881 in Lichtdruck herausgegeben). 1844 und 1850 war K. in Petersburg für den Hof tätig. Die Berliner Nationalgalerie besitzt von ihm zwei Jagdbilder und einen Pferdestall.
5) Eduard, Philolog und Musikschriftsteller, geb. 9. Dez. 1807 in Lüneburg, gest. 9. Nov. 1885 in Göttingen, studierte in Berlin und Göttingen Philologie, war dann Gymnasiallehrer, später Seminardirektor in Emden und Aurich und wurde 1861 als Professor der Musik nach Göttingen berufen. Er schrieb außer gediegenen Kritiken in den »Göttinger Gelehrten Anzeigen«, der »Neuen Berliner Musikzeitung« und »Allgemeinen Musikalischen Zeitung« unter anderm: »Grundriß der Metrik antiker und moderner Sprachen« (Emden 1838), »Beiträge für Leben und Wissenschaft der Tonkunst« (Leipz. 1847) und »System der Tonkunst«, sein Hauptwerk (das. 1866). Auch gab er ein »Evangelisches Choralbuch« (Aurich 1855) und seit 1876 mit M. Herold die Zeitschrift für Liturgie und Kirchenmusik u. d. T.: »Siona« (Gütersl., 30. Jahrg. 1895) heraus. Seinen Briefwechsel mit K. v. Winterfeld veröffentlichte A. Prüfer (Leipz. 1898).
6) Daniel Christian Friedrich, hanseat. Staatsmann, geb. 22. Sept. 1819 in Lübeck, gest. 17. Jan. 1896 in Berlin, studierte 1839–43 in Bonn, Berlin und Göttingen die Rechte, wurde 1844 Advokat in Lübeck und war 1850 Mitglied des Erfurter Parlaments. 1856 ging er in den diplomatischen Dienst und ward hanseatischer Ministerresident in Kopenhagen, 1864 Bundestagsgesandter in Frankfurt und 1866 Ministerresident in Berlin. Seit 1868 vertrat er Lübeck und seit 1873 auch Hamburg und Bremen im Bundesrat und entwickelte eine umfassende Tätigkeit namentlich in den Ausschüssen, für die er viele Berichte verfaßte.
7) Stephanus Johannes Paulus, Präsident der Südafrikanischen Republik, geb. 10. Okt. 1825 auf der Farm Vaalbank (Bulhoek) bei Colesberg in der Kapkolonie, gestorben in der Nacht zum 14. Juli 1904 in Clarens bei Montreux (Waadt), wanderte 1834 mit den Buren nach Natal, dann nach dem Oranjegebiet, endlich (1848) nach Transvaal und erwarb sich hier unter seinen Landsleuten durch Mut, Klugheit und Kaltblütigkeit solches Ansehen, daß er Feldhauptmann und Ende 1880 im Kriege gegen England Oberkommandierender wurde. 1883 wurde er zum Präsidenten der Südafrikanischen Republik gewählt und 1888, 1893 und 1898 (das letzte Mal gegen Joubert) wiedergewählt; er genoß das größte Ansehen und war unter dem Namen »Oom Paul« sehr populär. Als nach dem Ausbruche des Kriegs mit England (1899) die englischen Truppen einen großen Teil von Transvaal erobert und Pretoria besetzt hatten, übertrug K. die Regierung der Republik dem Vizepräsidenten Schalk Burger und begab sich 12. Sept. 1900 nach dem portugiesischen Hafen Lourenço Marquez, wo er sich 19. Okt. auf dem niederländischen Kriegsschiff Gelderland nach Europa einschiffte. Er landete 22. Nov. 1900 in Marseille, wurde von der französischen Bevölkerung mit Begeisterung begrüßt und in Paris vom Präsidenten Loubet empfangen, erhielt jedoch auf sein Gesuch um diplomatisches Einschreiten von der französischen Regierung eine ausweichende Antwort und wurde weder von Kaiser Wilhelm II. noch vom Zaren Nikolaus II. empfangen. K. begab sich nach den Niederlanden und verbrachte hier den größten Teil seiner letzten Lebenstage. Seine Leiche wurde 16. Dez. 1904 in Pretoria beigesetzt. Verheiratet war K. zweimal: 1846 und dann 1853 mit Susanna, geb. Du Plessis, die am 20. Juli 1901 in Pretoria starb Vgl. »Lebenserinnerungen des Präsidenten Paul K., von ihm selbst erzählt« (hrsg. von Schowalter, Münch. 1902); Statham, Paul K. and his times (Lond. 1898); van Oordt, Paul K. und die Entstehung. der Südafrikanischen Republik (Amsterd. u. Kapstadt 1898; deutsch von Kohlschmidt, Basel 1900).
