Arnold [2]

Arnold [2]

Arnold, 1) Christoph, als astronomischer Beobachter bekannter Bauer, geb. 17. Dez. 1650 in Sommerfeld bei Leipzig, gest. 15. April 1695, entdeckte den Kometen von 1683 und beobachtete 31. Okt. 1690 den Durchgang des Merkur durch die Sonne. Er schrieb: »Göttliche Gnadenzeichen, in einem Sonnenwunder vor Augen gestellt« (Leipz. 1692).

2) Gottfried, luther. Theolog, geb. 5. Sept. 1666 in Annaberg, gest. 20. Mai 1714 in Perleberg, ward 1697 Professor der Geschichte in Gießen, legte aber, in Dresden schon früher von Spener pietistisch angeregt, alsdann in Quedlinburg einem mystischen Separatismus zugeführt, 1698 seine Professur nieder, um nach Quedlinburg zurückzukehren. Doch änderte er seine Ansicht wieder, ward Hofprediger der verwitweten Herzogin von Sachsen-Eisenach in Allstedt, verheiratete sich 1701 und wurde 1704 Prediger zu Werben, 1707 in Perleberg. Sein Hauptwerk ist die ihrer Zeit schon durch die deutsche Darstellung Aufsehen erregende »Unparteiische Kirchen- und Ketzerhistorie« (beste Ausgabe, Schaffhaus. 1740–42, 3 Bde.), worin er den Ketzern ein Streben nach wahrem Christentum zuschrieb und ihre Berechtigung durch die Mängel und Ausartung der Kirche nachwies. Vgl. Dibelius, Gottfried A. (Berl. 1873); Flöring, Gottfried A. als Kirchenhistoriker (Darmst. 1883).

3) Georg Daniel, Rechtsgelehrter, auch als elsäss. Dichter bekannt, geb. 18. Febr. 1780 in Straßburg, gest. daselbst 18. Febr. 1829, ward 1806 Professor des Code civil an der Rechtsschule zu Koblenz, 1809 Professor der Geschichte zu Straßburg, 1811 zugleich Professor der Rechtswissenschaft, 1820 Präfekturrat, welche Stelle er aber wieder aufgab. Er schrieb: »Elementa juris civilis Justinianei, cum Codice Napoleoneo et reliquis legum codicibus collata« (Straßb. u. Par. 1812). Bekannt ist sein Lustspiel »Der Pfingstmontag« (»Le lundi de la Pentecôte«), im Straßburger Dialekt (Straßb. 1816, 2. Aufl. mit einer Auswahl von Gedichten und Biographie 1851; auch in Reclams Universal-Bibliothek), das Goethes besonderes Lob erntete.

4) Friedrich, Anatom, geb. 8. Jan. 1803 in Edenkoben, gest. 4. Juli 1890 zu Heidelberg, studierte seit 1821 daselbst, wurde 1826 Prosektor an der dortigen Anatomie, 1835 Professor der Anatomie in Zürich, 1840 in Freiburg, 1845 in Tübingen und 1852 Professor der Anatomie und Physiologie in Heidelberg. Er bereicherte die Anatomie durch mehrere wichtige Entdeckungen und lieferte bedeutungsvolle Beiträge zur Anatomie des Zentralnervensystems, des Auges, der Gelenke und Bänder sowie Untersuchungen über Gallenabsonderung, Lungenkapazität etc. Er schrieb: »Über den Ohrknoten« (Heidelb. 1828); »Der Kopfteil des vegetativen Nervensystems« (das. 1830); »Über das Auge des Menschen« (das. 1832); »Icones nervorum capitis« (2. Aufl., das. 1860); »Physiologie des Menschen« (Zür. 1836–42); »Tabulae anatomicae« (das. 1838–42); »Handbuch der Anatomie des Menschen« (Freiburg 1844–51, 3 Bde.); »Zur Physiologie der Galle« (Mannh. 1853); »Über die Atmungsgröße des Menschen« (Heidelb. 1855) u.a.

5) Fedor Karlowitsch, russ. Forstwirt und Staatsmann, geb. 1819 in St. Petersburg, gest. 8. März 1902, Sohn des Begründers der Moskauer praktischen Handelsakademie und Bruder des Komponisten Georg K. A. Seit 1842 wirkte er theoretisch und praktisch für Einführung eines geregelten Forstwirtschaftsbetriebes. Von 1842–58 war er Direktor des Forstdepartements; daneben hielt er seit 1847 Vorlesungen an der Forstakademie und wurde 1858 Professor an der land- und forstwirtschaftlichen Akademie zu Petrowskoje bei Moskau, deren Direktor er von 1876–83 war. 1883 wurde er zum Mitgliede des Ministeriums für Landwirtschaft und das Kronvermögen ernannt. Er schrieb: »Handbuch der Forstwirtschaft«, »Forsttaxationen«, »Forstwirtschaft in den russischen Wäldern« (1880), »Veranschlagung der in den russischen Waldungen arbeitenden Kapitalien und deren Resultate und Verzinsung« (1884) und »Der russische Wald« (3 Bde.).

