- Uruguay [2]
Uruguay (spr. uru-gwáj, Republica oriental del U.), Freistaat in Südamerika (s. Karte »Argentinien etc.«), zwischen 50–35° südl. Br. und 53°15'–58°25' westl. L., im S. durch den Rio de la Plata, im W. durch den Uruguay von der Argentinischen Republik getrennt, im N. von Brasilien und im O. vom Atlantischen Ozean begrenzt, umfaßt offiziell 186,926, nach planimetrischer Messung in Gotha jedoch nur 178,700 qkm. Das Land ist nach dem Meere zu größtenteils eben, in den übrigen Teilen mehr hügelig und wird im Innern von zwei niedrigen Bergketten (Cuchilla grande und Cuchilla del Haedo) in nordöstlicher Richtung durchzogen. An der Grenze gegen Brasilien erhebt sich der Cerro Acegua, mit 621 m der höchste Berg des Landes. Mit Ausnahme einiger sandiger Striche an der Küste und einiger steppenartiger Teile im Innern ist der Boden sehr ergiebig. Außer den Grenzflüssen La Plata, Uruguay, Quaraim und Jaguarão, von denen die letztern zwei mit dem Cerro de Santa Anna die Grenze gegen Brasilien bilden, wird das Land im Innern von mehreren Flüssen entwässert, die meist dem Uruguay zufließen; der schiffbare Rio Negro ist der bedeutendste derselben. An der Küste sind einige Seen, darunter die Lagoa mirim mit dem Cebollati als bedeutendstem Zufluß. U. schließt sich hinsichtlich seines geologischen Baues an das südliche Brasilien (Rio Grande do Sul) an. Im östlichen Teile des Landes herrschen kristallinische Schiefer mit Granit; im N. werden sie bedeckt von halbkristallinischen Schiefern und quarzitischen Sandsteinen, die möglicherweise kambrisches und silurisches Alter besitzen, sowie von devonischen Ablagerungen und kohlenführenden Sandsteinen, die in der Regel dem Karbon zugerechnet werden, möglicherweise aber auch altmesozoisch sind. An die ältern Schichten lagern sich im nordwestlichen U. mächtige versteinerungslose, der Trias- oder Kreideformation angehörige Sandsteine mit deckenartig eingeschalteten basischen Eruptivgesteinen (Melaphyr) an. Tertiäre Bildungen sind in dem Flußgebiete des Uruguay, quartäre Ablagerungen allenthalben in den ebenen Landstrichen vorhanden. Noch nicht genügend ausgebeutete Mineralien sind Gold (Goldquarzgänge in Tacuarembo), Kupfer, Blei, Eisen, Zink, Antimon, Steinkohle und Marmor; nur Achat, Karneol und Amethyst finden sich im nördlichen Grenzgebiete und werden in größerer Menge ausgeführt. Das Klima ist gemäßigt (Jahrestemperatur von Montevideo 16,8°, Januar 22,8°, April 17,8°, August 10,9°, Oktober 16,2°; Regenmenge 111 cm), doch erreichen die mittlern Extreme in Montevideo z. B. 35,4° und 1,5°. Warme Nordwinde wechseln mit kalten, feuchten Südost- und trockenen Südwestwinden ab, daher rasche Temperaturschwankungen, insbes. im Sommer. Die sonstigen Naturverhältnisse stimmen im allgemeinen mit denen der Argentinischen Republik überein. Am Nordrande finden sich noch ungemischte Bestände der Araucaria brasiliensis und Gebüsche des Ilex paraguayensis, neben ihnen stellenweise noch Haine von Kokospalmen (Cocos Yatai, Datil und australis). Den ganzen übrigen Teil des Landes nehmen die ausgedehnten baumlosen Grasebenen der Pampas ein. Zoologisch bildet U. den südlichsten Punkt der brasilischen Subregion der neotropischen Region und schließt sich in seiner Fauna speziell an Paraguay an, indem sich in einigen Arten auch hier die für Südamerika charakteristischen Nagetiere, Gürtel- und Faultiere finden. Die Bevölkerung wurde für Ende 1904 auf 1,039,000 berechnet, die Dichte ist etwa 4 auf 1 qkm. 1900 gab es 198,154 Fremde: 27,889 Brasilianer, 73,288 Italiener, 57,865 Spanier, 15,244 Argentinier, 12,879 Franzosen, 2057 Schweizer, aber nur 1562 Deutsche und 5523 andrer Nationen. 