Luise

Luise

Luise (franz. Louise), weibliche Form des Namens Louis (vgl. Ludwig, S. 773). Die hervorragendsten Trägerinnen des Namens sind:

1) L. Henriette, Kurfürstin von Brandenburg, geb. 27. Nov. 1627, gest. 18. Juni 1667, Tochter des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, seit 7. Dez. 1646 mit dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm vermählt, gebar ihm fünf Söhne und eine Tochter, von denen aber bloß der dritte Sohn, Friedrich (der erste König von Preußen), den Vater überlebte. Ihrem Gemahl, den sie auf allen Reisen und Feldzügen begleitete, stand sie stets beratend und tröstend zur Seite, sie gründete Oranienburg und stiftete dort ein Waisenhaus. Die ihr zugeschriebenen geistlichen Lieder, z. B. das bekannte »Jesus, meine Zuversicht etc.«, sollen nicht von ihr, sondern von O. v. Schwerin, ihrem Freund und dem Erzieher ihrer Kinder, herrühren. In Mörs wurde ihr 1904 ein Denkmal (von Baucke) errichtet, ein Geschenk Kaiser Wilhelms II. Ihr Leben beschrieb Knauth (Halle 1867) und Rousselle (Berl. 1900). Vgl. »Andachtsbuch L. Henriettes von Brandenburg« (hrsg. von Runge 1653; neu bearbeitet von Irenäus, Berl. 1880).

2) L. Charlotte, Herzogin von Kurland, geb. 3. Sept. 1617 als ältestes Kind des Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg, gest. 29. Aug. 1676, vermählte sich 7. Okt 1645 mit Jakob, 1642–1682 Herzog von Kurland (s. Kurland, Geschichte). Vgl. A. Seraphim, Eine Schwester des Großen Kurfürsten, L. Charlotte (Berl. 1901).

3) Auguste Wilhelmine Amalie L., Königin von Preußen, eine der edelsten Frauen der Geschichte, Tochter des Herzogs Karl Ludwig Friedrich von Mecklenburg-Strelitz, geb. 10. März 1776 in Hannover, wo damals ihr Vater Gouverneur war, gest. 19. Juli 1810, verlor schon im 6. Jahr ihre Mutter und ward erst in Herrenhausen, dann in Darmstadt von ihrer Großmutter, der Landgräfin Marie Luise Albertine, und einer Schweizerin, Fräulein v. Gélieux, erzogen. Von 1791 bis März 1793 verweilte sie bei ihrer Schwester, der Herzogin Charlotte von Sachsen-Hildburghausen, lernte auf der Rückreise in Frankfurt a. M. den Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, der seinen Vater Friedrich Wilhelm II. in den französischen Krieg begleitete, kennen und verlobte sich 24. April 1793 in Darmstadt mit ihm, während gleichzeitig ihre jüngere Schwester, Friederike, die Braut des Prinzen Ludwig von Preußen wurde. Am 24. Dez. fand in Berlin die Vermählung statt. Durch ihre Schönheit, Anmut und Herzensgüte gewann sie aller Herzen und fand ihr höchstes Glück in einfach häuslichem Leben mit ihrem Gemahl und ihren Kindern. Als ihr Gemahl 1797 den Thron bestieg, vereinigte L. die Pflichten der Königin redlich mit denen der Gattin und Mutter, begleitete ihren Gemahl auf seinen Reisen durch die Pro vinzen und linderte gern die Not der Unglücklichen. Beim Ausbruch des Krieges von 1806 ging sie mit ihrem Gemahl nach Naumburg und nach der Schlacht bei Jena nach Königsberg und Memel. Vergeblich war ihre demütigende Unterredung mit Napoleon I., der sie durch schmähliche Verleumdungen beleidigt hatte, in Tilsit 6. Juli 1807, wodurch man billigere Friedensbedingungen zu erlangen hoffte. Sie lebte hierauf mit der königlichen Familie in und bei Königsberg, ihre Muße namentlich dem Studium der Geschichte und der deutschen Literatur widmend, verlor aber, den furchtbaren Sturz des Staates schmerzlich empfindend, den Mut und das Vertrauen auf Gott nicht, richtete durch ihren Trost auch ihren tief gebeugten Gemahl auf und bemühte sich, während sie früher jede Einmischung in Staatsangelegenheiten vermieden hatte, nun eifrig, Stein zur Leitung des Staates zu verhelfen und ihn im Ministerium zu erhalten, da sie mit ihm wie mit Scharnhorst und Gneisenau über die Reformen einverstanden war. Ihr persönliches Verdienst ist es, daß Schlesien nicht an Napoleon abgetreten wurde. Auf Einladung des Kaisers Alexander I. reiste sie mit dem König 27. Dez. 1808 nach Petersburg, im Dezember 1809 kehrte sie nach Berlin zurück, starb aber während eines Besuches bei ihrem Vater auf dem Schloß Hohenzieritz bei Neustrelitz und ward im Schloßgarten zu Charlottenburg beigesetzt, wo ihr und ihrem Gemahl ein Mausoleum errichtet wurde und auch das herrliche Marmorbild der schlafenden Königin, von Rauch (s. Tafel »Bildhauerkunst XIII«, Fig. 4), steht. 1879 wurde ihr Marmorstandbild von Encke im Berliner Tiergarten enthüllt (s. Tafel »Berliner Denkmäler II«, Fig. 5). Ein nach der Natur modelliertes Jugendbildnis von ihr bietet die Schadowsche Gruppe (s. Tafel »Bildhauerkunst XII«, Fig. 4), die sie mit ihrer Schwester darstellt. Ihrem Andenken sind die Luisenstiftung (s. d.). in Berlin u. der Luisenorden (s. d.) gewidmet. Ihren Briefwechsel mit König Friedrich Wilhelm III. gab Bailleu (Berl. 1903) heraus. Vgl. Eylert, Gedächtnisfeier der Königin L. von Preußen (Potsd. 1816); ihre Biographien von Adami (17. Aufl., Gütersl. 1903), Kluckhohn (Berl. 1876), E. Engel (das. 1876), G. Horn (5. Aufl., das. 1898), Stein (Nietschmann, 5. Aufl., Halle 1904), HudsonLife and times of Louisa, Queen of Prussia«, 3. Aufl., Lond. 1877; deutsch von Pfau, 3. Aufl., Leipz. 1901), v. Petersdorff (2. Aufl., Bielef. 1904), Lonke (Leipz. 1903) und Brendicke (Berl. 1904); Martin, Briefe der Königin L. (das. 1887); Braun, L., Königin von Preußen, in ihren Briefen (das. 1888); Belling, Die Königin L. in der Dichtung (2. Aufl., das. 1890).