6) Wilhelm, Rechtslehrer, geb. 28. Okt. 1826 zu Borken in Hessen, gest. 3. Juli 1883 in Marburg, habilitierte sich 1850 in Marburg, wurde 1855 Professor in Basel und 1863 in Marburg. Er schrieb: »Verfassungsgeschichte der deutschen Freistädte im Anschluß an die Verfassungsgeschichte der Stadt Worms« (Hamb. u. Gotha 1854, 2 Bde.); »Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten« (Basel 1861); »Kultur und Rechtsleben« (Berl. 1865); »Kultur und Recht der Römer« (das. 1868); »Ansiedelungen und Wanderungen deutscher Stämme, zumeist nach hessischen Ortsnamen« (Marb. 1875, 2 Bde.); »Deutsche Urzeit« (3. Aufl., Gotha 1881); »Fränkische Zeit« (das. 1882); »Studien zur deutschen Kulturgeschichte« (Stuttg. 1882).

7) Julius, Mediziner, Sohn von A. 4), geb. 19. Aug. 1835 in Zürich, studierte seit 1854 in Heidelberg, ließ sich daselbst 1861 als Arzt nieder, habilitierte sich 1863 als Privatdozent und wurde 1870 Professor für allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie und Direktor des pathologisch-anatomischen Instituts in Heidelberg. Er fand die nervöse Spiralfaser und die perizellulären Nervennetze an den sympathischen Ganglienzellen, auch gelang ihm der Nachweis atypischer Kernteilungsfiguren und der pluripolaren Mitosen in Geschwülsten; er lieferte Untersuchungen über die Morphologie der extravaskulären und intravaskulären Gerinnung, über Blutdrüsen, Kreislaufstörungen, Geschwülste, Mißbildungen etc. sowie Beiträge zur Morphologie und Biologie der Zellen und der Plasmosomen. Er schrieb: »Über die Bindehaut der Hornhaut und den Greisenbogen« (Heidelb. 1860); »Das glatte Muskelgewebe« (Leipz. 1870); »Anatomische Beiträge zur Lehre von den Schußwunden« (Heidelb. 1873); »Beiträge zur Entwickelungsgeschichte des Auges« (das. 1874); »Untersuchungen über Staubinhalation und Staubmetastase« (Leipz. 1885); »Über den Kampf des menschlichen Körpers mit den Bakterien« (Heidelb. 1888).

8) Johann, Müller, s. Arnoldscher Prozeß, S. 804

9) Hans, Pseudonym, s. Bülow (Babette von)

[Englische Musiker und Schriftsteller] 10) Samuel, engl. Komponist, geb. 10. Aug. 1740 in London, gest. daselbst 22. Okt. 1802, wurde in der königlichen Vokalkapelle unter Gates und Nares gebildet; 1763 Komponist für das Coventgarden-Theater, 1769–71 selbst Theaterunternehmer (Marylebone-Gardens), 1783 Nachfolger von Nares als königlicher Kapellkomponist, 1793 auch Organist der Westminsterabtei. Seit 1789 leitete er auch die Concerts of ancient music, begründete mit Calcott den Glee-Club, ist überhaupt eine der damaligen Londoner Musiknotabilitäten. A. hat 48 Opern und Intermezzi geschrieben, ferner 5 Oratorien, auch Konzerte, Ouvertüren, Sonaten und kirchliche Werke, setzte die von Boyce begonnene Sammlung »Cathedral music« fort (1790, 4 Bde.) und redigierte eine (fehlerreiche) Gesamtausgabe der Werke Händels (1786 ff., 36 Bde.).

11) Thomas, geb. 13. Juni 1795 in Cowes auf der Insel Wight, gest. 12. Juni 1842 in Oxford, ein für das kirchliche Leben und das Erziehungswesen Englands hochwichtiger Mann, wirkte zunächst als Mentor von Privatzöglingen, dann als Vorsteher der öffentlichen Schule in Rugby. Seinen Sinn für deutsche Literatur betätigte er als Bearbeiter von Niebuhrs römischer Geschichte (»History of Rome«, 3 Bde., unvollendet, 1846–49 u. ö.). Er war einer der ältesten und klarsten Vertreter der breitkirchlichen Partei und entschiedener Gegner des Puseyismus. 1841 übernahm er die Professur der Geschichte zu Oxford. Vgl. Stanley, Life and correspondence of Th. A. (zuletzt [901; deutsch, Potsd. 1846); Zinzow, Thomas A. (Stett. 1869); Wuttig, Thomas A. (Hannov. 1884); Fitch, Th. and Matthew A. and their influence on English education (Lond. 1897).