1903 wanderten 7268 Personen ein und 6247 aus; die Zahl der Heiraten betrug 1904: 2622, der Geburten 27,776, der Todesfälle 12,307. Die einheimische Bevölkerung, die sogen. Orientalen, besteht jetzt fast durchweg aus Mischlingen von Spaniern. auch Portugiesen, mit den Indianerstämmen der Charrua (Abteilung der Guaraní), Yaro, Bohane, Minuane u. a.; die schon 1830 freigelassenen Neger verschwinden mehr und mehr. Die Bevölkerung lebt zum großen Teil auf Höfen zerstreut, die größern Orte (es gibt nur fünf Städte) liegen meist am Fluß U., auf die Hauptstadt Montevideo mit ca. 140,000 entfällt fast ein Achtel der Gesamtbevölkerung. Für die Volksbildung wird neuerdings mehr gesorgt: (1903) 1003 Schulen mit 2078 Lehrern und 75,872 Kindern. Eine Universität (1905: 112 Dozenten) besteht in Montevideo, ebenso eine höhere Töchterschule, Gewerbe-, Militärschule, öffentliche Bibliothek, Museum. Staatskirche ist die römisch-katholische, doch sind alle andern Konfessionen geduldet. Haupterwerbszweig ist die Viehzucht. Der Viehstand hat infolge von Unruhen erhebliche Schwankungen aufzuweisen gehabt; über 7 Mill. Rinder, 0,6 Mill. Pferde und 18 Mill. Schafe haben heute einen Wert von mehreren hundert Mill. Mk., während man früher nur die Häute verwertete, das Fleisch wegwarf. Die Erzeugnisse der Viehzucht bilden heute noch 98 Proz. der Ausfuhr, doch gewinnen auch Land- und Weinbau an Bedeutung. 1899 wurden 378,000 Hektar mit Weizen, 132,530 Hektar mit Lein, 101,060 Hektar mit Vogelfutter und 64,345 Hektar mit Gerste bestellt. Die Industrie lehnt sich noch vorwiegend an die Viehzucht an, namentlich sind die großartigen Saladeros oder Pökelanstalten (zuerst 1862 in Fray Bentos, s. d.) von Bedeutung. Der Handel geht zum allergrößten Teil (drei Viertel) über Montevideo, andre wichtige Häfen sind Fray Bentos, Paysandú, Salto, Colonia. Die Einfuhr betrug 1905: 129,27, die Ausfuhr 129,25 Mill. Mk. An der Ausfuhr nahmen Frankreich, Brasilien, Argentinien, Belgien, Deutschland, England und Nordamerika teil, an der Einfuhr England, Argentinien, Deutschland, Frankreich, Italien, Nordamerika und Spanien. 1905 wurden für 114 Mill. Mk. Wolle, Felle und Häute, Talg und Fleisch und für 2,5 Mill. Mk. lebendes Vieh ausgeführt (1904: 146, bez. 4,2 Mill. Mk.); geschlachtet wurden 1900/01: 685,000 Stück Vieh. Eingeführt werden Textilwaren, Maschinen, Nahrungsmittel, Getränke, Eisen und Kohle. Der Binnenverkehr wird durch den Mangel an guten Straßen gehemmt, an Eisenbahnen waren 1906 in Betrieb 1946, an Telegraphenlinien 7910 km. Die Post beförderte 1904 durch 762 Bureaus im innern Verkehr: 16,749,484, im äußern Verkehr: 11,193,515 Briefpostsendungen. Durch Gesetz vom 20. Mai 1862 sind die metrischen Maße und Gewichte gültig geworden, jedoch die kastilischen nicht ganz verdrängt. Die Legua von 60 Cuadras zu 100 Varas = 5154 m, die Suerta de Estancia = 1992,28 Hektar, die Pipa zu 6 Barriles von 32 Frascos = 455,424 Liter. Die Fanega sencilla enthält an Getreide feststehend 140 und die Fanega doble an Mais 280 Lit. Man verkauft die meisten Waren nach der Arroba zu 25 Libras = 11,485 kg, trockene Felle nach der Pesada von 40 und gesalzene Häute nach der von 75 Libras. Die Republik hat seit 1862 Goldwährung auf Grundlage des Doblon = 10 Silberpesos zu 100 Centenas, obgleich kein Gold ausgemünzt wird, sondern fremde Goldmünzen nach festem Tarife (z. B. das deutsche 10-Markstück zu 2,30 Pesos) angenommen werden. In Silber sind Pesostücke von 25 g zu 900 Tausendstel fein = 4,05 Mk. der Talerwährung sowie Teilstücke zu 50,20 und 10 Centenas geprägt. Das Kupfergeld ist durch 500,000 Pesos Nickelmünzen von 5,2 und 1 Centavo ersetzt. Die 1896 errichtete Staatsbank löst ihre Noten zu 5, 1 und 1/2 Peso in Silber, größere in Gold ein.