4) L. Dorothea, Herzogin von Sachsen-Gotha, geb. 10. Aug. 1710 in Koburg, gest. 22. Okt. 1767, Tochter des Herzogs Ernst Ludwig I. von Meiningen, wurde nach dem Tod ihres Vaters (1724) in Koburg von ihrer Stiefmutter, einer Tochter des Großen Kurfürsten, erzogen, vermählte sich 1729 mit ihrem Vetter, dem Erbprinzen, spätern Herzog Friedrich III. von Gotha (gest. 1772), dem sie vier Kinder gebar, und stand ihrem Gemahl als kluge Beraterin zur Seite. Sie nahm lebhaften Anteil an schöner Literatur und Wissenschaft, namentlich der französischen, und unterhielt mit vielen Gelehrten und Dichtern einen lebhaften Briefwechsel meist in französischer Sprache, so mit Voltaire, Diderot, d'Alembert und v. Grimm. Auch mit Friedrich d. Gr. korrespondierte sie und empfing 1757 und 1762 seinen Besuch auf dem Friedenstein. Vgl. Jenny v. d. Osten, L. Dorothea, Herzogin von Sachsen-Gotha (Leipz. 1893).

5) L., Herzogin von Sachsen-Koburg, s. Ernst 19; vgl. v. Ebart, L., Herzogin von Sachsen-Koburg-Saalfeld (Minden 1903).

6) L. von Sachsen-Koburg, Gemahlin des in Wien lebenden Prinzen Philipp von Sachsen-Koburg, geb. 18. Febr. 1858, älteste Tochter des Königs Leopold II. von Belgien (s. Leopold 10), wurde wegen ihrer Schulden, die ihr Gemahl nicht bezahlen wollte, für geisteskrank erklärt, entfloh aber 1904 aus der Nervenheilanstalt Pierson bei Dresden und hielt sich in Paris auf. Dort wurde im Februar 1905 festgestellt, daß sie geistig nicht krank sei; seitdem schwebt der Ehescheidungsprozeß.