12) Matthew, engl. Dichter und Kritiker, Sohn des vorigen, geb. 24. Dez. 1822 in Laleham (Middlesex), gest. 15. April 1888 in Liverpool, studierte seit 1840 in Oxford, war 1847–51 Privatsekretär des Lords Lansdowne und später Schulinspektor. An Dichtungen hatte er (anonym) »The strayed reveller, and other poems« (Lond. 1848), »Empedocles on Etna« (1853, neue Ausg. 1868) und »Poems« (1854, 2 Bde.) veröffentlicht. 1857 wurde er Professor der Poesie in Oxford, studierte 1859 im Auftrag der Regierung in Frankreich, Deutschland und Holland das Unterrichtswesen. Seine Ansichten darüber gab er in »A French Eton, or education and the state« (1864) und »Schools and universities on the Continent« (1868,3. umgearbeitete Aufl. 1882). Seinen poetischen Formensinn bewährte er in den »New Poems« (2. Aufl. 1868) und in seiner Homerübersetzung in englischen Hexametern. Darüber handelte er theoretisch in dem Werk: »On translating Homer« (1861). Dies zusammen mit seinen »Essays on criticism« (1865, 2. Aufl. 1869; zweite Folge 1888) und mit seiner »Celtic literature« (1867) sind seine kritischen Hauptwerke. 1867 legte er seine Professur in Oxford nieder. Zu seinen populär-theologischen Schriften gehören: »St. Paul and Protestantism« (2. Aufl. 1871); »Literature and dogma« (1873); »God and the Bible« (1875); »Last essays on church and state« (1877). A., der allmählich von den orthodoxen Ansichten der englischen Staatskirche zu sehr freien Überzeugungen vorschritt, ist als Prosaiker und Kritiker von viel größerm Einfluß gewesen denn als Dichter. Er hat als Kritiker durch das Herauskehren des persönlichen Elements geradezu reformatorisch gewirkt. Eine vollständige Ausgabe seiner Gedichte erschien 1877 in 2 Bänden, 1890 in 1 Band. Seine Briefe wurden von George W. E. Russell herausgegeben: »The letters of Matthew A. 1848–1888« (Lond. 1895, 2 Bde., neue Ausg. 1901). Vgl. Saintsbury, Matthew A. (Lond. 1899); H. Paul, M. A. (das. 1902).

13) Sir Edwin, engl. Dichter, Sprachgelehrter und Journalist, geb. 10. Juni 1832, studierte in Oxford und wurde zum Direktor des Government Sanscrit College in Puna ernannt. Von Indien 1861 nach England zurückgekehrt, leitet er seither den »Daily Telegraph«, auf dessen Kosten die Entsendung des Assyriologen G. Smith nach Niniveh erfolgte, und teilweise die Expedition H. Stanleys zur Auffindung Livingstones. Er veröffentlichte allzu wörtliche Übersetzungen aus dem Griechischen (»The poets of Greece«, 1869; »Hero and Leander«, nach Musäos, 1873) und das Drama »Griselda« (1856), »Poems, narrative and lyrical« (1853, darunter »A ma future«) und als Früchte seiner orientalischen Studien: »The book of good counsels« (Ausgabe und abgekürzte Übersetzung der »Hitopadesa«, 1861), »The Indian song of songs« (1875, neue Ausg. als »Indian poetry«, 1883). »The light of Asia«, ein großes Gedicht über Leben und Lehre des Buddha (1879, in vielen Auflagen erschienen; deutsch von Pfungst, Leipz. 1891), ist sein Hauptwerk, dem als schwächeres christliches Gegenstück 1891 »The light of the world« folgte. Auch schrieb er eine »History of India under the administration of the Earl of Dalhousie« (1864, 2Bde.), »India revisited« (1886) und gab eine Sammlung seiner Reisebriefe von seiner 1889 unternommenen Weltfahrt u. d. T.: »Seas and lands« (1891) heraus sowie 1892 »Potiphars Wife and other poems«. A. dankt seine Erfolge hauptsächlich der glücklichen Stoffwahl. Als Übersetzer ist er etwas pedantisch, und als freier Dichter fehlt es ihm an guter Technik und stilistischem Reiz.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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