Nach der Verfassung vom 10. Sept. 1829 (beschworen 18. Juli 1830) wird der Präsident auf vier Jahre gewählt; ihm zur Seite steht ein Kabinett von fünf Ministern. Die gesetzgebende Gewalt wird ausgeübt durch einen Senat von 19 Mitgliedern, die auf sechs Jahre indirekt gewählt werden, und durch ein Abgeordnetenhaus (69 Mitglieder), das alle drei Jahre direkt gewählt wird. Stimmrecht hat jeder männliche Bürger, der lesen und schreiben kann. Die richterliche Gewalt wird durch einen hohen Gerichtshof, Gerichte erster Instanz und Friedensrichter ausgeübt. Kriminalverbrechen werden durch Geschworne abgeurteilt. Der Code Napoléon ist als Gesetzbuch eingeführt. Die Verwaltungsbehörden (Juntas) der 19 Departements sind von der Zentralregierung fast unabhängig. Die Staatseinnahmen fließen wesentlich aus Zöllen und betrugen für das Etatsjahr 1904/05: 16,160,000 Pesos nacionales = 4,40 Mk., die Ausgaben 16,160,996 Pesos, die Staatsschuld beträgt (Ende 1904): 122,726,198 Pesos. Heerwesen: Diensttaugliche sind im Kriegsfall wehrpflichtig in der mobilen Nationalgarde (übt an Sonn- und Festtagen) vom 17.–30., in der Departementsklasse derselben (nur zur Ergänzung innerhalb ihres Departements) vom 31.–45., in der Territorialklasse (für Wachtdienst in den Bezirken) bis 60. Lebensjahr. Im Frieden bestehen (1905) an angeworbenen Truppen: 7 Jägerbataillone, 9 Kavallerieregimenter, ein Feldartillerieregiment (2 Batterien), 2 Festungsartilleriekompanien, 1 Maschinengewehrkompanie (zusammen 5800 Offiziere und Mannschaften). Oberster Kriegsherr ist der Präsident, dem Kriegsministerium (3 Abteilungen und technische Sektion) und Generalstab (6 Abteilungen) zur Seite stehen. Bewaffnung: Infanterie 7 mm-Mauser-Gewehre, Artillerie 7,5 cm Kruppsche Geschütze. Die Academia General Militar bildet junge Leute zu Offizieren aus. Die Flotte besteht (1905) aus 1 Kanonenboot und 2 Dampfern mit einer Besatzung von 22 Offizieren und 162 Matrosen. Hauptstadt ist Montevideo. Das Wappen der Republik (s. Tafel »Wappen III«) besteht aus einem von einer Sonne gekrönten ovalen Schild, der in vier Felder geteilt ist. Die obern Felder enthalten rechts in Blau eine goldene Wage, links in Silber den Cerro de Montevideo mit dreitürmigem Kastell; die untern rechts ein ungezäumtes braunes Pferd, links einen silbernen Stier in Blau. Die Flagge besteht aus vier horizontalen blauen Streifen in weißem Feld, mit einer Sonne in einer weißen Vierung im obern Winkel, zur Seite des Flaggenstocks (s. Tafel »Flaggen I«). Entsprechend der Bedeutung der Handelsbeziehungen des Deutschen Reiches nach U. soll in Mondevideo (1908) eine Ministerresidentur errichtet werden.
Geschichte.