7) L. von Savoyen, Herzogin von Angoulême, geb. 1476, gest. 1531, Tochter des Herzogs Philipp von Savoyen, wurde 1488 mit Karl von Orléans, Grafen von Angoulême, vermählt, dem sie 1494 den spätern König Franz I. gebar, und den sie bereits 1495 durch den Tod verlor. Unter der Regierung ihres Sohnes übernahm sie wiederholt in Gemeinschaft mit dem Kanzler Duprat die Regierung des Landes. Der von ihr begangenen Verschleuderungen öffentlicher Gelder beschuldigte sie den Intendanten Semblançay und ließ ihn hinrichten. Dagegen brachte sie die Liga von Cognac zustande (1526) und schloß 1529 mit Margarete von Österreich den Damenfrieden von Cambrai. Sie begünstigte die Wissenschaften, haßte und verfolgte aber die Anhänger der Kirchenreform. Ihr »Journal« ist in den »Mémoires relatifs à l'histoire de France« abgedruckt. Vgl. Jacqueton, La politique extérieure de Louise de Savoie (Par. 1892); de Maulde la Clavière, Louise de Savoie et François I (das. 1895); Lefranc und Boulenger, Comptes de Louise de Savoie et de Marguerite d'Angoulême (das. 1905).

8) L. Ulrike, Königin von Schweden, Tochter Friedrich Wilhelms I. von Preußen, geb. 24. Juli 1720, gest. 16. Juli 1782, vermählte sich 1744 mit dem schwedischen Thronfolger Adolf Friedrich (s. Adolf 9). Schön, geistreich und talentvoll, aber herrschsüchtig und leidenschaftlich, griff sie schon als Kronprinzessin oft entscheidend in die Politik ein. Nach der Thronbesteigung ihres schwachen Gemahls (1751) brach sie mit ihren bisherigen Freunden und arbeitete mit Hilfe einer Hofpartei auf eine Erweiterung der königlichen Rechte hin, sah sich aber nach dem Scheitern eines von ihr 1756 angeregten Staatsstreiches vielen persönlichen Kränkungen ausgesetzt, so 1757 der Beteiligung Schwedens am Kriege gegen ihren Bruder Friedrich d. Gr. Trotzdem ungebeugt, verband sie sich seit 1762 bald mit den »Mützen« (s. d.), bald mit den »Hüten« (s. d.), vermochte aber ihr Ziel nicht zu erreichen. 1771 Witwe geworden, ging sie nach Berlin, kehrte aber 1772 nach Schweden zurück, wo sie mit ihrem Sohn Gustav III. in einem gespannten Verhältnis lebte, das 1778 nach der Geburt Gustavs IV. Adolf, dessen Legitimität sie anzweifelte, sich zu einem offenen, nie ausgeglichenen Zerwürfnis erweiterte. Eine der geistig bedeutendsten Fürstinnen des 18. Jahrh., stand sie mit vielen berühmten Zeitgenossen (Grimm, Helvetius, Maupertuis, Voltaire etc.) in Briefwechsel, besaß eine prächtige Bilder-, Bücher- und Urkundensammlung, stiftete 1753 aus eignen Mitteln die noch jetzt bestehende schwedische Akademie der schönen Literatur, Geschichte und Altertumskunde, verwendete große Summen für Wohlfahrts-, bez. industrielle Zwecke und unterstützte viele Gelehrte, so Linné und Dalin. Vgl. F. Arnheim, Die Memoiren der Königin von Schweden, L. Ulrike (Halle 1888); H. Hüffer und F. Arnheim, Das Zerwürfnis Gustavs III. von Schweden mit seiner Mutter L. Ulrike (Leipz. 1893). Ein wertloses, gefälschtes Plagiat ist O. G. v. Heidenstams »Une soeur du Grand Frédéric, Louise Ulrique« (Par. 1897).

9) L. Antoinette Maria von Toskana, die geschiedene Gemahlin des Kronprinzen, jetzigen Königs Friedrich August III. von Sachsen (s. Friedrich 73), geb. 2. Sept. 1870, Tochter des Großherzogs Ferdinand IV. von Toskana (s. Ferdinand 38), wurde wegen Ehebruchs von ihrem Gatten, mit dem sie seit 21. Nov. 1891 vermählt war, 11. Febr. 1903 gerichtlich geschieden und erhielt auf Ansuchen im Juli den Namen und Adelstitel einer Gräfin von Montignoso. Sie gebar 4. Mai 1903 in Lindau eine Tochter Anna Monica Pia, die rechtlich ein eheliches Kind des Königs ist, lebte darauf einige Zeit zu Schloß Ramo bei Lyon u. in Schloß Ventnor auf der Insel Wight, siedelte im Mai 1904 nach dem ihrer Familie gehörigen Schloß Wartegg am Bodensee und später nach Florenz über.

10) (Loysa) Raugräfin, s. Degenfeld.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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