8) Adalbert, Astronom, geb. 3. Dez. 1832 zu Marienburg in Preußen, gest. 22. April 1896 in Kiel, studierte in Berlin und Bonn, wurde 1853 Observator an der Sternwarte in Bonn und nahm als solcher eifrigen Anteil an Argelanders »Bonner Durchmusterung«. 1862 wurde er Direktor der Sternwarte in Helsingfors, 1875 in Gotha und 1880 in Kiel. Er veröffentlichte »Zonenbeobachtungen der Sterne zwischen 55 und 65° nördl. Deklination, angestellt auf den Sternwarten zu Helsingfors und Gotha« (Helsingfors 1883 u. 1885, 2 Bde.) und den »Katalog von 14,680 Sternen zwischen 54°55' und 65°10' nördlicher Deklination 1855 für das Äquinoktium 1875« (Leipz. 1890); auch leitete er die Geschäfte der internationalen Zentralstelle für astronomische Telegramme und gab die Bände 100–140 der von Schumacher begründeten »Astronomischen Nachrichten« (1881–96) heraus.
9) Paul, Jurist, geb. 20. März 1840 in Berlin, habilitierte sich 1863 als Privatdozent daselbst, ward 1871 als Professor nach Marburg, 1872 nach Innsbruck, 1874 nach Königsberg und 1888 nach Bonn berufen. Unter seinen Schriften sind zu nennen: »Prozessualische Konsumtion und Rechtskraft des Erkenntnisses« (Leipz. 1864); »Kritik des Justinianischen Kodex« (Berl. 1867); »Kritische Versuche« (das. 1870);. »Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Rechts« (Leipz. 1888; franz. von J. Brissaud, Par. 1893), Sein wissenschaftliches Hauptverdienst liegt in seiner großen kritischen Ausgabe des »Codex Justinianus« (Berl. 1877), seiner Ausgabe der »Justinianischen Institutionen« (das. 1867) und seiner Mitarbeit an der von Theodor Mommsen besorgten großen Ausgabe der »Pandekten« (das. 1870). Auch veranstaltete er in Gemeinschaft mit Th. Mommsen und W. Studemund eine Ausgabe der vorjustinianischen Rechtsquellen (»Collectio librorum juris antejustiniani«, Berl. 1878 ff., 3 Tle.), in der er mit Studemund die Institutionen des Gajus edierte (4. Aufl., das. 1899), und gab das »Fragmentum de jure fisci« (Leipz. 1868), »Codicis Justiniani fragmenta Veronensia« (Berl. 1874) und »Codicis Theodosiani fragmenta Taurinensia« (das. 1880) heraus.
10) Gustav, protest. Theolog, geb. 29. Juni 1862 in Bremen, habilitierte sich 1886 für Kirchengeschichte an der Universität Gießen, wo er 1889 außerordentlicher Professor, 1891 ordentlicher Professor wurde. Er schrieb unter anderm: »Monophysitische Streitigkeiten im Zusammenhange mit der Reichspolitik« (Jena 1884); »Lucifer von Calaris und das Schisma der Luciferianer« (Leipz. 1886); »Die Apologieen Justins, herausgegeben« (Freiburg 1891; 3. Aufl., Tübing. 1904); »Was heißt und zu welchem Ende studiert man Dogmengeschichte?« (Freib. 1895); »Geschichte der altchristlichen Literatur« (das. 1895, Nachträge 1898); »Das Dogma vom Neuen Testament« (Gieß. 1896); »Die Entstehung des Neuen Testaments« (Freib. 1896); »Die neuen Bemühungen um Wiedervereinigung der christlichen Kirchen« (Leipz. 1897); »Die sogen. Kirchengeschichte des Zacharias Rhetor« (in Gemeinschaft mit K. Ahrens, das. 1899); »Kritik und Überlieferung auf dem Gebiete der Erforschung des Urchristentums« (Gieß. 1903); »Das Dogma von der Dreieinigkeit und Gottmenschheit in seiner geschichtlichen Entwickelung« (Tüb. 1905). K. übersetzte J. Révilles »Die Religion Roms unter den Severen« aus dem Französischen (Leipz. 1888) und gab K. v. Hases »Kirchengeschichte auf der Grundlage akademischer Vorlesungen« (2. u. 3. Bd., s. Hase 2) sowie die Volksausgaben von Hases »Kirchengeschichte« und »Polemik« (Leipz. 1900) heraus. Seit 1895 ist K. Herausgeber des »Theologischen Jahresberichtes« (Berlin).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.