U. gehörte seit der Errichtung des spanischen Vizekönigreichs Buenos Aires zu diesem und führte den Namen Banda Oriental (»Ostseite«), bildete aber beständig einen Zankapfel zwischen den Spaniern und den Portugiesen, die durch U. einen dem Handel von Buenos Aires sehr schädlichen Schleichhandel trieben. Als letzteres vom Mutterland abfiel und ein Bürgerkrieg ausbrach, besetzte die Regierung von Brasilien Anfang 1817 Montevideo und vereinigte 1821 die Banda Oriental unter dem Namen zisplatinische Provinz mit Brasilien. Argentinien erklärte des wegen den Krieg; doch vermittelte Großbritannien den Frieden von Rio de Janeiro 27. Aug. 1828, wodurch die Provinz Montevideo zu einem unabhängigen Staat erhoben wurde. Nachdem die von einem. Kongreß in Montevideo beschlossene Konstitution von den Schutzmächten England und Brasilien gutgeheißen worden, wurde sie 18. Juli 1830 als Verfassung der Republica oriental del U. beschworen und der General Fructuoso Rivera als Präsident gewählt. Am 1. März 1835 übernahm General Manuel Oribe die Präsidentschaft, ward jedoch schon im Oktober 1838 von Rivera gestürzt. In den nun folgenden Parteikämpfen stand auf der einen Seite Rivera, gestützt auf die Liberalen, auf der andern Seite Oribe, Repräsentant der großen Grundbesitzer (Estanceros). Riveras Anhänger hießen Colorados (die Roten), die Anhänger Oribes Blancos (die Weißen). Beide Parteien suchten Rückhalt an dem benachbarten Argentinien, die Blancos bei dem Diktator Rosas, die Colorados bei seinen Gegnern. Aber Rivera erlitt im März 1845 und im Januar 1847 entscheidende Niederlagen und mußte im Ausland Hilfe suchen. Am 29. Mai 1851 wurde zwischen den drei Staaten U., Brasilien und Entre Rios eine Tripelallianz geschlossen, und darauf rückten Truppen von Entre Rios und Corrientes sowie ein brasilisches Korps in U. ein. Oribe mußte 2. Sept. die Belagerung von Montevideo nach achtjähriger Dauer aufgeben und wurde 3. Okt. bei Las Piedras geschlagen. Am 8. Okt. zog die Bundesarmee in Montevideo ein; doch war Oribes Partei (die Blancos) so zahlreich, daß sie bei der Präsidentenwahl im März 1852 ihren Kandidaten Giro durchsetzte. Derselbe ward jedoch schon im September 1853 gestürzt. Am 13. Jan. 1854 starb Rivera, und Benancio Flores wurde 12. März zum Präsidenten der Republik (bis 1. März 1856) gewählt. Indessen hatten sich die Colorados, denen Flores die Präsidentschaft verdankte, in zwei Parteien gespalten, von denen die mächtigere sich gegen ihn erklärte. Seine Lage wurde noch schwieriger, als im August 1855 Oribe wieder erschien. Der Kampf wurde nur dadurch vermieden, daß Flores 9. Sept. abdankte und Manuel Bustamente bis zum März 1856 an seine Stelle trat. Da 1864 keine Präsidentenwahl zustande kam, so trat der zeitherige Vizepräsident Aguirre die Präsidentschaft provisorisch an. Dieser wies Entschädigungsansprüche Brasiliens zurück, da der Diktator von Paraguay, Lopez, seine Unterstützung versprach, und erklärte Brasilien den Krieg. Hierauf rückten im Oktober 1864 brasilische Truppen in U. ein, und die Truppen des Generals Flores, von der brasilischen Flotte unterstützt, eroberten die Stadt Paysandú 2. Jan. 1865. Am 20. Febr. kam mit Flores in La Union ein Friedensvertrag zustande, dem zufolge letzterer als Gefe del Gobernio provisorio in Montevideo einzog. Seitdem hatten die Colorados, die sich auf die Einwanderer, besonders die Italiener, stützten, die Herrschaft. Flores ging sofort ein Bündnis mit Brasilien gegen Paraguay ein, dem im Mai auch die Argentinische Republik beitrat. Der Krieg verlief jedoch nicht so glücklich und rasch, wie die Verbündeten erwartet hatten (s. Paraguay, S. 421). Im Innern suchte er die Parteien zu versöhnen und geordnete Zustände herzustellen, jedoch ohne