Fasti

Fasti

Fasti (lat., Dies f.), bei den Römern diejenigen Tage, an denen die Vornahme gerichtlicher und überhaupt öffentlicher Verhandlungen gestattet war (im Gegensatz zu den nefasti, an denen dergleichen verboten war); dann das Verzeichnis dieser Tage. Letzteres war für das ganze öffentliche Leben von Wichtigkeit, befand sich aber lange Zeit nur in den Händen der Patrizier (als Pontifices), die daraus manchen Vorteil zu ziehen wußten. In der Folge wurde das Verzeichnis erweitert, wodurch die F. die Form und Bedeutung unsrer Kalender gewannen. Sett Einführung der Julianischen Zeitrechnung wurden sie dann vielfach auf Stein eingegraben und öffentlich aufgestellt. Solche in Stein gegrabene F. haben sich in größern und kleinern Bruchstücken erhalten, die sämtlich im 1. Band von Mommsens »Corpus inscriptionum latinarum« (Berl. 1863) abgedruckt und erläutert sind. Die wichtigsten sind: das Calendarium Maffeianum (von dem ersten Besitzer Maffei so genannt), fast über alle Tage des Jahres (auch in Orellis »Collectio inscriptionum« abgedruckt); das Calendarium Praenestinum des Verrius Flaccus, die Monate Januar bis April und Dezember enthaltend (1770 zu Präneste [Palestrina] entdeckt, zuerst hrsg. von Foggini, Rom 1779; auch bei Orelli); das Calendarium Vaticanum (März, April, August), Venusinum (Mai, Juni), Esquilinum (Mai und Juni), Farnesianum (Februar und März) u. a. (sämtlich auch bei Orelli). Auch zwei vollständige Kalender, ein amtlicher aus dem 4. Jahrh. n. Chr., geschrieben von F. Dionysius Philocalus, sowie eine christliche Umarbeitung des amtlichen Kalenders von Polemius Sylvius, sind erhalten (beide bei Mommsen abgedruckt). – Eine dritte Art von F. waren endlich diejenigen, die auf Steintafeln eingegrabene Verzeichnisse der höhern Staatsbeamten Jahr um Jahr enthielten, also der Konsuln, der Zensoren, der Diktatoren und der Magistri equitum (F. consulares), ferner der in jedem Jahre gehaltenen Triumphe (F. triumphales) und der jeweiligen Priester (F. sacerdotales). Auch von F. dieser Art sind Bruchstücke auf uns gekommen, unter denen die F. capitolini (im 16. und 19. Jahrh. zu Rom in der Nähe des Forums ausgegraben und nach ihrem jetzigen Aufbewahrungsort, dem Kapitol, benannt) weitaus die wichtigsten sind (hrsg. von Borghese, Mail. 1818ff., 2 Bde.). Einen Abdruck derselben besorgten Baiter (Zür. 1838) und Henzen im »Corpus inscriptionum latinarum«, Bd. 1 (2. Aufl., Berl. 1893ff.). Vgl. Kaufmann, Die Fasten der spätern Kaiserzeit (Götting. 1874); Wehrmann, Die F. praetorii (Berl. 1875); Levison, Die F. praetorii (Bresl. 1892).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Fasti — Saltar a navegación, búsqueda Para otros usos de este término, véase Fastos. Del latín fasti, orum (masculino plural), los fastos o calendario romano. En tiempos de Cayo Mario y Sila se llamó fasti a unas listas con el nombre de los cónsules,… …   Wikipedia Español

  • Fasti — Fasti, 1) (Dies fasti, Dies calendares), das Verzeichniß der Gerichtstage, nebst den an denselben ausgezeichneten Personen, deren Thaten etc. Diese D. f. waren: a) F. majores (F. capitolini), auf dem Capitol aufgestellte Marmortafeln, auf welchen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • fasti — /fasˈtī or fäˈstē/ plural noun 1. Same as ↑dies fasti (see under ↑dies1) 2. An enumeration of the days of the year, a calendar 3. Annals ORIGIN: L …   Useful english dictionary

  • Fasti — Fas ti, n. pl. [L.] 1. The Roman calendar, which gave the days for festivals, courts, etc., corresponding to a modern almanac. [1913 Webster] 2. Records or registers of important events. [1913 Webster] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Fasti — (F. dies), bei den alten Römern die zur Rechtsprechung für ein Jahr vorausbestimmten Tage (F. calendāres) im Gegensatz zu den dies nefasti, an denen nicht Recht gesprochen werden durfte; dann auch die auf steinernen Tafeln öffentlich bekannt… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Fasti — Fasti, lat., bei den alten Römern eigentlich diejenigen Tage, an welchen Gerichte, Volksversammlungen, Feste, Spiele etc. abgehalten werden durften; das Verzeichniß derselben wurde später in Rom auf Stein gegraben u. öffentl. aufgestellt, war… …   Herders Conversations-Lexikon

  • fastī- — *fastī , *fastīn germ., schwach. Femininum (n): nhd. Stärke; ne. strength; Rekontruktionsbasis: an., afries., anfrk., ahd.; Hinweis: s. *fasta ; Etymologie: s. ing …   Germanisches Wörterbuch

  • fastiþō — *fastiþō, *fasteþō germ.?, stark. Femininum (ō): nhd. Stärke, Kraft; ne. strength; Rekontruktionsbasis: ahd.; Etymologie: s. *fasta ; Weiterleben: ahd. festida 4, stark. Femini …   Germanisches Wörterbuch

  • Fasti — For the poem by Ovid, see Fasti (poem). Fasti Antiates Maiores, an inscription preserving a Roman calendar that predates the Julian reform, with July and August named as Quintilis and Sextilis, and allowing for the insertion of an intercalary… …   Wikipedia

  • Fasti — Die Fasti (auch Fasten, F Tage) waren ursprünglich eine römische „Liste der Gerichtstage“, der später weitere Festtage zugefügt wurden. Im Verlauf bildete sich unter Ergänzung besonderer Ereignisse ein früher Kalender heraus. Abgeleitet ist der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”