- Wight [1]
Wight (spr. ŭait), eine zu Hampshire gehörige Insel, von der Südküste Englands durch die bis 6 km breiten Meeresarme Solent und Spithead getrennt (s. Kärtchen, S. 622), ist 36 km lang, 20 km breit und hat ein Areal von 377,7 qkm (6,8 QM.) mit (1901) 82,418 Ein w. (218 auf 1 qkm). Eine Kette von Kreidehügeln durchzieht die Mitte der Insel, von den Culver Cliffs im O. bis zu den zackigen, von den Meereswogen zernagten Needles (»Nadeln«) im Westen. Eine zweite, höhere Hügelreihe (St. Boniface Down, 239 m) liegt im S. der Insel und bildet hier eine höchst malerische Steilküste. Ausgedehnte Bergschlipfe haben hier 1799, 1810 und 1818 stattgefunden (daher der Name Undercliff für die 9–10 km lange Reihe von Klippen und Terrassen von Shanklin bis Blackgang Chine). Dieser südliche, durch Felsmauern gegen kalte Winde geschützte Teil der Insel ist es, der durch sein mildes und gesundes Klima weltbekannt geworden ist. Myrten, Fuchsien, Verbenen und andre exotische Pflanzen wachsen hier im Freien. In geologischer Hinsicht ist die Insel höchst interessant. Tertiäre Bildungen herrschen im nördlichen, flachern Teil vor, Kreide mit Grünsand und Wälderton im S. Haupt fluß ist die Medina, die bei Cowes in den Solent mündet. Die ehemaligen großen Ulmen- und Eichenwaldungen der Insel sind jetzt großenteils gelichtet. Ausgeführt werden Wolle und Lämmer, Weizen, Mehl, Zementsteine und weißer Sand. Newport ist Hauptstadt.
Die Hauptseebadeorte sind Ryde, Ventnor, Freshwater, Cowes; unweit des letztern Osborne, der prächtige königliche Landsitz. – W. war schon im frühesten Altertum den Massiliensern bekannt, die von da ihren Zinnhandel betrieben. 43 n. Chr. wurde die Insel unter Kaiser Claudius von Vespasian für die Römer, die sie Vectis nannten, erobert; später gehörte sie zu Wessex und war dann unabhängig, bis die Einwohner sich Edward, dem Sohn Alfreds d. Gr., unterwarfen. Im spätern Mittelalter bildete sich ein englisches Lehnsfürstentum, das nach dem Tode des letzten Inhabers, Henry Beauchamp, Graf von Warwick (s. Warwick), endgültig der Krone England einverleibt wurde. Vgl. Adams, The Isle of W. (neue Ausg., Lond. 1884); Cornish, The Isle of W. (das. 1905); Ward, The Isle of W. (geologisch, das. 1906); Shore, History of Hampshire, including the Isle of W. (das. 1892).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.