Erfolg. Am 19. Febr. 1868 ward Flores auf der Fahrt in das Gouvernementshaus von vier Blancos ermordet. Der Aufstand mißlang jedoch, und die Rädelsführer wurden noch an demselben Tage standrechtlich erschossen. Der Senat ernannte nun den Bruder des Ermordeten, Manuel Flores, zum provisorischen Präsidenten und, als dieser 22. Febr. plötzlich gestorben war, den General Lorenzo Battle, einen gemäßigten Colorado, der am 1. März definitiv zur Präsidentschaft berufen wurde. Am 1. März 1872 folgte Thomas Gomensoro, auf diesen 1. März 1873 José Ellauri. Dieser wurde 18. Jan. 1875 vertrieben, und Varela trat an seine Stelle. Alle diese Machthaber bereicherten sich in schamloser Weise aus den Staatseinkünften, oder wurden, wenn sie davor zurückscheuten, von ihren Genossen gestürzt. Handel und Wandel stockten, die Landwirtschaft verfiel, und die Staatskassen waren stets leer. Im April 1875 beschloß daher die Legislative, die Zinsen der Staatsschuld nicht zu bezahlen. Im März 1876 wurde Varela wieder gestürzt vom Obersten Latorre. Derselbe herrschte, auch nachdem er sich im Februar 1879 zum konstitutionellen Präsidenten hatte wählen lassen, durchaus despotisch und vernichtete seine Gegner mit rücksichtsloser Grausamkeit, stellte aber wenigstens für einige Zeit den innern Frieden her. Doch dankte er 17. März 1880 plötzlich ab und ging nach Brasilien aus Furcht vor der Entdeckung großer Unterschleife in den Staatskassen. Ihm folgte Vidal als Präsident, der 1882 von dem rohen General Santos verdrängt wurde. Derselbe schlug einen Einfall von Aufständischen aus Argentinien bei Quebracho 31. März 1886 zurück und ward bis 1. März 1887 zum Präsidenten gewählt, dankte indes, nachdem er das Land genügend ausgeplündert hatte, schon im November 1886 ab und hatte den General Tajes zum Nachfolger. Unter ihm und seinem Nachfolger Julio Herrera (bis 1894) kehrten Ruhe und Ordnung zurück, und U. begann sich zu heben; allein unter J. J. Borda riß ganz die alte Mißwirtschaft wieder ein, bis dieser 23. Aug. 1897 ermordet wurde. Ihm folgte der bisherige Vizepräsident Cuestas und machte endlich energische Anstrengungen, den Parteihader zu beseitigen. Um die seit 1896 in offener Empörung befindlichen Blancos zu versöhnen, hob er die Verfassung auf und setzte an Stelle der Kammern eine Notabelnversammlung, in der er ihnen ein Drittel der Sitze einräumte. So erreichte er es, 1899 als konstitutioneller Präsident von beiden Parteien gewählt zu werden, und konnte, nach einer friedlichen und erfolgreichen Amtszeit, 1903 die Gewalt in die Hände seines rechtmäßig erwählten Nachfolgers J. Battle Ordoñez niederlegen.
Vgl. T. Vaillant, La República Oriental del U. (Montevideo 1873); »The Republic of U.« (hrsg. vom Generalkonsul in London, 1889); van Bruyssel, La République orientale de l'U. (Brüssel 1889); die Veröffentlichungen der »Direccion de Estadistica general«; Mulhall, Handbook of the River Plate Republics (6. Aufl., Lond. 1893); de Maria, Compendio de la historia de la Republica Oriental U. (Montevideo 1864); F. Bauza, História de la dominacion españolaen el U. (das. 1880); Lomba, La República Oriental del U. (das. 1884); Araujo, Geografia nacional de la Republica Oriental del U. (2. Aufl., das. 1895); de Saint-Foix, La Republique oriental de l'U. (Par. 1894); »U. Republic: its geography, history, rural industries, commerce, etc.« (Liverpool 1897); F. Martin, Through fife republics (Lond. 1905); Kaerger, Landwirtschaft und Kolonisation im spanischen Amerika, Bd. 1 (Leipz. 1901); Bollo, Atlas geografico y descripcion geografica y statistica etc. (Montevideo 1896); Jannasch, Spezialkarte von Santa Catharina, Rio Grande do Sul und U., 1:1,000,000 (Berl. 1907).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.